Vreid
"Es ist meine Passion!"
Interview
VREID melden sich mit „Lifehunger“ zurück, einem starken Album, mit dem ein neues Kapitel in der Geschichte der Band beginnt. Da lag es nahe, eine eilige Brieftaube mit einigen Fragen in den hohen Norden zu schicken. Songwriter und Bassist Hváll beantwortete sie uns aus seinem heimischen Arbeitszimmer.
„Auf ‚Lifehunger‘ drückt sich die Dualität von Leben und Tod aus.“
Hallo Hváll! Danke, dass du dir die Zeit nimmst, um diese Fragen zu beantworten. Da wir das Interview per Mail führen: Wo bist du gerade und was hörst du für Musik?
Hi, gerne doch. Ich bin gerade zuhause und höre meinen Kindern beim Spielen im Garten zu. Das ist doch der schönste Sound, den es geben kann. Aber dir geht es ja wahrscheinlich um Metal, schätze ich. Momentan sind bei mir das letzte Album von ULVER und die neue Scheibe von BEHEMOTH auf Dauerrotation. Zwei fantastische Alben!
Ich konnte schon in „Lifehunger“ reinhören und muss sagen, dass es ein gutes Album geworden ist. Also erst einmal Glückwunsch dazu. Was würdest du sagen, ist der Hauptunterschied zu eurem letzten Album „Sólverv„?
Dann erst einmal danke dafür. Aber was die beiden Alben unterscheidet, kann ich dir nicht sagen. Ich mache mir ehrlich gesagt nicht so viele Gedanken über Unterschiede, das ist wohl eher dein Job. Ich bin einfach nur extrem zufrieden mit beiden Alben – in allen möglichen Aspekten.
„Lifehunger“ ist euer achtes Album. Was gibt euch als Band nach all diesen Jahren, Veröffentlichungen und Konzerten eigentlich noch diesen Hunger auf das Leben und auf die Musik?
Das ist einfach in meinem Blut. Es ist meine Passion, und ich tue alles, um meiner Passion nachgehen zu können. Das ist, was wir allen tun sollen. Deiner eigenen Passion nachgehen, sie verehren und alles andere ausblenden. Dann wird sie dich auch nie verlassen.
Für mich ist „Lifehunger“, also der Lebenshunger, ein eher positiver Begriff. Wie passt dieses grimmige und düstere Cover-Artwork dazu?
Auf „Lifehunger“ drückt sich die Dualität von Leben und Tod aus. Diese Dualität umfasst alles, was es gibt. Der Rest ist zwar nur die Würze in der Suppe, aber gerade diese Würze liebe ich.
Als gescheiterter Philosophie-Student bin ich neugierig auf den Hintergrund des Songs „Sokrates Must Die“. Warum muss Sokrates sterben?
Jeder, der die etablierten Institutionen herausfordert, muss sterben. Das ist ein Motiv, dass sich durch die gesamte Menschheitsgeschichte zieht. Sokrates ist da nur ein Beispiel.
Warum seid ihr jetzt eigentlich bei Season of Mist nach fünf Alben bei Indie Recordings?
Manchmal ist es einfach nur gut, wenn man mal etwas anderes probiert oder sich einen neuen Ansatz überlegt. Ich denke, dass jeder sich ab und zu einmal selbst herausfordern sollte. Also haben wir dieses Mal das Label, den Designer, das Studio und den Booker gewechselt. Das fühlt sich einfach erfrischend an und hat uns ein bisschen aus der Komfort-Zone gebracht.
„Wir brauchen frisches Blut, das eines Tages unseren Platz einnehmen kann.“
Addi von SOLSTAFIR ist auf einem Song auf „Lifehunger“ als Gastsänger zu hören. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
Wir kennen uns schon einige Weile, und ich denke, dass er einer der fantastischsten Sänger unserer Zeit ist. „Hello Darkness“ ist ein Song, der sich stark von dem unterscheidet, was ich bisher geschrieben habe. Also wollte ich, dass jemand anderes die Vocals übernimmt, nicht Sture (Gitarrist und Sänger, Anm. d. Verf.). Ich fragte Addi, und zum Glück sagte er sofort zu. Das Ergebnis ist fantastisch, und ich bin extrem glücklich über seinen Beitrag zu unserem Album.
Im Dezember geht ihr mit ENSLAVED auf Tour. In der gleichen Konstellation habt ihr als VREID vor knapp 14 Jahren eure Live-Aktivitäten begonnen. Ein Moment, um nostalgisch zu werden oder ganz normales Business?
Darüber mache ich mir keine Gedanken. Es wird großartig werden. Wie du sagst, waren wir ja bereits zu Beginn unserer Karriere mit ihnen auf großen Tourneen durch Europa. Seitdem sind wir immer in Kontakt miteinander geblieben. ENSLAVED sind eine großartige Band mit fantastischen Musikern. Ich kann es kaum erwarten, wieder mit den Jungs unterwegs zu sein.
Was war denn bisher deine eindrucksvollste Erfahrung auf Tour?
Hm, gute Frage. Das ist schwer zu beantworten, weil es da so viele irre Geschichten gab. Unser erster Auftritt auf Wacken vor einem riesigen Publikum war natürlich verrückt, aber diese eine ausverkaufte Show in einem Club in Tokyo war auch eine ziemlich starke Erfahrung. Es gab schon so viele Meilensteine und großartige Momente, wenn ich so darüber nachdenke. Und es fühlt sich immer noch seltsam an, durch die Welt zu reisen und Leute zu treffen, die unsere Musik lieben. Das ist etwas, für das ich sehr dankbar bin.
Wie hat sich eigentlich die norwegische Metal-Szene in all diesen Jahren entwickelt, die ihr jetzt schon unterwegs seit?
Die meisten Bands sind natürlich noch da. Viele haben sich musikalisch weiterentwickelt, machen aber immer noch Jahr für Jahr weiter. Manche Bands machen das ja schon seit den späten Achtzigern oder den frühen Neunzigern, versprühen aber immer noch die starke Passion für die Musik. Dass nur wenige junge Bands nachrücken, macht mir aber schon ein bisschen Sorgen. Versteh mich nicht falsch: es gibt viele wirklich gute neue Bands, aber unglücklicherweise geben zu viele von denen viel zu schnell auf. Wir brauchen frisches Blut, das eines Tages unseren Platz einnehmen kann.
Danke noch einmal, dass du dir die Zeit für diese Fragen genommen hast. Möchtest du unseren Lesern noch etwas mitteilen?
Danke für die Fragen. Und an die Leser: Checkt „Lifehunger“ aus und kommt zu unseren Shows!
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