Voodoo Kiss
"Ich bin ein Selfmade-Typ ohne trainierte oder schöne Stimme"
Interview
Für dich Gerrit ist das auch das erste Mal, dass jemand praktisch gleichzeitig mit Dir an der Gesangsposition steht, oder?
Gerrit: Spontan ist das in den letzten 30, 40 Jahren schon ein paar Mal passiert. Zum Beispiel, als wir in den Neunzigern mit NEVERMORE auf Tour waren, hat mich Warrel Dane für einen Song auf die Bühne geholt. Also letztlich habe ich mit Helden von mir schon etliche Male ein Duett gesungen, aber das ist eben was völlig anderes, als wenn du Songs darauf zuschneidest. Du hast ganz andere Möglichkeiten, fast wie bei JUDAS PRIEST mit zwei Gitarren, nur eben mit zwei verschiedenen Stimmen, die du miteinander kombinieren kannst. Das kannte ich nicht. Ich bin, was das angeht, geistig recht unflexibel und Steffi bringt da wirklich frische Ideen rein. Das begeistert und inspiriert mich dazu, auch etwas Out of the box zu denken. Obwohl VOODOO KISS traditionelle Musik machen, ist das für mich gewissermaßen Neuland, und das mit Mitte Fünfzig sagen zu können, macht einfach Höllenlaune.
„Voodoo Kiss“ bestand komplett auf alten Songs aus der Mottenkiste. Jetzt habe ich euch richtig verstanden – für „Feel The Curse“ gilt praktisch das gleiche?
Klaus: Ja, das Durchforsten dieser alten Aufnahmen ergab eine Vielzahl an Möglichkeiten, was man noch umschreiben oder leicht verändern könnte. Sollte es ein weiteres Album geben, gilt es erneut in diesen Dingen zu graben. Ich habe schon ein bisschen Angst davor, aber es ist nichts unmöglich.
Nochmal ganz von vorne mit neuen Kompositionen beginnen, kommt für Euch nicht in Frage?
Klaus: Sag niemals nie. Das ist auch ein Zeitfaktor, wie viel Energie man dort hineinstecken muss. DESPISE, meine Hauptband, stehen aktuell auch unter Zugzwang, was den Release eines neuen Albums angeht.
Gerrit: Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, was von den Songs aus der Mottenkiste ist, und was nicht, denn ich kenne die alten Songs nicht. Wenn das Ganze nach 1981-1983 klingt, dann ist das für mich sowieso okay. Ich hoffe, sie finden noch etwas, denn ich hätte Bock auf ein drittes Album, schon alleine, da ich so viele Ideen habe, was ich textlich noch alles umsetzen kann. „Feel The Curse“ war ja nun ein Konzeptalbum, weil mir das Artwork der ersten Platte so gut gefallen hat. Dazu standen die voneinander unabhängigen Texte des ersten Albums ja schon und ich hatte es extrem schwer, mir diese zu merken. Ich bin es seit 45 Jahren gewohnt, eigene Texte zu singen – das war einfach nicht meine Erlebenswelt. Meine Frau kennt meine Ideen zu einem neuen Album schon, auch wenn ich die ganzen Inputs noch etwas herunterdampfen muss, sodass der Humor vorzeigbar ist.
„Ich bin ein Selfmade-Typ ohne trainierte oder schöne Stimme“
Steffi: Für das neue Album sollte es auch einen Song geben, indem mein Anteil deutlich größer ist. Achim hat mir dazu dann eine uralte Proberaumaufnahme in bester Qualität geschickt und ich habe überlegt, wie man den Song umbauen kann, dass er besser in meinen Rahmen passt. Die Aufnahme von diesem Track hat letztlich mit Abstand am Längsten gedauert, und trotz einiger Skepsis waren am Ende alle doch sehr happy damit. Das Endprodukt, wenn jeder wirklich dahinterstehen kann, ist am Wichtigsten.
Klaus: Da muss ich auch nochmal meinen Emotionen freien Lauf lassen. „Lords Of Darkness“ ist das beste Beispiel von altem Zeug auskramen. Ich war der Meinung, dass dieser Song absolut unspielbar ist und nie funktionieren würde. Und nun: Toller Song.
Steffi, dein Anteil ist doch inzwischen ohnehin deutlich höher geworden, oder?
Steffi: Ja schon. Beim ersten Album hat man das noch etwas spontaner gehalten, sodass ich nur ein paar Parts eingesungen habe. Auch falls ich bei Live-Shows vielleicht mal nicht dabei sein kann und alles trotzdem ganz normal funktioniert. Dennoch bin ich froh, dass ich jetzt Teil der Band und auch auf Autogrammkarten mit drauf bin. Gerrit ist Frontmann Nr.1, aber für mich ist es wichtig, die Songs auch etwas mit aufzuwerten.
Gerrit: Ich finde das zwar nett, dass du das so siehst, aber ich finde es wäre ein Verbrechen, wenn man eine Sängerin wie Steffi in der Band hat und diese nicht ordentlich zur Geltung kommen lässt. Steffi ist eine professionelle Sängerin und ich bin eher der Selfmade-Typ ohne trainierte oder schöne Stimme. Das wäre, als wenn du einen super Sportler immer auf die Ersatzbank setzt, weil du ja eine Nr.1 hast. Sollte es ein drittes Album geben, darf Steffi gerne über alle Parts drüberflöten.
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Stile | Hard Rock, Heavy Metal |
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