Von Hertzen Brothers
Interview mit Mikko von Hertzen

Interview

VON HERTZEN BROTHERS? Nie gehört. Und plötzlich flattert mit „Stars Aligned“ ein Album auf meinen Schreibtisch, das mich völlig unerwartet total umhaut. Doch wer steckt hinter den VON HERTZEN BROTHERS? Höchste Zeit, das einmal herauszufinden. Die Spur führt nach Finnland und eine E-Mail später sind wir schon wesentlich schlauer…

 

Von Hertzen Brothers

 

 

Hey Leute, Gratulation zu eurem starken neuen Album „Stars Aligned“! Obwohl ihr in Finnland bereits ziemlich populär seid, kennt man euch in Deutschland noch kaum. Könnt ihr uns daher zunächst einmal einen kurzen Überblick über die Bandgeschichte geben?

Klar. Wir sind drei Brüder, die sich ihre Sporen in den späten Neunzigern in anderen finnischen Bands verdient haben. Wir haben 2000 als „Bruderschaft“ zusammengefunden, als wir unser erstes Album „Experience“ aufgenommen haben. Zu dieser Zeit spielte Kie, der älteste von uns Brüdern, noch bei DON HUONOT, während ich in Indien lebte, weswegen wir es mit der Band zunächst nur zu ein paar Gigs nach dem Release brachten. 2006 haben wir dann unser zweites Album „Approach“ veröffentlicht. Das kam ziemlich gut an, so dass wir viele Angebote für Gigs bekamen. Ich bin zurück nach Helsinki gezogen, wodurch wir nun richtig durchstarten konnten. Ab dem dritten Album konnte man uns dann schon als eine echte Band bezeichnen, bei der nun auch unser Drummer Mikko Kaakkurinieme und unser Keyboarder Juha Kuoppala spielten. Die Veröffentlichung unseres dritten Albums „Love Remains The Same“ wurde 2008 auch im Ausland wahrgenommen. Daher konnten wir neben der Touren in Finnland auch einige Gigs in Deutschland, Dänemark, Italien, Japan und den USA spielen. Unser viertes Album „Stars Aligned“ erscheint nun in den meisten mitteleuropäischen Ländern.

Macht es die Zusammenarbeit in der Band leichter, dass ihr drei Brüder seid? Oder sorgt gerade die familiäre Bindung auch für Probleme?

Wir haben unsere Differenzen und natürlich gibt es auch immer wieder handfeste Reibereien. Aber insgesamt sehe ich die enge Bindung zwischen uns doch eher als Vorteil für uns und nicht als Problem. Da wir zuhause mit derselben Musik aufgewachsen sind, haben wir einen gemeinsamen musikalischen Background und wissen ganz genau, welche Richtung wir mit unserer Musik grundsätzlich einschlagen wollen. Aber leicht ist es natürlich trotzdem nicht immer… Wir können gelegentlich ganz schöne Hitzköpfe sein. Trotzdem ist es schon etwas ganz besonderes, zusammen in einer Band zu spielen. Es gibt da diese kollektive Energie, die sich zwar nur sehr schwer erklären lässt, aber dennoch sehr stark ist.

Euer Familienname klingt ziemlich deutsch. Hat eure Familie vielleicht hier ihre Wurzeln?

Wir müssen wohl irgendwo aus den deutschen Kernlanden stammen… aus dem HERTZEN Deutschlands..? Aber im Ernst, wir wissen nicht, woher unsere Familie stammt. Wir haben versucht, das zurückzuverfolgen. Unser Name ist deutsch, aber wir könnten auch von irgendwo ganz anders her sein. Die Familienchronik ist irgendwann Mitte des 17. Jahrhunderts in einer Kirche verbrannt (diese verdammten Metalheads… haha). Was wir wissen ist, dass unsere Familie durch Schweden nach Finnland eingewandert sind.

Beim Hören eures Albums musste ich spontan an folgende Bands denken: PINK FLOYD, LED ZEPPELIN, BEARDFISH, COLDPLAY und SIGUR RÓS.

Ich würde sagen, damit hast du 4 von 5 richtig! Ich bin mir nur bei COLDPLAY nicht so ganz sicher… Vielleicht sind es auch nur 3,3 von 5. Als wir noch Kinder waren, war unser Vater berufsmäßig viel unterwegs. Er hat dann immer Alben von PINK FLOYD, LED ZEPPELIN, RAINBOW, DEEP PURPLE, QUEEN und LYNYRD SKYNYRD mit nach Hause gebracht. Kein Witz, da liegen unsere musikalischen Wurzeln. Das härtere Zeugs wie BLACK SABBATH, MOTÖRHEAD und später METALLICA, ANTHRAX und so weiter, das mussten wir dann selbst kaufen… In unserer Musik finden sich wirklich so viele verschiedene Einflüsse wieder, dass es schwierig ist, ein paar wenige davon besonders hervorzuheben. SIGUR RÓS sind aber definitv eine unserer absoluten Lieblingsbands!

Und welche Band war für die Musik, die ihr heute spielt, vermutlich am wichtigsten?

Von den fünf, die du oben erwähnt hast, würde ich sagen PINK FLOYD. Da kennen wir wirklich alles aus den späten Sechzigern und Siebzigern in- und auswändig. Ich werde mich immer daran erinnern, wie ich zum ersten Mal „The Wall“ gesehen habe. Und ich habe die Band auch 1992 live in Stockholm gesehen. Das hat mich total umgehauen.

Von Hertzen BrothersIch finde es total spannend, wie leicht ihr mit klassischen Prog-Elementen herumspielt, es aber gleichzeitig schafft, sie in wunderbar eingängige Melodien wie in „Gloria“ oder „Always Been Right“ zu verwandeln. Das klingt bei euch so leicht, während die meisten anderen Prog-Bands vergeblich versuchen, auch nur in die Nähe von dem zu kommen, was ihr da tut. Was ist also euer Geheimnis?

Danke. Das Geheimnis ist, dass bei uns die Melodien und das epische Rock’n’Roll-Feeling im Mittelpunkt stehen. Melodie und Feeling stehen an erster Stelle. Obwohl unsere Musik hier und da etwas komplexer wird, stehen wir überhaupt nicht auf irgendwelches technische Rumgefrickel. Ich sehe uns überhaupt nicht als Prog-Band. Wir sind im Grunde nur eine Rockband mit Pop-Melodien und Einflüssen aus dem Prog. Der Prog ist bei uns nur die Art, wie wir die Welt sehen. wir leben in einer komplexen Welt und dieser stete Kampf scheint irgendwie in unsere Musik hineinzugelangen.

Worum geht es bei den Texten auf „Stars Aligned“? Gibt es irgendwelche wiederkehrenden Themen?

In den Texten geht es um das Bemühen, Trost und ein reifes Verständnis für das Wesen der Welt in unseren Leben zu finden. Ich schreibe üblicherweise aus der Perspektive des spirituellen Suchers, aber bei diesem Album haben wir versucht, den Blickwinkel etwas aufzuweiten. Es gibt Geschichten von schmerzhaften Verlusten und ein paar Songs, die einen Dialog mit unseren inneren Dämonen behandeln. Wir versuchen mit unseren Texten stets positiv zu bleiben, aber manchmal gleiten wir doch etwas zur Dunklen Seite hin ab.

In der Rock-Szene wird zur Zeit viel über das Für und Wider moderner Aufnahmetechniken diskutiert. „Stars Aligned“ hat diesen warmen und natürlich klingenden Sound, den viele Leute bei den meisten Produktionen heutzutage vermissen, ohne dass es dadurch alt-modisch klingt. Sollte so deiner Meinung nach das perfekte Rock-Album produziert werden und klingen?

Alle Drum- und Bass-Spuren auf diesem Album haben wir mit analogem Equipment aufgenommen. Meiner Meinung nach profitieren einige Instrumente ganz besonders von der Verwendung von Tapes. Die Drums klingen so definitiv wärmer und satter. Diese ganze Diskussion finde ich aber nicht übermäßig wichtig. Meiner Meinung nach geht es in erster Linie darum, einen guten Song zu haben, da ist es zweitrangig, wie man ihn aufzeichnet. Unser Produzent James Spectrum steht aber total auf Vintage-Equipment und daher haben wir viel mit Sounds und Effekten herumgespielt. Wir schätzen sein Wissen über diese Dinge und ich denke, unsere Rolle ist einfach, uns auf die Musik und die Songs selbst zu konzentrieren. So stellen wir sicher, dass während des gesamten Aufnahmeprozesses der „Kern“ eines Stücks so bleibt, wie er sein sollte.

Ich habe das Gefühl, dass „Stars Aligned“ auf dem ganzen Kontinent ziemlich populär werden könnte. Um es aber entsprechend zu promoten, solltet ihr auf eine große Europa-Tournee gehen. Können wir also damit rechnen, euch bald hier in Deutschland live zu sehen?

Ich denke, es SOLLTE populär werden… Harhar. Nein, ernsthaft, wir würden uns wirklich gerne an eine größere Band dranhängen und auf Europa-Tour gehen. Wir brauchen Leute wie dich auf unserer Seite, die da die Werbetrommel für uns rühren. Die Band ist jedenfalls bereit und willig…

Gibt es sonst noch etwas, was du all euren Fans hier in Deutschland mitteilen möchtest?

Ja, natürlich! Ich weiß, dass es ziemlich lahm ist, Werbung für uns selbst zu machen, aber was soll’s. Ich hoffe, dass ihr durch dieses Interview neugierig geworden seid und ihr ein wenig von eurer kostbaren Zeit für unsere Musik opfern werdet. Es lohnt auf jeden Fall den Aufwand, eure Kopfhörer aufzusetzen!

28.03.2011

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