Vomitory
Interview mit Tobias Gustafsson zu "Terrorize Brutalize Sodomize"

Interview

VOMITORY sind nach drei Jahren Funkstille mit einem neuen Pfund Hack zurück und haben es „Terrorize Brutalize Sodomize“ getauft. Musikalisch gibt es zwar nicht viel Neues zu vermelden, die vier Schweden hauen auf die Kacke wie eh und je. Dennoch gibt es einige Veränderungen zu vermelden, zu denen Drummer Tobias Auskunft gab und sich Zeit für einen kleinen Schwatz nahm.

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Hey Tobias, ich hoffe alles läuft gut bei dir!

Ja, vielen Dank! Es fühlt sich auch großartig an, nach drei langen Jahren endlich wieder ein Album draußen zu haben.

„Primal Massacre“ ist nun schon drei Jahre alt. Was ist in der Zwischenzeit geschehen?

Nachdem „Primal Massacre“ ein paar Monate draußen war, kam eine Zeit, in der wir fast nichts gemacht haben. Da wir zu jenem Album nie wirklich getourt sind, saßen wir einfach nur herum und haben auf besseres Wetter gewartet, denke ich. Keiner von uns verspürte irgendeine Inspiration irgendetwas zu tun, sei es nun neues Material zu schreiben oder mehr Shows an Land zu ziehen. Niemand fühlte sich dazu berufen, die Band in irgendeinem Belang voranzutreiben. Es war wie eine Abwärtsspirale und sehr entmutigend für die gesamte Band. Wir spielten zwar noch gern zusammen, aber es kam uns so vor, als ob wir dort stecken geblieben sind, wo wir waren. Im September 2005 dann beschloss unser Gitarrist und langjähriger Partner-in-Gore Ulf Dalegren VOMITORY nach fast 15 Jahren zu verlassen. Die Trennung fand freundschaftlich statt. Einen Ersatz für Ulf fanden wir relativ schnell in Peter Östlund. Aber, wie das eben immer ist, braucht es einige Zeit, bis der Neue in die Band und ihre Routinen integriert ist. Erst nachdem Peter etwa zwei Monate in der Band war, fingen wir ernsthaft an, das neue Album zu schreiben. Dieser Prozess dauerte etwa zehn Monate oder so.

Für „Terrorize Brutalize Sodomize“ habt ihr euch für Rikard Löfgren als Produzent entschieden – obwohl der in Metal-Kreisen keinen Namen hat. Warum seid ihr zu ihm ins Studio gegangen, anstatt bei Henrik Larsson zu bleiben?

Schon ziemlich bald nach „Primal Massacre“ beschlossen wir, dass wir für das nächste Album einen neuen Produzenten und ein anderes Studio ausprobieren würden. Wir sind sehr zufrieden mit der Arbeit, die Henrik Larsson für uns gemacht hat, aber wir fühlten, dass es an der Zeit war, etwas Neues auszuprobieren. Wir haben auf vier unserer fünf bislang veröffentlichten Scheiben mit Larsson zusammen gearbeitet. Rikard Löfgren ist im Metal überhaupt nicht bekannt – bis jetzt. Er ist Pop-Produzent und Songwriter, hat aber Metal-Background. Er ist seit Jahren ein Freund von mir, kennt VOMITORY seit den Anfängen und weiß daher ganz genau, was Sache ist. Außerdem dachten wir, es sei ganz angenehm, das Album in unserer Heimatstadt aufzunehmen – was es dann auch war. Mit Peter Östlund frisch in der Band, einem neuen Produzenten und einem neuen Studio am Start war das wie eine Frischzellenkur für die Band und unseren Sound. Uns für Rikard Löfgren und die Leon Music Studios zu entscheiden, war das beste, was wir machen konnten. Wir sind verdammt zufrieden mit dem Ergebnis, denn die Platte kam noch besser heraus, als erhofft. Und das, wo die Aufnahmen die entspanntesten und amüsantesten ever waren!

Was ist eure Hauptmotivation, wenn ihr ein neues Album schreibt? Eure Technik auf ein neues Level zu hieven? Euren Stil – wie der Plattentitel schon suggeriert – noch brutaler zu machen? Oder etwa, um eine textliche Message zu transportieren, die euch am Herzen liegt?

Uns geht es nicht so sehr um Technik. Eigentlich überhaupt nicht. Uns geht es hauptsächlich darum, ein Album zu machen, das besser ist, als das letzte, mit besseren Songs, besseren Performances der einzelnen Beteiligten und besserer Produktion. Wir sagen uns nicht „lasst uns dieses Album schneller machen als das letzte“ oder so. Wir schreiben Songs nach den Ideen, die uns in den Sinn kommen. Und dadurch werden manche Songs eben schneller und intensiver als andere. Wir machen die Dinge, wie sie uns gefallen. Bezüglich der Texte haben wir keine Message oder Überzeugung, die wir verbreiten wollen. Wir schreiben noch immer über Blut, Krieg und unsere Verachtung für religiöse Extremisten, was unserer Meinung nach am besten zu unserer Musik passt. Unsere Art, Texte zu schreiben, hat sich über die Jahre wahrscheinlich verändert – aber ich glaube, dass die Lyrics auf dem neuen Album roher und direkter sind. Mehr in die Fresse, sozusagen.

Einige Leute behaupten, dass ein Death Metal-Album wie das andere klingt, besonders, wenn die Brutalität eine gewisse Intensität erreicht. Wie erklärst du solchen Leuten, worum es beim Death Metal geht und wie eine Weiterentwicklung des Stils trotzdem möglich ist?

Weil sie einfach nicht aufmerksam genug hingehört haben, um die Unterschiede und Einzigartigkeiten der Bands mitzukriegen. Es ist sehr schwer, ihnen zu erklären, worum es geht, weil sie sowieso so unglaublich weit davon entfernt sind, das ganze überhaupt kapieren zu können. Sie verstehen wahrscheinlich nicht einmal normalen Metal, oder Musik überhaupt.

Natürlich behauptet jede Band, ihr neues Album sei auch ihr bestes – klar. Aber nichts ist perfekt. Jedes Album hat seine guten und nicht so guten Seiten. Wenn du aus euren bisherigen Alben die perfekte Mischung herstellen müsstest, was würdest du mischen?

Ich weiß, dass total klischeehaft klingt, aber „Terrorize Brutalize Sodomize“ ist in vielen Belangen bislang definitiv unser bestes Album. Es hat die unbestreitbar beste Produktion, das beste Artwork und Layout, die besten Einzel-Performances, die beste Variation innerhalb des Materials usw. Außerdem finde ich, dass es die besten Songs sind, die wir je gemacht haben. Aber das ist Geschmackssache. Wenn ich Mischung aus all unseren Alben herstellen müsste, würde ich die Produktion und Eriks Vocals von „Terrorize Brutalize Sodomize“ nehmen, die besten Songs von jedem Album – wobei die meisten natürlich von „Terrorize Brutalize Sodomize“ stammen -, die Rohheit von „Raped In Their Own Blood“ und „Primal Massacre“, die Brutalität von „Terrorize Brutalize Sodomize“ und „Revelation Nausea“ und die Eingängigkeit von „Blood Rapture“.

Wenn es an Side Projects geht, fällt auf, dass du nur Death Metal spielst. Magst du auch andere Stile oder ist only Death real? Welche Musik hörst du?

Nun, für mich gab es da in den letzten Jahren eigentlich nur GOD AMONG INSECTS. Das ist sicherlich Death Metal und mir macht es großen Spaß, in dieser Band zu spielen. Es ist cool und sehr inspirierend. mit anderen Musikern zu spielen als sonst, auch wenn es sich um denselben Stil handelt. Allerdings höre ich gar nicht so viel Death Metal, wie man vielleicht meinen könnte. Ich höre eher alten Hard Rock und Metal, sowie Vanessa Carlton, The Beatles und Jimi Hendrix. Ich würde sehr gerne auch andere Stile spielen – etwas Groove-orientierteres zum Beispiel – aber ich habe einfach keine Zeit für weitere Side Projects.

Ich habe das Interview gelesen, das du für Anders Jakobson (ex-NASUM) gegeben hast. Du bist ein self-made Drummer und warst schon von Anfang an voll dabei. Was mich wundert, ist, dass du daneben anscheinend bei EUCHARIST und ARMAGEDDON Bass gespielt hast. Wie kommt’s?

Cool, dass du das Interview gelesen hast! Es war einmal cool, ein Interview zu geben, das sich nicht um die Bands dreht, in denen ich spiele, sondern um mich als Drummer und Musiker. Was EUCHARIST und ARMAGEDDON angeht, hast du aber etwas falsch verstanden. Deren Bassist heißt nur zufällig auch Tobias Gustafsson. Ich weiß, dass es diesen Fehler in der schwedischen „Encyclopedia Of Swedish Hardrock And Heavy Metal“ gibt, wo drinsteht, dass ich auch bei EUCHARIST war. Aber das ist total falsch. War aber dennoch eine großartige Band!

Du scheinst recht vielseitig zu sein: du schreibst das meiste Songmaterial und spielst mehrere Instrumente. Hast du dir die alle selbst beigebracht?

Ja, ich bin totaler Autodidakt, auch auf der Gitarre. Wie andere autodidaktische Musiker, habe auch ich mir die Instrumente beigebracht, indem ich die Platten meiner Lieblingsbands nachgespielt habe.

Es ist immer interessant, ein wenig in der Vergangenheit zu wühlen, wenn man jemandem vor dem Rohr hat, der so lange in der Szene ist, wie du. Wie hast du damals den Death Metal Boon in Schweden erlebt? Mit wem bist du damals herumgehangen und wie kamst du zu VOMITORY?

Ich bin sehr glücklich darüber, dass ich die Freude hatte, den ganzen Death Metal Boom in den frühen Neunzigern miterleben zu dürfen. Es war großartig zu sehen, wie alles wuchs und wie enthusiastisch alle in der Szene waren. Die Atmosphäre bei Konzerten war wirklich etwas besonderes. Alle dort wussten, dass die Musik ihnen gehörte. Ihnen und niemandem sonst. Und niemand sonst wusste, was abgeht, und das war ein großartiges Gefühl. Wir haben wie verrückt Tapes und Zines gekauft, und das Glück war perfekt, wenn einer von uns eine neue Killer-Band entdeckte, von der wir zuvor noch nie gehört hatten. Meine Kumpels damals (und zu einem guten Teil auch heute noch) waren Urban, mein Bruder und VOMITORY-Gitarrist, Ulf (ex-VOMITORY), Mr. Violence und Hellcop von GEHENNAH und ein Kerl namens Per, mit dem ich in meiner ehemaligen Band EUREKA gespielt habe. Zu Beginn war ich bei VOMITORY nur Session-Drummer. Eigentlich war der Plan gewesen, nur eine Show mit ihnen zu spielen, da ihr eigentlicher Drummer kurz zuvor ausgestiegen war, der Gig aber schon gebucht war. Das war Anfang 1990 und diese erste Show war im April. Da ich mit EUREKA ja bereits eine Band hatte, wollte ich bei diesem einen Auftritt eigentlich nur aushelfen, aber heute, siebzehn Jahre später, bin ich immer noch in der Band!

War früher alles besser? Welches sind deine wertvollsten Erinnerungen und deine Lieblingsalben aus der Zeit?

Ich kann schon sehr nostalgisch sein, aber ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich mir die alten Zeiten zurück wünsche, denn das will ich nicht. Es war großartig, das damals so zu erleben. Aber das Leben sieht heute eben anders aus und ich mag die Dinge so, wie sie sind. Eine meiner schönsten Erinnerungen ist die erste Show mit BOLT THROWER, die wir damals, 1991, soweit ich noch weiß in Eskilstuna gespielt haben. Es haben noch viele andere Bands gespielt an diesem Abend – UNLEASHED haben damals einen KILLER-Gig abgeliefert, AT THE GATES, die ihren ersten Auftritt unter neuem Namen spielten – Tompa Lindbergs Worte auf der Bühne sind legendär: „GROTESQUE is dead!“ – HOUSE OF USHER, KRYPT OF KERBEROS und vielleicht noch die eine oder andere Band, an die ich mich nicht mehr erinnere. Einige Alben aus dieser Zeit gehören auch heute noch zu meinen Lieblingsscheiben: GRAVE „Into The Grave“, BOLT THROWER „For Victory“, ENTOMBED „Left Hand Path“ und NAPALM DEATH „Utopia Banished“.

Aber zurück in die Zukunft – was bringt die für VOMITORY?

Einige Festivals stehen an, einige sind bereits bestätigt, andere warten noch auf Bestätigung. Wenn alles glatt läuft, wird es nach dem Sommer eine Europa-Tour geben.

Vielen Dank für deine Zeit! Die letzten Worte gehören dir.

Danke für das Interview! Seht zu, dass Ihr unser neues Album „Terrorize Brutalize Sodomize“ auscheckt, wenn Ihr auf überwältigenden Death Metal steht. Und besucht uns im Sommer oder Herbst. Cheerz & hail Satan!

Galerie mit 19 Bildern: Vomitory - Vader 40 Years Of Apocalypse Tour 2023
16.04.2007

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