Voldt
Die logische Konsequenz

Interview

Es kommt selten genug vor, dass uns eine Band mit einer Demo so sehr überrascht, aber VOLDT haben es geschafft. Das Trio aus Hamburg hat ein Gespür für ungewöhnliche Melodien und ein bemerkenswertes Geschick bewiesen, wenn es darum geht, den Grat zwischen Komplexität und Rohheit zu wandeln. Schnell wird dem Hörer klar, dass hier definitiv keine Amateure am Werk sind. Aber woher kommen VOLDT eigentlich und wie hat sich ihr Sound entwickelt? Und wichtiger: Wie geht es mit der Band weiter, jetzt, wo der erste Nadelstich gesetzt ist? Sänger/Gitarrist Alex Shirazi und Schlagzeuger Wanja Gröger standen uns hierzu und zu weiteren Fragen Rede und Antwort.

Voldt

Alex und Wanja äußerten sich…

… über die Ursprünge von VOLDT

Der Witz ist, dass wir beide schon seit sehr langer Zeit zusammenarbeiten. Wir machen seit etwa 2008 gemeinsam Musik, zu Anfang vornehmlich Black- und Death Metal. Nach einer kurzen Pause im Jahr 2013 haben wir neu zusammengefunden unter dem Banner PROJECT NI. Den ein oder anderen Song aus dieser Zeit spielen wir auch nun als VOLDT, wobei VOLDT generell etwas eingängiger ist. Unser technischer Anspruch ist nicht mehr so extrem. Wir haben es damals wirklich ganz schön übertrieben (lacht): Unsere Proben zu einigen Stücken haben bis zu einem Jahr in Anspruch genommen. Irgendwann haben wir einen Cut gemacht: Ziel war es von hier an, einfach gute Songs mit starken Riffs und prägnanten Melodien zu spielen. Ohne einen Sänger gefunden zu haben wurde beschlossen, dass Alex singen sollte. Und daraus hat sich das dann entwickelt.

Als Trio hat man schon einige Vorteile: Es ist leichter, sich zu organisieren und Entscheidungen zu treffen. Andererseits bringt es natürlich auch die Herausforderung mit sich, die Musik so zu gestalten, dass sich die kompakte Besetzung nicht als Manko, sondern als Stilmittel erweist.

… über die stilistische Selbstwahrnehmung der Band

Wir sehen unsere Musik als breit aufgestellt, fahren in unserem Sinne aber schon einen bestimmten (wenn auch eigenwilligen) Stil. Dafür bedienen wir uns zwar bei unterschiedlichen Genres,verfolgen am Ende jedoch ein recht klares Konzept. Jeder von uns erfüllt innerhalb der Band eine bestimmte Aufgabe, die dem Ganzen an den richtigen Stellen zugute kommt. Üblicherweise schreibe ich (Alex) einen Song vor und komme damit zu Wanja in den Proberaum, wo wir gemeinsam die Drumparts austüfteln. Dank seines gigantischen Rhythmusvokabulars und unserer langjährigen Arbeitsroutine geht das in der Regel recht fix.

Wanja ist der Extrem-Metal-Spezialist und spielt als solcher gern sehr versiert und ausgefuchst. Unser Bassist Johannes ist eher der Rocker, weniger der Metal-Typ. Er trägt bei uns sehr viel zur Soundästhetik bei, ist außerdem ein hervorragender Löser von Problemen aller Art und mein heimlicher Gitarrentechniker (lacht). Außerdem ist er oft derjenige, der uns gelegentlich ausbremst und sagt, dass dies und das nicht zum Song passe oder man es noch etwas weniger kompliziert machen könne. Das kann manchmal durchaus lustig sein und sorgt für eine gewisse Unberechenbarkeit innerhalb der Proben. Wir haben also recht unterschiedliche, musikalische Hintergründe, wobei es natürlich schon eine gewisse Schnittmenge gibt. Allerdings haben wir keine bestimmten Vorbilder, an denen wir uns bedingungslos ausrichten. Dafür gibt es eine Reihe von Bands und Musikern, die uns inspirieren und geprägt haben. Sie stellen wichtige Kernbaustellen in unserem Sound dar; der Effekt, den sie auf unsere Musik haben, entsteht jedoch eher unterbewusst.

Zusammengefasst ist VOLDT unsere persönliche, logische Konsequenz aus den letzten 40 Jahren der Geschichte des Heavy Metal mit all seinen Ausgeburten.
Wenn uns jemand nach dem passenden Subgenre fragen würde, wäre unsere Antwort “Blackened Progressive Heavy Metal Madness”.

… über den zugleich differenzierten und rohen Sound

Das ist tatsächlich unsere Kernabsicht. Unser musikalischer Heimathafen liegt im schroffen Skandinavien der späten 80er und frühen 90er Jahre – das wollen wir nicht in Vergessenheit geraten lassen. Zusammenbringen tun wir das mit dem Anspruch, modernen Heavy Metal zu erschaffen. Was zählt, ist das akustische Gesamtbild. Unser Sound soll etwas im Inneren des Hörers auslösen. Unsere Vergangenheit in der extremen Musik soll sich in etwas Bedeutungsvolles und Zeitgemäßes umwandeln.

… über das Leben und Wirken als Trio

Es ist tatsächlich sehr angenehm, als Trio zu spielen. Die Organisation ist einfacher, es ist leichter, richtig straff zusammen zu spielen und mit nur einer Gitarre und einem prägnanten Bass ist der individuelle Anteil am Song eines jeden Musikers größer. Und bislang hat sich das vor allem live bestätigt, solange wir in dieser Form eben zufrieden sind und eine gute Show mit einem fetten Sound hinlegen.

… über die Live-Präsenz der Band

Was das angeht, haben wir eigentlich kein richtiges “Konzept”, da wir ja noch recht frisch am Anfang stehen. Aber im Unterschied zu früher verharren wir nicht mehr wie Salzsäulen auf der Bühne, sondern legen eine energetischere Performance aufs Parkett. Wobei Statik ja nicht unbedingt etwas Schlimmes sein muss, manchen Bands steht das eben besser zu Gesicht als anderen. Dennoch wahren wir gern eine ehrwürdige Distanz zum Publikum, da dies die Songs in den Fokus rückt und die Atmosphäre unterstützt, die wir kreieren möchten.

Es gibt Bands, bei denen funktioniert Humor ganz gut und außerhalb der Bühne gilt das auch für uns, aber live möchten wir uns voll und ganz auf die Wirkung unserer Musik konzentrieren.

Unser Live-Set gestaltet sich als sehr gebündelt und straff. Wir versuchen, die Songs miteinander zu verknüpfen, um die Spannung aufrecht zu erhalten. Wenn etwa ein Instrument nachgestimmt werden muss, die Gitarre zum Beispiel, dann zieht der Bass seine letzten Töne durch, alles im Sinne der Spannung. Wir halten uns mit Ansagen zurück, um das Publikum nicht von unserer Musik abzulenken. Was nicht heißt, dass wir nicht mit dem Publikum kommunizieren, nur eben weniger über das Medium Sprache, sondern über andere Wege.

… über die unmittelbare Zukunft der Band

Tatsächlich befinden wir uns gerade mitten in der Vorproduktion für unser erstes Album. Du hast uns praktisch aus dem Proberaum gescheucht. (lacht) Wir haben vor, dazu ein- zwei Videos rauszuhauen, wann genau ist jedoch noch nicht klar. Johannes absolviert bis August ein Praktikum in England, deshalb nutzen wir die Zeit für Aufnahmen. Im Moment klären wir quasi noch die Feinheiten, ob alles sitzt, schauen ob die Riffs und Basslinien alle zusammenpassen und so weiter. Wenn das alles abgehakt ist, geht es Ende März ins Studio und im September auf Tour.

26.01.2018

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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