Volbeat
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Interview

Dieses Jahr könnte eine Band etwas schaffen, was es bisher selten gegeben hat. Die dänische Neuentdeckung VOLBEAT könnte Newcomer des Jahres werden und gleichzeitig noch das Album des Jahres abliefern. Ihr Debüt "The Strength/The Sound/The Songs" ist auf jeden Fall ein ganz heißer Kandidat und wird zurecht allerorts mit Lob überschüttet, denn in den letzten Jahren gab es kaum eine Platte, die eine dermaßene Frische versprühte und noch dazu das Potential besaß, ohne irgendeine kommerzielle Anbiederung eine Zielgruppe von Metallica über die MISFITS bis hin zu Elvis-Fans anzusprechen. Größter Grund dafür: die unglaubliche Stimme von Fronter Michael Poulsen, der früher beim dänischen Death Metal-Urgestein DOMINUS aktiv war und nun bereitwillig zu seinem neuen Betätigungsfeld Rede und Antwort stand.

VolbeatVor VOLBEAT warst du Mitglied der dänischen Todesblei-Pioniere DOMINUS. Wieso gibt es sie nicht mehr?

Ich war einfach dieses Stils und der Leuten aus der Szene überdrüssig. Ich wollte etwas anderes machen. Mein Kopf und mein Herz standen nicht mehr hinter DOMINUS. Ich bin mit meinen alten Mitstreitern immer noch gut befreundet, aber das Feuer innerhalb der Band war erloschen. Zudem hatte ich so viele Ideen in meinem Kopf, die ich bei DOMINUS nicht verwirklichen konnte. Trotzdem bin ich stolz auf das, was wir damals erreicht haben.

Was war die Initialzündung für VOLBEAT?

Als ich die ersten fünf Songs fertig hatte, hegte ich immer mehr den Wunsch, wieder ein festes Line-up zu haben und ernsthaft an etwas zu arbeiten. So rekrutierte ich Jon Larsen, den ich schon lange kannte, für den Drumposten und wir begannen, diese fünf Tracks zu jammen. Es klappte super. Der Rest der Besetzung trudelte dann mit der Zeit ein. Es war ein äußerst befriedigendes Gefühl, endlich das zu verwirklichen, was ich im Kopf hatte, als ich DOMINUS ein Ende setzte. Der Anfang eines neuen Kapitels, und ich war bereit, dies mit meinen VOLBEAT-Freunden durchzuziehen.

Also war es von Anfang an dein Ziel, die musikalische Ausrichtung von VOLBEAT so weit weg von DOMINUS zu halten?

Ja, ich habe DOMINUS schließlich beendet, um etwas anderes zu machen. Es wäre doch bescheuert, mit meiner neuen Band genauso wie DOMINUS zu klingen. Nun war ich frei, das zu tun, was ich wollte: harte Rock N‘ Roll Musik unter einem neuen Namen.

In eurer Musik finden viele verschiedenartige Einflüsse, angefangen LIFE OF AGONY über METALLICA und die MISFITS bis hin zu Elvis Presley. Wie kommt es zu dieser riesigen und einzigartigen Spanne?

Nun, ich habe schon immer viele verschiedene Richtungen gehört, vor allem momentan. Als ich mit DOMINUS angefangen habe, hörte ich fast nur Death und Heavy Metal und nur ganz wenig Rock N‘ Roll, weil die Metalszene einfach interessanter war. Der Metal war mein kleines Baby und ich konnte nicht ohne ihn leben. Mit der Zeit begann der Metal jedoch, mich zu langweilen und der Rock N‘ Roll-Lebensstil fing an, mein Leben zu dominieren. Meine Eltern waren große Rock N‘ RolI-Fans, besonders von Elvis. Als mein Vater mir zum ersten Mal ein Livevideo von ihm zeigte, war ich hin und weg. Ich war noch sehr jung und saß da mit offenem Mund. Muß ziemlich bescheuert ausgesehen haben, wie ein geistig Zurückgebliebener, den gerade ein Engel geküsst hat. Elvis ist mein großer Held. Ich habe an mehreren Stellen auf dem Körper Tattoos von ihm. Es ist nicht nur seine Musik, es ist auch seine Person und seine Zeit, die mich immer wieder aufs Neue fesselt. Die VOLBEAT-Einflüsse sind ein Mix aus sehr vielen Stilen und Bands, die ich seit meiner Kindheit entdeckt habe. Du hast LIFE OF AGONY erwähnt, wie viele andere Schreiberlinge auch. Ich hatte nie eine einzige CD von dieser Band, bekomme aber ständig gesagt, dass wir ein wenig wie sie klingen. Dass ich METALLICA und einiges der neueren MISFITS höre, stimmt allerdings. Aber hey, METALLICA ist doch so etwas wie Muttermilch für uns alle.

Dann hast du als riesiger Elvis-Fan bestimmt nichts dagegen, dass eure Musik kürzlich als Elvis-Metal bezeichnet worden ist, oder?

Nein, überhaupt nicht. Aber irgendwie ist das schon komisch und auch lustig, wenn man mal genau drüber nachdenkt. Für jeden Reviewer war es schwer, unseren Stil in Worte zu fassen… bis ein schwedischer Reporter sagte, VOLBEAT sei metallischer Pop/Rock N‘ Roll mit einem Touch von 60ies-Melodien. Damit könnte er verdammt recht haben.

Euer letztes Demo „Beat The Meat“ war Demo des Monats im Metal Hammer und Heavy Oder was. Hat euch das in irgendeiner Weise geholfen, den Deal mit Rebel Monster, einem Sublabel von Mascot, einzufahren?

Lass es mich so sagen: Es ist immer gut, etwas auf dem Papier stehen zu haben, wenn man mit Plattenfirmen dealt. So erregst du ihre Aufmerksamkeit und schon geht es los!

Jedes Magazin prophezeit euch einen schnellen Durchbruch. Was erwartet ihr selbst? Eure Songs laufen bereits im dänischen und französischen Radio, wurden für nationale TV-Spots benutzt und sind sogar in einem Film enthalten. Das ist im Vergleich zu anderen Newcomern schon eine ziemlich große Hausnummer.

Hoffentlich behalten die Magazine recht, haha. Aber all das, was VOLBEAT bisher erreicht haben, ist das Resultat harter Arbeit und Hingabe. Das Wichtigste ist, dass viele Leute uns zu mögen scheinen. Das hilft uns natürlich auf unserem Weg. All diese großartigen Reviews und die generelle Response, die wir auf Konzerten bekommen, haben uns richtiggehend überwältigt. Wir genießen die momentane Zeit einfach und wollen in Zukunft verstärkt touren.

Wie kommt es eigentlich, dass euer Label Rebel Monster nach einem Song von euch selbst benannt ist?

Nun, die Leute hinter den Kulissen fanden, dass dieser Titel cool klingt. Tut er ja auch, hehe.

Kommen wir mal auf die mannigfaltigen Emotionen zu sprechen, die in euren Songs stecken. Was hast du während des Schreibens gefühlt?

Hmmm, schwere Frage! Hmmmmm??? Wenn ich einen Song schreibe, ist mir eigentlich das Wichtigste, dass man ihn nach ein paar Hördurchläufen schon mitsingen kann. Wenn das nach den ersten 15 Minuten nicht funktioniert, lasse ich die entsprechende Idee wieder fallen. Ich habe viele halbfertige Parts auf Tape, die noch auf ihre Vollendung warten. Die Emotion hinter einem Song zu beschreiben, fällt mir schwer. Manchmal frage ich mich wirklich: Wie zur Hölle kam es dazu, dass mir sowas eingefallen ist? Deswegen denke ich, dass ich total verschiedene Gefühle durchlebe.

Wie gehst du ans Songwriting heran? Inspiriert dich deine Umgebung?

Alles kann dich inspirieren. Sogar Dinge, die du gar nicht wahrnimmst. Oder fröhliche bzw. traurige Situationen aus deinem eigenen Leben oder dem deiner Freunde. Den Song „Always“ habe ich zum Beispiel für einen Freund geschrieben, der fast an Krebs gestorben wäre und die Musik von „Healing Subconsciously“ ist inspiriert vom Wesen meines besten Freundes Henning. Darüber hinaus beeinflussen mich auch die Reaktionen unserer Fans, wenn wir live spielen. Und natürlich die Musik, die ich höre. Ich brauche morgens 30 Minuten zur Arbeit. Während dieser Zeit schreibe ich gerne mal einen Chorus, singe ihn in mein Handy und arbeite diese Idee weiter aus, wenn ich abends daheim bin.

Euer Album enthält 15 Songs. Sechs waren bereits auf eurem letzten Demo „Beat The Meat“ enthalten. Warum habt ihr sie erneut verwendet?

Wir haben nur fünf erneut auf die Platte gepackt. Einer, „BOA“, fehlt. Wir fanden diese fünf alten Stücke so stark, dass sie aufs Album mussten. Und dadurch, dass eben einer nur auf dem Demo enthalten ist, bleibt selbiges ebenfalls interessant für die Fans.

Einige Titel anderer Stücke sind denen vom ersten Demo sehr ähnlich. Habt auch Tracks von „Volbeat“ auf dem neuen Album verwendet?

Ja. Wir haben die Songs allesamt neu aufgenommen und auf ein höheres Level gehievt. Also mußten wir auch die Titel verbessern.

Wer ist Caroline? Zwei Titel enthalten diese Namen.

Yeah, wer ist Caroline? Kennst du sie? Hehe, sie ist eine sehr hübsche Teufelin, die in meinem Kopf wohnt. Aber welche Frau ist das nicht, haha? Der Song „Caroline“ ist inspiriert durch den Elvis-Hit „Sweet Caroline“ entstanden. Der Text besteht nur aus Titeln von Elvis-Liedern, aus denen ich eine Geschichte gebastelt habe. Das hat echt Spaß gemacht.

„I Only Wanna Be with You“ kam mir sehr bekannt vor. Nach etwas Recherche habe ich herausgefunden, dass es sich wirklich um eine Coverversion handelt. Erzähl mal mehr dazu!

Im Original hat diesen Song Dusty Springfield in den 60ies gesungen. Vor uns haben schon viele andere Bands und Künstler dieses Stück nachgespielt. Eines Abends haben unser Drummer und ich das Stück aus Scheiß einfach mal gejammt. Wir fanden es so cool, dass wir es den aderen gezeigt haben. Sie waren ebenfalls begeistert. Also haben wir es live ausprobiert und es hat großartig geklappt, wodurch das Lied ein ständiger Teil unserer Setlist wurde. Ich denke, es passt sehr gut zu VOLBEAT, einen Song aus dieser Zeit im Repertoire zu haben. Keine andere Band aus dem Hartwurstsektor hat das.

Wie kam es zu dem ungewöhnlichen Albumtitel „The Strength/The Sound/The Songs“? Ich meine, er paßt zwar zur Platte wie die Faust aufs Auge, aber er ist in gleichem Maße untypisch und sperrig und hat auf den ersten Blick keine tiefere Aussage.

„The strength“ steht für die harte Arbeit, die wir in die Platte gesteckt haben. „The sound“ bedeutet, dass wir endlich unseren Stil gefunden haben. Und „The songs“ zeigt, wie ich die Platte sehe. Diese Lieder sind zum Mitsingen da und keine einfachen Stücke zum bloßen Konsumieren, wenn du verstehst, was ich meine. Du hast recht, eine großartig tiefe Bedeutung gibt es nicht, aber dennoch paßt der Titel perfekt.

Das Artwork spiegelt euren Stil ebenfalls perfekt wieder. Elemente aus den 60ern kombiniert mit der Moderne, was erneut untypisch für eine Metalalbum ist. Glaubt ihr auch, dass ihr das Potential habt, sehr viele Leute auch außerhalb der Metalszene anzusprechen?

Danke für diese Worte. Ja, ich glaube, VOLBEAT hat das Potential eine weitaus größere Menge anzusprechen, weil unser Publikum auf den Konzerten bereits jetzt bunt gemischt ist. Deswegen sollte das Artwork auch nicht nur unsere Metal-Seite, sondern auch die Rock N‘ Roll-Roots und unseren modernen Look repräsentieren. Diese Balance war uns sehr wichtig.

Mit einem passenden Videoclip könnte ein Track wie „Soulsweeper“ sogar auf MTV zwischen NICKELBACK und METALLICA laufen. Oder wollt ihr kein Teil dieser Mainstream-Maschinerie werden?

Eines ist sicher: Wir haben großes Interesse daran, VOLBEAT so gut es geht zu promoten. Dabei werden wir genau so weit gehen, wie es uns gut tut. „Soulweeper“ hat natürlich die Chance auf TV-Airplay, genauso die Coverversion. Ich denke, über kurz oder lang werden wir einen Clip abdrehen. Mal schauen, was dann kommt.

Lass uns ein wenig über die dänische Szene reden, die in den letzten unglaublich viele talentierte Newcomer hervorgebracht hat. Ist Kopenhagen vergleichbar mit Göteborg, wo alle Bands befreundet sind, zusammen abhängen, in Kneipen gehen und Konzerte besuchen? Habt ihr eine gute Beziehung zu Bands wie HATESPHERE, ILLDISPOSED oder RAUNCHY?

Yeah, wir sind sehr gut mit diesen und anderen Bands befreundet und hängen zusammen ab oder gehen auf Konzerte. So interessant wie jetzt war die dänische Szene noch nie. Und die Zukunft sieht ebenso rosig aus. Jeder hilft jedem. Genauso sollte es sein, denn so stärken wir unsere Szene von innen.

Wie schaut es denn mit einer „Denmark devastates Europe Tour“ mit allen diesen Bands aus?

Yeah, das wäre großartig. Fast wäre es schon einmal dazu gekommen. Leider konnten die Booking-Agenten nicht genügend Sponsoren an Land ziehen. Eines Tages wird diese Tour aber hoffentlich Wirklichkeit.

Wie schauen denn eure Tourpläne überhaupt aus?

Nun, unser Debüt ist gerade erst veröffentlicht worden. Das dauert also noch eine Weile. Ich denke, Anfang nächsten Jahres wird es soweit sein. Ich weiß, dass Rebel Monster/Mascot Records uns unbedingt auf Tour schicken wollen, damit wir so viel spielen wie möglich. Und wir wollen uns ebenfalls unsere Ärsche abspielen.

Lass uns noch ein wenig weiter in die Zukunft schauen. Ist es nicht auch ein wenig beunruhigend, dass ihr jetzt schon beim Debüt diverse Höchstpunktzahlen einfahrt? Die Leute werden extrem hohe Erwartungen an den Nachfolger haben. Setzt euch das unter Druck?

Alle Reviews waren bisher unglaublich und überwältigend. Wir sind sehr dankbar dafür, aber mit Angst erfüllt es uns keinesfalls. Ich freue mich jetzt schon auf das neue Album und sehe es als Herausforderung. Natürlich liegt nun ein gewisser Druck auf uns. Jener motiviert uns aber eher dazu, noch einen drauf zu legen, als dass der uns abschreckt. Gerade im Moment sprudeln die Ideen zu neuen VOLBEAT-Tracks richtiggehend aus mir heraus. Wenn das mal aufhört, dann habe ich ein Problem, haha.

Was bedeutet dir der Metal?

Sehr viel, denn ohne ihn hätte es kein DOMINUS oder VOLBEAT gegeben. Ich finde die Szene immer noch interessant. Vor allem jetzt, wo es wieder viele interessante neue Bands und Konzerte gibt.

Dann gehören die letzten Worte jetzt dir…

VOLBEAT hoffen, euch alle bald auf Tour zu treffen. Cheers and thanx.

Galerie mit 32 Bildern: Volbeat - Servant Of The Road World Tour 2022
11.10.2005

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