Visigoth
Der romantische Widerstand der Westgoten - Interview mit Sänger Jake Rogers
Interview
Nachdem VISIGOTH aus Salt Lake City neulich mit ihrem Erstlingswerk „The Revenant King“ ein richtig starkes Heavy-Metal-Brett abfeuerten, stand mir Sänger Jake Rogers Rede und Antwort zu der Genesis von Band und Album.
„The Revenant King“ ist eine Sammlung von Songs, die wir in den letzten fünf Jahren geschrieben haben. Stücke wie „Vengeance“ und „Iron Brotherhood“ gehören zu den ersten Songs, die wir als Band geschrieben haben, während andere wie der Titeltrack und „From The Arcane Mists Of Prophecy“ erst vor relativ kurzer Zeit entstanden sind.
Es war toll, einige dieser Songs endlich aufnehmen zu können, da wir zum Beispiel „Mammoth Rider“ und „Blood Sacrifice“ schon seit Ewigkeiten live zocken. Jetzt haben wir sie sozusagen aus unserem Kreislauf raus und können uns auf das Schreiben neuer Songs konzentrieren.
Sowohl der Albumtitel „The Revenant King“ als auch die Namen der einzelnen Songs und die Texte wecken bestimmte Bilder im Auge des Betrachters bzw. Hörers: woher stammt die Inspiration für eure Texte?
Meine grösste Inspirationsquelle sind die Fantasy-Romane und –spiele mit denen ich aufgewachsen bin. Die Bildsprache und das Storytelling in der Fantasy-Literatur sind sehr wichtig für mich und deshalb wollte ich diesen Part unbedingt im Rahmen von VISIGOTH nutzen. Meine Lieblings-Lyrics im Metal-Bereich sind die, die eine epische Geschichte erzählen und mich in eine andere Welt versetzen. Ich bin kein wirklich guter Texter, das ist der Bereich der mir bei VISIGOTH am wenigsten zusagt, aber natürlich ist es ein wichtiger Teil und ich versuche, ein gewisses Gefühl von Fantasy, Macht und Abenteuer zu erzeugen.
Eine interessante Anekdote dreht sich um „From The Arcane Mists Of Prophecy“: das Album war eigentlich schon fertig geschrieben, aber etwa eine Woche bevor wir ins Studio gingen spielten wir mit diesem Song und dem Text rum und bekamen ihn gerade noch rechtzeitig fertig. Wir hatten gar nicht gemerkt, wie lang das Stück geworden war – und es scheint einer der Fan-Favoriten auf dem Album zu sein.
VISIGOTH (dt. Westgoten) ist ein recht ungewöhnlicher Name für eine Band aus Salt Lake City, Utah – seid ihr alles Geschichtsstudenten oder wie?
Einige von uns sind zwar sehr an Geschichte interessiert, was natürlich eine Rolle spielte – aber der Hauptaspekt war eine Frage des Pragmatismus. Es war einer der wenigen Namen auf unserer Liste, der im professionellen Metal-Bereich noch nicht vergeben war. Außerdem wollten wir einen Bandnamen, der nur aus einem Wort besteht. Dazu kommt, das das Barbaren-Krieger-Thema eine echte Heavy-Metal-Ästhetik aufweist und der Fall Roms durch die Westgoten nach einem Verrat eine Art gewissen romantischen Widerstand darstellt. Das ist jetzt natürlich alles eine sehr vereinfachte Darstellung geschichtlicher Ereignisse, haha, aber Heavy Metal richtet sich ja eh eher an das Romantische als an den Buchstäbliche.
Die ersten musikalischen Assoziationen die „The Revenant King“ bei mir weckte waren MANILLA ROAD (natürlich auch wegen der Cover-Version von „Necropolis“), TWISTED TOWER DIRE und die großartigen Schweden GRAND MAGUS – wie entstand der VISIGOTH-Sound?
Gut auf den Punkt gebracht! Diese drei Bands hatten einen großen Einfluss: die Epik von MANILLA ROAD, das Feeling sowie die Vocals (insbesondere aus der Tony Taylor-Phase) von TWISTED TOWER DIRE und der generelle Ansatz von GRAND MAGUS, was das Riffing und das Songwriting angehen beeinflussen auch unsere Art, Songs zu schreiben. Es sind drei unserer absoluten Lieblings-Bands und es ist gut zu wissen, das man das unserem Sound anhören kann.
Wir sind absolute Heavy-Metal-Fanatiker, daher lieben wir traditionelle Bands wie JUDAS PRIEST und RIOT genauso wie neuere Acts wie METAL INQUISITOR oder SINISTER REALM. Epic Metal, NWOBHM, Doom Metal, US Power Metal haben ebenso ihre Spuren hinterlassen wie klassischer Rock ’n Roll. Als sich VISIGOTH gründeten, waren wir einfach nur ein paar Jungs, die Heavy Metal spielen wollten und es hat sich alles ziemlich einfach ergeben – nach ein paar Wochen Proben haben wir schon unser erstes Demo aufgenommen und sind seitdem unserem Pfad weiter gefolgt.
Wie lief es für euch als Newcomer-Band bezüglich der Aufnahmen, hattet ihr Schwierigkeiten ein ordentliches Studio zu finden und einen guten Sound zu kreieren der nicht nach Pappkarton klingt?
Eigentlich lief das alles ganz geschmeidig: Andy Patterson vom Boar’s Nest Studio ist ein guter Freund von uns und wir hatten vollstes Vertrauen in ihn, das er „The Revenant King“ zu einem tollen Soundgewand verhelfen kann. Wir sind mit den Aufnahmen zu ihm gegangen und er hat einen großartigen Job abgeliefert. Vielleicht Anfängerglück für uns, haha.
Was steht als Nächstes für VISIGOTH auf der Agenda? Eifert ihr den Westgoten nach und erobert Rom?
Wir touren die Westküste der Staaten, unter anderem das Up The Hammers-Festival – bislang sind leider noch keine Tourdaten für Europa geplant aber das ist definitiv etwas, was wir unheimlich gerne machen wollen! Und dann lassen wir die Barbaren raus, haha.
Galerie mit 21 Bildern: Visigoth - Europe MMXXIV Tour 2024 in Hamburg
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