Virgin Black
Virgin Black
Interview
Lange Zeit blieb es still um die Australier von VIRGIN BLACK, doch um in Vergessenheit zu geraten war diese Zeit erstens viel zu kurz, und zweitens wäre es einfach unmöglich gewesen, dass sich zu ihren zwei Meisterwerken aus Death- und Doom-Metal, gemischt mit opulenten klassischen Arrangements nicht bald ein drittes gesellen sollte. Nun aber überraschen uns VIRGIN BLACK nicht nur mit einem neuen Album, sondern gleich einer ganzen Trilogie, von der kürzlich mit „Requiem – Mezzo Forte“ das erste von drei Alben erschienen ist. Rowan London stand mir bereitwillig zur Verfügung, und erklärt uns, was es mit der Trilogie auf sich hat.
Hallo Samantha , Rowan, Grayh und Luke – hallo VIRGIN BLACK! Wie fühlt ihr euch denn gerade, jetzt wo euer Album „Requiem – Mezzo Forte“ in den Läden steht?
Es läuft grad alles wunderbar für uns. „Requiem“ fertig zu stellen hat mich ganz schön beansprucht, aber es freut mich zu sehen, wie die Leute darauf reagieren. Um ehrlich zu sein sind wir an dieses Projekt nur unseretwillen herangetreten und dachten, dass wir damit vielen Leuten vor den Kopf stoßen werden, und sie sich von uns abwenden. Aber bis jetzt sagen eigentlich fast alle, dass es ihr Lieblingsalbum von VIRGIN BLACK ist. Eine wirklich angenehme Überraschung.
Es wird noch jede Menge Leute geben, die euch noch nicht kennen. Da aber diese Standard-„Hallo, wir sind Band Soundso…“-Stellen bei Interviews fast immer ziemlich nerven, lass uns das ganze einfach kurz fassen – was sind deiner Meinung nach die Meilensteine in der Geschichte von VIRGIN BLACK?
Als wichtigste Punkte in unserer Geschichte möchte ich unsere Veröffentlichungen hervorheben. Sie beginnt 1995 mit der selbstbetitelten Demo, darauf folgte 1998 die „Trance EP“, mit „Sombre Romantic“ erschien 2001 unser wichtiges Debütalbum und sein Nachfolger „Elegant… and Dying“ erblickte 2003 das Licht der Welt.
Zur Zeit besteht die Band aus vier Musikern, meiner Wenigkeit sowie Samantha Escarbe, Grayh und Luke Faz, als auch ein temporärer zweiter Gitarrist für Live-Auftritte.
Aus der Promo-Info ist zu entnehmen, dass „Requiem – Mezzo Forte“ Teil einer ganzen Requiem-Trilogie ist. Gehe ich recht in der Annahme, dass sie in der Tradition des katholischen Requiems steht, wenn auch in einem modernen Kontext? Was ist der Hintergrund und das Konzept dieser Trilogie?
Die Serie der Alben beginnt ganz traditionell mit „Requiem – Pianissimo“, ein rein klassisches Album, welches vom Adelaide Symphony Orchestra gespielt wird, und viele der traditionellen lateinischen Texte enthält. Auf dem aktuellen Album „Requiem – Mezzo Forte“, dem ersten der Serie, wird die Band Schritt für Schritt eingeführt und überragt das Orchester beim Übergang zum finalen Album, „Requiem – Fortissimo“ welches das am wenigsten traditionelle sein wird, sowohl was Musik und Texte betrifft. Den Sound könnte man am besten als Epic Doom Death umreißen.
„Requiem – Mezzo Forte“ ist also der zweite Teil der Trilogie, wird aber zuerst veröffentlicht. Das verwirrt ob der Tatsache, dass die Alben doch eigentlich aufeinander folgende und aufbauende Werke sind.
Im Kontext des Requiems würde es natürlich Sinn machen, sie der Reihe nach zu veröffentlichen, beginnend mit dem klassischen Album um dann progressiver, härter und intensiver zu werden. Im Kontext von VIRGIN BLACKs Geschichte sieht das dann aber doch etwas anders aus. Sowohl für uns als Band als auch für unser Label war es einleuchtend, zunächst mit dem Album zu beginnen, was sich vom Sound her am nächsten zu unseren bisherigen Alben befindet. Die anderen Alben sind in der Hinsicht viel extremer und sollten nach meinem Empfinden später veröffentlicht werden.
Welcher Teil der Trilogie wird als nächstes folgen, und wann wird damit zu rechnen sein?
„Requiem – Fortissimo“ wird als nächstes erscheinen, voraussichtlich im September dieses Jahres.
Ein Werk von dieser Komplexität, Dichte und Intensität schreibt sich nicht von selbst. Ich kann mir vorstellen, wieviele Stunden, Wochen, Monate – wenn nicht Jahre – ihr damit verbracht habt, die Kompositionen auszuarbeiten. Wann und wie kam euch erstmals die Idee zu dieser Trilogie, und was kannst du uns über den Kompositionsprozeß erzählen? Wie kreiert ihr solche Musik?
Erstaunlicherweise hat das Komponieren der drei Alben nur ein Jahr gedauert, was uns dagegen wirklich an den Rand der Erschöpfung und des finanziellen Ruins gebracht hat, waren die Aufnahmen. Ich weiß nicht, warum, aber es erschien mir als richtig eine Requiem-Messe zu schreiben. Ich hatte ein paar Todesfälle in der Familie, aber inwiefern sich dass auf meine Motivation ausgewirkt hat, kann ich nicht sagen – es war einfach richtig. Wie man erwarten konnte, haben Samantha und ich begonnen, an einem Album zu arbeiten, aber schon bald fühlten wir uns durch diesen engen Rahmen in unserem Schaffen eingeschränkt. Als wir uns einigten, drei Alben mit variierender Intensität zu schreiben, spürten wir auf einmal eine unglaubliche Freiheit, dass zu schreiben, was immer uns in den Sinn kam.
Der Schreibprozeß vollzog sich vorzugsweise im Kopf, und zu einem gewissen Ausmaß hatten wir auch gar keine andere Wahl, da wir bis zum Aufnahmetag keinen Zugang zu den Instrumenten eines Orchesters hatten.
Beim besagten Orchester handelt es sich um das bereits erwähnte Adelaide Symphony Orchestra, welches eine wahre Bereicherung für eure Musik ist. Wie groß ist dieses Orchester und wie kamt ihr mit ihnen in Kontakt?
Wir brauchten kein vollständiges Orchester, da wir nicht alle Instrumente in die Komposition einbezogen hatten, z.B. hatten wir mehr Kontrabässe, als es normalerweise üblich wäre. Wir wußten immer, dass wir für dieses Werk auf ein richtiges Orchester zurückgreifen müßten, aber ich hätte nie erwartet, dass wir mit dem Adelaide Symphony Orchestra zusammenarbeiten könnten. Wir hatten ein paar Kontakte unter den Musikern, die uns dabei halfen, ernstgenommen zu werden. Das für uns jedoch Wichtigste war der Dirigent, als er unsere Partituren las und hellauf begeistert war. Nach Abschluß der Aufnahmen übermittelte er uns einige sehr anerkennende Worte der Musiker. Er sagte, wir könnten uns geehrt fühlen, da sie sonst äußerst kritische und zynische Musiker wären.
Die Produktion des Albums ist schlicht und einfach superb. Kam es während der Aufnahmen und beim Mix zu Problemen, oder lief alles wie geplant?
Wir hatten uns bewußt für den harten Weg entschieden. Das wichtigste für uns war immer ein realer Sound, ganz im Gegensatz zu den unzähligen Symphonic-Power-Metal-Bands, die ihre „Orchester“ rein technisch erzeugen. Ich liebe einfach den Klang des Echos, des Holzes in den Instrumenten und den unterschwelligen, beiläufigen Klängen, die den Hörer daran erinnern, dass er etwas menschlichem beiwohnt.
Hätten wir hunderttausende von Dollars, hätten wir alles sehr schnell erledigen können, aber so mußten wir sehr sorgfältig planen, was wir mit unserem beschränktem Budget machen. Die Aufnahmen waren auslaugend und brachten mich an den Rand des Ruins. Ständig schien es mit allem, was wir taten, ein Problem zu geben, und es gab verdammt viel zu tun. Schlußendlich können wir jedoch auf etwas von wahrer Bedeutung zurückblicken, etwas worauf wir wirklich stolz sein können.
Wie haben denn Massacre Records auf euer Vorhaben reagiert, und wie gestaltete sich daraufhin die Zusammenarbeit?
Wir haben schon frühzeitig beschlossen, unser Label nicht mit unserer verrückten Besessenheit zu belasten, und entschlossen uns, alles finanzielle selbst zu tragen, und die Kosten komplett alleine zu tragen. Die Logik dahinter ist, dass wir ihnen ein fertiges Produkt präsentieren wollten, ohne dass sie jahrelang darauf hoffen und warten müssen. Es hat glücklicherweise genau so funktioniert, und der Chef von Massacre Records ist sehr begeistert und glaubt an das Album.
Das Album wird auch als limitierte Edition veröffentlicht. Was erwartet uns denn auf der Bonus CD?
VIRGIN BLACK brechen zu neuen Ufern auf, deshalb dachten wir uns, dass es schön wäre, das Vergangene zu rekapitulieren. Auf der Bonus CD findet man einen wichtigen Song von jeder unserer vorherigen Veröffentlichungen, darunter einen vom gesuchten Demo, sowie einen Videoclip.
Im Mai, Juni und Juli werdet ihr auf Tour gehen. Wie werdet ihr die komplexen orchestralen Arrangements des Albums live umsetzen? Werdet ihr mit einem Orchester spielen?
Eine VIRGIN BLACK Live-Show unterscheidet sich bißchen von den Studioaufnahmen. Die Dynamik wird noch stärker hervorgeheben, das Laute wird noch lauter, und die härteren Passagen noch härter. Wir haben noch nie versucht, live einen Studiosong exakt nachzubilden. Wenn man Bands live sieht, ist es doch das beste, wenn sich Dinge verändern und anpassen und die Zuhörer auch ein bißchen im Unklaren lassen. Natürlich müssen die Stücke erkennbar und verständlich bleiben, und ich glaube, wir haben dafür ein ziemlich gutes Händchen.
Abgesehen von der Tour und Promotion fürs neue Album – was steht derzeit noch auf eurem Plan? Denkt ihr schon daran, neues Material zu schreiben, oder liegt der Fokus noch bei der Requiem-Trilogie?
Es gibt einige Umrisse für die Songs, die auf Requiem folgen werden, aber darauf konzentrieren wir uns erst später. Das Album erfährt momentan mehr Aufmerksamkeit, als wir erwartet haben, deshalb sind wir bemüht, möglichst am Ball zu bleiben.
Ok, dass sollte dann auch genug sein, aber wir bleiben hoffentlich in Verbindung. Fans von VIRGIN BLACK werden das neue Album lieben, und ich bin mir ziemlich sicher, dass ihr auch neue hinzu gewinnen werdet. Ich wünsch euch alles Gute für die Sommertour und freue mich schon auf das nächste Album der Trilogie! Die letzten Worte gehören dir…
Danke für deine lobenden Worte, wir freuen uns wirklich sehr darüber.
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Stile | Doom Metal, Gothic Metal |
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