Violence Unleashed
Interview mit Felix Schumacher zu "Spawned To Kill"
Interview
Es ist schon erstaunlich, dass gerade eine deutsche Band ein Death-Metal-Album vorlegt, das nicht nur original aus Florida stammen könnte, sondern den Stil der dort heimischen Kannibalen bis auf wenige Details haarfein benutzt, um zu zeigen, dass auch hierzulande einiges geht. „Spawned To Kill“ ist jedenfalls ein amtlicher Nackenwirbelzerberster geworden, den ich in dieser Qualität aus unseren Regionen schon länger nicht mehr gehört habe. VIOLENCE UNLEASHED als richtige Band zu bezeichnen wäre allerdings nicht richtig, denn Felix Schumacher, Gitarrist, Songwriter und kreativer Kopf, ist alleine verantwortlich für sämtliche Belange und Entscheidungen. Natürlich musste er sich deswegen einigen Fragen zu VIOLENCE UNLEASHED, sowie zur Entstehung, Idee und Umsetzung von „Spawned To Kill“ stellen.
Hi Felix. Du hast mit deinem Baby VIOLENCE UNLEASHED eine richtig coole Granate vorgelegt, die deutlich überm Durchschnitt liegt und somit, besonders für eine Veröffentlichung aus Deutschland, mal wieder richtig wohltuend klingt.
Treffender hätte der Bandname ebenfalls nicht sein können, denn die entfesselte Gewalt auf „Spawned To Kill“ ist richtig schön brutal und straight into the face.
Läuft bisher alles so, wie du dir das vorgestellt hast
Also es läuft absolut hervorragend! Es ist ja seit der Geburt des Projektes so, dass eine Überraschung die andere jagt. Ich bin aber bisher sehr zufrieden mit dem Album und vor
allem auch mit der großartigen Zusammenarbeit aller Beteiligten, die zu dem Ergebnis geführt hat.
Beim direkten Suchen im Web ist mir neben positiven Kritiken auch das eine oder andere Review zu „Spawned To Kill“ aufgefallen, das zwar nicht unbedingt negativ war, aber VIOLENCE UNLEASHED lediglich im unteren Mittelmaß anordnet. Kannst du das nachvollziehen, kratzt dich sowas überhaupt oder geht dir das am Hinterschinken vorbei?
Es ist schon verständlich da heutzutage die Messlatte sehr hoch liegt. Allerdings glaube ich kaum, das es noch möglich ist, etwas gravierend Neues zu schaffen, was es verdient, als innovativ bezeichnet zu werden. Kratzen tut mich das nicht wirklich wenn ein Review schlecht ausfällt. Die Hauptsache ist immer, dass man selbst mit dem was man schafft zufrieden ist.
Viel gravierender finde ich allerdings Reviews, die inhaltlich falsch sind. Wo also plötzlich jemand anderes die Vocals macht oder plötzlich alles von dem einen oder anderen ganz allein gemacht wurde usw.
Das ist mir jetzt schon bei einigen Reviews aufgefallen und das finde ich sehr bedauerlich und vor allem unprofessionell. Wir erstellen schließlich Salessheets die jeder Reviewer mitgeliefert bekommt und die sollte ein seriöser Kritiker auch lesen bevor er was schreibt.
Um eine besondere Bemerkung bezüglich des Albums komme ich natürlich nicht drum herum. Ich habe es bereits im Review angemerkt und würde gerne wissen, was du dazu sagst. VIOLENCE UNLEASHED klingen stellenweise so sehr nach CANNIBAL CORPSE wie kaum eine andere Band auf diesem Planeten. Die Musik an sich, die Gitarren-Riffs, das (Blast-) Drumming, der Gesang und selbst die Produktion könnten locker aus Florida stammen. Absicht, Zufall oder scheiß egal?
Ich würde sagen ein Mischung aus allem! Und zwar bin ich natürlich ein großer Fan der Cannibals und spiele daher auch gerne einen derartigen style. Allerdings gibt’s ja auch Abweichungen wie z.B. die Soli die bei VIOLENCE UNLEASHED öfter auf langsamen, fetten Parts gespielt werden. Der Sound hat sich im Grunde im Verlaufe des Projektes entwickelt. Ok, wie mein Gitarrensound sein sollte wusste ich vorher schon, allerdings ist alles andere nach und nach dazu gekommen.
Letztendlich muss der Sound immer einfach nur Fett sein! Das ist absolut das Wichtigste. Mir ist es dabei auch egal wie andere klingen. Ich benutze keine Referenzmixe von anderen! Es wird einfach nur solange an den Reglern gedreht bis der Sound fett ist.
Darf man so etwas einer Band negativ auslegen? Ich meine, CANNIBAL CORPSE gibt es ja schon, warum brauch die Welt eine weitere Band, die (fast) genauso klingt?
Also ich denke, dass CANNIBAL CORPSE nicht einfach nur eine Band sind, sondern eher ein Style. Es gibt viele Bands mit Einflüssen der Kannibalen. Warum sollen wir also nicht auch so spielen dürfen? Außerdem kannst du heute jede Band mit einer anderen vergleichen. Was ja auch fast jeder Kritiker in seinem Reviews macht um dem Leser einen besseren Eindruck der Band zu vermitteln. Jeder Musiker holt sich seine Inspiration, bis zu einem gewissen Grad, auch bei anderen Bands. Das ist einfach so. Selbst wenn einige behaupten sie würden durch nichts beeinflusst werden. Das ist natürlich Unsinn, außer, man lebt mit seiner Gitarre 20 Jahre einsam am Nordpol.
Ich habe weiterhin im Review geschrieben, dass VIOLENCE UNLEASHED vermutlich eine Art „ewige zweite Geige“ spielen werden, wenn die Musik nicht etwas eigenständiger wird. Hast du diese Befürchtung gar nicht?
Dazu müsste man erstmal wissen ob es tatsächlich noch „erste Geigen“ gibt. Letztendlich entscheidet der Fan was gut ist und was schlecht. Und ich denke, langfristig werden da schon markante Unterschiede zwischen VIOLENCE UNLEASHED und anderen erkennbar werden! Lasst uns erstmal auf eine Bühne und dann schauen wir mal. Also ich hab da wenig Befürchtungen. Ich will einfach nur die Musik machen auf die ich Lust habe und das Ergebnis hörst du auf „Spawned To Kill“. Und so verkehrt kann ich damit auch gar nicht mal liegen, denn sonst hätten die anderen ja nicht mitgemacht, oder? Ganz zu schweigen von den Jungs im Studio, die voller Energie bei der Sache waren, oder der Grafiker Oliver Haecker, der sogar einige Sachen for free gemacht hat weil er so angetan war und und und…
Ich hab so einigen Leuten zu danken für Ihre tatkräftige und selbstlose Mithilfe, was mir wie gesagt zeigt, dass das Projekt also durchaus auch als „erste Geige“ Sinn macht!
Gleich der erste Track („Destination : ?“) spaltet amtlich Schädel. Das Hammering auf den Klampfen und der folgende Blastbeat könnten geiler nicht sein, wobei ich auch da sofort wieder an, ich mag es kaum sagen, die Kannibalen denken muss. Trotzdem ziemlich cool umgesetzt.
Hinaus wollte ich jetzt allerdings auf etwas anderes, nämlich das Songwriting. Du alleine bist für VIOLENCE UNLEASHED verantwortlich. Stammen auch restlos alle Ideen von dir oder hattest du einen Kumpel, Bekannten etc., der dir unter die Arme griff?
Also, es ist so, dass an dieser Scheibe alle Noten von mir sind. Ich habe in meinem kleinen Studio das Drumming per Samples programmiert. So umgehe ich das ständige Lamentieren mit dem Drummer, wie ich mir das Drumming zu meinen Riffs gedacht hab. Das klingt dann zunächst etwas plastisch aber verschafft einen Eindruck vom gewünschten Gesamtbild der Musik.
Die Gitarren sind natürlich, da das ja meine Hauptdisziplin ist, alle von mir. Auch die Texte sind von mir und deren Arrangements in den Songs. Es hat sich herausgestellt, dass das ein ziemlich effektiver Weg ist einen Songwriting-Prozess zu begehen. Also alleine. Man muss halt nicht ständig diskutieren und die anderen sind damit trotzdem alle zufrieden gewesen, denn sonst wären sie ja nicht dabei geblieben.
Zur Umsetzung der Musik bedarf es mitunter weiterer Musiker. Wen hast du dir ins Studio geholt, um deine Visionen umzusetzen?
Allen voran ging Thomas Thede, den ich für die Vokills an den Start holen konnte. Er ist ein langjähriger Freund, mit dem ich ja schon Jahre bei ERADICATE zusammen gearbeitet hatte. Daher wusste ich um seine Stimme, die ich dann unbedingt auf der Scheibe haben wollte. Außerdem ist mir ein gutes Arbeitsklima wichtig, was durch unsere Freundschaft natürlich mehr als Gewährleistet war. Er sagte sofort zu.
Anschließend vermittelte mir Thomas Tretow den Kontakt zu Yanic Bercier, welcher auch, nachdem er nur die Hälfte der Scheibe gehört hatte, zusagte. Ich kannte seine hervorragenden Arbeiten schon von den QUO VADIS CDs und DVDs und war daher mehr als erfreut ihn dabei zu wissen. In Folge dessen bot ich Thomas Tretow, da auch er ein guter Freund ist, quasi als Dank an, einen Tag ins Studio zu kommen und zu einem Song was bei zu steuern. Es handelt sich dabei um die Soli in „Crumbled Into Dust“.
Wie viel Einfluss hatten diese Leute auf das Songwriting oder überhaupt auf das Album?
Im Grunde haben alle die Freiheit was zu ändern, wenn es der Musik dienlich ist. Yanic Bercier z.B. hat ja auch das Drumming teilweise verändert und überhaupt mit seinem eigenen Stil gespielt. Ich habe ihm halt die Freiheit gegeben im Sinne der Musik zu handeln. Und das hat er auch mit seiner Power und seinem ständigen Enthusiasmus perfekt umgesetzt. Bei Thomas Thede war es einfacher, da ich seine Fähigkeiten besser einschätzen konnte. Wir haben dann während der Aufnahmen nur ganz wenige Dinge minimal verändern müssen damit es passte. Und Thomas Tretow hat einfach gerockt bei „Crumbled Into Dust“!
Wo hast du/habt ihr denn aufgenommen und wer kümmerte sich um die Regler etc.? Hattest du wirklich über allem deine richtende Hand oder gab es durchaus auch Fremdeinwirkungen?
Gitarren, Bass und Vokills wurden bei und von mir aufgenommen. Ich wollte halt endlich mal so klingen, wie ich wollte. Und das geht am besten, wenn man es selbst macht. Die Drums wurden in Phillips Studio in Knoxville/Tennessee/USA aufgenommen. Mit diesem Studio hat Yanic Bercier gute und zahlreiche Erfahrungen gemacht, und deshalb war es sein Wunsch dort aufzunehmen. Der Endmix wurde dann wieder hier in Deutschland gemacht, und zwar im Rosenquarz-Tonstudio. Mit den beiden Wahnsinnigen, die dort ihr Unwesen treiben, nämlich Michael Hahn als Tonmeister und sein Assistent Andreas Libera, fühlte ich mich sofort an der richtigen Adresse, der Scheibe den entsprechend fetten Sound zu verpassen. Ich war bei dem Endmix ständig zugegen um zu unterstützen.
Selbst das Cover ist gut gelungen. Wem hast du denn das Motiv abgeluchst?
Das Coverartwork stammt von Oliver Haecker von Bastart-Worx. Dieser Mann ist schier unglaublich, denn er kannte weder die Musik noch Texte bevor er anfangen musste. Ich gab ihm bloß 2 Stichworte und er wusste, dass es sich um irgendeine Art Death Metal handelt. Und aus diesen Angaben hat er dann das komplette Coverartwork gezaubert. Um noch mal zu verdeutlichen; Ohne auch nur eine Note oder einen Songtitel zu kennen! Absolut unglaublich, wie fantastisch sein Coverartwork unter den Umständen zum Endresultat passt!
Hat „Spawned To Kill“ für dich eine tiefere Bedeutung, oder ist es einfach eine Ansammlung Arsch tretender Death-Metal-Tracks?
Der Kick-Ass-Faktor muss bei mir zwar immer hoch sein, aber letztendlich gibt es schon ungewollt Parallelen zu meinem Leben. „Spawned To Kill“ ist das Resultat einer gewissen Frustration, die VIOLENCE UNLEASHED voran ging, wo es weit weniger gut lief und ich dann einfach beschlossen hatte, dagegen etwas zu tun. Gleichwohl ist „Spawned To Kill“ aber auch das Resultat unendlicher Begeisterung für Musik. Und damit meine ich nicht nur mich, sondern vielmehr alle anderen Beteiligten, die sich von dem Arbeitstitel haben anstecken lassen und mit so viel Enthusiasmus und Power bei der Sache waren. An dieser Stelle sei euch allen noch ein Dank gesagt Leute!
Warum hast du dir neben ERADICATE eigentlich ein weiteres Betätigungsfeld gesucht? Reicht es dir nicht mehr, deine Ideen und Kraft in eine Band zu stecken?
Naja, wie schon erwähnt, wollte ich endlich mal ein Ding auf meine Art durchziehen. Es halt ohne Kompromisse so machen wie ich will. Ich hab ohnehin mehr Ideen als für nur eine Band. Wenn ich, wie bei VIOLENCE UNLEASHED, alles alleine austüfteln kann, brauche ich im schnitt 8 Stunden pro Song, und wenn einer fertig ist, dann lass ich mir ein paar Tage zeit bevor ich den nächsten Anfange. Am wichtigsten ist es bloß, in Ruhe zu arbeiten und der Rest läuft von alleine.
Wie verhält es sich mit der Gewichtung beider Bands? Welche würdest du vorziehen, ERADICATE oder VIOLENCE UNLEASHED? Gemeine Frage, ich weiß. Ich frage das aus dem Grund, weil mir persönlich VIOLENCE UNLEASHED um einiges besser gefallen…
Ich finde deine Frage nicht gemein sondern durchaus legitim! Ich kann sie sogar in deinem Sinne beantworten. VIOLENCE UNLEASHED!
Ist ja irgendwo auch klar denn dort steckt am meisten von mir drin. Obwohl auch schon bei ERADICATE zumindest die Musik komplett von mir war. Aber das liegt halt schon länger zurück und ist deshalb auch eine ganz andere Qualität.
Wird es die Möglichkeit geben, VIOLENCE UNLEASHED live zu erleben? Falls ja, dürfte es einige verstauchte Nackenwirbel geben, denke ich…
Ich arbeite zurzeit tatsächlich daran, das Ganze Live zu bringen. Yanic Bercier hat als erster Interesse angemeldet und ständig davon gesprochen. Ich war ja derzeit schon begeistert ihn für die Produktion gewinnen zu können und hatte vorerst noch gar nicht über eine Live-Präsenz zu hoffen gewagt.
Thomas Thede ist eh eine Rampensau und derzeit stehen bereits einige Kandidaten für die Positionen des 2.Gitarristen und des Bassisten in der Auswahl. Hierzu gibt es aber natürlich noch keine Namen.
Allerdings muss man dazu sagen, dass diese Idee noch recht jung ist und ja auch auf Grund der Entfernung zwischen uns allen etwas schwieriger zu organisieren ist. Es ist zudem auch noch fraglich wo es stattfinden wird. Ob man zuerst was in Nordamerika oder Deutschland bzw. Europa macht ist noch fraglich.
Wie sieht es denn mit deinen persönlichen Vorlieben aus? (neben CANNIBAL CORPSE). Gibt es eine Band, die es dir in letzter Zeit so amtlich besorgt hat, dass du sie unbedingt weiter empfehlen musst?
BEHEMOTH!!! „The Apostasy“ kickt dermaßen Ass! Ich hielt ja damals noch deren Aussage über die „Demigod“ für leichte Prahlerei, da sie behauptet haben, die „Demigod“ wäre ein eher schnell eingespieltes Album gewesen, da man keine Zeit gehabt hätte und beim nächsten mal würde es anders und besser werden. Also ich finde die „Demigod“ ist ne 1, aber wie es aussieht, haben sich die Jungs bei der Neuen wohl das besagte Stück an Zeit mehr genommen. Ich hab nur bisher kurz in ein paar Tracks reinhören können aber die Scheibe ist mit Sicherheit ein mega Killer!
Und nun das Gegenteil. Wer hat dich so sehr enttäuscht, dass du sofort alle Alben von ihnen verkauft hast?
Also, ich würde nie, bloß weil eine Band mal ein Album macht was mir nicht so gut gefällt oder was ich gar für total schlecht halte, alle anderen Scheiben davon weggeben. Mir fällt da auch zurzeit kein Bespiel für einen besonders schlechten Release ein. Irgendwie gehen schlechte Scheiben an mir vorbei. Ich beschäftige mich eh lieber mit guten.
Felix, ich danke dir für den Smalltalk und drücke dir die Daumen für VIOLENCE UNLEASHED. Wir werden diesbezüglich doch sicher noch einiges von dir hören oder?
Aber 100% kommt da noch was! Und zwar eine ganze Menge. Das ist erst der Anfang!!!
Danke für das Interview und auch das Review. Und Ihr da draußen: KEEP ROCKIN DUDES!!!
Mehr zu Violence Unleashed
Band | |
---|---|
Stile | Death Metal |
Interessante Alben finden
Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 37243 Reviews und lass Dich inspirieren!
Kommentare
Sag Deine Meinung!