Vehemenz
"Düsteres Zeug, das man sich mal anhören sollte" - Interview mit Gitarrist Letharg zum Debüt "Vehemenz"

Interview

Vehemenz

Es tut sich was im heimischen Black Metal. Neben mittlerweile zu verhältnismäßigen Größen herangereiften Bands wie AGRYPNIE oder FÄULNIS, die uns vor Kurzem mit neuem Album „Snuff || Hiroshima“ beglückten, rutschen auch neue, nicht weniger ambitionierte Bands nach. VEHEMENZ aus dem beschaulichen Hammelburg in Unterfranken sind eine dieser Bands und veröffentlichten Ende Mai ihr Debüt „Vehemenz“, zu dem wir Gitarrist Letharg befragten.

Moin Jungs. Da ihr erst vor Kurzem euer Debütalbum „Vehemenz“ rausgehauen habt, könnt ihr euch unseren Lesen am besten vielleicht kurz einmal selbst vorstellen und dabei einen kleinen Überblick über die Geschichte von VEHEMENZ bzw. deren Bandmitglieder geben.

Hi, zunächst einmal vielen Dank für das Interview! Ja, nach langem hin und her ist es nun tatsächlich mal raus gekommen! Entstanden sind wir 2010 aus den Resten einiger anderer Bands. Wir bestehen aus sechs Mitgliedern: Sänger (Inclusus), Bassist (Obscurus), Schlagzeuger (Furor) und drei Gitarristen (Monolith Aversion, Aquarius Igneus, Letharg). Seit 2010 hat sich aus verschiedenen Gründen das Mitgliederkarusell ein paar mal gedreht, bis sich die heutige feste Besetzung gebildet hat, die sich vermutlich auch nicht mehr so schnell ändern wird, da es sehr gut funktioniert in dieser Konstellation. Das jetzige Debüt wurde bereits 2012 aufgenommen und durch einige Umstände erst jetzt veröffentlicht. Ansonsten sind wir schon seit einiger Zeit auf diversen Bühnen unterwegs.

Wie seid ihr auf den Bandnamen gekommen, steckt hinter VEHEMENZ eine tiefere Bedeutung?

Wir wollten einen prägnanten Namen für unsere Band der die Musik wiederspiegelt. Wenn man sich die Synonyme dafür ansieht, fallen da einige Begriffe (bspw. Druck, Gewalt, Kraft, Wucht oder Stärke, Anm. d. Red.), die genau das tun.

Ihr existiert ja bereits seit einigen Jahren. Gab es spezielle Gründe dafür, dass euer Debüt vier Jahre auf sich warten lassen musste?

Das hat mehrere Gründe. Zunächst wollten wir keine Demo oder ähnliches in minderwertiger Qualität herausbringen, sondern ein vernünftig produziertes Album. Ein weiterer Grund war, dass wir uns mit den einzelnen Liedern ausführlich beschäftigen wollen und erst dann etwas veröffentlichen, wenn wir zufrieden sind. Zudem gab es, wie bereits angemerkt, einige Besetzungswechsel. Die Aufnahmen zur EP waren eigentlich im Herbst 2012 beendet. Die Wartezeit bis zur kürzlichen Veröffentlichung wurde nochmals verlängert da wir nicht selbst veröffentlichen wollten, sondern über ein Label, das sich vernünftig um den Vertrieb etc. kümmern kann. Wir wollen Musik machen und keinen Webshop betreuen. Davon abgesehen kann das MDD sowieso viel besser als wir!

Wie sind die bisherigen Reaktionen zu „Vehemenz“ ausgefallen? Wie lief das Release-Konzert in Ilmenau?

Größtenteils sehr positiv! Können uns bisher nicht beschweren. Es ist immerhin unser Debüt und die Aufnahmen liegen schon eine Weile zurück. Das Feedback der Hörer und Presse ist meist sehr gut. Das Konzert in Ilmenau war nicht direkt ein Release-Gig, eher Zufall dass der Release und das Konzert so nah beieinander lagen. Aber das Konzert lief dennoch gut und hat uns Spaß gemacht.

Bei drei Gitarristen Bands innerhalb einer Band stellt sich zwangsläufig die Frage, wie die Rollenverteilung bei euch aussieht, wer ist für das Songwriting zuständig?

Das Songwriting geschieht größtenteils im Kollektiv. Einer kommt in den Proberaum mit einer Idee, die fortgeführt und ausgearbeitet wird. Durch den „Umstand“ der drei Gitarren und die sehr verschiedenen Einflüsse der einzelnen Mitglieder kann das durchaus mal etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen, aber wir halten es für ein gutes Konzept, das einem sehr viele Möglichkeiten für Songstrukturen etc. bietet.

Was könnt ihr uns über die Aufnahmen erzählen? Irgendeine Anekdote parat?

Die Aufnahmen fanden wie bereits erwähnt Mitte 2012 in den Maranis-Studios statt. Es war für uns eine neue und sehr lehrreiche Erfahrung in einem professionellen Studio aufzunehmen, aus der wir wirklich viel mitnehmen konnten. Die Aufnahmen zogen sich etwa über sieben bis acht Wochen mit Unterbrechungen und verliefen auch größtenteils reibungslos. Es war definitiv der richtige Weg für uns keinen Selbstversuch zu starten, sondern die Unterstützung und Erfahrung eines Produzenten zu nutzen (Der auch noch gut kocht!). An dieser Stelle noch einmal vielen Dank und Grüße an Vagelis!


„Vehemenz“ wurde über MDD veröffentlicht, bei dem auch die Szenegröße NOCTE OBDUCTA zu Hause ist. Wie kam der Kontakt mit Markus zustande?

Zunächst über den ganz üblichen Weg: Bewerbung mit Songs zukommen lassen. Markus gefiel unser Material sehr gut, woraufhin wir ein Treffen vereinbarten und die Sache fest machten. MDD leistet sehr gute Arbeit und wir sind froh darüber mit Markus zusammenarbeiten zu können!

Wo wir gerade schon bei NOCTE OBDUCTA waren. Eure Musik spielt sich im Dunstkreis dieser, aber auch anderer Bands wie AGRYPNIE oder TODTGELICHTER ab. Würdet ihr diese Bands als Einflüsse sehen oder woher bezieht ihr Inspiration?

Es ehrt uns natürlich mit diesen Bands in einer Reihe genannt zu werden und einige Mitglieder sind auch der Musik zugetan. Allerdings reicht einerseits die Entstehung der Band bzw. der Vorgängerbands zurück bis 2003 (sprich unsere Musik hat sich über viele Jahre hinweg zu dem entwickelt, wie sie jetzt ist) und andererseits sind die musikalischen Vorlieben und daher auch die Einflüsse nicht einheitlich, sondern breit gefächert und liegen teils weit von diesen Bands bzw. dem Black Metal allgemein entfernt. Daher kann man einen Einfluss weder ganz verneinen, noch sagen, dass es ein erklärtes Ziel ist der Musik nachzueifern.

Könnt ihr eure Musik kategorisieren oder verweigert ihr euch jeglichem Schubladendenken?

Die Grundlage ist Black Metal, allerdings finden wir, dass sich selbst in eine Schublade zu stecken nicht gut ist. Es ist abzusehen, dass das nächste Album wieder sehr anders sein wird. Das in Schubladen stecken sollen andere übernehmen, können wir sowieso nicht beeinflussen!

Wenn ihr das Album mit einem Satz beschreiben müsstet, wie würde dieser lauten?

Düsteres Zeug, das man sich mal anhören sollte. Am besten mehrfach!

Wie schon in der Rezension angemerkt, bin ich insbesondere von den getragenen Momenten beispielsweise in „Stille Um Mich“ oder „Der Traum … Im Chaos Vereint“ angetan. Habt ihr irgendeinen Favoriten auf dem Album?

Ich selbst favorisiere ebenfalls „Der Traum…Im Chaos Vereint“ und „Fragment I“. Das ist auch bei jedem anders. Allerdings ist die Marschrichtung definitiv eher die der drei jetzt angesprochenen Lieder. „Bote Des Nichts“ und „Leben gleich Nebel“ sind deutlich ältere Songs.

Viele Künstler reden bekanntermaßen nicht gerne über ihre Texte. Wie sieht es da bei euch aus, könnt ihr uns ein wenig über die Inhalte eurer Songtexte aufklären?

Es gibt weniger ein festgelegtes Thema, das wir durchgehend behandeln. Es geht teils um die Vergänglichkeit des Lebens, teilweise um persönliche Ereignisse, die verarbeitet werden oder aber auch den Versuch bestimmte Gefühlslagen/Zustände zu beschreiben. Wir lassen die genaue Bedeutung der Texte gerne offen bzw. umschreiben nur die eigentliche Bedeutung. So kann der Hörer selbst etwas hinein interpretieren.


Ihr seid live ja schon etwas länger unterwegs. Existieren noch weitere, bisher unveröffentlichte Songs von euch oder bestand eure Setlist bislang aus den auf dem Album vertretenen Songs?

Ja, es existieren einige weitere Songs bzw. die Rohfassungen. Es gibt bisher ca. 25 Minuten neues Material, das nach und nach bei kommenden Gigs getestet wird. Das bisherige Set bestand größtenteils aus den vertretenen Songs. Nur, dass es von einigen Lieder sicherlich 20 Fassungen gibt, bis diese auf CD gebannt wurden. Es mag manchen Leuten, die auf mehreren Gigs gewesen sind ggf. sogar so vorgekommen sein, als ob komplett neues Material gespielt wird!

Sind in diesem Jahr noch weitere Konzerte oder Festivals bei euch geplant?

Ja, wir werden am 27.06. in Hamburg spielen, danach auf dem In Flammen Open Air und dann am 19.07. beim Geisterasche in Kaiserslauten. Weitere Gigs sind in Planung und für das nächste Jahr haben wir kürzlich ebenfalls die Bestätigung für ein recht großes und bekanntes Festival im April bekommen.

Was haben wir zukünftig von euch zu erwarten?

Wir werden möglichst viele Konzerte spielen und eben auch teils neues Material dabei testen. Der Plan ist es das nächste Album fertig zu stellen und anschließend wieder ein Studio zu entern. Einen festen Zeitrahmen wollen wir uns dabei nicht stecken. Ich glaube aber nicht, dass es nochmals vier Jahre dauern wird!

Könnt ihr uns zum Abschluss noch einen kleinen Einblick geben, was derzeit bei euch privat in den heimischen vier Wänden im CD-Spieler rotiert? Irgendeinen Geheimtipp?

Ich kann hier nur für mich sprechen. Derzeit läuft des Öfteren das neue Album von THE ATLAS MOTH „The Old Believer“ als Vorabstream (Was auch gleich ein großer Tipp ist!), „Snuff || Hiroshima“ von FÄULNIS und als Dauerbrenner CELTIC FROST „Monotheist“. Alles wirklich großartige Alben! Als Geheimtipp würde ich gerne unsere Freunde DEADWOOD nennen, die kürzlich ihr Album „Picturing A Sense Of Loss“ veröffentlicht haben!

Vielen Dank für dieses Interview, die letzten Worte gehören euch…

Vielen Dank für das Interview und Grüße an all diejenigen, die uns auf unserem Weg unterstützen!

11.06.2014

Präsentationsressort & Akkreditierungen: Festivals

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