Vanguard
Vanguard
Interview
Wie ich schon in meinem Review zu "Succumbra" schrieb, konnten mich VANGUARD mit Ihrem Debüt absolut positiv überraschen. Die Band aus Finnland verschmelzt scheinbar spielend Gothic, Klassik, Dark Metal und melodischen Black Metal. Aus diesem Stilmix schaffen die Nordlichter wundervoll atmosphärische Songs mit viel Tiefgang und Seele. Gerne nahm ich daher das Angebot auf ein Interview mit der Sängerin Suvi G wahr.
Suvi G: Die Band wurde 1999 gegründet mit dem klaren Ziel, die Musik zu spielen welche wir selbst lieben. Auch wenn zu Anfang noch keine Sängerin und Cello involviert waren, waren diese als Teil des Gesamtsoundes gleich mit eingeplant. Ich selbst als 13. Kandidatin für den Posten als weibliche Sängerin, kam zur Band im Jahr 2001. Beepo, der Cello-Spieler kam 2002 dazu, so lange dauerte die Suche nach den richtigen Instrumenten. Wir hofften immer auf einen Plattenvertrag und die Möglichkeit, unsere Musik live zu spielen, und diese Träume sind seit letztem Jahr Realität geworden..
Endres: Bei „Succumbra“ handelt es sich um Euer Debütalbum. Was sind die hauptsächlichen Unterschiede zwischen diesem und dem Demo?
Suvi G: Nun ja, zwischen den Produktionen zum Beispiel liegen zwei verschiedene Planeten. Das Demo ist… nun ja, ein Demo, während „Succumbra“ ein professionell produziertes Albums ist. Auch wenn die Band selbst den größten Teil der Produktion selbst übernommen hat, nicht zu vergessen Engineer Victor Bullok und der Label Manager Lars Ratz. Der Sound ist Lichtjahre vom Demo entfernt. Vor allem Victor konnte unsere Visionen und Vorstellungen richtig verstehen und in die Realität umsetzen. Und die technischen Kenntnisse von Lars halfen natürlich auch viel. Auch die Songs haben sich weiterentwickelt – Zeit verging und wir hatten einige Line-Up Wechsel seit dem Demo. Das machte die Kompositionen stärker und besser. Natürlich wurden einige Ideen auch erst im Studio geboren. Auch befinden sich auf „Succumbra“ brand neue Songs zusätzlich zu den alten, die Du auch auf dem Demo finden kannst. „Succumbra“ könnte man auch als Greatest Hits 1999-2005 bezeichnen!
Endres: Bitte gehe etwas auf die Lyrics ein und beschreibe diese.
Suvi G: Alle Texte entstammen von unserem Sänger J. Grym im Alleingang. Er liebt es, Geisteszustände mit exquisiten Wortspielen zu beschreiben, wie z. B. „Succumbra“. Die Geschichten tragen Elemente des wahren Lebens und Erfahrungen in sich, aber es handelt sich niemals um wahre Geschichten von jemandem oder irgendwas Speziellem. Sie reflektieren Gefühle, Geisteszustände und ähnliches. Einige der Texte auf „Succumbra“ sind auch sehr alt, aber der Geist in ihnen blieb der gleiche in all den Jahren. Jori hat ein großartiges Talent, Geisteszustände zur späteren Nutzung zu behalten, zum Beispiel bis zur nächsten Bandprobe, wo er dann einen kompletten Text für einen Song während des Jammens erschafft. Er scheint immerzu in seinem Kopf zu schreiben.
Endres: Was für ein Feedback habt Ihr bisher für „Succumbra“ bekommen?
Suvi G: Wir erhielten exzellente, gute und durchschnittliche Reaktionen, bisher bekammen wir noch keinen Arsch-Tritt von einem Kritiker. Wir erhielten soviel Lob, dass wir richtig glücklich sind mit dem Album, auch wenn wir natürlich selbst sehen, dass wir einige Dinge besser tun könnten. Diese haben wir uns vorgemerkt für das nächste Album. Das beste Feedback war, Leute im Publikum im Wacken 2005 zu sehen, die „Forgive“ mitsangen.
Endres: Was sind Eure Haupteinflüße?
Suvi G: Unsere Haupteinflüße kommen aus der Mitte der Neunziger aus dem Melodic Metal, wie alte TRISTANIA, THEATRE OF TRAGEDY, MY DYING BRIDE, MOONSPELL und ähnliche. Wie auch immer, VANGUARD ist ein siebenköpfiges Monster mit sieben verschiedenen Musikgeschmäckern, wir haben auch Rocker, Die-Hard METALLICA Fans, Klassische Musik Enthusiasten, Black Metaller und fast jede Art von Metal die Du Dir vorstellen kannst wird von jemandem in VANGUARD gehört. Das läßt die ursprünglichen Einflüsse weiter entfernt erscheinen. Das Songwriting bei uns ist ein sehr demokratischer Akt, basierend auf das Jammen. Mit sieben Bandmitgliedern, die daran teilhaben, ist es unmöglich die Vision einer einzelnen Person zu folgen.
Endres: Der Sound Eures Albums ist wirklich ausgezeichnet. Wir waren die Arbeiten im Studio mit dem Produzenten Lars Ratz?
Suvi G: Auch wenn Lars Ratz nicht wirklich produziert hat, ist er ein stahl-harter Profi und weiß so ziemlich alles, was es über Metal zu wissen gibt. Wir fühlten uns sehr behaglich, als wir das realisierten. Zum Beispiel hat er alleine alle Bassaufnahmen selbst engineered, produziert und gemischt. Es ist immer ein tolles Arbeiten mit einem echten Profi, es lässt den Musikern Raum für die Musik, ohne dass diese mit technischen Einzelheiten aufgehalten werden. Das ist natürlich toll, wenn man die Nacht zuvor mit Aufnahmen in einer Kongo Bar auf der Reeperbahn beschäftigt war. Aber hauptsächlich waren im Studio VANGUARD und die Mischer Engineers Victor Bullok und Christian Jungebluth, beides großartige Typen und es ist toll, mit Ihnen zu arbeiten. Victor hatte mehr Zeit sich nur auf uns zu konzentrieren, er verdient ein großes Stück der Produktions Credits. Er wurde so etwas wie der 11. Beatle in unserer Band. Für das nächste Mal wünschen wir uns die gleichen Leute.
Endres: Kannst Du uns bitte beschreiben, was alles auf dem Metal Battle in Wacken passierte und wie die Reaktionen waren?
Suvi G: Die Reaktionen waren Schädel-Sprengend! Wir waren eine kleine Demo Band aus dem kalten Norden mit lediglich einigen Club Gigs hinter uns und plötzlich standen wir da auf einer großen Bühne vor vielen Leuten. Es war einfach unglaublich! Auch wenn der Sound auf der Bühne sehr schlecht war, als wir gewonnen. Zum Beispiel war auf einmal an einer Stelle das Cello weg, irgendjemand schaltete den Bass Sound aus, eine Trommel fiel, ich konnte mich selbst zu Beginn auf der Bühne nicht hören. Es war eine gute Erfahrung für uns und wir lernten vieles daraus. Aber abgesehen davon, müssen auch viele positive Dinge gesagt werden, und das überraschend großartige Publikum war vielleicht das Beste des Auftritts.
Endres: Spielt Ihr eigentlich oft Auftritte? Ist eine Tour durch Europa geplant?
Suvi G: Bisher haben wir noch nicht so oft gespielt wie wir gerne hätten. Das liegt daran, dass wir den kompletten Frühling mit „Succumbra“ verbrachten, und im Sommer hatten wir diese Festival Shows, auf dem Tuska Festival in Finnland und das Wacken Open Air 2005. Das wird sich jetzt im Herbst allerdings ändern, einige Gigs sind geplant und werden hoffentlich wahr, denn wir lieben es, Live zu spielen. Einige kleinere Touren in Europa wurden diskutiert, aber es steht noch nichts fest bis jetzt. Es dreht sich alles um das liebe Geld. Ich denke, wir brauchen nichts spezielles, aber die Reisekosten von sieben Menschen plus Instrumente sind immens.
Endres: Gibt es da eine Band, mit der Ihr unbedingt mal gerne auf Tour gehen möchtet?
Suvi G: Es wäre wahrscheinlich einfacher, eine Band zu nennen, mit der wir nicht auf Tour gehen möchten! Da gibt es so viele großartige Bands an Auswahl. Es wäre cool, mit einer Gothic Band zu touren, aber vielleicht haben wir mehr Gemeinsamkeiten mit einer Metal Band. Auf Tour ist die Chemie auf persönlicher Ebene wahrscheinlich wichtiger. Darum werden wir in Finnland mit der Melodic Metal Band UNSHINE auf Tour gehen, wir spielten bereits mit Ihnen und wissen daher, dass es tolle Leute sind und wir eine coole Zeit haben werden.
Endres: Wieviel an Zeit verbringt Ihr Unter der Woche mit Proben?
Suvi G: Nicht soviel wie wir gerne würden. Es ist nicht einfach, den Zeitplan von sieben Personen anzupassen. Vor Auftritten proben wir zwei- bis dreimal die Woche, normalerweise versuchen wir einmal die Woche zu proben. Das ist aber leider nicht immer möglich. Unser Drummer lebt 300 Kilometer vom Rest weg, was das Ganze nicht einfacher macht.
Endres: Gibt es da irgendwelche lustigen Hobbys, welchen Ihr nachgeht? Ich hoffe, Ihr sammelt jetzt nicht alle Briefmarken?
Suvi G: Nun, wer benötigt schon Hobbys, wenn eine Metal Band aus einem angehenden Wirtschaftsanwalt, einem Computersystem Spezialisten, einem Klempner, einem Sicherheitsbeamten, einem Fleischer und einem Polizei Fahrzeug Wäscher besteht? Ich selbst bin eher die langweilige, ich studiere Grafik Design. Mein Hobby ist es, die Aussprache Fehler anderer Leute in einem Finnischen Metal Medium zu korrigieren. Ich denke, das könnte einige seltsam finden…
Endres: Was für Equipment spielt Ihr?
Suvi G: Unsere Politik besteht darin, daß wir das spielen, worauf wir unsere Hände bekommen. Wir sind weit davon entfernt, reich genug zu sein, um verschiedenen Marken loyal zu sein. Wir haben nie auf bestimmte Marken oder Hersteller geachtet, so lange die Einstellung des Spielers stimmt, wird die Musik gut klingen!
Endres: Was bedeutet Dir Metal?
Suvi G: Es gab eine Zeit, in der Metal für mich alles bedeutete. Ich denke, es ist mehr als nur Musik, eine Geisteshaltung, eine Lebenseinstellung. Ich sehe es auch als symbolische Sichtweise, physikalischen Beweis zum Nachdenken über das Leben, die ereignisreiche Welt und den eigenen Platz darin oder so weit entfernt davon wie möglich. Ich denke ein Großteil der Metaller haben beachtliche persönliche Selbst- und Sozialstudien hinter sich. Natürlich gibt es da auch immer viele Poser und Mitläufer, warum auch nicht, jeder von uns war einmal neu in der Szene. Doch wie die Zeit vergeht, der Fanatismus erlischt, aber Metal bleibt einem erhalten und wird zum Teil Deiner selbst. Ich denke dass es für einige Leute möglich ist, Metal nur zu hören, ohne ihn zu leben. Und warum zur Hölle auch nicht? Und soweit ich weiß ist dies die einzige Musik, die derartige Auswirkungen auf Menschen haben kann. Auf der musikalischen Seite, wenn Du einmal vom Metal befallen bist, gibt es kein zurück. Alles andere klingt so flach, schwach, kraftlos, langweilig. Natürlich hören wir in VANGUARD auch andere Sachen neben Metal, zum Beispiel viel Rock, und nicht jeder ist ein Die-Hard Metalhead, aber für die meißten von uns scheint der Metal tief unter der Haut zu sitzen.
Endres: Was sind Eure nächsten Ziele?
Suvi G: Als nächstes planen wir eine Tour durch Finnland mit einigen anderen Bands. Wir hoffen, dass wir auch noch weiter Live spielen können, falls jemand interessiert ist, bitte an booking@monster-productions.com wenden. Desweiteren sind wir noch mit Komponieren für das nächste Album beschäftigt, welches in einem Jahr erscheinen sollte, falls alles so weiter läuft wie wir uns das vorstellen.