Vampire
"Es wäre unmöglich gewesen "Rex" als Debüt-Album zu veröffentlichen!"
Interview
Let’s talk about „Rex“, Baby: Das aktuelle Album der schwedischen Black-Death-Thrasher VAMPIRE ist ein überaus gelungenes, düsteres Gebräu aus verschiedensten Einflüssen extremen Metals. Gitarrist Black String und Sänger Hand Of Doom standen uns für ein paar Fragen zum dritten Werk der Schweden zur Verfügung. Als kleines Schmankerl könnt ihr am Ende des Artikels auch noch ein T-Shirt (Größe M) mit dem Cover-Artwork von „Rex“ gewinnen.
metal.de: Erstmal vorneweg: Hoffentlich sind alle wohlauf und euch geht es gut! Nun zu „Rex“: Ein gelungener Nachfolger zum großen „With Primeval Force“. Wie würdest Du die Reaktion auf das Album bislang einschätzen?
VAMPIRE – Black String (BS): Allen in der Band geht es gut – soweit ich weiß. Aber danke! Also die Reaktionen sind überwiegend sehr gut ausgefallen. Einen der aufschlussreichsten Kommentare habe ich von Oliver Badin wahrgenommen: Seiner Meinung nach hat es drei Alben gebraucht, um für klare Verhältnisse in Beziehung zu unserem Ruf nach dem Demo 2012, zu sorgen. Ich neige dazu, dem zuzustimmen. Es wäre unmöglich gewesen „Rex“ als Debüt-Album 2013 zu veröffentlichen, aber einige Leute haben wohl von uns erwartet so ein Album rauszubringen, wie es scheint.
„Rex“ kommt deutlich melodiöser und breiter an Variationen daher als sein Vorgängeralbum. Welches Ziel oder Konzept habt ihr verfolgt, als ihr mit den Arbeiten zu „Rex“ nach „With Primeval Force“ begonnen habt?
BS: Ich wollte sehen, was ich erreichen kann, gemessen an einem würdigen Nachfolger zu „With Primeval Force“. Am Ende waren die musikalischen Arrangements fortgeschrittener und melodischer, aber ohne den unheimlichen, gruseligen Aspekt zu verlieren.
„Anima“ ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie weit ihr euren Sound ausdehnen könnt und wie „catchy“ das werden kann – so eine Art „Gothic-Rock-HYPOCRISY“ kommt da in den Sinn. Beabsichtigt ihr diese Facette in der Zukunft weiter auszuleuchten?
BS: Ich freue mich, dass Dir dieser Song gefällt, denn er ist schon ungewöhnlich im Gegensatz zum bisherigen VAMPIRE-Katalog. Ich bin sehr interessiert daran weiter doomigere Gefilden zu erforschen, die wir mit „Anima“ entdeckt haben – „Serafim“ geht ja in eine ähnliche Richtung. Das ist ziemlich herausfordernd im Vergleich zu dem Up-Tempo, der im Black/Death/Thrash üblich ist.
Mit dem furiosen Titeltrack am Anfang und dem bemerkenswerten „Anima“ im letzten Drittel des Albums: Wie viel Planung habt ihr in das Song-Arrangement und die Titel-Reihenfolge gesteckt? Gibt es einen Pfad zum folgen oder gar ein lyrisches Gesamtkonzept?
BS: Oh, das ist der wiederkehrende „Final Battle“ innerhalb der Band, um die Reihenfolge der Songs zu entscheiden. Wie sich zeigt haben wir selbst verschiedene Interpretationen der einzelnen Songs. Für mich war es wirklich wichtig „Prelusion“ und „Rex“ als die ersten beiden Songs zu setzen und „Anima“ und „Melek-Taus“ an das Ende als die letzen beiden Titel. Letztendlich haben wir sogar das Label um Vorschläge für die Reihenfolge gebeten. Die Texte der Einzeltitel formen kein übergeordnetes Bild, es sind eher Einzelgeschichten. Dennoch gibt es ein losen Bezug der Titel über Texte zu den Themen Tod und vergessene Gottheiten.
„Melek-Taus“ etwa bezieht sich auf den „Peacock Angel“ („Engel Pfau“) aus dem jesidischen Glauben. Wie seit ihr an dieses Thema gekommen und was war die Absicht, dies in euren Texten zu verarbeiten?
Hand Of Doom (HoD): Ich weiß nicht mehr genau, wann und wie ich zu dieser Idee gekommen bin. Es war einer der letzten Songs, für die ich die Texte geschrieben habe – und ein Song, in dem ich Stellung beziehen und Ansichten unterbringen wollte. Eigentlich wollte ich tiefer in die Ideen von „Knights Of The Burning Crypt“ [vom Vorgängeralbum „With Primeval Force; Anm. d. Red.] eintauchen und endete bei den Jesiden. Zweifellos gibt es ja seit tausenden von Jahren überwältigende Störungen und geopolitische Unruhe im Mittleren Osten und dabei sind viele interessante und wertvolle Dinge verloren gegangen. Was wir mit den Texten ausdrücken wollten, ist dieser Geschichte eine imaginäre Facette hinzuzufügen – die Geschichte einer Gruppe, die vor ihrer Auslöschung steht und im Sand und in der Geschichtsschreibung begraben wird. Ich kann ja nicht der Einzige sein, der wilde Fantasien davon hat, was den letzten idiotischen Eroberern geblüht hätte, wenn die Jesiden eher wie die Khmer-Schurken mit brennenden Altaren und wilder, geschlechtergemischten Infantrie hantiert hätten. Dieser Song ist ein weiterer Titel aus der Reihe mit einer „Rückkehr der Unterdrückten“-Dynamik und der typisch ist für viele Geistergeschichten – und damit VAMPIRE-Texten.
Bleiben wir mal bei den Texten: Wie ist es mit der Geschichte hinter „Wiru-Akka“?
HoD: Das ist ein Text, der eigentlich keine richtige Erzählung hat, wie es ansonten viele unserer Texte haben, sondern der eher von ausdrucksstarken Vokabeln und starker Vorstellungskraft lebt. Wiru-Akka ist ein heidnisches Idol der Ureinwohner im Norden von Schweden, Finnland und Norwegen und ist damit eine weitere Entität in einer langen Linie von Gestalten, die die christliche Monokultur versucht hat aus dem Bewusstsein der Menschheit zu tilgen. Aber ratet mal: Diese Dinge verschwinden nicht einfach so, nur weil man den Menschen verbietet ihre gewohnten Rituale auszüben oder die Orte der Verehrung zerstört. Ganz im Gegenteil, an bestimmten Orten und zu bestimmten Zeiten ist genau das Gegenteil der Fall. Ich habe die Inspiration von einem Trip (also Reise-Trip – andere Trips gibt es für mich nicht mehr) auf dem ich auch die Texte für „Rex“ geschrieben habe. Beide Songtexte sind das Ergebnis von weißen Berggipfeln, bewaldeten Hügeln und schmelzendem Schnee für viele Tage. Der lateinische Chorus am Ende stammt aus einem mittelalterlichen Lied zu Ehren der Jungfrau Maria – eine weiteres weibliches Idol, dass als Fußnote der Geschichte europäischer Religion geendet hätte, wenn die Dinge nur ein klein wenig anders verlaufen wären.
Weiter auf der nächsten Seite mit Teil II: Online-Konzerte, Live-Aktivitäten und Metal aus Göteburg
Kannst Du uns einen Einblick in den Songwriting-Prozess bei VAMPIRE geben? Wie muss man sich die Geburt eines VAMPIRE-Songs vorstellen?
BS: Es ist sowas wie Bessesenheit. Ich habe endlich vor einigen Jahren ein einfaches, aber anständiges Aufnahme-Equipment angeschafft. Ich nehme damit üblicherweise alle zwei Tage kurze Songideen auf. Einige dieser Ideen sind dann einfach weiter zu verarbeiten, andere scheinen unmöglich auf eine gesamte Songlänge gebracht werden zu können. Für die Arbeiten an „Rex“ habe ich grundlegende Songideen an unseren Schlagzeuger [Abysmal Condor; Anm. d. Red.] geschickt, der zu meinen Gitarren-Tracks dann seine Schlagzeug-Aufnahmen hinzugefügt hat. Nach vielen Umbauten und Re-Arrangements machen wir das finale Setting dann mit der gesamten Band im Proberaum, und Hand Of Doom beginnt mit der Arbeit an den Texten.
Alle drei Jahre ein neues Album: Ist das die realistische Veröffentlichungszeit für ein neues VAMPIRE-Werk? Braucht eure Kreativität dieses Zeit?
BS: Nun, es scheint fast so. Es hat ja schon fast drei Jahre von der Entstehung der Band bis zur ersten Veröffentlichung gedauert. Ich habe zwar bereits ein paar lose Ideen für ein neues Album, aber es ist ein riesiger Schritt von diesen frühen Skizzen zu einem fertigen VAMPIRE-Song, der unseren Qualitätsansprüchen gerecht wird. Und „Rex“ hat 14 Monate von der ersten Studio-Session bis zu dem Zeitpunkt gedauert, an dem die fertige Platte in den Regalen stand, das erklärt schon eine Menge.
So, jetzt habt ihr ein Killer-Album veröffentlicht, und es gibt wenig Möglichkeiten, das auch Live zu zeigen. Habt ihr irgendwelche Pläne „Rex“ auf die Bühne zu bringen?
BS: Puh, keine Idee, vielleicht im Sommer 2021. Ich habe da wirklich keine Erwartungen und bin auf das Schlimmste vorbereitet…
Wie relevant ist Live-Aktivität denn für euch überhaupt? Gerade Angesichts der Tatsache, dass euer Songmaterial sich hervorragend für Konzerte eignet?
BS: Wir gehören eher zu der Sorte Band, die selten live auftritt, nicht nur wegen Corona. Aber ich denke schon, dass es relvant ist auch live zu spielen, solange die Umstände passend sind.
Mit „The Haunting Of Hyssna“ habt ihr die ersten Schritte im wachsenden Segment der „online live shows“ unternommen. Wie würdest Du deine Erfahrungen damit beschreiben?
BS: Ich bin wirklich zufrieden mit dem Ergebnis. Wir haben für die Aufnahme ein Gemeindehaus eine Stunde außerhalb von Göteburg gemietet. Einen halben Tag haben wir für Aufbau und Aufnahme gebraucht. Es hatte über 10.000 Zuschauende und ich denke, der Aufwand war gering im Vergleich zum Ergebnis. Eine sogenannte „Win-Win“-Situation.
So, nun ein kleiner Einschub: Nenne mal drei Alben -Thrash – Black – Death – die in die DNA von VAMPIRE geschafft haben. Alben, die jeder VAMPIRE-Fan kennen muss.
BS: „Ride The Lightning“ – „Storm Of The Light’s Bane“ – „Altars Of Madness“
Wenn man als Metaller an Göteburg denkt, dann kommen so Bands wie AT THE GATES, SOILWORK und IN FLAMES in den Sinn – es wurde ja sogar ein Metal-Subgenre nach der Stadt benannt. Was hat diese Stadt (die kaum größer ist als – sagen wir mal – Hannover) anzubieten, dass so eine Welle an großartigen Bands beschert?
BS: Das ist wirklich schwer zu beschreiben, warum gerade Göteburg eine interessantere Musikszene hat als tausende andere, sogar größerer Städte. Ich glaube, man muss spezifisch in die späten 1980er – frühen 1990er-Jahre schauen. Grundsätzlich kamen alle musikalischen Einflüsse dieser Zeit von außerhalb – England, USA (und deutscher Thrash Metal). Eine Vielzahl von Bands in dieser Zeit begann in den Jugendzentren Skandinanaviens, viele scheiterten, aber einige schafften es tatsächlich bis zu internationalen Größen. Über SOILWORK und IN FLAMES weiß ich jetzt nicht so viel, um ehrlich zu sein, aber die Karriere von AT THE GATES muss man unbedingt im Zusammenhang mit GROTESQUE sehen. Alle diese Bands hatten jedenfalls eine definierenden Sound, bevor sie bekanntere Namen im „Extreme Metal“ wurden. Das ist vielleicht ein guter Ansatz den Erfolg des schwedischen Metal zu beschreiben: Tape-Trading mit anderen Nationen, viele Proben, keine Angst, die eigenen Ideen zu entwickeln und in Kontakt mit den richtigen Labels zu kommen – in England und Deutschland.
Vielen Dank für das Interview! Noch ein abschließendes Statement für die deutsche Metal-Gemeinde?
BS: Danke für den Support! Deutschland liefert immer ab!
Weiter auf der nächsten Seite mit Teil III: Verlosung
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Um euren Namen in den Lostopf zu werfen, müsst ihr nichts weiter tun, als die Felder unter diesem Artikel auszufüllen. Wer das T-Shirt gewinnt, wird am Sonntag, den 09. August 2020 ausgelost, es erfolgt dann eine Benachrichtigung per Email.
Vergesst bitte auf keinen Fall, eure Email-Adresse anzugeben und diese auch zu bestätigen. Der Rechtsweg ist wie immer ausgeschlossen.
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