Vampire
"Es wäre unmöglich gewesen "Rex" als Debüt-Album zu veröffentlichen!"

Interview

Let’s talk about „Rex“, Baby: Das aktuelle Album der schwedischen Black-Death-Thrasher VAMPIRE ist ein überaus gelungenes, düsteres Gebräu aus verschiedensten Einflüssen extremen Metals. Gitarrist Black String und Sänger Hand Of Doom standen uns für ein paar Fragen zum dritten Werk der Schweden zur Verfügung. Als kleines Schmankerl könnt ihr am Ende des Artikels auch noch ein T-Shirt (Größe M) mit dem Cover-Artwork von „Rex“ gewinnen.

VAMPIRE (2020)

metal.de: Erstmal vorneweg: Hoffentlich sind alle wohlauf und euch geht es gut! Nun zu „Rex“: Ein gelungener Nachfolger zum großen „With Primeval Force“. Wie würdest Du die Reaktion auf das Album bislang einschätzen?

VAMPIRE – Black String (BS): Allen in der Band geht es gut – soweit ich weiß. Aber danke! Also die Reaktionen sind überwiegend sehr gut ausgefallen. Einen der aufschlussreichsten Kommentare habe ich von Oliver Badin wahrgenommen: Seiner Meinung nach hat es drei Alben gebraucht, um für klare Verhältnisse in Beziehung zu unserem Ruf nach dem Demo 2012, zu sorgen. Ich neige dazu, dem zuzustimmen. Es wäre unmöglich gewesen „Rex“ als Debüt-Album 2013 zu veröffentlichen, aber einige Leute haben wohl von uns erwartet so ein Album rauszubringen, wie es scheint.

„Rex“ kommt deutlich melodiöser und breiter an Variationen daher als sein Vorgängeralbum. Welches Ziel oder Konzept habt ihr verfolgt, als ihr mit den Arbeiten zu „Rex“ nach „With Primeval Force“ begonnen habt?

BS: Ich wollte sehen, was ich erreichen kann, gemessen an einem würdigen Nachfolger zu „With Primeval Force“. Am Ende waren die musikalischen Arrangements fortgeschrittener und melodischer, aber ohne den unheimlichen, gruseligen Aspekt zu verlieren.

„Anima“ ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie weit ihr euren Sound ausdehnen könnt und wie „catchy“ das werden kann – so eine Art „Gothic-Rock-HYPOCRISY“ kommt da in den Sinn. Beabsichtigt ihr diese Facette in der Zukunft weiter auszuleuchten?

BS: Ich freue mich, dass Dir dieser Song gefällt, denn er ist schon ungewöhnlich im Gegensatz zum bisherigen VAMPIRE-Katalog. Ich bin sehr interessiert daran weiter doomigere Gefilden zu erforschen, die wir mit „Anima“ entdeckt haben – „Serafim“ geht ja in eine ähnliche Richtung. Das ist ziemlich herausfordernd im Vergleich zu dem Up-Tempo, der im Black/Death/Thrash üblich ist.

Mit dem furiosen Titeltrack am Anfang und dem bemerkenswerten „Anima“ im letzten Drittel des Albums: Wie viel Planung habt ihr in das Song-Arrangement und die Titel-Reihenfolge gesteckt? Gibt es einen Pfad zum folgen oder gar ein lyrisches Gesamtkonzept?

BS: Oh, das ist der wiederkehrende „Final Battle“ innerhalb der Band, um die Reihenfolge der Songs zu entscheiden. Wie sich zeigt haben wir selbst verschiedene Interpretationen der einzelnen Songs. Für mich war es wirklich wichtig „Prelusion“ und „Rex“ als die ersten beiden Songs zu setzen und „Anima“ und „Melek-Taus“ an das Ende als die letzen beiden Titel. Letztendlich haben wir sogar das Label um Vorschläge für die Reihenfolge gebeten. Die Texte der Einzeltitel formen kein übergeordnetes Bild, es sind eher Einzelgeschichten. Dennoch gibt es ein losen Bezug der Titel über Texte zu den Themen Tod und vergessene Gottheiten.

VAMPIRE

„Melek-Taus“ etwa bezieht sich auf den „Peacock Angel“ („Engel Pfau“) aus dem jesidischen Glauben. Wie seit ihr an dieses Thema gekommen und was war die Absicht, dies in euren Texten zu verarbeiten?

Hand Of Doom (HoD): Ich weiß nicht mehr genau, wann und wie ich zu dieser Idee gekommen bin. Es war einer der letzten Songs, für die ich die Texte geschrieben habe – und ein Song, in dem ich Stellung beziehen und Ansichten unterbringen wollte. Eigentlich wollte ich tiefer in die Ideen von „Knights Of The Burning Crypt“ [vom Vorgängeralbum „With Primeval Force; Anm. d. Red.] eintauchen und endete bei den Jesiden. Zweifellos gibt es ja seit tausenden von Jahren überwältigende Störungen und geopolitische Unruhe im Mittleren Osten und dabei sind viele interessante und wertvolle Dinge verloren gegangen. Was wir mit den Texten ausdrücken wollten, ist dieser Geschichte eine imaginäre Facette hinzuzufügen – die Geschichte einer Gruppe, die vor ihrer Auslöschung steht und im Sand und in der Geschichtsschreibung begraben wird. Ich kann ja nicht der Einzige sein, der wilde Fantasien davon hat, was den letzten idiotischen Eroberern geblüht hätte, wenn die Jesiden eher wie die Khmer-Schurken mit brennenden Altaren und wilder, geschlechtergemischten Infantrie hantiert hätten. Dieser Song ist ein weiterer Titel aus der Reihe mit einer „Rückkehr der Unterdrückten“-Dynamik und der typisch ist für viele Geistergeschichten – und damit VAMPIRE-Texten.

Bleiben wir mal bei den Texten: Wie ist es mit der Geschichte hinter „Wiru-Akka“?

HoD: Das ist ein Text, der eigentlich keine richtige Erzählung hat, wie es ansonten viele unserer Texte haben, sondern der eher von ausdrucksstarken Vokabeln und starker Vorstellungskraft lebt. Wiru-Akka ist ein heidnisches Idol der Ureinwohner im Norden von Schweden, Finnland und Norwegen und ist damit eine weitere Entität in einer langen Linie von Gestalten, die die christliche Monokultur versucht hat aus dem Bewusstsein der Menschheit zu tilgen. Aber ratet mal: Diese Dinge verschwinden nicht einfach so, nur weil man den Menschen verbietet ihre gewohnten Rituale auszüben oder die Orte der Verehrung zerstört. Ganz im Gegenteil, an bestimmten Orten und zu bestimmten Zeiten ist genau das Gegenteil der Fall. Ich habe die Inspiration von einem Trip (also Reise-Trip – andere Trips gibt es für mich nicht mehr) auf dem ich auch die Texte für „Rex“ geschrieben habe. Beide Songtexte sind das Ergebnis von weißen Berggipfeln, bewaldeten Hügeln und schmelzendem Schnee für viele Tage. Der lateinische Chorus am Ende stammt aus einem mittelalterlichen Lied zu Ehren der Jungfrau Maria – eine weiteres weibliches Idol, dass als Fußnote der Geschichte europäischer Religion geendet hätte, wenn die Dinge nur ein klein wenig anders verlaufen wären.

Weiter auf der nächsten Seite mit Teil II: Online-Konzerte, Live-Aktivitäten und Metal aus Göteburg

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Quelle: metal.de
02.08.2020

Iä! Iä! Cthulhu fhtagn!

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