Vallenfyre
Interview mit Greg Mackintosh zu "Splinters"
Interview
Der schmerzliche Verlust seines Vaters war für PARADISE LOST Gitarrist Greg Mackintosh der Initialfunken, welcher letztendlich zur Gründung von VALLENFYRE führte. Hier verarbeitete er in den Songs des Debütalbums „A Fragile King“ seine Wut und Trauer, und kehrte gleichzeitig zu seinen eigenen musikalischen Wurzeln des Death, Crust und Doom Metals der Achtziger zurück. Nach diesem therapeutischen Befreiungsschlag folgte nun mit „Splinters“ ein zweites Album, in welchem sich VALLENFYRE vielseitiger, grimmiger, dunkler und extremer präsentieren, dabei sogar bis hin zum wütend rohen Grindcore gehen. Was für ein herrliches Old School Manifest! Wie es dazu kam, dass die Truppe nunmehr noch stärker in den Wurzeln extremer Musik verhaftet ist, erklärt Greg.
Trauer und Wut über den Tod deines Vaters waren der Ansporn für „A Fragile King“, welches man auch als Hommage an deine eigene Jugend betrachten kann. Was waren die Impulse für „Splinters“?
Unser Debütalbum hatte definitiv diese Themen. Was „Splinters“ anbelangt ist dessen einziger gemeinsamer Gedankengang, dass alle Themen, über welche ich schreibe, solche sind, mit welchen ich starke Gefühle verbinde. Die Texte beinhalten viele Dinge:
In „Scabs“ geht es um tiefsitzende psychologische Wunden als Resultat von einer Person, die keinerlei Gewissensbisse hat. „Bereft“ erzählt von den Auswirkungen von jahrelanger Trauer. Der Weg, wie man mit etwas zu leben lernt, was man aber nicht akzeptieren kann. Auch die Ablehnung von Religion und Glaube als eine schnelle Lösung. In „Instinct Slaughter“ geht es darum, wie Macht und Geld dich so sehr in Sachen Gier verderben, dass das Leiden deiner Mitmenschen unwichtig für dich wird. „Odious Bliss“ handelt von Selbstmedikation. Egal ob es um Morphium für todkranke Menschen oder Pillen oder Tropfen für mentale und physische Beschwerden geht. Wie es dazu führt, dass sich alles besser anfühlt, aber zu welchem Preis. „Savages Arise“ – die aggressive Unterschicht erhebt sich, die das Gefühl eines Anspruchs und keinen Respekt hat. Sie bluten trocken und zerstören alles um sich herum. „Aghast“ beinhaltet die Hilflosigkeit eines Mannes, wie er seinem eigenen Tod entgegengeht. „Wolves Of Sin“ ist ein atheistischer Lobgesang. Eine völlig boshafte Abrechnung mit allen Religionen und der Art, wie diejenigen, welche die Kontrolle in Händen halten, Furcht dafür einsetzen, um die Hirne ihrer Anhänger in Brei zu verwandeln. „Cattle“ ist ein weiterer antireligiöser Song, in welchem es aber spezieller um folgenden Kernsatz geht: „Egal ob mit Religion oder ohne, gäbe es gute Menschen, die gute Dinge tun, und böse Menschen, die böse Dinge tun. Aber damit gute Menschen böse Dinge machen, benötigt man die Religion“. In „Dragged To Gehenna“ geht es um das Nachdenken über das Leben, die Existenz und den Tod. Ein Mann, der die Sterne anstarrt und seiner eigenen Bedeutungslosigkeit bewusst wird. Über mentale Krankheit geht es in „Thirst For Extinction“, wie man keine Kontrolle über Gefühlszustände und Depressionen hat. Und über die Flucht in Drogen und Alkohol um das zu verschleiern, ohne dass man davon flüchten kann. Und letztendlich „Splinters“ – wie der Tod meines Vaters aufgrund von Krebs unsere Familie zersplitterte und meine Gefühle über die menschliche Rasse.
Ich verstehe, dass die Trauer nicht nur das hauptsächliche Thema auf „A Fragile King“ sondern auch bei „Splinters“ ist. Bitte beschreibe uns die Art der Trauer, welche auf dem neuen Album gemeint ist!
Das sind nur zwei oder drei Songs auf „Splinters“, die sich mit Verlust und Trauer beschäftigen, und diese sprechen darüber in einem weiteren Sinne und eher langfristig als auf dem Debütalbum.
Was mir sehr gut gefällt ist das minimalistische Cover mit seinen dargestellten Splittern als Symbole es Leidens. Was kannst du uns darüber erzählen?
Ich gab einem Künstler namens Brian D’Agosta einige Songtexte und Demosongs zusammen mit einigen skizzierten Gedanken, und er kam dann mit diesem Konzept. Wir wollten unkontrollierbaren Schmerz und Leiden ausdrücken, und es sollte auch auf einem Shirt gut aussehen, hahaha!
Wie beurteilst du „A Fragile King“ mit einigen Jahren Abstand?
Ich bin sehr zufrieden damit. Die Leute scheinen verstanden zu haben, was ich damit versucht hatte zu erreichen, und es ist eine großartige Grabschrift für einen großartigen Mann.
Als VALLENFYRE gegründet wurden, hattest du bereits 75% des Materials für das Debütalbum fertiggeschrieben. Wann und wie wurden die neuen Songs geschrieben? Wer war alles daran beteiligt?
Ich schrieb wieder den Löwenanteil des Materials aber dieser Prozess war dieses Mal sehr unterschiedlich. Ich schrieb „A Fragile King“ weitestgehend alleine eingeschlossen in einem Raum, bevor die Band überhaupt vollends zusammengestellt wurde. Das begann als Läuterung aber wurde schlussendlich etwas bedrückend bis die anderen Jungs involviert wurden.
Dieses Mal hatte jeder Einfluss und Ideen von Anfang während des gesamten Prozesses. Das ging auch im Studio noch weiter. Auch wenn die Songs geschrieben wurden, bevor es ins Studio ging, haben wir doch viel improvisiert, um dem Album dieses spontane Gefühl zu geben.
Wie unterscheidest du, ob ein Song für VALLENFYRE geschrieben oder verwendet wird, oder dieser doch für eine andere namens PARADISE LOST genutzt wird?
Ich schreibe nur für eine Band zu einer bestimmten Zeit, ohne Überschneidung. Ich bin nicht so, dass ich 100 Stücke schreiben kann, um anschließend die Besten auszuwählen. Stattdessen schreibe ich exakt die Anzahl an Songs, die ich für das jeweilige Album benötige, und mache diese Stücke so gut wie ich es nur kann. VALLENFYRE Songs haben genauso wie jene von PARADISE LOST ein spezielles Feeling, und ich sehe sie ziemlich unterschiedlich.
Wo wir gerade bei Unterschieden sind – hast du eigentlich schon an Tom G. Warrior einen Scheck für die Lizenz an „Odious Bliss“ geschickt? Der Einfluss ist unüberhörbar, haha!
Haha, nein! Ich bin mir aber auch ziemlich sicher, dass mir viele Lizenzschecks gebühren von einigen Bands über all die Jahre, haha!
Ihr hattet ja auch eine Line-Up Veränderung. Was ist passiert?
Ja, Mully, unser Rhythmusgitarrist hat die Band verlassen. Er hatte eine Geschlechtsumwandlung und ist nach Russland umgezogen. Er nennt sich jetzt Svetlana.
Ich mag besonders den Gitarrensound auf „Splinters“ sehr! Was für Equipment habt ihr verwendet? Ich nehme an unter anderem das Boss HM-2?
Ich musste hier nochmals mit Hamish sprechen um mich sicher zu erinnern. Für den generellen Rhythmussound gingen wir simultan in einen Ampeg Mark 4 Verstärker und eine Emperor 6×12 Box mit einem Boss HM-2, sowie einen Boogie Mark 3 Verstärker und eine Blakstar Artisan mit einem MT2 in der Front. Es war verflucht laut!
Wir war die Zusammenarbeit mit eurem Produzenten Kurt Ballou (CONVERGE, BLACK BREATH, BEASTMILK)?
Es war großartig. Die Band lebte für drei Wochen zusammen in einem Haus in der Nähe von Kurts Studio, und wir gingen jeden Tag von 11 Uhr morgens bis 9 oder 10 Uhr abends hin, und dann anschließend in den Pub. Kurts Herangehensweise an eine Produktion ist dasselbe wie VALLENFYREs Herangehensweise an Musik. Er möchte eine gute Atmosphäre haben und es geht ihm weniger darum, eine perfekte Aufnahme zu machen. Wir wollten keine unendlichen Schlagzeug Aufbereitungen und zig übereinander aufgenommene Gitarren. Wir wollten einen rohen Livesound, und das ist exakt das, was er lieferte.
„Splinters“ ist deutlich vielschichtiger, dynamischer, abwechslungsreicher und extremer, als es „A Fragile King“ war. Worin siehst du selbst die Unterschiede zwischen beiden Alben? War das eine bewusste Entwicklung?
Das erste Album war eher eine Hommage an meine frühen Death und Doom Metal Einflüsse. Für das neue Album wollten wir die Grenzen weiter ausdehnen. Wir wollten einige unserer eher obskuren Einflüsse darauf haben, und vielleicht auch wage ich zu behaupten, etwas einen eigenständigeren Sound haben.
Es war definitiv eine bewusste Entscheidung, den schnelle Zeug noch schneller, die langsamen Sachen noch langsamer, und die aggressiven Sachen noch aggressiver zu gestalten.
Welchen Stellenwert haben VALLENFYRE für dich?
Es erinnert mich daran, weshalb ich eine Band gründete, als ich ein Jugendlicher war. Kein Druck, nur wenig geplant und viel Spaß.
Was hast du in nächster Zeit mit VALLENFYRE geplant? Werdet ihr auf Tour nach Deutschland kommen?
Ich warte momentan die Reaktionen auf das neue Album ab, ob es genügend Nachfragen gibt, um in verschiedenen Gegenden zu spielen. Ich möchte definitiv zumindest eine kleine Tour durch Europa machen, welche natürlich Deutschland beinhalten würde, und eine kleine Tour durch die USA. Wir haben nun angefangen Angebote zu erhalten, ich schätze wir müssen mal schauen, wie diese in die hektischen Zeitpläne von allen passen.
Vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören dir!
Wenn du verstehst, warum du alle anderen möglichen Götter ablehnst, wirst du verstehen, weshalb ich deine ablehne!
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Stile | Death Doom Metal, Death Metal, Death-Doom Metal, Doom Metal, Grindcore, Melodic Death Metal, Old School Death Metal, Stockholm Death Metal |
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