Usipian
Usipian
Interview
Im Internet wimmelt es von zahlreichen Metalbands, die einen mehr oder weniger großen Bekanntheitsgrad haben. Zufälligerweise lernte ich eines Tages die dänische Death-Metal-Band Usipian kennen, die es mir sofort angetan hat. Schnell war der Kontakt hergestellt und die beiden Dänen Nis (Drums) und Toke (Gesang) waren sofort für ein Interview zu haben, um über ihre aktuelle EP „Clouded Restrainment“ und alles Drum und Dran zu plaudern. Lest selbst, was ich in Erfahrung bringen konnte…
Bitte erzählt mir mehr über den Namen Usipian! Hört sich nicht gerade typisch an für eine Metal Band…
Nis: Usipian – oder eigentlich Usipii – ist der Name eines alten germanischen Stammes, welcher seinen Platz am Rhein zwischen Lippe und Ruhr hatte. Das ist nicht genau unser Heimatland, aber wir wollten trotzdem einen Bandnamen haben, der Stolz und Erbe beinhaltet. Obwohl es nicht viel über diesen Stamm überliefert gibt, denke ich, dass du weißt, was ich mit dem Satz „Stolz und Erbe“ meine. Ich denke auch, dass Usipian kein typischer Bandname ist und das charakterisiert uns auch, da diese Frage schon öfters gestellt wurde. Usipian kann man sich leicht merken und der Laut des Wortes hört sich gut an – jedenfalls für mich.
Der erste Name der Band war Gothic Domain. Warum habt ihr diesen geändert?
Nis: Weil der Name einfach scheiße ist. Das Wort „gothic“ klingt so schwul und es hat auch überhaupt nichts mit unserer Musik oder unseren Texten zu tun. Wir haben es als „dark or sinister domain“ angesehen, aber das hat anscheinend niemand verstanden (und das kann ich ihnen auch nicht übel nehmen). Es kam recht häufig vor, dass einige Leute missverstanden haben, was wir mit unserer Musik ausdrücken wollten.
Toke: Man sollte auch erwähnen, dass das Wort „Gothic“ von uns schon gewählt wurde, bevor Cradle Of Filth so groß geworden sind und es demnach zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht so ausgeschlachtet war. Gothic wurde auf einmal so berühmt, genauso wie die bemalten Fingernägel, womit keiner von uns in Verbindung gebracht werden will.
Warum hat Martin Rosendahl die Band verlasen?
Nis: Martin war zu dieser Zeit sehr beschäftigt mit seiner Hauptband Corpus Mortale. Sie standen kurz vor der Veröffentlichung ihres Debütalbums (”With Lewd Demeanor”) und wollten auch auf Europatour mit Konkhra gehen. Er hatte auch das Gefühl, dass unsere musikalische Richtung der Corpus Mortales zu ähnlich war, nicht dass sich die Band sehr ähnlich anhören, aber dass wir die gleichen Pfade der musikalischen Entdeckungen beschreiten. Martins Entscheidung uns zu verlassen war eigentlich recht natürlich und mit Kent (ex- Ad Noctum) haben wir nun einen sehr guten Ersatz. Kent und ich haben auch ein anderes Projekt namens „Phantom“, bei dem Martin und noch eine andere Person mitspielen.
Ich habe euch durch das Internet kennen gelernt, einige Songs heruntergeladen usw., du kennst den Rest ja :). Ich denke, dass das Internet sehr gut für kleinere Bands ist, um etwas für Aufmerksamkeit zu sorgen. Benutzt ihr das Internet auch, um neue Bands zu entdecken und um MP3s herunterzuladen?
Nis: Auf jeden Fall. Es ist sehr schwierig eine Band zu promoten, wenn man keine Homepage hat. Die ganze „Szene“ für Underground-Fanzines ist nur ein Schatten ihrerselbst, wenn man es mit früher vergleicht. Obwohl das Internet sehr praktisch ist und ich auch nicht ohne leben könnte, vermisse ich manchmal die Korrespondenz der normalen Briefe und auch, dass man über obskure Bands und Veröffentlichungen in billig-kopierten Heften lesen kann. Aber um Deine Frage zu beantworten, ja ich checke auch neue Bands im Internet an, aber es ist nahezu unmöglich mit allen neuen Dingen Schritt zu halten.
Eigentlich sollte die EP ja über Ancient Darkness Prod. veröffentlicht werden, aber nun sind Metal Fortress Entertainment dafür eingesprungen. Was ist passiert?
Nis: Das ist eine lange und wirklich lächerliche Geschichte. Aber um es kurz zu machen: Einer der Jungs hinter ADP hat verlangt, dass unser neuer Bass-Spieler von dem Layout verschwindet, als er erfahren hat, dass Kent kurz zuvor bei Usipian eingestiegen ist. Die beiden haben in der gleichen Band gespielt (Ad Noctum) und hassen sich nun ziemlich. Es gibt sicherlich Gründe für diesen Streit und ich kann auch beide Seiten verstehen, aber wir haben uns entschieden diese Veröffentlichung dort zu canceln, denn seine Forderungen waren unverschämt. Von den persönlichen Problemen der beiden abgesehen, gibt es aber keine Streitigkeiten zwischen Usipian und ADP. Der Deal mit Metal Fortress Entertainment (MFE) ist besser für uns, obwohl es nun eine Verzögerung mit sich zog, denn MFE hatten schon eine Reihe von Veröffentlichungen, die sie erst herausbringen wollten.
Könnt ihr mir mehr Infos über die bald erscheinende erste Full-Length geben? Habt ihr schon einen Namen für das Kind und einen möglichen Veröffentlichungstermin? Wird es außerdem wesentliche musikalische Unterschiede geben im Vergleich zur EP?
Nis: Das Album wird neun oder zehn Tracks an intensiven und komplexen Death Metal enthalten. Die Musik wird ziemlich schnell ausfallen, aber es wird auch halbschnelles Riffing und zur Abwechslung auch einige langsame und atmosphärische Momente geben. Die lyrischen Ideen von Toke werden fesselnd wie immer werden. Was Veränderungen betrifft, kann ich nur sagen, dass wir immer voranschreiten, so dass sogar einiges vom neuen Material für mich eine Überraschung war, doch würde ich nicht sagen, dass sich dies so sehr zu dem von “Clouded Restrainment” unterscheidet. Es wird besser und vielleicht aggressiver ausfallen, aber da lass ich lieber dich urteilen, wenn es so weit ist.
Toke: Der Name wird erst gefunden, wenn wir uns darüber im Klaren sind wie das Cover aussehen soll, denn es sollte ein Zusammenspiel zwischen Albumtitel, Cover und Songnamen sein. Also gibt es bis jetzt keinen Namen.
Wird die CD dann auch über Metal Fortress Entertainment veröffentlicht oder war der Vertrag nur über die eine EP? Oder habt ihr bereits ein neues Label?
Nis: Es ist bisher nicht entschieden, ob die CD über MFE veröffentlicht wird oder über ein anderes Label. Wir haben ein Angebot von MFE und wir verhandeln nun über die ganzen Konditionen etc. Wir haben auch darüber nachgedacht, dass MFE vielleicht eine Vinyl-Version herausbringt, während das reguläre Album von einem anderen Label veröffentlicht wird. Ich habe über die Zusammenarbeit mit MFE bisher nur gute Dinge zu sagen. Es ist ohne Frage ein kleines Label (genau wie Usipian eine kleine Band ist), also ein möglicher Vertrag mit ihnen hängt davon ab, was beide Seiten zu bieten haben. Die Verzögerung der EP hat auch nichts mit MFE zu tun, sondern mit der Druckerei der Cover.
Es sieht so aus, als wenn Dänemark nicht unbedingt ein Land für Musik ist. Weder für Pop-Musik, noch für Metal. Trotzdem denke ich, dass sich da die letzten Monate schon was ändert. Könnt ihr da einen kleinen Umschwung erleben oder gab es bei euch schon immer viele Bands, von denen wir hier einfach nichts mitbekommen haben?
Nis: Ich weiß nicht, warum Dänemark immer als Entwicklungsland angesehen wird, was Musik betrifft, denn wir hatten immer ein paar große Bands. Es ist offensichtlich nicht möglich, dass ein Land mit einer Einwohnerzahl von gerade mal 5 Millionen so viele Bands hervorbringt wie z.B. die USA. Aber nimm solche Acts wie Mercyful Fate, King Diamond und Artillery – nicht zu vergessen der dänische Drummer, der das Gründungsmitglied der einst mächtigen Metallica war – und es sollte klar sein, dass Dänemark seinen Stand in der Metalgeschichte gesichert hat. Es gibt zur Zeit sicherlich eine Veränderung, aber auf zwei unterschiedliche Arten. Dänische Bands bestehen nun meistens aus besseren Musikern als früher, aber zur gleichen Zeit gibt es leider einen Haufen der „netten“, langweiligen und glatt polierten Bands. Ich will hier keine Namen nennen, obwohl es da bestimmt viele gibt, aber einige empfehlenswerte sind Exmortem, Corpus Mortale, Iniquity und Nortt (aus sehr verschiedenen Gründen). Besuch doch mal www.danishmetalpages.dk , wenn du mehr über die dänische “Metal-Szene” erfahren willst.
Ihr hattet ja bereits einige Liveshows mit mehr oder weniger bekannten Bands. Würdet ihr euch selbst als routiniert bezeichnen, wenn es um Liveauftritte geht oder seid ihr doch ziemlich nervös? Mögt ihr überhaupt auf der Bühne zu stehen und euer Material live zu präsentieren?
Nis: Hmm…wenn es ein lokaler Gig mit irgendwelchen unbekannten Bands ist, mit ein paar Leuten vor der Bühne, dann bin ich persönlich nicht nervös. Aber wenn wir als Support für eine große Band spielen, die bereits einen Namen haben und die auch viele Leute anziehen – wie es war, als wir Vader supportet haben – dann pumpt das Adrenalin doch gewaltig in meinen Adern und ich bin natürlich bemüht meine beste Leistung zu geben. Ich denke, dies ist bei allen in der Band so. Man muss einfach ein bisschen nervös sein um gut zu spielen. Mit Usipian/Gothic Domain sind wir schon oft aufgetreten, aber bisher noch überhaupt nicht, seitdem Kent bei uns ist. Mit Jeppe hatten wir auch erst ein Konzert. Das ist hauptsächlich, weil wir uns nun eher auf die neue Scheibe konzentrieren. Toke und Tais sind ohne Zweifel die Erfahrensten auf der Bühne und ich denke, dass die ganze Truppe nach dem Release unseres Debüts auch erfahren sein wird.
Sind für die nächste Zeit ein paar Konzerte geplant?
Nis: Wir planen zur Zeit ein paar Shows in ganz Dänemark zusammen mit Corpus Mortale. Die Konzerte sollen im August dieses Jahres stattfinden. Die genauen Daten kann man natürlich auf unserer Webseite erfahren, also werft da ruhig mal einen Blick drauf (www.usipian.dk). Es soll auch ein paar Gigs in Schweden Anfang nächsten Jahres geben, aber das ist noch nicht ganz so sicher. Das ist noch zu weit in der Zukunft. Tut mir leid, aber da ist bisher nichts für die deutschen Death-Metal-Fanatics geplant, aber zögert nicht uns einzuladen!
Ihr werdet ja oft mit Dissection oder Morbid Angel verglichen…mögt ihr diese Vergleiche oder ist das eher eine Bürde?
Nis: Die Leute können sagen und denken was zum Teufel sie wollen, aber das muss ja nicht bedeuten, dass wir damit einverstanden sind, oder? Ich denke, da gibt es ein paar Parallelen zwischen Dissection und unserem alten Material, aber nun können wir kaum noch mit ihnen verglichen werden. Die Vergleiche zu Morbid Angel sind eher nachvollziehbar und das ist auch in Ordnung, so lange man uns nicht als Rip-Offs bezeichnen, was wir garantiert nicht sind. Wenn ein Reviewer als praktische Referenz Morbid Angel mit angibt, wenn er unsere Musik hört, dann ist das für uns eher eine Ehre. Im Grunde sind (oder sollte ich besser „waren“ sagen?) sie ja auch eine gute Band. Ich weiß nicht, wie viele solcher Vergleiche für uns ein Druck sein könnten.
Viele Bands, die zuvor Black Metal gespielt haben, gehen jetzt über ins Death-Metal-Lager. Mit euch ist das ja auch etwas so, obwohl ihr ja immer schon viele Death-Metal-Elemente eingebunden habt. Denkt ihr, dass Death Metal EURE Musik ist und besser zu euch passt als Black Metal?
Nis: Keine Beleidigung, aber ich denke das macht die Sache zu einfach. Ich habe einmal ein Review zu einem Album von Aeternus gelesen, in dem der Reviewer so etwas schrieb wie „…aber was zum Teufel macht der Death-Metal-Gesang bei einer Black-Metal-Band?“. Ich denke, dass ist sehr engstirnig und ein sehr unverständliches Statement. Natürlich macht es Sinn, wenn die Musik selbst ein Genre bildet, aber da muss man natürlich auch noch andere Faktoren in Betracht ziehen. Wir waren niemals ein satanische Band und haben dies auch nicht behauptet, deswegen kann unser Material kaum als Black Metal angesehen werden. Das muss nicht heißen, dass einige Black-Metal-Bands uns früher nicht beeinflusst haben, aber bedeutet das sofort, dass wir dann eine Black-Metal-Band sind? Ich denke, dem ist nicht so. I muss gestehen, dass die meisten Leute scharfe Genre-Definitionen bilden und das ist auch der Grund, warum wir früher Death/Black/Thrash benutzt haben, um unsere Musik zu beschreiben, aber dies sind und waren wir mit Sicherheit nicht. Death Metal ist die Bezeichnung für uns Fünf und für die Musik, als die Usipian angesehen werden soll.
Erzählt mir bitte mehr über die Dokumentation “Extrem”, bei der ihr mitgemacht habt. Um was ging es in dieser Dokumentation und was war euer Part?
Toke: Nun der Sender TV-Danmark hat mich angerufen und gefragt, ob ich bei einer Dokumentation teilnehmen möchte, die von einem Typen handelt, der Black/Death Metal spielt. Sie wollten einen Typen haben, der nicht satanisch ist, sondern auch „normale“ Dinge macht, also ein „normaler“ Typ, der eben etwas mit extremer Musik zu tun hat. Ich fand diese Betrachtungsweise interessant, denn ich dachte es könnte lustig sein, Dänemark zu zeigen, dass man auch so eine Art von Musik spielen kann, ohne ein kompletter Idiot zu sein. Was dann passierte war, dass sie die ganze Kiste umgeändert haben, so dass sie mich als eine Randfigur in einer Dokumentation über einen extremen Metaltypen (Martin Leth von Strychnos, welcher ein guter Freund von mir ist) eingesetzt haben. Er hat sich angemalt und Bilder auf einem Friedhof machen lassen etc., also sozusagen das Gegenteil von dem was ich darstellen sollte. Die Leute hinter der Dokumentation dachten, dass ich nicht extrem genug sei, dass man dies als Titel nehmen könnte, was sicherlich auch richtig ist, aber es war dann ganz anders, als sie mir im Vorfeld sagten. Wirklich bescheuert ist, dass Martin Leth und ich eigentlich gar nicht so unterschiedlich sind, so wie es diese Dokumentation aber zeigt. Hier habe ich die ganze Macht der Bearbeitung kennen gelernt. Aber ist auch egal, denn das Ganze wurde 1999 aufgenommen und Martin und ich haben uns seit dem auch verändert.
Mit Usipian habt ihr bisher nur im SoundZone Studio aufgenommen. Warum habt ihr die Zusammenarbeit mit Flemmig beendet, nachdem ihr euch umbenannt habt?
Toke: Flemming Rasmussen ist ein alter Freund, denn sein Sohn ist ein Jugendkumpel von mir. Es war eigentlich Flemmig, der mich auf Metal aufmerksam machte. Er hatte einige Exemplare von “… And Justice for all” und das hat mich sofort interessiert. Als ich dann selbst Musik machte, wollte ich natürlich auch mit ihm zusammenarbeiten. Er hat mich dann angerufen und gesagt, dass er das Wochenende frei hat und dass wir einen guten Preis für den Studioaufenthalt bekommen würden. So sagten wir zu und nahmen “An Everborn” auf. Ich hatte noch nicht einmal Texte zu dem Song geschrieben, was ich dann nachholte, als die anderen Jungs ihre Parts aufnahmen. Echte Professionalität!!! Wenn wir wieder einmal die Chance bekommen mit ihm zu arbeiten, dann werden wir dies sofort tun. Aber obwohl wir Freunde sind, arbeitet er auch nicht umsonst. Also müssen wir sehen was kommt, könnte aber interessant sein.
Habt ihr noch eine Botschaft für unsere Leser oder irgendwelche letzten Worte?
Nis: Support your local Gothcrush Division!
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