Undertow
Interview mit Tom zu "In Deepest Silence"
Interview
20 Jahre sind UNDERTOW inzwischen aktiv und werden einfach immer besser. Nach dem letzten phänomenalen Werk „Don’t Pray To The Ashes“ veröffentlichen die Schwaben nun ihr inzwischen siebtes Album „In Deepest Silence„. Dieser würdige, intensive Nachfolger vereint sämtliche liebgewonnenen, charakteristischen Trademarks von UNDERTOW, und wirkt dank seiner stilistischen Offenheit und spannenden Neuerungen gleichzeitig wunderbar frisch. Bassist Tom klärt auf!
Zuerst einmal Glückwunsch zu eurem 20jährigen Bandjubiläum! Wie fühlt ihr euch? Hättet ihr damals gedacht, dass es UNDERTOW mal so lange geben wird?
UnderTOM: Danke! Wir fühlen uns aktuell sehr gut, streckenweise leicht hibbelig – weil der Veröffentlichungstermin näher rückt und nach und nach die Reviews ins Haus flattern. Nein, damals, bei der ersten Probe in der Waschküche des Elternhauses unseres damaligen zweiten Gitarristen, war an zwei Jahrzehnte Bandgeschichte gar nicht zu denken. Das kommt uns in der Rückschau auch gar nicht wie 20 Jahre vor!
Passend dazu habt ihr mit „In Deepest Silence“ ein wirklich hervorragendes neues Album am Start. Gab es, nachdem „Don’t Pray To The Ashes“ überall so gut ankam, einen gewissen Erfolgsdruck oder eine Erwartungshaltung? Oder auch anders gefragt, inwiefern ist ein neues Album für euch noch eine große Herausforderung?
Vielen Dank für die Blumen und das fantastische Review! Erfolgsdruck gab es nicht, aber es wäre jetzt natürlich schon irgendwie seltsam, wenn es auf „In Deepest Silence“ nur so mittelprächtige Reviews geben würde. Weil, wir haben an sich wieder alles gegeben, aber man steckt da halt auch nicht drin. Ein neues Album ist für uns immer wieder ne große Sache, trotzdem das aktuelle jetzt schon das siebte ist, sind wir weit davon entfernt, dass das zur Routine wird.
Wie sind denn die bisherigen Reaktionen auf „In Deepest Silence“?
Sowohl die Reaktionen im engen Freundeskreis, im weiteren Umfeld und auch die ersten Pressereviews sind sehr, sehr gut – fast schon verdächtig gut. Es sind noch gute drei Wochen bis zur Veröffentlichung und gerade die Reaktionen der großen Printmagazine stehen noch aus, schauen wir mal, wies weitergeht.
Mit Markus „Brandy“ Brand habt ihr einen neuen Gitarristen aufgenommen. Wie kam es zu der Idee, das Trio UNDERTOW um eine Person zu erweitern? Was kannst du uns über Markus erzählen? Hatte er auch Anteil am Songwriting?
Das mit den zwei Gitarristen im Haus UNDERTOW ist an sich keine neue Sache. Wir haben 1993 tatsächlich mit zwei losgelegt, es ist dann nur so gekommen, dass uns der zweite Shredder dann kurz vor der ersten Show verlassen hat. Wir haben dann aus der Not ne Tugend gemacht, und weil die Reaktionen auch ganz gut waren, erst mal keinen Bedarf gesehen, hektisch nach Ersatz zu suchen. Über die Jahre stand immer wieder mal der ein oder andere Name im Raum, zu 100% überzeugt waren wir dann aber nie – bis Brandy ins Spiel kann. Den kennen wir schon sehr lange, er war mit einer seiner Ex-Bands sogar Vorgruppe bei unserer ersten Show.
Am Songwritingprozess hat sich auch bei Album Nummer 7 nicht viel geändert. Der Hauptimpuls geht nach wie vor von Joschi aus, und sobald er was Vorzeigbares hat, schmeißt er uns das im Proberaum zum drauf Rumkauen hin. Brandy hat sich da natürlich eingebracht, es hat auch einen leicht angestiegenen Soloanteil beim neuen Album, und der Akustiktrack „Inside Out“ ist komplett aus seiner Feder.
„In Deepest Silence“ ist einerseits absolut typisch UNDERTOW, andererseits gibt es Überraschungen wie die Blastbeats oder auch mit „Inside One “ eine Ballade in der Mitte des Albums. Wie wichtig sind für euch solche Neuerungen?
Also ich persönlich freue mich immer, wenn wir so was mit dabei haben. Immer zu 100% mit dem gleichen Sandförmchen zu arbeiten, wäre dann doch etwas stupide. Wir sind also prinzipiell offen für Neues, wollen es aber auch nicht zu sehr übertreiben. Es ist auch nie so, dass wir ins Studio einfallen und sagen, dass wir jetzt dieses und jenes unbedingt probieren wollen, das ergibt sich meist so im Prozess.
Was habt ihr beim Songwriting/Aufnahmeprozess geändert zu sonst?
Das hab ich ja teilweise eben schon angerissen. Wir haben an sich wenig verändert. Am ehesten hat sich beim Mix etwas verändert. Denn wir haben ja auch bei den anderen Alben mit mehreren Gitarrenspuren gearbeitet, die im Mix aber nie zu sehr betont, weil wir das Live ja nicht umsetzten konnten. Da waren wir also dieses Mal etwas freier!
Mit Gary Meskil (PRO-PAIN) und Björn Gooßes (THE VERY END) hattet ihr zwei Gäste auf dem Album. Wie kam es zu der Idee und wie gestaltete sich die Zusammenarbeit?
Bei Gary war es der pure Zufall – wenn es den denn gibt! Wir waren vor ein paar Jahren mal mit PRO-PAIN in Europa auf Tour. Wir haben uns da schon gut verstanden und sind uns in den Jahren danach hier und da mal über den Weg gelaufen. Als wir im Studio waren, haben PRO-PAIN doch tatsächlich eine Show in Schwäbisch Hall angesetzt, in der Stadt, in der wir im Studio waren! Also haben wir Gary angemailt, und er hat innerhalb von Minuten zurückgeschrieben und zugesagt. Er war dann auch der Superprofi, hat seine Parts in 20 Minuten im Kasten gehabt – so hatten wir danach dann noch ausgiebig Zeit in einer Bar ein paar Getränke zu uns zu nehmen!
Obwohl Björn nun keine tausende von Kilometern entfernt von uns lebt, sondern „nur“ in Essen wohnt, hat er seine Parts nicht bei uns im Studio eingeträllert, sondern sie uns geschickt. Wir kennen uns ja auch schon seit Jahren, damals hat er noch bei NIGHT IN GALES gesungen, später hat er dann diverse Albumartworks und Shirtdesigns für uns gemacht (einfach mal Killustrations googeln!) und wir sind echt sehr glücklich, ihn jetzt mal am Mikro im Boot zu haben – unbedingt auch seine aktuelle Band THE VERY END anchecken – gerne nächstes Jahr bei unserer gemeinsamen Tour!
Welche Bedeutung steckt hinter dem Albumtitel „In Deepest Silence“?
Ich weiß nicht, ob Du das auch schon erlebt hast, aber es gibt manchmal so Momente im Leben, wo alles in Ultrazeitlupe geht, der komplette Ton fehlt und man so ein riesiges Gewicht auf der Brust fühlt. Dieses Gefühl der Ohnmacht, alles entgleitet einem – Verlustangst wäre auch so ein Schlagwort in dem Zusammenhang. Darum geht’s beim Albumtitel.
„These Boots Are Made For Stalking“ ist mein Favorit für den Songtitel des Jahres. Worum geht es in dem Stück?
Tja, da geht es tatsächlich um einen Stalkingfall. Wenn du den Film „Eine verhängnisvolle Affäre“ (Kaninchen im Kochtopf anyone?) mit Michael Douglas gesehen hast, hast du schon ne ganz gute Vorstellung.
Mit „Slatesoul“ habt ihr euer persönliches „More Cowbell“-Stück. Ihr habt euch sicherlich totgelacht 🙂
Ja, wie geil oder!? THE Bruce Dickinson! Eigentlich hab ich fest mit Christopher Walken im Studio gerechnet… Wer das jetzt nicht blickt, sollte unbedingt gleich wieder googeln!
Beim Intro „Bareface“ verwendet ihr ein Sample aus „The Avengers“. Wie kam es zu dieser Idee, was verbindet ihr mit dem Film?
Das war auch so ne Sache… Bei unseren vorherigen Alben gab es auch schon immer Filmsamples zu entdecken. Ich hatte aber den Eindruck, dass das mir in der Band am wichtigsten ist und die anderen vielleicht sogar etwas nervt, dass der Tom da immer mit seinen Filmsamples ankommt. Ich hab mich also beim neuen Album zurückgehalten und nix mit ins Studio gebracht. Als wir dann beim Mix saßen, kam dann der Wunsch, dass da beim Intro unbedingt noch ein Sample her muss – und ich kam dann etwas ins Schwimmen. Vor allem, weil der Produzent relativ exakt die Länge des Samples vorgegeben hat. „The Avengers“ ist jetzt wohl kein Cineasten-Gourmet-Film, aber ich hab den mit viel Freude im Kino und später dann nochmal im O-Ton auf DVD gesehen. Besonders den Fiesling Loki hatte ich recht stark in Erinnerung, und der viel mir dann als erstes ein. Die Stelle an sich ist auch nicht so aussagekräftig, aber allein der Klang, wie er da „I’ll split your skull“ sagt… und hey, Schädelspalten, das ist doch mal ein guter Auftakt für ein Metalalbum!
Apropos Film, welche Filme faszinieren dich am meisten?
OK, da könnt ich jetzt stundenlang schreiben. Ich bin da z.B. überhaupt nicht auf Genres festgelegt. Auch nicht auf Hollywood und schon gar nicht auf Schauspieler. Es gibt ein paar Regisseure, die ich verehre, da wären z.B. die Coen-Brüder, David Fincher, Quentin Tarantino, Alfred Hitchcock, Ang Lee, Jim Jarmusch, der frühe David Lynch, Guillermo del Torro usw. Ich will das aber jetzt nicht zu sehr ausbreiten, ist ja auch ein Musikmagazin hier.
Mit „34CE“ und „Smoke Garden“ habt ihr Akustikversionen älterer Stücke als Bonustracks drauf gepackt. Wie kam es zu der Idee mit der Umsetzung mit Michelle Darkness (END OF GREEN)?
Ach, wir haben schon lange mit einem Besuch der Darkland Studios von Michelle Darkness geliebäugelt und für diese Bonussongs war es dann einfach mal an der Zeit. War auch alles sehr entspannt und professionell.
Was steht als nächstes so alles an bei UNDERTOW?
Wir waren gerade auf Tour mit END OF GREEN, bereiten uns aktuell auf unser kombiniertes 20 Jahre UNDERTOW- und Releaseparty „In Deepest Silence“-Konzert am 7.12. in Giengen vor (mit END OF GREEN und BRESCHDLENG im Vorporgramm!) und einen Tag vorher – Nikolausi! – kommt das Album dann raus. Und im Frühjahr wie gesagt dann die gemeinsamen Dates mit THE VERY END unter dem „Turn Off The Silence“-Banner.
Vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören dir!
Ja Mensch: wir danken fürs Interview. Man sieht sich hoffentlich bei ner Show! Und wer ne Meinung zum Album hat, ruhig laut geben! Facebook, Homepage, bei ner Show – uns interessiert Eure Meinung!
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Stile | Doom Metal, Doomcore, Hardcore |
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