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Interview mit Heri Joensen zu "Valkyrja"

Interview

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Mit ihrem inzwischen siebten Album „Valkyrja“ bleiben TÝR ihrem Stil treu und verfeinern ihren ureigenen Sound im Detail. Den Faröern um Frontkämpfer Heri Joensen ist wieder ein unheimlich starkes, vielschichtiges, authentischen Werk voll majestätischer Melodien und interessanter Geschichte gelungen. Was dahintersteckt, klärten wir mit Heri.

 

Wie sind die bisherigen Reaktionen auf „Valkyrja“?

Ich würde sagen, dass dieses Album von allen bisher am besten ankam, zumindest soweit es die Presse anbelangt. Wir werden sehen, wie unsere Fans darauf reagieren, sobald es veröffentlicht ist. Teilweise haben wir aber schon neue Songs gespielt, die gut ankamen.

Habt ihr, verglichen mit euren bisherigen Alben, irgendwas in eurer Vorgehensweise in Sachen Songwriting oder im Aufnahmeprozess geändert?

Das Songwriting lief so, wie es immer war, wir haben lediglich versucht, uns weiterzuentwickeln und besser darin zu werden. Aber die Basis ist immer noch dieselbe. Wir nehmen Demos auf und schreiben auch die Noten der Musik auf, auf GuitarPro (ein Notensatz-Programm). Wir schicken uns die Ideen untereinander hin und her, die meiste Arbeit geschieht also online, was heutzutage der schnellste und bequemste Weg ist, speziell für eine vielbeschäftigte Band wie uns. 

Ich finde, dass die neuen Songs generell kompakter und kürzer sind, sie kommen starker auf den Punkt. Würdest du dem so zustimmen? Außerdem habt ihr einige sehr schnelle Parts! Worin siehst du selbst die Unterschiede zwischen „Valkyrja“ und „The Lay Of Thrym“?

Ja, das ist die Songstruktur, welche wir mit den letzten drei Alben angestrebt haben. Offensichtlich ist einer der Hauptunterschiede zwischen „Valkyrja“ und den vorherigen Alben das Schlagzeugspiel. Wir hatten die Freiheit, nun Dinge zu machen, welche uns in der Vergangenheit nicht möglich waren. Auch hat Terji dieses Mal mehr Songs zum Album beigesteuert als in der Vergangenheit, daher klingt das Album facettenreicher.

In welchem Zeitraum habt ihr die neuen Songs geschrieben? Wie verliefen die Aufnahmen in den Hansen Studios in Dänemark?

Die Songs wurden über eine lange Zeit geschrieben. Einige Ideen trage ich bereits seit Jahren in mir, noch vor „By The Light Of The Northern Star“. Aber die meisten Ideen sind aktueller, nach der Veröffentlichung von „The Lay Of Thrym“. Ich arbeite konstant an neuem Material, genauso Terji, und wenn die Zeit für ein Album reif ist, wählen wir aus dem vorhandenen Material die besten und am meisten entwickelten Sachen aus.

Die Aufnahmen in Jacob Hansens Studio liefen blendend wie immer. Wir haben mit ihm eine gute Routine und kennen ihn inzwischen gut, daher wurde wirklich nur sehr wenig Zeit verschwendet, was sehr gut ist.

George Kollias (NILE, NIGHTFALL) übernahm die Schlagzeugaufnahmen für dieses Album. Wie seid ihr mit ihm in Kontakt gekommen? Wie habt ihr es gehandhabt, zusammenzuarbeiten und die Aufnahmen zu erledigen? Ist er jetzt vollwertiges Bandmitglied, das zusammen mit euch auch auf Tour geht?

Unser Manager stellte den Kontakt mit George her. Sie haben in der Vergangenheit zusammengearbeitet, und als es offensichtlich wurde, dass wir für dieses Album einen anderen Schlagzeuger benötigen, kontaktierte unser Manager George für uns. Er ist kein Vollzeit-Mitglied. Er wurde lediglich für die Studioaufnahmen angestellt und wird nicht mit uns auf Tour gehen.

Worin siehst du die Unterschiede zwischen George und eurem ehemaligen Schlagzeuger Kári Streymoy?

George ist einer der technisch brillantesten Schlagzeuger auf dem Planeten, während Kári ein sehr Heavy Old School Schlagzeuger ist.

Bitte erzähle uns mehr über das lyrische Konzept von „Valkyrja“!

Die Geschichte basiert auf der nordischen Mythologie über die Walküren. Ein unbenannter Wikinger verlässt seine Heimat und seine Frau, um auf einem Schlachtfeld zu sterben, tapfer genug, um von den Walküren nach Walhalla oder Fólkvangr gebracht zu werden.

Wie bist du auf die Idee zu diesem lyrischen Konzept gekommen?

Ich dachte es wäre an der Zeit, dass ich etwas darüber schreibe, was sowieso immer in meinem Kopf ist: Frauen! Der tiefere Gedanke hinter diesem Album sind Frauen, und was Männer alles tun, um diese zu beeindrucken, und solche Dinge.

Im Stück ”The Lay Of Our Love” singt auch Liv Kristine (LEAVES’ EYES). Wie kam es zu dieser Idee? Wurde der Song mit dem Gedanken im Hinterkopf geschrieben?

Ich hatte vor einem Jahr auf dem Wacken Open Air einen Gastauftritt bei LEAVES’ EYES. Liv hat mir daraufhin angeboten, für das kommende Album Gastgesang beizutragen. Ich hatte schon früher über die Verwendung von weiblichem Gesang nachgedacht, bin aber irgendwie nie dazu gekommen. Wir hatten dann eine kurze Bandbesprechung darüber und hatten uns augenblicklich dazu entschlossen, auf das Angebot von Liv einzugehen. So kam das dann.

Die Texte scheinen sich auch um die Beziehung zwischen den beiden Geschlechtern zu drehen, und wie Männer die Frauen sehen, richtig? Wie ist deine Sichtweise, und wie ist die Verbindung zwischen der erzählten Geschichte und der Welt und Gesellschaft von heute?

Welchen Affekt die Frauen auf uns Männer haben, hat sich wahrscheinlich nicht viel im letzten Jahrtausend verändert. Männer, vor allem heterosexuelle Männer, verbringen viel Zeit damit, über Frauen nachzudenken. Was man tut, was man sagt und wie man dorthin gelangt. Und die meisten Leute, welche in einer Beziehung waren, haben verschiedene Varianten von Beziehungsproblemen versucht. Darum dreht es sich im Kern bei diesem Album.

Stammen einige der Folk Melodien, welche ihr auf „Valkyrja“ verwendet, von alten traditionellen Songs, oder sind diese „neu“?

Circa die Hälfte der Melodien sind traditionell. Faröer, Isländische, Norwegische und Dänische. Die andere Hälfte sind komplett neue Kompositionen, aber einige hiervon sind so angelegt, dass sie traditionell klingen.

Welcher Prozentsatz eures Songwritings basiert tatsächlich auf Wikingergeschichten? Und welcher Aspekt der Geschichte der Wikinger fasziniert dich am meisten?

Ich habe nicht mitgezählt, aber ich würde sagen, dass circa 80% unserer Musik und Texte auf traditionellen Themen basieren. Wieviel unserer traditionellen Musik auf direktem Weg zu den Wikingern zurückführt ist aber fast unmöglich zu sagen, aber ich bin mir sehr sicher, dass einiges davon aus dieser Epoche stammt. Natürlich bin ich zuerst und am meisten von dern nordischen Mythologie fasziniert, genauso wie der Geschichte und den Erzählungen von großen Taten. Ich kann nicht sagen, dass es da eine Sache gibt, die mich mehr fasziniert als die anderen. Ich finde alles zusammen sehr ansprechend.

Auf eurem letzten Album hattet ihr den Song „Shadow Of The Swastika“. Ich bitte euch um euer  Statement!

Wir wurden von einer lächerlichen “Institution” aus Berlin beschuldigt, Nazis zu sein. Ich denke, das ist nur Teil eines größeren Problems, und das Problem besteht darin, dass die Politische Korrektheit einfach zu weitgegangen ist. Ich wollte ein Statement zu unserer Position abgeben. Meine Vorfahren haben Runen verwendet lange Zeit bevor Hitler und seine Schergen das taten, und ich möchte nicht Nazi genannt werden, weil ich diese Runen nun verwende. Und jeder, der das tut, darf meinen skandinavischen Arsch küssen, hahaha!

Was habt ihr als nächstes mit TÝR geplant?

Wir sind im Augenblick zusammen mit FINNTROLL auf Europatour. Danach spielen wir eine Show in Israel, mehr steht für dieses Jahr nicht an. Anfang nächsten Jahres gehen wir für eine sechswöchige Tour nach Nordamerika, danach nach Russland und ins Baltikum, spatter vielleicht Südamerika. Wir haben noch viel in Vorbereitung, es scheint also viel in den nächsten 1,5 Jahren auf uns zuzukommen.

Vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören dir!

Ich danke dir für das Interview. An die Leser – bitte denkt daran, zu unseren Shows zu kommen, wenn wir in eurer Nähe spielen. Ich verspreche, dass wir gute Auftritte geben und eine gute Zeit miteinander verbringen werden, haha. Und bitte kauft unser Album, ich glaube, ihr werdet es mögen.

13.09.2013

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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