Tyr
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Interview
Vier Färöer Jungs brechen zu neuen Gefilden auf. So könnte man zumindest den Titel und das Cover vom neuen TÝR-Album "Land" interpretieren. Von der Hand zu weisen ist diese Idee nicht, wenn man sich dieses wirklich fulminante Werk zu Gemüte führt. Sänger Heri Joensen war so freundlich, uns ein paar Fragen zur Bandgeschichte und dem wirklich genialen, eigenen Stil von TÝR zu beantworten.
Was soll denn euer Cover von „Land“ genau ausdrücken? Inwiefern hat es mit den Texten und Geschichten auf dem Album selbst zu tun? Oder sollte es vielleicht euren Aufbruch zu neueren musikalischen Gefilden darstellen? Euer Stil hat sich ja immerhin weiterentwickelt, sehr zum Positiven wie ich finde.
Das Cover zeigt ein Langschiff, das aus Norwegen auf den Färöern ankommt. Da ist auch eine dunkle Färöer Landschaft zu sehen. Einige der Texte auf dem Album gehen über diese Geschichte und beschäftigen sich in erster Linie mit der Frage, warum sie Norwegen verließen. Meine Vermutung ist, dass der Hauptgrund das neue Land war, daher der Titel unseres neuen Albums. Es gibt da außerdem auch Parallelen zu unserer heutigen politischen Situation auf den Färöern mit der Freiheitsbewegung und all dem.
Habt ihr schon irgendwelche sonstigen Rückmeldungen zum Album bekommen, oder geht das im Tourstress etwas verloren?
Wir hatten einige Rückmeldungen von Fans und Journalisten. Die Rezensionen sind nicht so gut, wie sie es bei „Ragnarok“ waren, aber auch nicht schlecht. Aber wir haben keine Zeit uns mit all dem zu beschäftigen, das geschrieben wird, da wir uns im Moment auf Tour befinden.
Apropos. Was ist das denn für eine Erfahrung, auf einer so großen Tour wie der Paganfest-Tour zu spielen?
Es war eine fantastische Tour und eine großartige Möglichkeit für TÝR. Die Leute von den anderen Bands waren großartig und wir hatten eine Menge Spaß zusammen. Und es hat geholfen allen teilnehmenden Bands einen größeren Bekanntheitsgrad zu verschaffen, sie als die führenden Bands im Viking, Pagan und Folk Metal zu zeigen.
Habt ihr ein paar lustige Anekdoten dazu parat? Auf Tour passieren ja immer allerhand lustige Dinge.
Ja, es gab da einige lustige Momente. Aber ich kann mich an keine bestimmten erinnern, die ich erwähnen könnte.
Schade, da wäre bestimmt einiges an lustigen Sachen bei rum gekommen.
Euer Stil ist ziemlich einzigartig in seiner Zusammensetzung. Trotzdem frage ich mich, ob ihr wohl irgendwelche Vorbilder habt, die ihre Spuren in eurer Musik hinterlassen (haben).
Ich habe einige musikalische Vorbilder. Eine der ersten Metal-Bands, denen ich in meiner Jugend verfallen bin, war DIO. Davon abgesehen höre ich RAINBOW, IRON MAIDEN, JUDAS PRIEST, URIAH HEEP, METALLICA, RAMMSTEIN, DREAM THEATER, SAVATAGE, PINK FLOYD, SYSTEM OF A DOWN und viele mehr.
Wo wir gerade schon bei Vorbildern und Einflüssen sind: Wo liegen denn eure musikalischen Wurzeln?
Bei skandinavischem Folk und Heavy Metal ; die gleichen Bands, die ich eben schon erwähnt hatte. In letzter Zeit höre ich hauptsächlich Progressive Metal. Ich höre aber auch andere Arten von Musik: Pop, Rock, Klassik, Folk, usw. usf. Ich mag alle Musikarten, die Qualitäten haben, die ich bevorzuge. Gutes Songwriting kann mich immer beeindrucken, unabhängig vom Stil, aber skandinavischer Folk ist der Kern der musikalischen Idee hinter TÝR.
Die Frage habt ihr sicher schon öfter zu hören bekommen, aber es interessiert mich trotzdem: Wie kamt ihr eigentlich dazu, euch intensiver mit der Vergangenheit der Färöer Inseln und der Wikinger zu befassen und diese Geschichten dann auch noch zu vertonen?
Es ist unmöglich diese Dinge zu umgehen, wenn man auf den Färöern aufwächst. Ich mochte die Geschichten und Mythen schon immer und später mochte ich Heavy Metal. Alles was ich dann tat, war diese beiden Dinge zu verbinden.
Wie kommt ihr eigentlich an die ganzen Geschichten und Sagen, wenn sie doch angeblich nur mündlich überliefert sind? Lasst ihr euch die Geschichten erzählen oder gibt es sogar gesammelte Werke, von denen ihr euch inspirieren lasst oder aus denen ihr die Geschichten nehmt?
Die Geschichten und Balladen wurden um 1850 und später aufgezeichnet. Es gibt einige Geschichten und Balladen, die ich nur von anderen Leuten her kenne, beispielsweise „Gátu Ríma“. Ich hörte es zum ersten Mal in der lokalen Balladen-Gesangs-Gesellschaft in Runavík. Es gibt auch eine Menge Aufnahmen, die frühesten von 1902. Sie wurden in letzter Zeit neu zusammengestellt und wieder auf CD herausgebracht.
Und wie schaut es mit den überlieferten Melodien aus, die du als Grundlage für den Gesang nimmst?
Ich bekomme sie zum größten Teil von Noten oder CDs.
Hat es einen Grund, warum ihr nach dem Konzeptalbum „Ragnarok“ bei „Land“ dieses Mal ohne eine durchgehende Geschichte vorgegangen seid? Oder täusche ich mich und es gibt doch ein Konzept, das dem Album zugrunde liegt?
Es gibt ein halbes Konzept auf dem Album. Die eben erwähnte Wikinger-Migration aus Norwegen in den Westen ist Gegenstand des Liedes „Ocean“ und des Titeltracks. Es gibt dort eine Menge traditioneller Texte auf dem Album und es ist unmöglich sie in ein Konzept aufzunehmen. Die einzige Sache, die alle Lieder gemeinsam haben, ist das Volks- und Pagan-Wikinger-Thema. Manche handeln von den Wikingern und manche von den Mythen der Wikinger, aber alle Texte die ich schreibe haben Parallelen zur heutigen Zeit. Anderweitig wären sie sinnlos für mich.
Als Musiker hat man es immer schwer, sich mit irgendwelchen Stilbeschreibungen zu beschäftigen, die einem angedichtet werden. Wie man seine Musik letztendlich dann im Vergleich selbst sieht, steht meistens auf einem anderen Blatt. Wie steht ihr zu solchem Schubladendenken? Unnötig oder unabdingbar?
Ich mag dieses Formgeben und Abstempeln nicht. Es wäre besser, einfach der Musik zuzuhören und zu entscheiden, ob man sie mag oder nicht. Wir, als Beispiel, klingen nicht wie andere Viking-Metal-Bands. Falls jemand die Meinung vertritt, dass er keinen Viking Metal mag, wären wir unfairer Weise aus dem Rennen ohne auch nur angehört worden zu sein.
Das ist wahr und eine lobenswerte Einstellung. Und wie würdet ihr selbst euren Stil beschreiben, wenn ihr müsstet?
Ich habe es schon seit Langem aufgegeben. Falls die Leute trotzdem darauf bestehen, würde ich sagen: Viking Pagan Folk Metal.
Noch ein paar letzte Worte?
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