Tyr
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Interview
Napalm Records sei Dank ist eine Ausnahmeband namens TÝR auch in unseren Breitengraden jetzt mühelos erhältlich. Geboten wird astreiner Pagan Metal im klassischen Gewand. Da TÝR die erste und einzige mir bekannte Band aus Färöer ist und weil sie gute Mucke macht, war ein Interview natürlich unabwendbar. Meinen Antworten hat sich Bandchef und Sänger Heri Joensen gestellt.
Ich denke eure Bandgeschichte zu erläutern, hängt euch bestimmt schon aus dem Hals raus, deswegen eine Zukunfts-Frage. Wie werden die nächsten zehn Jahre für die Band aussehen?
In den nächsten paar Jahren werden wir über Napalm Records drei Alben veröffentlichen. Außerdem werden wir so viel wie möglich touren, um uns einen Namen zu machen. Danach geht’s nur noch auf- und vorwärts. 2016 werden wir die nächsten IRON MAIDEN sein.
Wie steht es um die Musikszene bei euch auf Färöer und im Besonderen um die Metal-Szene?
Die Kulturbeauftragten machen sehr viel, um die einheimischen Musiktalente zu fördern und sie auch zu exportieren. Die Einwohnerzahl auf den Färöer liegt bei etwa 48.000 und ich denke, dass es daraus resultiert, dass die hiesige Musikszene nicht wirklich differenziert ist. Hier gibt es nur eine große Musikszene, die alle Musikstile beinhaltet und auf lange Sicht ist es gut, dass Musiker aus verschiedenartigsten Genres zusammen spielen und sich zusammen entwickeln. Es gibt fünf große Festivals, die sich hier über die Jahre etabliert haben und sie versuchen sich gegenseitig mit namhaften internationalen Künstlern auszustechen. Zum Beispiel waren schon URIAH HEEP, TOTO, EUROPE, BRIAN MCFADDEN, BONEY M, KEN HENSLEY und SHAKIN’ STEVENS hier. Das ist ebenfalls gut für die Musiker hier, solche Bands zu sehen. Noch vor einigen Jahren musste man ins Ausland reisen, um so jemanden zu sehen. Abgesehen von uns, sind die größten färöischen Bands SIC, SIDE EFFECT und SYNARCHY. Ich vermute, die Bandnamen fangen nur deshalb mit „S“ an, um im Alphabet vor uns zu stehen.
Also ist eure Musikszene nicht gerade groß! Wie kommt ihr auf Pagan Metal und woher habt ihr euere musikalischen Bezugsquellen – wenn schon nicht von euerer eigenen Insel!?
Skandinavischer, britischer und amerikanischer Rock und Metal beeinflussen unseren Sound. Musikalisch sind wir von skandinavischem Folk beeinflusst und unsere Texte entnehmen wir der skandinavischen Geschichte, die uns von unseren Ahnen mündlich überliefert wurde und den niedergeschriebenen Traditionen aus Island, Norwegen und Dänemark.
Auf Färöer nennt man euren Musik-Stil kvæðarokku (Balladenrock). Seid ihr damit einverstanden?
Du meinst Kvæðarokkur. Auf eine Weise ist es ein viel genauerer Ausdruck, als Viking Metal. Es bedeutet Balladen Rock. Rock ist nichts anderes als Metal, aber färöische Balladen sind das, was wir machen. Vielleicht sollten sie es kvæðamálmur nennen, was Balladen Metal bedeutet. Außerdem klingt unsere Musik nicht immer balladesk. Wir stören uns nicht daran, als eine Viking Metal Band bezeichnet zu werden. Es ist kein Stil, den wir bestrebt sind zu machen.
Inwieweit hat die isolierte Lage der Färöer eine Auswirkung auf eure Musik? Hat es überhaupt eine Auswirkung oder seht ihr euch als musikalische Weltbürger?
Die Färöer waren sehr isoliert und das ist wahrscheinlich einer der Gründe, dass wir noch so viele intakte Traditionen haben. Wie auch immer, wir sind heute ganz und gar nicht mehr isoliert und ich betrachte uns als musikalische Weltbürger. Wir wollen zu der internationalen Musikszene dazustoßen, aber wir wollen unsere Kultur mitnehmen.
Ich finde jeden Song auf der Platte gut, doch „My Wild Rover“ passt da irgendwie nicht rein! Ich verbinde damit „An der Nordseeküste“ von KLAUS & KLAUS. Warum dieser Song?
Viele Deutsche haben uns darauf aufmerksam gemacht. Natürlich hatten wir keine Ahnung davon, als wir unsere Version gemacht haben. Für uns war es einfach ein traditioneller irischer Song, wie Whiskey „in the Jar“. Stell dir vor KLAUS & KLAUS hätten ihren Coversong nie gemacht, würdest du dann immer noch so denken?
Und mir ist da noch eine weitere Ähnlichkeit zu einem anderen bekannten Song aufgefallen! Der Refrain bei „Hail To The Hammer“ hört sich fast so an, wie der Refrain bei „Rasputin“ von BONEY M (Ra-Ra-Rasputin, Russia’s greatest love machine…)! Zufall?
Wir haben nicht versucht BONEY M zu kopieren, wenn du das damit meinst. Ja, ich habe dieses Lied und die meisten anderen Plagen von BONEY M gehört, aber ich sehe da keine Ähnlichkeit.
Mit „Eric The Red“ habt ihr euch eine bekannte Wikinger-Persönlichkeit herausgepickt? Warum gerade diese?
Unser erstes Album, das über Tutl (www.tutl.com) veröffentlicht wurde, hieß „How Far To Asgaard“ und der Titeltrack handelt von Leif dem „Glücklichen“ Eriksson, der der erste Europäer war, der Amerika entdeckte, sogar 500 Jahre bevor es Columbus tat. Im Grunde behandelt der Song das menschliche Bedürfnis immer hinter die bekannten Horizonte blicken zu wollen, um nichts anderes als einen weiteren Horizont zu entdecken, der mehr Fragen aufwirft, als Antworten gibt. Immer noch ist die Menschheit unerbittlich auf der Suche nach der Wahrheit, die hinter allem steckt. Erik der Rote war der Vater von Leif, sodass es ein wunderbarer Brückenschlag von „How Far To Asgaard“ zu „Eric The Red“ ist. Er war der erste Europäer, der in Grönland siedelte und er lebte dort für den Rest seines Lebens. Sein Sohn Leif war im Dienste des norwegischen Königs, wodurch er zum Christentum übertrat. Als Leif nach Grönland zurückkehrte, konvertierte auch seine Mutter, Tjóðhildur, die dort auch eine Kirche errichtete. Sie versuchte auch ihren Mann zum Christentum zu bekehren, indem sie behauptete nicht mehr mit ihm schlafen zu wollen, solange er eine Heide blieb. Erik ist dem Christentum nie beigetreten und starb als Heide. Ich denke Erik ist eine sehr starke Persönlichkeit und seine Standhaftigkeit ist bewundernswert, obwohl die Geschichte selbst ein wenig Humor birgt. Sie hat mit ihm schon vorher geschlafen und nun hat sie einen neuen Glauben, der ihn plötzlich wertlos für sie macht? Die zentrale Frage ist, wer wem gegenüber im Unrecht war und aus welchem Grund. Um es abzuschließen: Wir wählten Erik den Roten, weil er der Vater von Leif dem Glücklichen ist und auch deshalb, weil er eine starke heidnische Ikone ist.
Was sagst du zu der Komödie „Erik der Wikinger“? Findest du so etwas albern oder kannst du dir vorstellen, dass solche Filme das Interesse an germanischer Mythologie und Geschichte wecken?
Ich liebe absolut alles, was auch nur entfernt mit Monty Python zu tun hat. „Erik der Wikinger“ ist ein sehr lustiger Film mit philosophischer Tiefe. Solche Filme erhöhen das allgemeine Bewusstsein für die skandinavische Geschichte, obwohl es nicht sehr aufschlussreich sein kann, was historische Fakten angeht.
Ich finde auch die Namenswahl deiner Band sehr interessant! Inwieweit könnt ihr euch selber mit dem germanischen Kriegsgott identifizieren?
Wir sind nicht sehr kriegerisch. Wir haben uns für diesen Namen aufgrund des gleichnamigen BLACK SABBATH-Albums entschieden, auch das Logo haben wir daher, außerdem auf Grund der Taten des Gottes Týr. Die wichtigste Geschichte über Týr ist die Bändigung des Wolfes. Týr opferte seine rechte Hand, nur um Fenrir anketten zu können. Das ist eine seltsame Rolle die der Gott des Krieges hier spielt, aber ich glaube, es ist eine Botschaft die sagt, das diejenigen, die die Verantwortung tragen sich persönlich mehr für die Wurzel von Problemen interessieren sollten und nicht ihre Armeen entsenden sollten, damit diese sich mit den Symptomen der Probleme auseinandersetzen. So hängt dieser Sachverhalt eng mit den Geschehnissen internationaler Politik zusammen.
Zur Zeit geht ja einiges in der heidnischen Szene ab. Hast du einen persönlichen Favoriten? Vielleicht GLITTERTIND – euer Sänger hört sich fast wie Torbjørn Sandvik von G. an!?
Wir hören GLITTERTIND nicht, sodass ich dir nicht sagen kann, was ich über sie denke. Ich kann nicht sagen, dass ich einen Favoriten im Pagan Metal habe, weil mein Wissen über Pagan Metal zu wünschen übrig lässt.
Färöer gehören formal zu Dänemark – sehen sich aber als gleichberechtigt an. Fühlt ihr euch als Dänen oder als Färöer? Seid ihr Patrioten?
TÝR ist keine politische Band. Ich bin ein Patriot und ich habe gefestigte politische Ansichten. Ich fühle mich nicht mehr als Däne als ein Schotte sich wie ein Engländer fühlt oder eine Österreicher wie ein Deutscher. Die Tatsache, dass man besetzt wurde, ändert nichts an deiner Geschichte. Nach dem dänischen Gesetz gibt es nur eine Staatsangehörigkeit innerhalb des dänischen Königreichs und das schließt die Inuit in Grönland auch mit ein. Ein Inuit ist von einem Dänen so weit entfernt, wie es nur möglich ist. Wir sind näher an den Dänen, aber nicht so nah, wie ihnen zum Beispiel die Schweden sind. Man kann kein Gesetz verabschieden, welches dein Nationalitätsgefühl verbietet. Eines Tages werden wir eine unabhängige Nation sein. Keine große oder mächtige, aber wir werden unsere eigene Zukunft gestalten können.
Ist das der Grund, dass ihr sowohl englische, als auch färöische Texte habt?
Unsere Texte haben nichts mit Nationalismus zu tun. Ursprünglich hatten wir vor, nur auf Englisch zu singen, aber dann haben wir auf „How Far To Asgaard“, unser erstes Album, „Ormurin Langi“, einen traditionalen färöischen Song draufgepackt, in dem einige Textzeilen auf Färöisch sind. Wir sahen, dass Leute die Liedtexte trotzdem mochten, obwohl sie sie nicht verstanden und so entschieden wir, dass es kein Problem ist vor Ausländern Färöisch zu singen. Es bleibt zu sagen, dass wir immer noch überwiegend auf Englisch singen, doch wir benutzen Färöisch häufiger als früher. Wir sind immer noch der Meinung, dass, wenn wir nur auf Färöisch singen würden, es unsere Marktfähigkeit mindern würde
Spielt für euch Politik überhaupt eine Rolle? Wie steht ihr dazu, dass einige Bands, besonders die rechten, von denen man in der heidnischen Szene leider zu viele findet, ihre politische Haltung in ihre Musik mit einfließen lassen?
Ich denke, dass es jedem Musiker erlaubt sein sollte, seine Ansichten auszudrücken. Wenn du bestimme politische Ansichten hast, solltest du darüber singen. Aber ich unterstütze die Nazis überhaupt nicht! Es ist sehr schädlich für die heidnische Szene, dass die NS Ideologie dort Fuß fasst. Aber es ist ja immer so, alle Familien haben ihr „Schwarzes Schaf“ und bei den Heiden ist es eben die NS Ideologie.
Ich als neuer eingefleischter TÝR-Fan will natürlich wissen, wann ihr in Deutschland spielt. Gibt es diesbezüglich schon Pläne?
Ja. Wir werden im September DIE APOKALYPTISCHEN REITER auf der „Riders On The Storm”-Tour supporten. Die Termine kann man auf unserer und auf der Napalm Records Homepage finden.
Was bedeutet (Pagan) Metal für dich?
Es ist mein Leben.
Nun eine Frage von Kollege Metalgreg: Wann werden Färöer endlich Fußball-Weltmeister? J
Wahrscheinlich niemals. Ich mag Fußball nicht so wirklich, aber ich schaue mir die Spiele zwischen Färöer und Deutschland oder Frankreich an.
Danke für das Interview! Die letzten Worte gehören dir!
UNITE METAL!
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