Tyler Leads
Alles über einen gut ausgeheckten Plan
Interview
TYLER LEADS: Das ist eine junge Heavy-Metal-Band aus Recklinghausen. Wir begleiten die fünf Musiker auf ihrer Reise zum ersten richtigen Album, während für die Hörerschaft mit Single- und Video-Veröffentlichungen konstant Meilensteine bereitgehalten werden. Mit Gitarrist Soyan plauderten wir ein wenig über die Bandgeschichte, die besten Momente auf der Bühne, Vorbilder und einiges mehr.
Hey Soyan, erzähl doch mal, wie Ihr Euch kennengelernt habt…
Also, wir kennen uns alle seit der Schulzeit und haben mit TYLER LEADS so 2015 angefangen. Anfangs haben wir im gleichen Proberaumkomplex mit unterschiedlichen Bands geprobt, also noch nicht zusammen. Irgendwann war die Schule dann vorbei, und die besagten Bands lösten sich nach und nach auf. Weil wir uns aber ohnehin alle kannten und dauernd miteinander rumgehangen sind, haben wir gesagt: “Lasst uns doch einfach zusammen Mucke machen”. Im Sommer haben wir dann die ersten Songs angepackt, und seit Anfang 2016 gibt es die Band so richtig.
Einen Besetzungswechsel gab es bisher nicht, oder?
Nein, absolut nicht. Wie gesagt, wir waren ja davor schon miteinander befreundet und die Band ist eigentlich noch eine Erweiterung dazu. Das ist echt angenehm.
Ihr seid ja noch recht jung, und da ist man vielleicht überrascht, wenn man Euch das erste Mal hört. Klassischer Heavy Metal wird ja nicht selten von Veteranen gespielt und nicht gerade oft von Newcomern. Was hat Euch dazu bewogen, ausgerechnet diese Musik zu machen?
Na ja, also wir kommen schon alle aus der Rock- und Metal-Ecke und haben immer extrem viel MAIDEN gehört. Was mich betrifft, waren zum Beispiel SAXON lange Zeit eine meiner Lieblingsbands. Das hat sich dann mit der Zeit aber ziemlich aufgelockert, so dass wir derzeit Funk hart feiern. Warum unser Sound so klassisch klingt, liegt schon daran, dass wir von Beginn an auch In-die-Fresse-Rock machen wollten. Die ersten Aufnahmen sind deshalb auch alle live eingespielt worden.
Gibt es bei aller Offenheit aber dennoch eine musikalische Grenze, die Ihr nicht überschreiten würdet?
Ich glaube, kategorisch würden wir erstmal nichts ablehnen. Das Maß aller Dinge ist für uns immer, dass die Sachen live ankommen. Ist das nicht der Fall, machen wir es nicht. Aber es spricht erstmal nichts dagegen, ganz viel auszuprobieren. Die bisher veröffentlichten Songs gehen schon eher in die Hard-Rock-Schiene, im weiteren Verlauf der VÖ-Welle wird es aber deutlich härter. Ich sehe uns zwar nicht gerade Black-Metal-Elemente verwenden, aber wer weiß…
Wie ist die Szene in Recklinghausen so?
Ich würde sagen, ziemlich übersichtlich. Klar, die Bands kennen sich untereinander. Aber die zentralen Szenetreffs im Ruhrpott sind zum Beispiel in Essen das Turock oder das Café Nord.
Woher stammt der Name TYLER LEADS? Ich habe in Eurem Lineup vergeblich den Tyler gesucht…
(Lacht) Der Name kommt von “Fight Club”. Mit der Idee kam unser Gitarrist Freddie, der gerade den Film gesehen hatte. Ich mag den Namen jedenfalls.
Und wie läuft bei Euch das Songwriting ab?
Es kommt drauf an. Am Anfang sind die Songs daraus entstanden, weil wir gemeinsam etwas angespielt haben und zusammengeknüppelt haben. “Heavy Eyes” zum Beispiel, haben wir komplett zusammen geschrieben. Bei den neuen Songs ist es jetzt ein bisschen anders gewesen. Wir haben viel Material verwendet, dass ich schon zu Hause vorbereitet hatte. Das sieht dann so aus, dass Freddie oder ich im besten Fall ganze Demos aufnehmen und mit zur Probe bringen. Johnny singt dazu und so bauen sich die Songs langsam auf. Je öfter wir in der Vorproduktion die Stücke dann aufgenommen haben, desto mehr Feinschliff haben sie erhalten. So konnten wir dann mit komplett fertigen Songs mit den echten Aufnahmen starten.
Wie groß ist denn der Schmerz aus Songwriter-Sicht, wenn ein Vorschlag bei den anderen Bandmitgliedern nicht zündet?
(Lacht) Ein Vorteil ist, dass wir uns schon alle grundsätzlich einig sind, was wir gut finden. Natürlich gibt es auch mal einen Song, der liegt ein paar Wochen oder gar Monate rum, bis man sich wieder damit beschäftigt. So war das zum Beispiel mit “Red Sun” unserer zweiten Single vom neuen Album. Da hatte ich den Ablauf schon vergessen. Johnny hatte den Song noch auf seinem Handy und hatte dann einen Text drüber gesungen und das Ding war fertig. Wobei das dann eher ein Glücksfall war, weil Johnny eigentlich sein Handy ausmisten wollte. Aber generell kann man sagen, wenn eine Idee schon nicht innerhalb der eigenen (Band) Reihen zündet, dann ab in die Ablage damit…
Könnte das den Bandfrieden stören?
Nun, Songwriting ist schon ein stückweit ein Kampf. Aber das gehört ja auch dazu. Und am Ende entscheidet die Mehrheit… Wobei, nee. Eigentlich müssen schon alle wirklich überzeugt sein. Zur Not muss einfach so lange an einem Song geschraubt werden, bis es passt. “The Rapture”, unsere erste Single zum Beispiel… Der Song war bis kurz vor den Aufnahmen so hart auf der Kippe. Weil wir einfach keinen Refrain hatten.
Wer schreibt die Texte?
Zu 95 % stammen die schon von Johnny. Hier und da habe ich auch mal einen Gesangs-Part und steuere dafür die Lyrics bei.
Welche Themen behandelt Ihr in Euren Lyrics?
Unsere Texte sind schon eher abstrakt gehalten. Aber wir schreiben über alles was uns so bewegt, auch aktuellere Themen natürlich. Ein Song kommt noch, der entstand nach Jana aus Kassel. Meistens geht es aber eher in die psychedelische Richtung.
Für eine anstehende Album-Veröffentlichung geht Ihr ja eigentlich einen unkonventionellen Weg, trefft aber gleichzeitig mit Single-Releases sicherlich den aktuellen Zahn der Zeit. Hattet Ihr Unterstützung bei der Ausarbeitung dieses Plans?
Diese Idee ist über einen sehr langen Zeitraum entstanden. Ich arbeite selbst in der Musik-Branche und kenne dadurch das Label-Geschäft. Dabei war dann oft zu beobachten, dass Bands extrem viel Zeit und natürlich auch Geld in eine Album-Produktion stecken. Die Platte muss dann aber von vielleicht drei Singles getragen werden. Das ist für eine kleine Independent-Band schon schwierig. Letztlich ist dann so eine Veröffentlichung auch schnell wieder vergessen. Wir wollten einfach über einen längeren Zeitraum stetig Content liefern. Das funktioniert natürlich nicht immer und kann auch schwierig werden. Aber wir haben uns gesagt, wir probieren es einfach aus. Denn das schlimmste was passieren kann ist, dass wir ein paar neue Videos und neue Songs rausgebracht haben. Weniger Platten verkaufen wir dadurch jedenfalls nicht (lacht).
Finanziell ist das aber sicherlich eine Herausforderung. Unterstützt Euch jemand diesbezüglich?
Das ist definitiv eine Herausforderung. Wir haben letztes Jahr eine Go-Fund-Me-Kampagne gestartet, die jetzt bei 7.000 € angekommen ist. Das Ziel waren 10.000 €, aber die Kampagne läuft auch noch. Dadurch konnten wir doch schon einiges realisieren. So sind gerade zwei Videos in der Produktion und zwei weitere in Planung. Aber ja, es ist alles nicht günstig.
Was für Ziele habt Ihr denn? Ober anders gefragt: Mit einer solchen Veröffentlichungs-Kampagne habt Ihr doch bestimmt eine Minimal-Erwartung…
Ich persönlich würde es schon feiern, wenn wir durch das Album deutlich mehr Shows spielen könnten. Natürlich hat auch uns Corona hierbei einen Knüppel zwischen die Beine geschmissen. Aber mehr und größere Konzerte und vielleicht auch nochmal eine Tour, das würde ich sehr begrüßen. Aber auch Leute zu finden, die immer wieder auf das Album zurückkommen und sagen: “Das höre ich mir immer wieder gerne an. Das ist geile Musik”.
Was war der bisher beste Moment für Euch auf der Bühne?
(Lacht) Da muss ich echt überlegen. Das erste was mir da einfällt, war der Bootshafensommer in Kiel. Dort haben wir auf einer schwimmenden Bühne gespielt. Da war nur so ein Steg als Verbindung von der Bühne zum Publikum und dementsprechend war niemand vor der Bühne. Die Leute sind am Ufer gesessen und das ist schon komisch. Daraufhin meinte Johnny: “Wenn Ihr an die Bühne kommt, springe ich ins Wasser”. Das haben die Leute dann gemacht, Johnny ist auf eine Box rauf und ins Wasser gesprungen. Was wir aber erst nach der Show erfahren haben ist, dass dort Pfähle im Wasser waren. Es war sehr knapp…
Ansonsten… Okay, wir haben viele Verletzungen zwischen durch (lacht). Mal ein angeschlagener Zahn ist jetzt nicht ungewöhnlich. Aber die geilsten Abende sind eigentlich, wenn Du in einen Ort kommst, den Du nicht kennst. Du erwartest nichts und der Abend ist eine komplette Party. Das war zum Beispiel in Neckargemünd so. Die Leute kannten uns nicht, aber am Ende war unser Set einfach zu kurz und wir spielten es zwei Mal.
Wenn Ihr einen Wunsch frei hättet und Geld keine Rolle spielen würde: Mit wem würdet Ihr gerne die Bühne teilen?
Ich kann ja kaum für die anderen. Aber für mich… Arrrgh, es gibt viele. Ich glaube KVELERTAK wär schon richtig geil.
Dir gehören die berühmten letzten Worte.
Schaut einfach bei uns vorbei, auch wenn Ihr denkt, dass sind ja voll die Klappspaten. Und hört Euch gerne unsere Songs an, lasst Kommentare da. Und vielen Dank für´s Lesen und Euer Interesse.
Dem ist nichts hinzuzufügen. In jedem Fall sind TYLER LEADS eine sympathische Band mit großartigen Songs. Alleine deshalb, aber auch weil die Musiker mit viel Herzblut und Engagement bei der Sache sind, verdienen sie den Support.