Turbobier
Expertengespräch mit Dr. Marco Pogo

Interview

Turbobier

Der Song hat schon einen ganz alten Stil und hat mich an die guten alten Zeiten mit EAV – ERSTE ALLGEMEINE VERUNSICHERUNG erinnert. Geht gut ins Ohr und ist ein bisschen frech, ohne unter die Gürtellinie zu gehen, man kriegt sofort gute Laune. Aber es gibt auch einige Songs auf „Das Neue Festament“, wie „A Mensch Is A Mensch“ und „Frei Sein“, die ganz deutlich Stellung beziehen. Also TURBOBIER versuchen schon etwas auszusagen und es geht am Ende des Tages nicht nur um Party Party.

Ja natürlich, ich habe zwischen meinen beiden Ohren etwas Hirn und versuche das einzusetzen, für Dinge, die mir wichtig sind. Und das ist auch bei „A Mensch Is A Mensch“ sehr gut gelungen und die Leute haben das in die richtige Kehle bekommen. Man darf im Jahr 2017 nicht müde werden, diese Durchhalteparolen auch immer wieder zu wiederholen, wie zum Beispiel, dass a Mensch a Mensch ist. Je mehr man als Band Aufmerksamkeit geschenkt bekommt, umso wichtiger ist es, den Leuten auch zu zeigen wie man denkt. Ohne jemand die Meinung aufdrücken zu wollen, aber das hat bei eben diesen Nummern sehr gut funktioniert. Das ist uns auch wichtig.

Ist es dir dann auch wichtig, wo die Nummern laufen? Ihr habt 2016 den Amadeus Award gewonnen und habt bald die Revueshow in der Lugner City, das ist schon große Aufmerksamkeit, auch abseits der Punk-Szene.

Absolut. Der Amadeus ist der einzige relevante österreichische Musikpreis und somit auch der größte und da bist du gleich mal nicht nur in der Kneipe zu sehen, sondern im Fernsehen. Da sitzen dann eben Hinz und Kunz und schauen sich das an. Und die denken sich dann mitunter „Die Burschen schauen aber sehr wild aus“ oder „Wieso sagt er jetzt sowas?“. So gesehen ist es eigentlich begrüßenswert und cool zu sehen, dass es damit diese Blase verlässt, weil es uns natürlich ganz andere Möglichkeiten gibt, um unsere Meinungen zu transportieren.

Wie kommt denn der Award zustande? In den letzten Jahren waren in der Kategorie Hard’n’Heavy immer mal wieder DRESCHER, THE SORROW, KONTRUST und ALKBOTTLE nominiert. Einige haben dann irgendwann mal gewonnen, andere nicht und TURBOBIER gleich beim ersten Mal.

Es kam relativ rasch, mit dem Debütalbum und nach zwei Jahren Bestehen, das ist eher ungewöhnlich. Die genannten Bands sind natürlich alles Freunde oder Bekannte, da Österreich ja viel kleiner ist als Deutschland, man kennt sich ja. Da gibt es auch kein Konkurrenzdenken, wir standen zusammen an der Bar und haben uns gegenseitig für die anderen gefreut. Österreich ist wirklich überschaubar, kleine Szene und klein aber fein. Trotzdem ist es cool, wenn man sowas gewinnt.

Da ist eine Jury, die nominiert?

Ja, das ist eine Jury, die… och, so genau weiß ich es jetzt auch nicht.

Ist doch eigentlich auch egal, Hauptsache gewonnen.

…es gibt Albumverkäufe und da gibt es dann eine Liste, wer.. ach, ich weiß es wirklich nicht (lacht). Verkäufe plus Jury plus Publikumsentscheid, das ist dann der Sieger. Bei euch beim Echo ist es glaube ich rein nach den Verkaufszahlen.

Genau und da ist eigentlich auch immer nur dummes Zeug nominiert.

Ja und dann gewinnt FREIWILD.

Genau und dann sagen die anderen doofen Bands „Wenn die jetzt aber gewonnen haben, dann wollen wir nächstes Jahr nicht mehr nominiert sein und  wieder verlieren“. Es hat eigentlich keine große Wertigkeit in Deutschland und scheint schon anders zu sein, als der Amadeus Award.

Prinzipiell ist überhaupt mal die Frage zu stellen, wer über Kreativität richtet und wer entscheidet, was besser ist, als das anderen. Das ist schon generell schwierig, zu urteilen. Ich möchte auch nicht, dass jemand über mein Schaffen sagt, das wäre besser, als das von der Band DRESCHER. Das ist alles für sich irgendwie cool und professionell und letztendlich Geschmackssache. Es ist schon besser, wenn nicht nur Verkaufszahlen das Kriterium sind.

Turbobier on ice

So Aktionen wie TURBOBIER on ice in der Lugner City kommen aber durch sowas sicher etwas schneller zustande, oder?

Ja, dann hilft es, wenn man sowas schon eingeheimst hat. Aber sagen wir mal so – es gibt andere Bands, die gewinnen den Preis und sind nie auf die Idee gekommen, sowas zu machen. Wir sind da halt etwas anders und haben auch schon ganz andere Ideen verfolgt und realisiert. Zum Beispiel Weltrekord halten im Massen-Dosenstechen bis hin zur Liliput-Bahn-Reise über die Wiener Ringstraße. Das ist also nur die logische Konsequenz aus ganz vielen verrückten Ideen, die zu verfolgen sehr viel Spaß macht.

Ich hab erst gedacht, das wäre ein Scherz. Dann kam das Video mit Mörtel-Lugner, den man hier ja auch kennt und zwar als… leidenschaftlichen Trinker und wegen seinen Tiernamen-Frauen. Aber das ist kein Spaß, da geht wirklich was ab am Freitag den 27.01., was genau?

Das ist eine kleine süße Eisfläche und da spielen wir mit den Fans die Reise nach Bierusalem, machen Bierkisten-Curling und singen dann auch wirklich in Eislaufschuhen über die Eisfläche tanzend ein paar Songs des neuen Albums. Und da werden schon so ein paar hundert Menschen kommen.

Hast du eben wirklich gesagt „singend in Eislaufschuhen über die Eisfläche tanzend“?

Ja!

Das heißt, ihr habt eine richtige Show vorbereitet?

Kann man so sagen, da steht auch eine Bühne mit Licht und Nebel. Vielleicht wird sogar Barbara Pogo einen Song singen.

Gute Taktik, dass ihr über den Humor versucht an Herz und Hirn zu kommen. Die Leute lachen zwar, wenn sie aber daheim merken sie wahrscheinlich, dass da doch was mit Verstand dabei war.

(lacht) Ja, Verstand. Wie du ja schon in der Review sagtest, kann man mir zumindest Bauernschläue unterstellen.

Galerie mit 20 Bildern: Turbobier - Summer Breeze Open Air 2022

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26.01.2017

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