Trooper
Interview mit Sänger Coiot zu "Electric"

Interview

TROOPER sind in Rumänien bereits eine gefestigte Grösse im Heavy Metal, doch hierzulande kennt kaum jemand etwas von den Jungs, obwohl sie bereits 4 Alben veröffentlicht haben und – zumindest in Rumänien – schon mit einigen Grössen der Szene gespielt haben, zuletzt als Support von CREMATORY und W.A.S.P. und Ende letzten Jahres erschien das aktuelle Album „Electric“, 100%iger Heavy Metal der schlichtweg begeistert und sich deutlich vom sonstigen Einheitsbrei absetzt. Grund genug also, um sich mal näher mit der Band zu beschäftigen. Sänger und Poet Coiot stand Rede und Antwort.

Trooper

Hi Coiot und vielen Dank, dass du Zeit hast um mit mir dieses Interview zu machen.

Hallo, es ist uns eine grosse Freude! Ausserdem haben wir dir zu danken, weil du uns den Leuten deines Landes vorstellen möchtest, also: Danke!

Ich muss zugeben, dass ich euch erst seit 2005 kenne und in Deutschland allgemein seit ihr noch relativ unbekannt, obwohl ihr hier in Rumänien bereits zu den gefestigten Grössen zählt. Ich glaube euch gibt es bereits seit 10 Jahren oder so, ist das richtig?

Ja, das ist richtig, genaugenommen spielen wir sogar bereits seit 12 Jahren zusammen. Allgemein ist es immer noch sehr schwierig die Grenzen Rumäniens – musikalisch gesprochen – zu überwinden, also haben wir uns bisher auf die Szene hier im Lande konzentriert und unsere Aktivitäten auf Rumänien begrenzt.

Aha… Okay. Wie fing‘ denn so alles mit TROOPER an? Stellt euch doch erstmal kurz selbst vor.

Die Band TROOPER haben wir 1995 gegründet und seit 2001 gab‘ es keinerlei Line-Up Changes mehr. TROOPER, das sind: Aurelian „Balaurul“ Dinca an der Gitarre; er ist zusammen mit mir einer der ursprünglichen Gründungsmitglieder. Balaurul ist grosser Zakk Wylde und METALLICA Fan und wird schon seit Jahren immer wieder zum besten Gitarristen der Szene hier in Rumänien gewählt. Laurentiu „Popa“ Popa an der zweiten Gitarre ist auch sehr talentiert und ebenfalls grosser METALLICA Fan. Dann ist da Ionut „John“ Covalciuc an den Drums. Er ist der Superstar der Band, ein Drummer mit einem unglaublichem Groove. Ionut „Oscar“ Radulescu spielt den Bass. Dieser Mann ist unglaublich, es wird niemals langweilig mit ihm, weil er total witzig sein kann. Und dann ist da noch Alin „Coiotu“ Dinca…das bin. Ich bin Sänger, Gründungsmitglied und schreibe auch Gedichtbände, die ich veröffentliche.

Apropos. Welche Bedeutung haben eure Spitznamen eigentlich? Coiot und Balaurul zum Beispiel, ich meine, wer nennt sich schon „Drachen“ (Balaurul)? Das find’ ich witzig… 🙂

HaHa, ja, eine Menge Leute fragt uns das immer wieder… Nun, Balaurul hat mich Coiot (Coyote) genannt, weil ich bei hohen Noten immer wie ein Coyote schreie und heule, und das klingt dann auch sehr nach Halford. Balaurul (Drache) hat seinen Namen wegen seiner Statur allgemein und wegen seinem wilden Haar. Niemand kann sich erinnern, wer unseren Bassisten das erste Mal Oscar nannte, aber so hiess er schon in seiner Kindheit…verrückt aber wahr. Unsere Spitznamen sind übrigens definitiv keine erfundenen Stagenames, wie es in der Szene manchmal üblich ist, sondern die hatten wir alle schon bevor wir die Band überhaupt gegründet hatten.

Habt ihr irgendwelche Idole?

Das kann ich eigentlich nicht sagen… Hmmm, Idol ist nicht das richtige Wort. Aber natürlich gibt es ein paar Musiker, die wir besonders deswegen respektieren, weil sie sich ein Ziel gesteckt und dieses auch erreicht haben. Mein absoluter Favorit zum Beispiel ist Bruce Dickinson. Ich bin von seinem gesamten Leben inspiriert, nicht nur durch seine musikalische Karriere.

Was ist deiner Meinung nach der Grund, warum ihr ausserhalb von Rumäniens noch relativ unbekannt seit…und würdet ihr dies ändern wollen?

Wie ich schon sagte, für rumänische Bands ist es nach wie vor sehr schwierig sich weltweit zu etablieren und zu einem grossen Namen zu werden. Du musst ohne Zweifel die richtigen Leute kennen, die richtige Musik am richtigen Ort zur richtigen Zeit spielen und einfach die richtige Band im richtigen Augenblick sein. Frag‘ mal jemanden in Deutschland ob er dir 3 rumänische Metal Bands nennen kann und du wirst wissen, wovon ich spreche. Aber wer weiss, was die Zukunft für uns noch so vorsieht.

Habt ihr jemals darüber nachgedacht anstatt in eurer Muttersprache in Englisch zu singen? Vielleicht ist das ein Grund dafür, warum euch der internationale Durchbruch bisher noch nicht gelungen ist. Das ist doch wie mit den spanischen HEROES DEL SILENCIO, die man ja eigentlich auch nur durch ihren Song „Entre Dos Tierras“ kennt und sonst eigentlich auch überhaupt nicht… Naja, aber ganz ehrlich, ich bevorzuge eher Bands, die in ihrer Muttersprache echte Gefühle übermitteln können, als jemand, der nur gekünstelt in Englisch singt und man gar nichts fühlt…

Wir haben ja bis 2001 in English gesungen! Aber dann haben wir uns dazu entschieden, ausschliesslich in Rumänisch zu singen und das war eine sehr gute Entscheidung, denn die Leute hier verstehen die Message, die wir vermitteln wollen, so einfach besser und schneller.

Wohl wahr. Nun, warum genau habt ihr eigentlich TROOPER als euren Bandnamen gewählt? Und wie reagiert ihr, wenn euch Leute mit den kanadischen TROOPER verwechseln? Habt ihr jemals darüber nachgedacht euch deswegen vielleicht umzubenennen?

Unser Name wurde durch den gleichnamigen Song von IRON MAIDEN inspiriert. Wir wissen, dass es da eine ältere Band in Kanada mit dem selben Namen gibt und wir haben vor einiger Zeit mal mit ihnen darüber gesprochen und wir haben entschieden, dass es OK ist und sie haben uns sogar auf deren Website eine Zeit lang gefeatured. Es besteht also kein Grund, den Namen unserer Band zu ändern. Tatsache ist, das es sicherlich noch mehrere Bands des selben Namens gibt, das wäre also nicht der einzige Zufall.

Kurz bevor ihr euer aktuelles Album „Electric“ veröffentlicht habt, wart ihr hier in Rumänien mit W.A.S.P. und ’ner Menge anderer bekannter(er) Bands unterwegs. Wie waren denn so eure Erlebnisse mit den Jungs von W.A.S.P.? Habt ihr auch mit Blackie Lawless abgehangen?

Wir haben in der Tat schon mit mehreren bekannteren Bands zusammengespielt. Die coolsten Typen waren zum Beispiel Derek Sherinian (PLANET X, BILLY IDOL, Ex-DREAM THEATER), die Jungs von SEPULTURA und D.C. Cooper (Ex-ROYAL HUNT, Ex-SILENT FORCE). Wir haben uns auch sehr nett mit den Leuten von CREMATORY unterhalten, mit den Jungs von W.A.S.P., mit Tony McAlpine, Virgil Donati usw… Blackie war übrigens der einzige der Band, der bis zum Auftritt nicht aus dem Bus gestiegen ist. Er wollte mit niemandem reden, auch nicht mit den Organisatoren des Festivals. Also, was kann ich dazu sagen…Blackie ist Blackie, ein Rockstar für sich.

Hm, ich sehe das also richtig, dass ihr bisher niemals ausserhalb von Rumänien unterwegs gewesen seit, auch nicht in Deutschland vielleicht?

Wir haben in der Tat bisher noch niemals ausserhalb von Rumänien gespielt. Aber wenn uns jemand diese Gelegenheit bieten sollte, sagen wir sicherlich nicht Nein.

Nagut, mit welcher Band würdet ihr denn auf Tour gehen wollen und warum?

Mit IRON MAIDEN, METALLICA und BLACK LABEL SOCIETY. Ich glaub‘ ich muss nicht wirklich erklären warum. :-)))

HaHa, also kommen wir mal auf „Electric“ zurück. Das ist euer aktuelles Album und wurde im November 2006 veröffentlicht. Wie oft hat sich das Album mittlerweile schon verkauft und wie waren die Reaktionen so allgemein in den Medien und bei den Fans?

Wir können nicht klagen, das Album hat sich bisher sehr ordentlich verkauft für eine Underground Heavy Metal Band. Genaue Zahlen habe ich nicht im Kopf. Zur Zeit sind wir jedenfalls dabei ein neues Video zu drehen und hoffen, dass uns die nationalen Radiosender und auch die TV-Sender (weiterhin) spielen werden. Wir werden sehen, ob wir „Electric“ noch weiter pushen können.

Kannst du uns kurz etwas zu jedem einzelnen Song erzählen?

Wir haben das „Electric Intro“ eigentlich für unsere Live Shows ausgearbeitet, um die Spannung zu steigern, so dass jeder voller gespannt darauf ist, dass wir endlich die Bühne betreten. Wir mochten dieses Intro so sehr, dass wir beschlossen es mit auf die CD zu nehmen.

„Fiecare zi“ ist ein sehr energischer Song. Hier kommen auch unsere Punk-Rock Einflüsse zum Tragen. Der Track war kompliziert im Mix aufgrund der unterschiedlichen Refrains etc. Wir haben mit diesem Song schon einige Konzerte eröffnet.

„Dispari din ochii mei“ ist einer der solidesten Tracks unserer Band. Sehr heavy, sehr rockig, dies ist definitiv ein Song, den wir wohl in unserer Setlist behalten werden. Wir sollten irgendwann ein Video hierzu drehen…

„Oriunde ma voi duce“ ist wohl der am meisten zugänglichste Song des Albums, geht er doch eigentlich direkt ins Ohr mit einem exzellenten Chorus und den Wah-Wah Gitarren.
„In visul meu“ ist unsere erste richtige Power Ballade auf „Electric“ und besteht aus ganz unterschiedlichen Gefühlslagen und -ausbrüchen: Akustik-Gitarre und Vocals, dann kommen die Drums, dann ein Riff und danach folgt ein grosser Chorus mit einem Gitarrensolo…

„Nu mai conteaza“ basiert auf einer Idee von mir, die ich schon länger im Kopf hatte. Um die Vocals herum habe ich mir die Gitarrenparts ausgedacht…aber etwas fehlte schliesslich noch. Ich habe einige Zeit darüber nachgedacht und die Eingebung einer Hook gehabt, so bin ich auf den „Ooohooh“-Teil gekommen. Ein sehr guter Live-Song übrigens!

„Cand noaptea mi te va rapi“ ist ein Song, der an einem Abend komplett geschrieben war. Am nächsten Morgen kam Popa dann noch mit einem Gitarrenpart für den Refrain. Der Song hat sehr bewegende Lyrics, die ich mir direkt aus dem Herzen heraus geschrieben habe.

„Promisiuni“ hört sich ein wenig wie eine Mix aus BLACK LABEL SOCIETY und EUROPE an. Sehr kraftvolle Riffs, live ein sehr energischer Song und ein absoluter Abräumer.

„Hei tu“ ist ein Song, der mit ’nem Drumbeat startet. Hier wollte ich, dass sich die Verse zwischen den Riffs und den Lyrics abwechseln, so ähnlich wie in LED ZEPPELIN’s „Black Dog“.

„Ratacit pe drumul vietii“ ist die zweite Ballade auf diesem Album, zu der wir unser erstes Video drehen wollen. Der Spassfaktor bei diesem Song ist, dass er als 4/4 und nicht als 3/4 wie in der Demo-Version gespielt wird, was dann ja eigentlich keine wirkliche Ballade ist. Das Bass-Solo haben wir dann später noch hinzugefügt.

„Poate ca timpul“ ist der erste Song, den wir für dieses Album geschrieben haben. Auch wenn er nicht sonderlich heavy ist, so ist er doch einer meiner persönlichen Lieblingssongs auf dieser CD.

„In stele (partea I)“ ist ein wirklich sehr heaviger Track. Den haben wir in nur 3 Stunden nach ein paar Drinks fertiggestellt! Dies ist unser Song mit den häufigsten Gitarrensolos bisher. Und vielleicht wird Part II noch länger als die 11 Minuten, die dieser Song dauert, wer weiss… 😉

Der Chorus in „Maine vom sti“ ähnelt etwas den der anderen Songs, aber die Verse sind wirklich fantastisch. Der Rhytmus ist das dritte Plus des Songs, sehr sehr gut.

Die dritte und letzte Ballada des Albums „Plaja amintirilor“ ist meine Lieblingsballade.

Bisher hatten wir auf jedem Album einen Cover-Song einer rumänischen Band. „Testament“ wurde im Original von CHROM DIOXID gespielt und wir haben ihn sehr stark für unser Album modifiziert. CHROM DIOXID ist übrigens eine sehr alte Heavy Metal Band aus unserer Heimatstadt und einer ihrer Gitarristen war unser Onkel (R.I.P.). Er hat uns sehr viel gelehrt, als wir noch klein waren… Dies ist unser Tribut an ihn und seine Band. Auf unserem Song featuren wir übrigens 2 der Bandmitglieder von CHROM DIOXID.

„O viata e prea mult“ ist ein sehr komplexer und langer Song. Eigentlich sind hier 4 ganz unterschiedliche Songs zu einem verwoben. Dieser Song war ursprünglich überhaupt nicht für dieses Album geschrieben worden, sondern für eine CD, die ich meinem Gedichtband beilegen wollte. Als ich den Song schrieb, gefiel er mir auch erst ganz und gar nicht und legte ihn beiseite…aber das war ja gut so, denn so gelangte er schliesslich in abgeänderter Form doch noch auf unser aktuelles Album.

Habt ihr eigentlich schon jemals einen so epischen und langen Song wie „In stele (partea I)“ geschrieben? Ich mag vor allem diese verrückten Gitarrensolos und den instrumentalen Mittelteil. Warum wurde dieser Song eigentlich so lang?

Auf unserem letzten Album hatten wir schon zwei längere Songs: „In stele“ und „O viata este prea mult“. Auf unserem ersten Album „Trooper I“ hatten wir „Totul e fals“ und auf unserer EP, die wir 2004 veröffentlicht haben, gab es „Posedat“. Also war das nicht unser erster langer Song. Und warum ist der Song so lang geworden? Nun, wir haben uns sicherlich nicht hingesetzt und überlegt wie wir einen extra langen Song schreiben können…dies hat sich einfach so entwickelt, so haben wir in den Momenten einfach gefühlt.

Ich hab‘ ja schon gesagt, dass ich euch seit 2005 kenne und ich muss sagen, dass ich euer Album „Desant“ unglaublich geil finde, vor allem auch wegen dem moderneren Sound und den modernen Elementen, die euch sehr gut zu Gesicht stehen. Mein Lieblingssong von dem Album ist sicherlich „Vreau“. „Electric“ als Album klingt nun aber nicht mehr ganz so modern und eher „back to the roots“…ich mein, hier gibt’s ’ne Menge klassischen Heavy Metal während die moderneren Elemente sehr rar geworden sind. Warum? Warum habt ihr euch dazu entschlossen, wieder mehr in die klassische Richtung zu schwenken?

Was ich kurz zuvor sagte trifft auch hier zu. Wir schreiben niemals ein Album bzw. Songs und wissen vorher schon wie’s klingt oder klingen soll, das entwickelt sich einfach. Wir schreiben jede Menge Songs und was uns gefällt, wird veröffentlicht. Diese Songs sind ein Spiegelbild unserer Band an diesem bestimmten Zeitpunkt. Wir haben 4 Alben bis jetzt und alle klingen unterschiedlich, die einzige Verbindung ist, dass es sich jeweils um Rockmusik handelt. Wenn jemand wissen möchte, wie TROOPER klingen, kann er das gern auf unserer Webseite (www.trooper.ro) in der Rubrik Downloads erfahren, dort haben wir unsere bisherigen Werke alle kostenlos zur Verfügung gestellt.

Schreibt ihr eigentlich im Moment schon wieder an neuem Material? Wenn ja, plaudert mal kurz aus dem Nähkästchen, auch was ihr so bereits für die Zukunft geplant habt.

Wir schreiben fast täglich an neuer Musik, aber wir wissen natürlich jetzt noch nicht, wie unser nächstes Album klingen wird. Ich denke das wird eine Überraschung für uns alle… 😉 Und genau das ist auch einer der besten Gründe Musik zu machen.

Vielen Dank für das Interview. Was machst du jetzt direkt am Anschluss?

Danke für das Interesse an TROOPER. Vielleicht werden wir ja eines Tages auch in Deutschland spielen. Wir wissen, dass ihr ein fantastisches Metal und Rock Publikum habt und einige fabelhafte Festivals. Ich werd‘ jetzt mal um die Häuser ziehen und dann mal sehen… Stay Electric!

08.04.2007

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