Trivium
"Ohne Pandemie hätte es das Album nicht gegeben."

Interview

TRIVIUM haben „In The Court Of The Dragon“ veröffentlicht. Ein Album, das ohne Pandemie deutlich später oder vielleicht nie in dieser Form erschienen wäre. Gitarrist Corey Beaulieu nahm sich die Zeit, um uns einige Fragen zu diesem Spontanalbum zu beantworten. Ob TRIVIUM noch mehr Asse im Ärmel haben und was die Band in der kommenden Zeit so vor hat, könnt ihr nun nachlesen.

Glückwunsch zum Jubiläum! „In The Court Of The Dragon“ ist euer zehntes Album. Kannst du mir erzählen, wie die Reaktionen auf das Album bisher sind?

Die waren ziemlich großartig. Wir hatten ein ziemlich gutes Gefühl, während wir das Album geschrieben und aufgenommen haben. Darum macht es uns ziemlich glücklich, dass so viele Leute positive Kommentare über das Album verfasst haben und es einen warmen Empfang bekommen hat. Die Leute freut es anscheinend, dass sie früher als erwartet neue Musik von uns bekommen. Und uns freut es, dass wir diese Art von Reaktion von den Fans bekommen.

Was sind deine Favoriten auf dem Album?

Als wir uns noch früh im Schreibprozess befanden, waren „Sword Of Damocles“ und „Shadow Of The Abattoir“ zwei Stücke, die für mich wirklich herausstachen. Ich mag es sehr, diese Stücke zu spielen, schon seitdem wir frühe Demos von ihnen hatten. Aber jeder Song hat seinen Sinn und seinen Platz auf dem Album. Wir versuchen, jeden Song besonders zu machen, also ist jeder auch verschieden und hat etwas Individuelles. Aber die beiden von mir genannten finde ich besonders gut, ich höre sie immer noch viel, wenn ich das Album auflege.

Das Album hört sich meiner Meinung nach wie ein Geschwisterchen zu „What The Dead Men Say“ an. Eine römische Ziffer als Intro, dann der Titelsong. War das eine Intention von euch?

Nein. Auf den letzten Alben war irgendwie immer der Titeltrack der Opener des Albums aus irgendwelchen Gründen. Ich denke, wenn wir uns auf den Albumtitel geeinigt haben, war das immer ein guter Anfangspunkt. Das Intro-Ding haben wir auf dem letzten Album angefangen, es fühlte sich einfach an, es schlicht „X“ zu nennen. Es ist nur ein Intro, also müssen wir uns da keinen großartigen Titel für ausdenken. Vielleicht ist beim 11. Album das Intro dann „XI“, um es einfach zu halten und nicht zu viel Zeit darauf zu verschwenden.

Das Album ist sehr natürlich entstanden. Wir haben direkt nach dem Release von „What The Dead Men Say“ mit dem Schreiben angefangen, also hatten wir keine Zeit, in der sich die Ideen angehäuft haben. Wir haben einfach angefangen zu jammen, zu spielen und zu schreiben. Es kam sozusagen einfach aus uns raus, ein sehr spontanes Album ohne große Vorausplanung. Es ist einfach TRIVIUM, wie sich TRIVIUM anhört.

„What The Dead Men Say“ kam am Beginn der Pandemie raus, „In The Court Of The Dragon“ nun 1,5 Jahre später. Hat sie das Album beeinflusst und denkst du, es wäre das selbe Album geworden, hätte es die Pandemie nicht gegeben?

Wenn es keine Pandemie gegeben hätte, hätten wir noch nicht einmal mit dem Schreiben angefangen. „What The Dead Men Say“ kam im April 2020 heraus und wir hatten Touren für den Rest des Jahres und 2021 geplant. Während wir das Album geschrieben haben, wären wir also eigentlich auf Tour gewesen. Wir hätten vielleicht ein paar Riffs und Ideen gesammelt, um etwas in der Hand zu haben, wenn es daran gegangen wäre, ein neues Album zu schreiben, aber das war’s. Ohne Pandemie hätte es das Album nicht gegeben.

Ich denke nicht, dass es die selbe Art von Album wäre, wenn es in zwei Jahren oder sechs Monaten herausgekommen wäre. Es ist eine Momentaufnahme und wer weiß, ob du die gleichen Ideen zu einem anderen Punkt in der Zeit gehabt hättest. Wir haben einfach einen guten, kreativen Moment bei uns allen erwischt. Es ist scheiße, was die letzten zwei Jahre passiert ist, aber wir haben das Positivste aus einer beschissenen Situation gemacht. Wenn wir schon für über ein Jahr zuhause sitzen, was können wir trotzdem als Band zusammen machen. Es war aber echt großartig, jetzt wieder ein bisschen zu touren, endlich die neuen Stücke für die Fans zu spielen.

Ich denke, wir allen haben darauf gewartet, dass Konzerte zurück kommen. Und hey, zwei Alben promoten zu können, ist auch cool.

Das denke ich auch, ich meine, wann hast du das schonmal. Okay, GUNS ‚N ROSES mit „Use Your Illusion“, aber für gewöhnlich passiert das nicht, weil du immer nur ein Album promotest und dafür tourst. Aber es hat uns auf jeden Fall ein paar interessante Ideen für kommende Touren gegeben, wie man die beiden Album ineinander verbunden präsentieren kann.

Gibt es bestimmte lyrischen Themen, die du hervorheben möchtest?

Die Texte sind nicht meine Stärke. Aber ich denke, die Fans können ihre eigenen Interpretationen und Ideen in die Songs hineindenken. Die Fans haben natürlich sofort Teile der Mythologie, die wir eingebunden haben, aufgegriffen und das mit „Shogun“ und anderen Sachen, die wir in der Vergangenheit gemacht haben, verbunden.

Ich habe einige sehr interessante Fan-Theorien gelesen. Ich glaube einer hat sogar einen Song-für-Song-Vergleich thematisch mit einer TV-Show gemacht, die ich leider nicht gesehen habe. Es war so etwas wie „Game Of Thrones“. Es macht auf jeden Fall Spaß, wie die Fans die Songs interpretieren.

Mehrere Stücke des Albums gehen über sieben Minuten. Wenn ihr einen Song für TRIVIUM schreibt, achtet ihr auf die Spielzeit oder wird er einfach so lang, wie er eben wird?

Als wir die Songs geschrieben haben, haben wir ja nur gejammt und Ideen gesammelt. Da lief kein Timer nebenher, weswegen wir keine Ahnung hatten, wie lang er ist, bis er schließlich fertig war. Das ist dann so: „Oh, krass, wir haben gar nicht gemerkt, dass der SO lang ist.“. Einer der ersten Songs, die wir geschrieben haben, war „Fall Into Your Hands“, der ein langer Song ist. Danach kamen weitere lange Songs, weil wir immer so weiter gemacht haben.

Nachdem wir ein paar Stücke lang so weitere gemacht haben, haben wir darauf geguckt, was wir schon haben und was das Album noch zum Abrunden braucht. Da wir viele lange Stücke mit vielen Parts hatten, wollten wir dann noch ein paar Songs schreiben, die etwas kompakter und einfacher sind, um den langen Kram auszubalancieren. „No Way Back Just Through“ und „Feast Of Fire“ wurden mit als letztes geschrieben. Dadurch haben wir ein gutes Balancing geschaffen und einen diversen Sound auf dem Album.

Frei nach dem Motto: Jetzt haben wir genug gejammt, jetzt müssen wir uns mal hinsetzen und eine Single schreiben.

Wir haben „Feast Of Fire“ tatsächlich während dem Aufenthalt im Studio geschrieben, als wir das Album aufgenommen haben. Wir hatten eine Demo, die aus eine Bridge, dem Intro und dem Refrain bestand. Außer der Bridge haben wir alles verworfen und darauf aufbauend den Song in fünfzehn Minuten entworfen. Es war mehr ein „Hey, der Teil der Demo ist cool, lasst uns den benutzen“ als ein „Hey, wir müssen eine Single schreiben“.

Und Josh, unser Produzent, hat zu der Demo dieses Ursprungssongs geschrieben, dass die Bridge etwas Besonderes ist, das möglicherweise einen eigenen Song verdient. Und wir haben uns dann tatsächlich dafür entschieden. Die Bridge wurde zum Intro und eine andere Melodie, die ich noch hatte, wurde zum Refrain. Der Rest, die Lyrics und so, haben wir dann einfach spontan geschrieben. Ursprünglich war das Riff des Songs sehr thrashig, aber wir haben uns überlegt, dass wir wenig grooviges Material hatten bisher, also haben wir das Riff verlangsamt und gemerkt, dass das ziemlich cool klingt und wir so etwas noch nicht auf dem Album haben.

Dann wurde es tatsächlich die Single. Aber wir wollten mehr einfach noch einen Song in einer Art schreiben, wie er noch nicht auf dem Album zu finden war. Manchmal werden die besten Songs einfach ohne viel Gedanken dahinter geschrieben. Es ist wie bei BLACK SABBATH und „Paranoid“, wo der Song die Single und der Albumtitel wurde, obwohl er in der letzten Minute geschrieben worden ist.

Auch wenn das Album zu 100 Prozent nach TRIVIUM klingt: Gibt es auf der Platte etwas, das ihr so in der Vergangenheit noch nicht ausprobiert habt?

Wir haben Orchestrationen auf dem Album. Das wollte ich ausprobieren. Ihsahn (EMPEROR) hat das Intro zu „Silence In The Snow“ geschrieben und ich fand es cool, so einen epischen Vibe in die eigentlichen Songs zu integrieren. Wir hatten ein paar Songs, für die wir ihn jetzt angefragt haben und er hat tatsächlich sogar noch mehr Songs mit Orchestrationen versehen, weil er von dem Material dazu inspiriert wurde. Ich finde es sehr cool, weil es die Stücke noch auf eine andere Ebene hebt. Klar, wir haben ein paar sehr subtile solche Dinge auch schon der Vergangenheit gehabt, aber dieses Mal fällt es wirklich auf.

Abgesehen davon ist das Album halt einfach wir. Wir versuchen nicht, ein Pop-Album oder ein Trap-Beat-Album zu schreiben. Wir sind eine Metalband, die Metal spielt. Wir machen das, was TRIVIUM tut. Nach den letzten drei Alben werden die Fans gemerkt haben, dass sie immer das bekommen, was sie auch erwarten. Als wir „The Sin And The Sentence“ gemacht haben, haben wir gemerkt, dass wir das machen müssen, wofür wir stehen. Wir wollen nicht irgendetwas anderes, das nicht zu uns passt, kopieren.

Was hält die Zukunft für TRIVIUM bereit?

Hoffentlich können wir bald mal wieder touren. Mit allem, was passiert, wird Europa ein sehr volles Jahr haben, was die ganzen Touren angeht. Es ist kaum möglich, Shows zu buchen, weil die Locations alle ausgebucht sind. Wenn wir wieder Shows spielen, werden die Fans immerhin bereits die Stücke kennen. Und solange planen wir einfach noch andere Sachen, vielleicht einen Stream, ein paar Events, sowas in der Art. Einfach Entertainment für unsere Fans. Wir versuchen, uns so beschäftigt wie möglich zu halten.

Es wird aber keine weiteren Album-Überraschungen geben, ihr müsst also keine Sorge haben, dass Album Nummer 11 innerhalb der nächsten 12 Monate erscheint (lacht).

Quelle: Video-Interview mit Corey Beaulieu
27.10.2021

Redakteur für alle Genres, außer Grindcore, und zuständig für das Premieren-Ressort.

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