Trivium
Interview mit Matt Heafy zu "Shogun"

Interview

„Shogun“ ist der Name, der für TRIVIUMs Aufstieg in noch größere Dimensionen sorgen soll. Wenn nicht sogar in die allererste Liga. Grund genug, bei Matt Heafy nachzufragen, was genau es damit auf sich hat. Auch wenn es bereits 23:30 Uhr ist…

 

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Euer neues Album wird sehr bald auf den Markt kommen. Welche Reaktionen erwartest Du von der Öffentlichkeit?

Ich denke, die Reaktionen werden großartig sein! Die Menschen werden es einfach lieben, das habe ich im Gefühl. Gerade wenn ich an unsere Fans denke, bin ich mir da ziemlich sicher, denn sie verfolgen das, was wir tun, bereits seit Jahren und lieben uns dafür. Mit der neuen Platte wird sich das nicht ändern, eher noch verstärken.

Und wie würdest Du die Musik auf „Shogun“ beschreiben?

„Shogun“ ist etwas, was wir zuvor noch nie getan haben! Etwas Einzigartiges!

Warum habt ihr „Shogun“ als Titel für das neue Album gewählt?

Nun, als wir die Musik fertig hatten, fiel uns auf, dass sie sehr episch klingt. Also wollten wir ihr durch einen besonderen Albumtitel noch mal zusätzlich ein besonderes Gesicht verleihen. Ich denke, dass uns das mit „Shogun“ ziemlich gut gelungen ist. Als ich damals in Japan war, hab ich immer wieder mitbekommen, wie ehrenvoll über die Shogun gesprochen wird, wie ehrfürchtig man vor deren Bildern niederkniet. So gesehen, ist es eine der besten Möglichkeiten, die wir nehmen konnten.

Der Albumtitel ist nicht die einzige Verbindung nach Japan. Ihr habt euch ebenfalls für einen Song inspirieren lassen. Was hat es mit „Kirisute Gomen“ auf sich?

„Kirisute Gomen“ basiert auf einer alten japanischen Tradition, die ich wirklich sehr liebe und die so viel bedeutet wie: den Kopf abschlagen. Eher vielleicht noch ein bisschen höflicher: „Entschuldige bitte, aber ich muss Dir nun den Kopf abschlagen.“ Nachdem ich davon gehört habe, musste ich mich direkt näher damit beschäftigen und als ich das getan habe, war es wie für das Album geschaffen. Wir mussten es einfach einbringen. Zwar deckt der Song nicht die Tradition in all ihren Einzelheiten ab, aber er gibt doch einen ganz guten Überblick darüber.

Sprichst Du selbst auch Japanisch?

Nur ein kleines bisschen. Um mich herum wurde japanisch gesprochen, seit ich ein Kind war und klar: Da nimmt man auch das ein oder andere Wort mit. Ich würde sagen, dass ich sehr viel verstehen kann, aber mit dem selbst sprechen gestaltet sich das ein wenig schwieriger.

Ich spreche selbst auch ein klein wenig Japanisch. Zum Beispiel: Matt-san wa bengoshi desu.

(lacht) Du hast mich gerade einen Anwalt genannt.

Mir fiel das Wort für Sänger nicht ein.

Was ist das Wort für Sänger auf Japanisch… Ich hab auch keine Ahnung (lacht)

Wie sieht es denn mit japanischer Kultur aus? Siehst Du da grundlegende Unterschiede zu europäischen oder auch amerikanischen Lebensweisen?

Ich bin schon als Kind eigentlich in allen Teilen der Welt gewesen und damit auch in allen möglichen Kulturkreisen, die man sich vorstellen kann. Und wenn man irgendwann einmal den Überblick hat, dann stellst Du fest, dass es mehr oder weniger alles das Gleiche ist! Bis auf die kleinen Feinheiten. Aber ernsthaft: Jeder Mensch auf dieser Welt, unabhängig von seiner Kultur, muss essen, schlafen und scheißen.

Erklär doch mal bitte eine dieser Feinheiten!

Also ein gutes Beispiel wäre zum Beispiel Japan, wo wir eben bereits darüber gesprochen haben. Die Umgangsformen sind einfach anders. Die Menschen dort verhalten sich viel höflicher, weil sie darauf im Allgemeinen sehr viel mehr Wert legen legen, was eine wirklich coole Sache ist. Ich komme immer wieder gerne nach Japan.

Kommen wir wieder zurück zu TRIVIUM. Gibt es da eine Art Entwicklung zwischen euren Alben? Einen Fortschritt? Oder würdest Du sagen, dass jedes Album für sich seine eigene Geschichte hat und sie nicht viel miteinander zu tun haben?

Sie haben alle definitiv eine Verbindung zueinander! Klar, also Du musst schon ein bisschen in der Musik von TRIVIUM drin sein, um die Parallelen und Entwicklungen zu erkennen und zu verstehen, aber ich denke, gerade unsere Fans werden damit keine allzu großen Probleme haben. Auch auf unserem neuen Album sind Elemente, die sich auf unsere Wurzeln beziehen und ich finde, es ist für eine Band sehr wichtig, dass sie diese nicht aus ihren Augen verliert. Auch wenn sie oftmals ein wenig versteckt sind, sind sie trotzdem da!

Also würdest Du sagen, dass sogar auf „Shogun“ noch Einflüsse zu hören sind, die man eigentlich noch von „Ember To Inferno“ kennt?

Ja, auf jeden Fall! Du kannst auf „Shogun“ musikalische Einflüsse von all unseren CDs hören. Das ist es doch auch, wie Musik sein sollte.

Wo wir gerade schon bei Anfängen sind… ich höre Eure Musik seit der „Ascendancy“, habe mir auch „The Crusade“ gekauft und jetzt natürlich die Promo-CD von „Shogun“ erhalten. Wie würdest Du mich nun überzeugen, auch „Ember To Inferno“ zu kaufen?

Nun ich denke, es ist immer ganz interessant zu sehen, wo wir eigentlich herkommen, wie wir uns entwickelt haben, wie weit wir den Namen TRIVIUM getragen haben. Vielleicht auch welche Fortschritte wir als Musiker gemacht haben. Wir waren damals noch Teenager… Ich denke, es ist immer gut zu wissen, wie die Dinge gelaufen sind. Also: Kauf sie!

Okay, ich kaufe sie vielleicht (später).

(lacht) Super! Wärst Du jetzt hier könnte ich Dir vielleicht auch noch eine geben…

Viele Menschen verlinken euch zu METALLICA. Was würdest Du diesen Leuten sagen?

Da habe ich absolut kein Problem mit! Siehst Du… METALLICA sind der Grund, warum ich als Musiker überhaupt existiere. Jemand gab mir damals das „Black Album“ und ich entschied mich daraufhin erst Gitarrist zu werden, was wiederum die Folge hat, dass deswegen auch TRIVIUM gegründet wurde. Wir sehen diese Vergleiche auch nicht so an, dass wir sie musikalisch einfach kopieren, denn das ist es nicht, was wir machen! Wir sehen das eher so an, dass man uns mit der größten Metalband der Welt vergleicht! Und das ist doch wirklich eine Ehre. Aber ansonsten spielen wir unser eigenes Spiel, welches nun einmal TRIVIUM heißt. Und jedes unserer Alben klingt auch nach nichts anderem als TRIVIUM.

Hattest Du schon die Chance „Death Magnetic“ zu hören? Was denkst Du über das Album?

Ich habe es mir direkt nach der Veröffentlichung gekauft! Es ist einfach unglaublich! Es ist großartig! Es ist einfach alles, was ich mir gewünscht habe… Ich denke es ist eine verdammt starke Mischung aus der Justice-Ära, gepaart mit einem modernen, kraftvollen Sound.

Verglichen mit „St. Anger“?

Nun, man kann über „St.Anger“ wirklich geteilter Meinung sein. Aber was ich an der Sache sehr viel wichtiger finde und auch bewundere, ist, dass METALLICA immer getan haben, was sie wollten. Sie haben sich zu keinem Zeitpunkt von irgendwelchen Erwartungen einschränken lassen! Und das ist für mich das, wofür „St. Anger“ steht. Es ist etwas total anderes, aber es ist das, was METALLICA wollte. Und dafür respektiere ich sie!

Wenn Du ein Ranking der Top-5-METALLICA-Alben erstellen müsstest. Wie sähe das aus?

(überlegt) An erster Stelle steht auf jeden Fall das Black Album! Das war das Album, was mich in dieses ganze Genre gebracht hat und es wird kein anderes Album geben, was dieses jemals verdrängen kann. An zweiter Stelle steht „Master Of Puppets“, an dritter „…And Justice For All“… Hey, das ist verdammt schwierig… Ich würde sagen, dann kommt „Ride The Lightning“ und dann „Load“. Wenn Du „Death Magnetic“ schon dazu zählen würdest, wäre es auf jeden Fall in meiner Top5. Also ungefähr so: „Black Album“, „Master Of Puppets“, „Justice“, „Death Magnetic“ and „Ride The Lightning“.

Und wenn wir jetzt noch „Shogun“ mit hineinwerfen würden… Was wäre dann an erster Stelle? Noch immer METALLICA?

(lacht) Natürlich „Shogun“. TRIVIUM bekommen den ersten Platz!

Wo siehst Du TRIVIUM in der Zukunft? Wird man von euch in ein paar Jahren auch so reden, wie man es heute von METALLICA tut?

Ich erinnere mich, als wir noch kleine Kinder waren, schauten wir die „Binge & Purge“ und wir alle wollten einmal so werden wie sie. Heute können uns Kinder auf DVD sehen und bestaunen. Letzten Dezember hatten wir die Ehre mit einer Band wie MACHINE HEAD zu touren, man kann also sagen, unsere Träume wurden mal langsam, mal schneller zur Realität. Und so wird es auch weiter gehen! Wir sind noch immer auf eine gewisse Art und Weise Kinder, die dazulernen und die noch sehr viel Zeit haben, weitere Träume zu verwirklichen.

Und wo siehst du den Musiker Matt Heafy? Wirst Du irgendwann ein zweiter Lemmy Kilmister, fast tot aber immer noch auf der Bühne?

(lacht) Ja, Mann! Ich will nur diese eine Sache mein Leben lang machen. Und das ist Metal! Das ist das, was ich schon immer getan habe und das ist die einzige, was ich auch weiß, wie ich es tun muss und was ich kann.

Du hast eben die Tour mit MACHINE HEAD angesprochen… Ich war damals in Köln, wo ihr auch mit der „Black Crusade Tour“ einen Zwischenstopp hattet. Und es war wirklich eine Offenbarung zu sehen, dass ihr auf die Bühne kommt… nach der DRAGONFORCE-Show.

Ich habe die Tour einfach nur geliebt! Sie war wirklich einzigartig. Besonders die Show in Köln. Wenn ich als Fan die Wahl gehabt hätte, welche der vielen Shows ich von unten einmal hätte erleben können, hätte ich auf jeden Fall die Show in Köln gewählt. Überhaupt waren wir mit fünf Bands unterwegs. Fünf absolut hochklassigen Bands. Normalerweise bist du mit zwei oder drei Bands auf Tour, damit stellte die Black Crusade Tour wirklich etwas ganz Besonderes dar. Für uns natürlich auch noch mal als große MACHINE HEAD-Fans. Es war eine große Ehre mit ihnen zu touren.

Und die Sache mit DRAGONFORCE? Ich würde einfach mal behaupten, dass sie sowohl musikalisch als auch von der ganzen Show her überhaupt nicht ins Line Up gepasst haben.

Klar, sie machen andere Musik. Sie haben ihre ganz eigene Sache am Laufen. Das ganze Power Metal-Genre ist normalerweise sehr ernst und sie machen es eben ein klein wenig anders und wollen die Menschen auch über ihre Show unterhalten, was ihnen ja auch gut gelungen ist.

Ihr werdet noch dieses Jahr zusammen mit SLAYER nach Deutschland kommen. Was erwartest Du von der Tour?

SLAYER ist ebenfalls eine der Bands, die uns sehr geholfen und gezeigt hat, wie man diese Art von Musik zu spielen hat. Vor allem wie man sie schnell spielt. Ich freue mich wirklich sehr darauf, nun mit ihnen auf Tour zu sein. Sie sind auch eine meiner Lieblingsbands.

Und wie sieht es mit einer Headlinertour in der nahen Zukunft aus? Auch in Deutschland?

Ich hoffe sehr, dass eine solche noch zustande kommen wird. Ich weiß es aber noch nicht sicher. Wenn wir die Tour mit SLAYER hinter uns haben, kommen wir erstmal nach Hause und dann müssen wir weiter sehen. Nach all den Supports wäre es auf jeden Fall mal wieder an der Zeit eine eigene Tour zu starten. Ich hab da auch gerade mal wieder Lust drauf (lacht).

Es ist hier in Deutschland nun fast Mitternacht und ich habe noch ein Thema übrig, über das ich mit Dir sprechen will. Es passt auch wirklich gut zu dieser Uhrzeit: Politik! Interessierst Du dich für Politik?

Sehr sogar!

Gut! McCain oder Obama?

Okay… das ist so eine Sache. Ich habe meine eigene Meinung, finde es aber schwierig hier im Zuge der Band ein Statement abzugeben, weil ich will, dass sich die vielen jungen Menschen da draußen eine eigene Meinung bilden und nicht einfach dem folgen, was ihre Lieblingsband sagt. Genau so ist es nämlich in den USA. Viele Menschen folgen dem, was ein Celebrity sagt. Und das finde ich schade!
Es ist wichtig, dass die Menschen wissen, was da draußen eigentlich los ist. Das gilt auch für mich, das gilt für uns als Band. Ich denke, Bush ist ein Beispiel dafür, was Du akzeptieren musst, wenn Du nicht zur Wahl gegangen bist und damit nichts für Dein Land getan hast. Menschen sollten in sich gehen und darüber nachdenken, welchen Mann sie an der Macht haben wollen, wer sie als Individuum und als Volk repräsentieren soll. Um aber noch mal ein wenig meine persönlichen Ansichten preiszugeben… wir alle haben gesehen, was es mit Bush auf sich hatte und von daher gibt es für mich eigentlich nur einen Kandidaten, den man wählen kann.
Und damit auch sich selbst und der Außenwelt zu zeigen, dass sich dieses Land bewegt und sich im Fortschritt befindet.

Okay, dann vielleicht noch ein einfacherer Vergleich: Kirk Hammett oder Dave Mustaine?

Kirk Hammett! METALLICA sind für uns alles. Er war der Gitarrist, als sie für uns die Band wurden, die sie heute sind. Was auf jeden Fall nicht bedeuten soll, dass ich Dave Mustaine nicht respektiere, ich höre mir ab und an auch sehr gerne die Musik von MEGADETH an!

Vielen Dank für das Interview. Ich würde sagen, wir sehen uns bald in Köln wieder und ich freue mich schon darauf! Gibt es noch irgendwas, was Du sagen möchtest?

Ich danke Dir! Ihr seid einer der Gründe, warum wir spielen! Wenn ihr uns noch nicht kennt, kauft euch unsere neue CD, lernt uns kennen und kommt am Besten auch auf eines unserer Konzerte und erlebt uns live. Ich verspreche euch, dass wir euch spätestens dort überzeugen werden, uns zu mögen. Wir lieben Metal, ihr liebt Metal, also lasst uns die Musik einfach zusammen genießen!

Galerie mit 22 Bildern: Trivium - Summer Breeze Open Air 2023
01.10.2008

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