Triumph Of Death
Ein zweischneidiges Schwert

Interview

Das glaube sofort. Auf dem Livealbum kann man vor „Maniac“ derweil einige „Ugh“-Laute und „Warrior“-Rufe hören. Wie stehst du zu dem Personenkult, den manche Fans rund um Musiker generell aber auch dich im Speziellen betreiben?

Ich stehe dem sehr skeptisch gegenüber. Ich finde solche Dinge gefährlich. Man sieht in der Menschheitsgeschichte, was passiert, wenn einzelne Menschen zu sehr glorifiziert werden. Jeder Mensch ist nur ein Mensch und unterscheidet sich nicht groß von allen anderen Menschen. Wenn jemand zu sehr glorifiziert wird, besteht die Gefahr, dass das dieser Person zu Kopf steigt und die Resultate sind meistens nicht sehr angenehm, ob im Großen oder im Kleinen. Und das zweite, was es dazu zu sagen gibt, ist, dass es völlig ungerechtfertigt ist, wenn Fans mich oder andere Musiker glorifizieren, denn es sind ja die Leute, die uns das ermöglichen. Ich bin nur vierzig Jahre Musiker, weil das Publikum mir das geschenkt hat. Und für mich ist das ein gigantisches Geschenk. Ich war damals ein junger Teenager mit dem Traum, Musik zu machen, in einem Bauernkaff in der Schweiz, sehr arm aufgewachsen, keinerlei Connections und ich habe damals nicht gedacht, dass ich diese Chance jemals kriegen würde. Das Publikum hat mir das vergönnt. Also wenn jemand einen Credit kriegen sollte, ist es nicht der Tom, sondern das Publikum, das mir das ermöglicht hat und das trifft auch auf die meisten anderen Musiker zu.

Jetzt beschäftigst du dich mit TRIUMPH OF DEATH sehr mit den Anfängen deiner Karriere. Vergangenes Jahr kam noch eine Reissue der frühen CELTIC FROST-Alben. Dieses Jahr folgten die TRIPTYKON plays early CELTIC FROST-Konzerte dazu. Wie kommt es dazu, dass du dich zuletzt so viel mit deiner musikalischen Vergangenheit auseinandergesetzt hast und es immer noch tust?

Ob du es glaubst oder nicht, das kommt nicht von mir. Die Rechte an den CELTIC FROST-Alben liegen bei BMG in London und die Idee zum Boxset kam von denen und sie haben mich gefragt, ob ich mitarbeiten möchte. Sie hätten das auch ohne mich machen können. Ich war dankbar, dass mir die Chance gegeben wurde, da mitzuwirken und das ansprechend zu gestalten. Auch die CELTIC FROST-Tribute-Shows waren die Idee von Konzertveranstaltern. Die waren vielleicht inspiriert durch das, was wir mit TRIUMPH OF DEATH machen. Ich mach das zwar gerne, aber ich lebe durchaus in der Gegenwart. Ich habe kein Problem damit, TRIPTYKON zu spielen. Ich bin mit 60 vielleicht einfach in dem Alter, in dem sich Leute vermehrt meinen Gesamtkatalog anschauen. Aber das ist definitiv nicht meine Idee gewesen. Meine Idee war nur TRIUMPH OF DEATH.

Keine endlose Nostalgie

Ich kam auf diese Frage vor allem, weil du in einem Interview mal gesagt hast, du möchtest nicht wie DIE FLIPPERS enden, was ich einen recht witzigen Vergleich fand.

Das ist vielleicht gemein, aber es gab eine Zeit, in der DIE FLIPPERS endlose Nostalgietouren gemacht haben. Das möchte ich nicht. Auf der anderen Seite ist es ein Privileg, wenn Bedarf besteht, meine alte Musik aufzuführen. Das ist ein zweischneidiges Schwert. Aber solange ich noch neue Musik mache, und das tue ich, ist es, glaube ich, legitim. Wenn ich mich nur auf golden Oldies verlassen würde, würde es wahrscheinlich peinlich.

Wie bringst du diese zuletzt sehr retrospektiven musikalischen Aktivitäten mit deinem Drang in Einklang, neue Musik zu erschaffen? Natürlich habt ihr 2020 das Livealbum vom Roadburn mit dem vollendeten Requiem rausgebracht, aber das letzte reguläre TRIPTYKON-Studioalbum liegt inzwischen fast zehn Jahre zurück.

Das Roadburn-Requiem ist der Hauptgrund für die Verspätung des nächsten TRIPTYKON-Albums. Eigentlich hätte es an dessen Stelle kommen sollen. Dann kam das Roadburn mit der Idee auf uns zu und hat uns viel Unterstützung angeboten, da konnten wir nicht ablehnen. Das war so eine geile Möglichkeit, das würdig umzusetzen, dass wir zugestimmt haben. Aber es hat zwei Jahre gedauert, das umzusetzen. Dann kam die Pandemie, die uns alle gelähmt hat, deswegen hat sich das nächste TRIPTYKON-Album um Jahre verzögert. Aber das ist das nächste Projekt, das wir angehen. Wir spielen noch zwei Konzerte in Mexiko und das nächste Projekt, was wir angehen, ist das Studioalbum. Die anderen haben einiges Material und ich auch und da werden wir uns noch dieses Jahr mit auseinandersetzen. Das dürfte nächstes Jahr fertiggestellt werden.

Galerie mit 14 Bildern: Triumph Of Death - Keep It True Rising 2021

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09.11.2023

"Irgendeiner wartet immer."

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1 Kommentar zu Triumph Of Death - Ein zweischneidiges Schwert

  1. Werner sagt:

    Tom Warrior finde ich unglaublich symphathisch und ein totales Original.
    Celtic Frost hörte ich von der ersten Stunde an – von Tryptikon bin ich totaler Fan –
    das geniale Triumph of death Projekt war mir leider gar nicht bekannt – tausend Dank für die infos –
    habe hier gerade in Live Pegel die Resurrection of the flesh live am Laufen – woah haut das rein und hat die einen geilen Sound.

    Unfaßbar gut – auf ner 10er Skala gar nicht mehr einzuordnen!