Triumph Of Death
Ein zweischneidiges Schwert

Interview

Das hatte ich, als ich das erste Mal ARCH ENEMY gehört habe. Damals war noch Angela Gossow in der Band und als ich hinterher gelesen habe, dass da eine Frau singt, da war ich ungefähr zwölf, konnte ich das im ersten Moment gar nicht glauben, weil ich das nicht kannte. Aber heute ist das sicherlich verbreiteter als noch vor 20 Jahren.

Eine Frau wie zum Beispiel Doro Pesch zeigt seit Jahrzehnten als Schlüsselfigur, dass du als Frau eine endlose Karriere in dieser Szene haben kannst. Das hat sicher auch viele junge Mädchen dazu bewegt, es auch zu besuchen. Das sind die Vorbilder, die es gebraucht hat.

Das stimmt. Aber kommen wir mal zurück zur Musik von HELLHAMMER. Wie empfindest du die Songs heute? Du hast dich als Musiker seit ihrer Entstehung in den Achtzigern schließlich stark weiterentwickelt.

Ich sehe natürlich die Grenzen von HELLHAMMERs Musik sehr deutlich. Es ist sehr, sehr primitiv. Es ist Proto-Punk, Proto-Extreme-Metal, Proto-Black-Metal. Aber ich kann das heute befreit spielen, weil ich auch andere Musik mache. Es wäre wahrscheinlich traurig, wenn das meine einzige Musik wäre. Dann hätte ich wahrscheinlich mehr Probleme damit. Jetzt kann ich mich hineinlegen und die Power genießen, die trotz ihrer Einfachheit in der Musik steckt. Genau die Energie ist die Brücke, die die Musik über die Jahrzehnte gerettet hat.

„HELLHAMMER war wie ein Stein um unseren Hals“

Ehrlich gesagt war ich etwas überrascht, als du eine HELLHAMMER-Tribute-Band angekündigt hast. In Interviews mit dir hatte ich oft das Gefühl, dass die Erinnerung an die HELLHAMMER-Zeit nicht immer schön ist oder zumindest mit viel emotionalem Schmerz verbunden ist.

Das Publikum hat den Vorteil, dass sie HELLHAMMER nur nach der Musik beurteilen können. Sie hören sich das an und finden es gut oder schlecht. Für uns in der Band war die Musik immer mit den extrem schwierigen Umständen unserer Jugend verknüpft. HELLHAMMER war das Vehikel für mindestens drei der Schlüsselmitglieder, um den Zuständen in ihrem Zuhause zu entfliehen und diesen Schmerz, diese Frustration, diese Aggression rauszuschlagen. Als wir uns kennengelernt haben, haben wir gemerkt, dass da noch andere Leute sind, die in derselben Situation sind. Wir haben uns zusammengetan und versucht, unsere eigene kleine Welt aufzubauen. Deswegen war HELLHAMMER für uns immer mit sehr vielen, dunklen persönlichen Erinnerungen verbunden, von denen wir die Musik nicht so klar trennen konnten, wie es das Publikum kann. Das zweite ist, dass HELLHAMMER damals nicht Mythos war, der es jetzt ist. HELLHAMMER war sehr, sehr umstritten und wurde überall zerrissen. Als wir CELTIC FROST gegründet haben, war HELLHAMMER wie ein Stein um unseren Hals. Wo wir hinkamen, Konzertveranstalter, Management, da hieß es, das sind die Typen von HELLHAMMER, die können nicht produzieren, die können nicht spielen. Das hat unsere Karriere belastet. Deswegen hat HELLHAMMER für uns auch seine Schattenseiten. Das ist die Realität.

Du hast schon oft betont, dass HELLHAMMER anfänglich belächelt wurden. Heute gilt die Band als enorm einflussreich. Wie erklärst du dir diesen Wandel in der Wahrnehmung?

Es steht mir ehrlich gesagt nicht zu, das zu erklären. Die Wahrnehmung verändert sich mit der Zeit. extremer Metal ist heute normal. Für die Leute gibt es nichts mehr, was zu extrem ist. Du kannst heute eine Band gründen und alles machen. Du kannst so radikal sein, wie du willst, du findest einen Markt, du findest ein Publikum. Das ist anders als in den Achtzigern, wo es noch keine Extreme-Metal-Szene gab. Für die damaligen Ohren waren Bands wie BATHORY, VENOM oder HELLHAMMER ein Schock. Aber was das Publikum wirklich dazu bewogen hat, HELLHAMMER eine Chance zu geben, ist auch für mich ein Mysterium. Ich bin natürlich dankbar dafür. Hätten wir das damals gewusst, hätte uns das sehr viel bedeutet, weil wir rundum auf Ablehnung stießen. Das war nicht leicht.

Galerie mit 14 Bildern: Triumph Of Death - Keep It True Rising 2021

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09.11.2023

"Irgendeiner wartet immer."

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1 Kommentar zu Triumph Of Death - Ein zweischneidiges Schwert

  1. Werner sagt:

    Tom Warrior finde ich unglaublich symphathisch und ein totales Original.
    Celtic Frost hörte ich von der ersten Stunde an – von Tryptikon bin ich totaler Fan –
    das geniale Triumph of death Projekt war mir leider gar nicht bekannt – tausend Dank für die infos –
    habe hier gerade in Live Pegel die Resurrection of the flesh live am Laufen – woah haut das rein und hat die einen geilen Sound.

    Unfaßbar gut – auf ner 10er Skala gar nicht mehr einzuordnen!