Triptykon
Interview mit Tom Gabriel Fischer über "Eparistera Daimones"
Interview
Die Trennung von CELTIC FROST im Jahre 2008 riss ein tiefes Loch in die Black Metal-Szene. Jetzt, zwei Jahre später, ist Mastermind Tom G. Warrior aber mit einem neuen Projekt zurück, um das Erbe CELTIC FROSTs fortzuführen. Warum er die Band damals verließ und was jetzt bei TRIPTYKON anders laufen soll, erzählt er uns in einem Interview.
Grüß dich, Tom!
Hallo, Katharina! Danke für dein Review.
Erstmal alles Gute zum bevorstehenden Release am 22.03. des TRIPTYKON-Debüts “Eparistera Daimones”. Ich nehme zwar nicht an, dass du, als unglaublich erfahrener Musiker, vor einem Album-Release tatsächlich noch nervös oder aufgeregt bist, aber es ist schließlich deine erste CD mit einem neuen Projekt nach der CELTUC FROST-Ära. Wie fühlt sich das für dich an?
Nein, nervös eigentlich nicht, aber es ist ein sehr spezielles Album, das mit persönlich sehr viel bedeutet. Vor zwei Jahren war ich am absoluten Boden, ich lag im Dreck, da ich mein Lebenswerk verloren hatte. Meine Emotionen bestanden nur aus Dunkelheit, Schmerz, Frustration, Hass und Enttäuschung. Dieses Album war damals nur eine Idee in meinem Kopf und bis jetzt war es ein langer Weg. Mir war auch klar, dass die ganze Welt mit dem Mikroskop auf dieses Album starren würde, um zu sehen ob Tom es auch ohne CELTIC FROST und ohne Martin Ain kann. Und nun ist das Album fertig, kommt bald raus und die Band steht, das gibt mir wirklich viel. Es ist ein einzigartiger Moment in meinem Leben.
Das bringt mich gleich zu meiner nächsten Frage. Du sagst, die Idee zu diesem Album bestand damals schon. Zunächst dachte ich, du hast nach dem Split von CELTIC FROST eine Schaffenspause eingelegt, verspürst jetzt wieder den Drang, musikalisch tätig zu werden und kehrst nun mit TRIPTYKON zurück. Aber scheinbar hattest du die grundlegende Idee schon relativ früh.
Das sind unterschiedliche Geschichten. Ich höre eigentlich nie auf, kreativ zu sein und Songs zu schreiben, so entstand das Album schon kurz nachdem “Monotheist” 2006 erschien. Eigentlich wollte ich mit CELTIC FROST noch viele Alben machen und begann also automatisch, an neuen Sachen zu arbeiten. Gut, das Album erscheint jetzt von TRIPTYKON, aber es hätte ähnlich auch von CELTIC FROST erscheinen können. Ich bin nun mal ich und habe einen gewissen Stil.
Das erklärt auch meinen Ansatz in dem Review, dass TRIPTYKON dort ansetzt, wo “Monotheist” damals aufgehört hat.
Genau, denn das bin ich einfach. Mein Songwriting kann ich nicht faken. Ich bin 46 Jahre alt und habe mein Leben der extremen Musik gewidmet. Meine Emotionen sind in dieser Zeit natürlich gewachsen durch einige Erlebnisse und ein schwieriges Privatleben. Das alles resultiert dann in dem Sound, den ich kreiere. Ich bin sehr ehrlich, wenn ich schreibe und tue das nur nach meinen Emotionen.
Die Wurzeln von TRIPTYKON entstand im September 2007, als CELTIC FROST schon so zerstritten waren, dass, wenn wir uns im Proberaum trafen, wir keine einzige Note mehr spielen konnten, sondern uns nur noch stritten und schwere Meinungsverschiedenheiten hatten. Das hat mich unendlich frustriert. Ich habe diese Band gegründet und wieder gegründet, um Musik zu machen. In mir brennt ein leidenschaftliches Feuer für Musik. Diese ganzen Ego- und Penisprobleme kann ich nicht mehr ausstehen und je älter ich werde, desto weniger Toleranz kann ich für so was aufbringen. Und dann anzusehen, wie CELTIC FROST sich selbst degenerieren, das war für mich unerträglich. Und die Probleme konnten auch nicht einfach gelöst werden. Gewisse Leute können eben nicht über ihren Schatten springen. Ein zweites Projekt zu gründen, war also meine Flucht nach vorn. So konnte ich meine Songs weiter verwirklichen während CELTIC FROST auf Eis lagen. Nach einer Weile wurde aus diesem Nebenprojekt dann meine Hauptband: TRIPTYKON.
Dazu erst einmal ein paar ganz allgemeine Fragen. Wie entstand der Bandname TRIPTYKON und der Titel des Albums “Eparistera Daimones”?
Der Bandname ist die Ableitung einer persönlichen Faszination von mir, ich bin Kunstfanatiker. Und diese mittelalterlichen dreiteiligen Gemälde, die ja oft auch für religiöse Zwecke genutzt wurden, haben mich schon immer besonders beeindruckt, speziell z.B. von Hieronymus Bosch. Auf dem CELTIC FROST-Album “Into The Pandemonium” 1987 haben wir ja auch einen Teil seines berühmtesten Triptychons “The Garden Of Earthly Delights” verwendet. Auch auf “Monotheist” hat es einen Hinweis auf diese Besessenheit gegeben, die letzten drei Stücke.
Und da TRIPTYKON zudem die dritte und hoffentlich letzte extreme Metalband ist, die ich in meinem Leben gründe, war es natürlich klar, diese Parallele zu ziehen.
Bei dem Titel “Eparistera Daimones” ist das komplexer. Ich liebe es, mit Symboliken zu spielen, die mehrere Bedeutungen haben. Es gibt eine ganz persönliche Bedeutung. “Zu meiner Linken die Dämonen” kann man natürlich als Kommentar zu meinen ehemaligen Bandkollegen auffassen, genauso kann man es aber auf das Benehmen der Menschheit auf diesem Planeten beziehen in unserem Jahrhundert. Als drittes kann man den Titel ebenso als Hommage an Aleister Crowley betrachten, dessen Werk über die Jahre immer sehr wichtig war für CELTIC FROST.
Mal ganz direkt gefragt: Worum geht es auf “Eparistera Daimones”? Kannst du vielleicht eine Zusammenfassung des lyrischen Konzeptes dahinter geben und auch, inwiefern der Titel mit den Lyrics in Verbindung steht?
Eigentlich ist das fast schon peinlich. Das Album ist sehr unreif, da es eigentlich eine Orgie des Hasses ist. Ich weiß, dass das nicht gerade männlich ist, aber das Songs sind vor, während und nach dem Zusammenbruch von CELTIC FROST entstanden und ich komponiere nicht nach einer Formel, sondern einfach nach meinen tiefsten Emotionen. Und wenn man in einer solchen Situation Musik schreibt, dann fließt der ganze Hass, die Frustration und Enttäuschung in die Songs. Wenn man extremen Metal macht existieren dahingehend sowieso keine Grenzen. Und dieses Album ist zu 90% die Verarbeitung dieses Zusammenbruches meines Lebenswerks und dessen, von Menschen in den Rücken gestochen zu werden, die mir einst am nächsten waren. Damit befasst sich das Album. Natürlich möchte ich auf zukünftigen Alben von TRIPTYKON konstruktiver sein.
Damit hast du mir schon vorgegriffen. Du hast ja angekündigt, mit TRIPTYKON auch ein Stück weit das Erbe von CELTIC FROST und HELLHAMMER weiterzuführen und du hast quasi schon beantwortet, dass dies nicht nur musikalisch zu verstehen ist, sondern du mit TRIPTYKON natürlich auch das Geschehene verarbeitest. Wie ist es für dich, diese Emotionen musikalisch umzusetzen?
Je älter ich wurde, desto mehr habe ich meine Emotionen in der Musik verarbeitet. Als ich noch ein Teenager war, hatte ich natürlich noch nicht genug erlebt, also habe ich historische oder Fantasyfiguren als Thematik heran gezogen, um gewisse Dinge rüber zu bringen. Unterdessen habe ich selbst gelebt und eigene Erfahrungen gemacht, nicht nur musikalisch. Und dies ist dann immer mehr in meine Musik eingeflossen, auch wenn es zunächst schwierig ist, damit ehrlich umzugehen. Man exhibitioniert sich damit selbst und das ist absolut nicht einfach. Aber ich kann mich wirklich nicht vorstellen über Bier und Motorräder zu schreiben, haha.
Das Cover des Albums ist ein Bild vom Schweizer Künstler H.R. Giger. Bereits 1985 zierte eines seiner Werke das Cover des CELTIC FROST-Albums “To Mega Therion”. Wie kamst du nach so langer Zeit wieder auf die Idee, eines seiner Bilder für das Artwork zu nutzen? Und wieso gerade dieses Bild?
Für mich ist Giger ein Genie. Ich fand schon immer, er ist einer der genialsten lebenden Künstler, ich bewundere seine Werke seit ich ein Kind war. Dieses Gemälde hat mich schon immer besonders fasziniert und ich dachte auch immer, es sei bestimmt ein gutes Album-Cover. Es ist absolut düster und böse und zugleich so ästhetisch und wunderschön, wie es eigentlich nur Giger erschaffen kann. Diese geschwungenen Linien machen das Gemälde trotz seiner Symbolik fast schon feminin und dieses Zusammenspiel gefällt mir unglaublich gut. Bei “Monotheist” habe ich den anderen vorgeschlagen, Giger zu fragen, ob wir das Gemälde für das nächste Album nutzen können. Tja, ein weiteres CELTIC FROST-Album gab es dann nicht, aber ich habe den Plan dennoch in die Tat umsetzen wollen und es hat mir sehr viel bedeutet, dass Giger darauf eingegangen ist. Er und seine Frau gehören seit einigen Jahren zu meinen engsten Freunden. Er war bereits einmal in meinem Leben ein wichtiger Mentor für mich und nun, als ich mein Leben von Grund auf neu aufbauen musste, war dies wieder der Fall. Mit dem Gemälde hat er mir einen super Start für das neue Album gegeben, ich kann ihm gar nicht genug dafür danken.
Was genau soll das Cover darstellen und wie steht der Ausdruck des Bildes in Verbindung mit “Eparistera Daimones”?
Der Bezug zum Album liegt natürlich durch den Titel auf der Hand. Es zeigt die Dämonen einfach perfekt, aber das ist meine persönliche Auslegung. Giger hat ja damals in seiner wirklich okkulten Phase vor allem seine Alpträume gemalt, keines seiner Bilder ist erfunden. Deshalb hat er 1992 auch aufgehört zu malen, als er keine Alpträume mehr hatte. Allerdings spielte da auch LSD eine große Rolle, weshalb Giger wohl in einer ganz anderen Ebene gewirkt hat, die viele andere Interpretationsspielräume erschafft.
Um auf einen weiteren Beteiligten an dem Album einzugehen: Vincent Castiglia hat die Bilder für das Booklet gemalt und das mit seinem eigenen Blut! Wie entstand die Verbindung zu diesem faszinierendem New Yorker Künstler?
Ich habe Vincent kennen gelernt, als CELTIC FROST sich wiedervereinigt haben. Wir waren in New York und der amerikanische Agent von Giger hat uns Vincent vorgestellt. Ich sah zum ersten Mal seine riesigen um die zwei Meter großen Gemälde. Wenn man das sieht und weiß, dass sie mit Litern seines eigenen Blutes gemalt wurden, das ist wirklich beeindruckend. Er leidet buchstäblich für seine Kunst und erbringt ihr damit ein unglaubliches Opfer. Er macht das nicht leichtfertig, sondern malt sich tatsächlich fast zu Tode. Das war fantastisch. Vincent und ich hatten dann gleich einen Draht zueinander und in den letzten Jahren sind wir sehr enge Freunde geworden. Wir haben entdeckt, dass es einige Parallelen in unseren Leben gibt, z.B. dunkle Zeiten, die wir beide in unserer Jugend erleben mussten, ohne dass wir uns wehren konnten. Das hat uns ziemlich zusammengeschweißt, weshalb wir dann auch zusammen arbeiten wollten. Also hat er die Band mit seinem eigenen Blut gemalt. Von der Größe her konnten wir für das Booklet nur die Gesichter nutzen, das ganze Gemälde gibt es nur bei der LP.
Es war ein Lebenstraum von mir, als Band mal portraitiert zu werden und dass wir das jetzt realisieren konnten in dieser Form, das hätte nicht besser sein können. Vincent glaubt an die Band und hat dies deshalb mit seinem Blut verwirklicht, das ist schon extrem.
Mit V. Santura arbeitest du ja schon seit 2007 zusammen, er war Live-Member bei CELTIC FROST und du hast beim DARK FORTRESS-Album “Eidolon” mitgewirkt. Bei TRIPTYKON sind aber ebenso Norman Lonhard (ex-FEAR MY THOUGHTS) und eine gewisse Vanja Slajh mit im Boot. Wie kam es zu diesem Line-Up?
CELTIC FROST wurde durch Egoprobleme und billiges Macho-Verhalten zerrissen. Nur deshalb habe ich mein Lebenswerk verloren und das war unendlich schwierig und hart hinzunehmen. Mir war klar, dass ich in einer neuen Band nicht gleich wieder mit solchen Problemen konfrontiert werden wollte. Deshalb war es mir wichtig, Leute zu finden, die eben keine Egoprobleme haben und einfach nur kreativ sein wollen. Wie du schon sagst, V. Santura und ich haben schon eine Menge Konzerte zusammen gespielt mit CELTIC FROST von Australien, Nordamerika bis nach Europa. Wir lernten uns sehr gut kennen und ich schätze ihn als sehr guten, nein, fantastischen Musiker, als 100% professionell und vor allem nicht Ego-belastet. Schon bei CELTIC FROST wollten wir ihn gern zum festen Member machen und das habe ich mit TRIPTYKON realisiert.
Vanja Slajh, die Bassistin, ist meine beste Freundin hier in der Schweiz. Seit vielen Jahren haben wir uns schon gesagt, dass wir eines Tages ein Projekt zusammen machen würden. Es war dann ein leichtes, sie zu fragen, ob sie bei TRIPTYKON mitwirken will.
Die einzige Person, die ich noch nicht kannte, war Norman Lonhard. Er war eine Empfehlung meiner Managerin, die ich seit 20 Jahren kenne. Sie weiß genau, was für eine Musik ich mache, was ich will und nicht will und Norman war die perfekte Empfehlung. Auch er hat absolut keine Egoprobleme. Er ist einfach ein Musiker, dessen Enthusiasmus brennt wie meiner auch. Als ich ihn kennen lernte, dauerte es keine zwei Minuten bis wir wussten, dass wir unbedingt zusammen arbeiten wollen.
Dann scheinst du für TRIPTYKON ja wirklich die perfekte Besetzung gefunden zu haben, um deine musikalischen Visionen auch weiterhin umsetzen zu können!
Ja das stimmt! Aber es sind auf keinen Fall nur meine Visionen. Ich will nichts solo machen, ich will eine Band, in der ich auch kein Diktator sein will. Ich habe den anderen von Anfang an gesagt, dass TRIPTYKON offen ist für ihre musikalischen Ideen. V. Santura hat zwei Songs beigesteuert, zudem haben wir das Album zusammen produziert und die Songs über Monate als Band gemeinsam arrangiert. Auch wenn es der CELTIC FROST-Sound ist, geht es hier auf jeden Fall nicht nur um mich, das muss ich gleich klar stellen. In dieser Band fühle ich mich sehr wohl und ich hoffe, dass wir uns das lange bewahren können.
Sehr gut, dass du das Songwriting ansprichst. Das bringt mich gleich zu meiner nächsten Frage. Beim Hören von “Eparistera Daimones” drängten sich mir gewisse Parallelen zum neuen DARK FORTRESS-Album “Ylem” geradezu auf, also schien V. Santura stark am Songwriting beteiligt gewesen zu sein, oder?
Ja natürlich, ich höre das auch heraus. In seinem Gitarrenspiel erkennt man ganz deutlich seinen eigenen Stil. Er sollte mich ja auch nicht klonen, schließlich wollte ich ihn auch in der Band haben, um seine Persönlichkeit einfließen zu lassen.
Für eine Bassistin oder einen Drummer ist es wahrscheinlich schwieriger, sich am Songwriting zu beteiligen, als für die Gitarristen. Aber ich bin überzeugt, das wird auch noch kommen. Und, wie schon gesagt, die Songs wurden von der ganzen Band arrangiert. Um das nochmal zu sagen: Ich will keine Tom Warrior-Diktatur, es geht um die Band TRIPTYKON.
Ist das denn immer so einfach? Schließlich sind die anderen auch ein ganzes Stück jünger als du!
Das ist für uns gar kein Thema. Ich habe die Musiker ja nicht nach Alter ausgewählt. Wenn V. Santura jetzt 99 Jahre alt, aber genau dieselbe Person wäre, dann wäre mir das absolut egal. Jetzt ist er eben Ende 20 und ich schätze ich dennoch unheimlich wegen seiner Persönlichkeit und seiner Musikalität. Es war fantastisch, mit ihm zusammen zu produzieren usw. Also ist das Alter völlig unwesentlich. Dieses Thema taucht bei uns nur auf, weil sich die anderen wundern, wie viel Energie ich noch habe, haha.
Dinge mögen sich vielleicht ändern, aber zur Zeit haben wir einfach einen extrem großen Zusammenhalt in der Band, wir sind eine Gruppe von Freunden, für mich wie eine Ersatz-Familie. Genau das habe ich gesucht, nachdem ich bei CELTIC FROST erfahren habe, wie alles gute einer Band einem Ego geopfert werden musste. Die persönliche Reife ist also wesentlich entscheidender.
Wie du bereits erwähnt hast, habt ihr das Album in V. Santuras Studio aufgenommen und auch selbst produziert, also alles selbst in die Hand genommen. Du deutest an, dass ihr sehr positive Erfahrungen damit gemacht habt. Kannst du dazu etwas mehr erzählen?
Dazu muss ich weiter ausholen. Bereits als wir CELTIC FROST neu gründeten, war uns klar, dass wir die schlechten Erfahrungen aus den 80er Jahren mit Plattenfirmen nicht wiederholen wollten, deshalb haben wir unsere eigene Plattenfirma “Prowling Death Records” und sogar unseren eigenen Musikverlag “Edition Diktatur des Kapitals” gegründet und sind damit wirklich gut gefahren, da wir alles selbst in der Hand hatten und die volle Kontrolle hatten. Wir mussten uns nicht rumstreiten, wie lange wir aufnehmen, wie das Artwork aussieht, wie das Budget ist, wann die Deadlines sind usw. Im Vergleich zu unseren Erfahrungen in den 80er Jahren war das wie Tag und Nacht. Wenn man diese Freiheit einmal hatte, geht man nicht mehr zurück. Inzwischen ist “Prowling Death Records” eine amtliche Firma geworden in London und so hatten wir auch diesmal die volle Kontrolle über alles.
Wie gestaltet sich eigentlich nun die Zusammenarbeit eures eigenen Labels mit Century Media, die ihr noch ins Boot geholt habt?
Die meisten Plattenfirmen wollen einen nur abzocken, das ist leider Realität. Und als wir 2005 Labels wegen “Monotheist” angesprochen hatten und ihnen eröffneten, dass wir die Kontrolle über alles wollten und die Rechte auch nicht auf ewig abtreten wollten, haben viele die Nase gerümpft, da sie mit diesem Album natürlich nur ihren Profit maximieren wollten. Darauf sind wir natürlich nicht eingestiegen. Century Media war eines der Label, die uns sehr reif gegenüberstanden und wir uns so mit ihnen einigen konnten. Die Zusammenarbeit hat sehr gut funktioniert, also haben wir diese für das HELLHAMMER-Album 2008 weitergeführt und jetzt auch für TRIPTYKON. Das Zusammenwirken der beiden Labels läuft wirklich ideal, besser habe ich es in meinem ganzen Leben noch nicht gehabt.
So begeistert, wie du von TRIPTYKON sprichst, scheint für die Band ja wirklich alles optimal zu laufen im Moment!
Ja, aber du darfst nie vergessen, dass dahinter ein 25-jähriger Prozess steht. Du hast vorhin das Alter angesprochen und auch das ist natürlich entscheidend. Die erste HELLHAMMER-Demo erschien 1983 und noch viele Jahre danach war ich noch nicht der reife und erfahrene Mann, der ich jetzt bin. Ich wusste damals nicht, wie man eine Plattenfirma gründet, wie man ein Album produziert oder auch nur, wie man verhandelt. Jetzt mache ich so was im Schlaf. Das ist meine Passion und ich lebe das, deshalb funktioniert das jetzt auch einfach.
Was für Reaktionen erwartest du auf das Album? Vor allem auch von alten CELTIC FROST-Fans?
Ganz ehrlich? Ich erwarte gar nichts. Ich habe das Album für mich selbst gemacht. Aufgrund des CELTIC FROST-Hintergrundes ist dieses Album für mich persönlich so wichtig, weil es so ein langer schwieriger Pfad bis hier hin war. Jetzt zu sehen, dass das Album real ist, das bedeutet mir viel mehr als irgendetwas anderes. Das Album sind wir und wir haben es genauso gemacht, wie wir es wollten und es gab keine Kompromisse. Was jetzt passiert, ist irrelevant. Natürlich ist es schön, wenn es den Leuten gefällt, aber in erster Linie ist es mir persönlich viel wert und aller danach ist sekundär. Es betrifft mich eigentlich nur insoweit, dass wir kein weiteres machen können, wenn es nicht gut ankommt, das ist die kapitalistische Realität.
Natürlich ist der Sound, wie schon gesagt, CELTIC FROST und ich kann mir vorstellen, dass es alten CELTIC FROST-Fans sehr leicht fallen wird, dazu Zugang zu finden, da es definitiv eine Fortführung meines Songwritings von “Monotheist” ist.
Kannst du dir dennoch vorstellen, durch die frischen Einflüsse auf dem Album auch neue Fans zu erreichen, die mit CELTIC FROST nichts anfangen konnten? Oder sind die Parallelen doch zu groß?
Es ist uns mit CELTIC FROST damals schon gelungen, junge Fans zu erreichen, die noch nicht einmal geboren waren, als CELTIC FROST entstanden. Das haben wir auf der Tour gesehen, wie viel junges Publikum sich für uns interessierte. So was kann man nie planen, es ist fast schon Glück. Eine Verbindung zu den Menschen ist durch die Musik entweder da, wenn sie dein Songwriting verstehen, oder eben nicht. Für uns war es eine Ehre, dass es uns damals gelungen ist und logisch wäre es auch großartig, wenn wir die Leute jetzt wieder mit unserer Musik begeistern könnten. Es geht schließlich darum, zusammen mit der Musik Emotionen, Energie und Adrenalin zu teilen. Wenn man das Generationen übergreifend erreichen kann, genial!
Apropos Tour. Laut Ankündigungen im Internet plant ihr, auch live zu spielen. Wie sind diesbezüglich eure genauen Pläne?
Bisher sind nur Einzelgigs bestätigt, aber hinter den Kulissen arbeiten wir daran, eine komplette Europa-Tour und eine Nordamerika-Tour auf die Beine zu stellen. Wann und wie das geschehen wird, wissen wir noch nicht so genau, hoffentlich aber noch dieses Jahr. Die Band will auf jeden Fall touren. Am Ende der CELTIC FROST-Tour war ich wirklich traurig und hätte noch viele weitere Gigs anhängen können, aber die anderen wollten das nicht. Bei TRIPTYKON weiß ich, dass alle darauf brennen und ich hoffe, wir werden so viel live spielen, wie es nur möglich ist. Natürlich müssen wir erstmal kleiner anfangen, aber ich scheue mich nicht vor Aufwand.
Na dann habt ihr aber so einiges geplant!
Ich bin schließlich noch nicht tot, haha, und arbeite auch an anderen Projekten, z.B. einem neuen Buch.
Haha, nein das wollte ich damit auch nicht sagen. Mir flößt es aber großen Respekt ein, wenn jemand sein Leben der Musik widmet.
Ich hatte eine sehr schwierige Jugend und diese Musik war schon immer eine Zuflucht für mich. Meine eigene Festung, die mich schützt und den Leuten, die mir diese schwere Zeit beschert haben, keinen Zugang gewährte. Sie wurden von dieser Welt abgestoßen und genau das habe ich gesucht. Ich fand ein Umfeld, das mich verstanden hat und ich hatte den Wunsch, mein Leben in dieser Musik zu verbringen auch wenn es mir damals unerfüllbar erschien. Ich lebte ohne jegliche Connections in einem Land, in dem es damals nicht mal eine wirkliche Metal-Szene gab. Es war mir aber nichts wichtiger, als mein Leben mit dieser Musik zu verknüpfen und das habe ich tatsächlich geschafft.
Damit sind wir auch schon fast am Ende. Habt ihr schon Ideen, wie es mit TRIPTYKON weiter gehen soll?
Ich möchte möglichst originelle Alben machen mit interessanten Texten, die einfach von der Norm abweichen. Aber wir haben natürlich auch andere Projekte geplant. Bei CELTIC FROST gingen damals automatisch alle Türen auf, das ist diesmal nicht so einfach, gerade bei der Finanzierung einiger Ideen, aber wir können auch live z.B. schon mal einige interessante Pläne umsetzen.
Vielen Dank für das interessante Interview. Es hat mich sehr gefreut. Die letzten Worte gehören dir!
Es hat mich auch sehr gefreut, zwischen den gefühlten 10 000 Interviewpartnern auch endlich mal eine Frau zu haben. Es würde dem Metal gut tun, wenn mehr Frauen was machen würden. Ich danke dir vielmals für das Gespräch.
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Stile | Black Metal, Death Metal, Death-Doom Metal, Doom Metal |
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