Trimonium
Trimonium
Interview
TRIMONIUM veröffentlichen dieser Tage ihr neues Opus "Son Of A Blizzard". Dabei wandeln die Teutonen mit einigem Interesse an paganen Schwarzwurzelklängen auf den verschneiten Spuren von IMMORTAL. Und bringen uns gleichzeitig genug eigenständiges, episches und gitarrenorientiertes Bardenmaterial nahe, veredelt von der charismatisch-anklagenden Knurrstimme von Teutonnic, genannt Tonne, der mir im Folgenden tapfer Rede und Antwort steht.
Die Gründung TRIMONIUM war nur eine Frage der Zeit. Dolch und ich hatten zuvor eine Band Namens BLUTRAUSCH, die auf Grund der Konstellation der Musiker zum Scheitern verurteilt war, da bei denen kein wirklicher Drang zum „Metal“ bestand. Das war um 1998. In den folgenden neun Jahren haben wir kleinere und größere Touren unternommen, haben 3 Scheiben aufgenommen und den dritten Bassisten integriert. Was noch alles kommen mag? Wird sich wohl zeigen.
Was bedeutet der Bandname TRIMONIUM? Wofür steht er?
Ursprünglich sollte, nachdem Helltrasher als Drummer und drittes Mitglied zur Band stieß, kein weiteres Mitglied mehr dazukommen. Wir glaubten , wir könnten zu dritt das Unheil vollziehen. Daher TRI-MONIUM. Jedoch wollten wir, um unsere Ziele verwirklichen zu können, nicht mehr länger auf einen vierten Mann verzichten. Somit hatte die Band dann einen Bassist. Es kam für uns jedoch nicht in Frage, den Namen der Band aus diesem Grund zu ändern. Somit blieb es bei TRIMONIUM.
Das „Blow The Horns“-Album war mein Einstieg in die Welt von TRIMONIUM. Der Opener und Titelsong, „Banner Of Fortress“ und „Of False Friends“ sind Hammersongs. Auch der Rest des Albums gefällt mir gut. Wo siest du die Unterschiede von „Son Of A Blizzard“ und „Blow The Horns“?
„Son Of A Blizzard“ ist eine logische Fortführung an das Vorgängeralbum. Eine Weiterentwicklung im technischen und musikalischen Sinne ist ganz sicher herauszuhören. Alle Scheiben sind als Vertonung unseres musikalischen Empfindens zum jeweiligen Zeitpunkt zu verstehen. Markant ist beim aktuellen Werk, dass lyrische Linien doch weiter als gewohnt in den Vordergrund gerückt sind.
Kann man so stehen lassen. Auf jeden Fall ertönt „Son Of A Blizzard“ sehr midtempolastig und episch. Nicht nur im Titelsong erinnert ihr ein wenig an die „Sons Of Northern Darkness“ zuzeiten ihrer BATHORY-Phase. Vor allem auch dein charismatischer Knurrgesang. Wie würdest du euren Stil definieren?
Genau das ist eine Frage, die nur der Hörer beantworten kann. Wobei ich glaube, dass es dort tatsächlich Schwierigkeiten bei der Definition geben könnte. Um bei der Wahrheit zu bleiben- uns ist das völlig egal, wie man den Stil auch immer nennen will. Die Musik steht im Vordergrund. Um es den Medien etwas leichter bei der Zuordnung zu machen, legten wir einfach den Begriff “Heathen-Battle-Metal“ als zutreffend fest.
Interessant, diese Bezeichnung. Nach einem Intro eröffnet ihr mit „Son Of A Blizzard“ äußerst gut, wie ich finde. Hymnisch, mit Riffs und Breaks aufwartend. Das Abbath-artige des Gesanges ist nur hintergründig, ich finde dein Timbre nämlich ungewöhnlich (gut), die Klarvocals und deine mittleren Tonlagen sind gar nicht nur am klassischen Black Metal orientiert, oder?
Nein, gewiss nicht. Einige Stellen lassen sich durch einen etwas klareren Gesangsstil einfach viel besser darstellen und unterstreichen dadurch viel mehr das Empfinden zur jeweiligen Passage.
Es kann unheimlich bereichernd sein, sich stimmlich nicht festzulegen (was übrigens auf jedes Instrument zutrifft)
Wie schaffst du es eigentlich, diesen charismatischen, gepressten Gesang von dir zu geben? Ist es nicht sehr mühsam und schwierig, über einen Song oder ein Album so zu grollen? Oder hast du stets das Bild deines bösesten Feindes vor sich?
Genau, hehe – ich schlafe auch im Kettenhemd. Wie soll man das beschreiben? Viel eignet man sich durch reine Routine und regelmäßiges Proben an. Das ist eine ganz normale Entwicklung. Es gibt Leute, die haben ein noch schlimmeres Organ als es das Meine ist. Das ist anatomisch vorgegeben.
Schlimm? Finde das eher unverwechselbar und sehr eindringlich. Nun zu den Saiten: eure Gitarren sind weniger sirrend sondern eher sehr rhythmisch-transparent eingespielt. Manchmal kann man die Achtziger-Vorlieben für sägende Gitarrenwände in eurem Sound hören, Beispiel „My Blood For Yours“ (ab Minute 3:06), da gibt es ein an alte SAVAGE, CHATEAUX oder AGENT STEEL erinnerndes Riff um die Ohren. Schätzt ihr diese traditionellen Vorbilder?
Wer das nicht macht, erkennt den Spirit des Metals nicht. Ganz klar – die ganzen alten Bands haben schon so einige Meilensteine gesetzt, die heute von so gut wie keiner Band erreicht werden können. Schaffen sie es doch, wird ihnen meist unterstellt, sie haben keine eigenen Ideen und bedienen sich nur an schon lange veraltetem Material. Da kann man immer wieder erkennen, wie schwierig es ist, sich abzuheben. Auch uns kommen solche Momente unter. Meistens erkennen wir die Situation und ändern es so ab, dass zumindest unser Gewissen beruhigt ist. Aber wer weiß schon, was andere wieder an der Stelle raushören- von Bands die wir noch nie gehört haben. So ist das. Unser Gitarrensound ist nämlich keineswegs beabsichtigt oder gewollt. Das hängt zum Großteil vom Equipment, der Mikrophonie und allen anderen zugehörigen Komponenten ab. Würde man eines der genannten austauschen, hätte man schon wieder eine komplett andere Soundbasis. Was aber auch egal ist – letztendlich muss der Sound gefallen. Wir sind zufrieden wie es ist.
Dann gibt es immer wieder diese ungewöhnlich melancholischen Black Metal-Passagen. Für mich ist das immer, als wäre da das Unheilsschwangere der nahen Zukunft musikalisch umgesetzt, sozusagen ein dunkles Schwert über euren Häuptern… Könnt ihr dem Schicksal nicht entrinnen?
Hoffentlich nicht! Das sind die Passagen die auch uns am besten gefallen. Wenn das Konzept des Songs es zulässt, dann müssen diese Stellen dort rein. Diese Passagen spiegeln im gewissen Maß unser musikalisches Empfinden wieder.
Eure Art der Herangehensweise erinnert mich, obwohl vom Sound her anders, auch an HIMINBJORG aus Frankreich. Die Atmosphäre ist dunkel, etwas liegt in der Luft… Als ob ein Verlust oder eine Tragödie zu beklagen sei, so intonierst du deine Anklagen. Richtig?
Interessanter Betrachtungspunkt! In gewisser Weise auch gar nicht so abwegig. Da die Musik immer vor den Texten da ist, kann man zumindest davon ausgehen, dass der Text der jeweiligen Passage zugeschnitten wird. Beides zusammen ergibt dann im Resultat sicher die Atmosphäre, wie du sie benennst.
Eure neuen Songs sind derart komponiert, dass einige Durchläufe nötig sind, die Feinheiten zu erkennen. Ist das so gewollt?
Dieses Lob nehmen wir gerne an. Ganz sicher achten wir beim kreieren der Musik nicht auf solche Sachen. Vielmehr entstehen diverse “Feinheiten“ erst im Studio. Wir wollen das eigentlich auch gar nicht so intensivieren. Ideen kommen – oder auch nicht.
Instrumental seid ihr gut. Ihr könntet bei eurer musikalischen Ausrichtung auch epische Akustikpassagen oder narrative Vocals einbauen. Werden wir so etwas mal zu hören bekommen?
Das ist vorerst nicht geplant. Passt irgendwie nicht unser Bild. Wobei ich vom Gesang her da schon diverse Interessen entwickelt habe. Aber warten wir mal ab, was das neue Material bringen wird.
Ihr spielt größtenteils Midtempo. Passt das zu eurer Musik und den Texten am besten?
Darüber machen wir uns keine Gedanken. Aber bei den Midtempo-Passagen kann man schon etwas mehr Feeling reinbringen. Wobei es auch schnelle Parts gibt, die unheimlich an Stärke verlieren würden, ließe man sie in verringertem Tempo laufen. Dann fehlt einfach der Biss. Kommt immer auf die Situation an.
Eure Heimatverbundenheit geht stark ins Textkonzept ein, oder? Worum genau geht es in euren Texten?
Man verbaut sich irgendwann in eine emotionale Welt, die einem sämtliche Ideen und Inspirationen liefert, die wichtig erscheinen und Fragen aufwerfen. So verarbeite ich hauptsächlich grundlegende Fragen und Themen. Fragen zur Existenz, zwischenmenschliche Beziehungen, Gefühlsoffenbarungen usw. Für mich sehr ergreifende Themen. Natürlich spiegeln sich auch immer aktuelle Themen wie Treue, Loyalität, Freundschaft sowie Hass und Verrat wieder. All diese Punkte werden, jeweils von der Atmosphäre des Songs abhängig, in die Lieder eingearbeitet. Heimatverbundenheit trägt man im Herzen. Gewisse Elemente daraus spiegeln sich auch ganz gewiss in den Texten wieder.
Wie entstehen eigentlich eure Songs? Lasst ihr euch auch von norwegischem Black Metal a la IMMORTAL, den Klängen alter BATHORY und Metal der Achtziger beeinflussen?
Dass wir den alten Vorbildern und Idolen nicht frönen würden, wäre glattweg gelogen. Wenn überhaupt, wirkt der musikalische Einfluss auf uns unbewusst. Denn wir haben unsere eigene Musik und ihre Verwirklichung im Kopf. Wobei ich zugeben muss, dass es uns schon gelegentlich überkommt, alt klingendes Riffing in die Songstrukturen mit einzubauen. Ich denke, das kann man bei dem Song „Waste Of Blood“ stellenweise sehr gut heraushören. Die Entstehung jedoch ist meistens ziemlich unterschiedlich. Mal, wenn wir uns im Proberaum verschanzt haben, mal zu Hause beim Wein. Ideen werden einfach gesammelt, aufgenommen und zum richtigen Zeitpunkt aufbereitet.
Interessiert sich eine heidnische Horde wie ihr sie seid auch für modernere Musikstile?
Was sind schon moderne Musikstile? Das was gut klingt gefällt. Das gilt stilübergreifend, zumindest für mich. Wobei unsere wirklichen Interessen da schon genauer definiert sind.
Um es mal grob im Metal zu beschreiben, gefällt mir momentan sehr der Stil, den ENSLAVED gerade fahren. Auch die abgefahrenen Sachen von ARCTURUS bieten ein interessantes Spektrum. Wobei dies wiederum sehr speziell und eigen ist. Ganz sicher nicht auf längere Zeit zu ertragen, aber dennoch interessant. Musik ist eben gut, wenn beim Hören etwas empfunden werden kann.
Die eigenwillige Produktion von „Son Of A Blizzard“ trägt wesentlich zum angenehmen Hörerlebnis bei. Der Bass steht bisweilen nett im Vordergrund; eher ungewöhnlich im Black Metal. Dadurch werden die Songs immer nach vorne geschoben. Hab ich recht?
Wenn es tatsächlich so wirkt, war es nicht beabsichtigt. Es ist aber schon wichtig, dass jedes Instrument vernünftig zur Geltung kommt. Zumal wir beim Bass gelegentlich interessante Figuren eingebaut haben, die dann auch hörbar sein sollten.
Das sind sie. Seid ihr mit der Produktion des Albums zufrieden?
Leidiges Thema. Im Wesentlichen schon. Es wird wohl auch bei uns nicht anders sein, wie bei jeder anderen Band, die, nachdem die Aufnahmen abgeschlossen sind, das fertige Produkt in den Händen hält und trotz intensivster Mühen Verbesserungspunkte findet.
„Son Of A Blizzard“ ist ein Album, das wächst. Mir gefällt es immer besser. Etwas mehr sägende Riffs und ihr verlasst das Underdog-Dasein… Habt ihr eigentlich schon Pläne für die Zukunft?
Wir planen nicht wirklich gezielt in die Zukunft. Wir geben uns zufrieden, wenn die Band weiterhin dicht geschlossen agiert, musikalisch und stilistisch einig ist und zusammen Gigs und Touren bestreitet. Letzteres ist in Planung für Mitte Oktober. Wird zwar keine riesige Geschichte werden, da wir geregelter Arbeit nachgehen und die Mucke nicht Hauptbestandteil unseres musikalischen Daseins ist- aber wir werden die Shows so wählen, dass ein möglichst großes Gebiet abgedeckt werden kann.
Das Cover von „Son Of A Blizzard“ erinnert an DISSECTION und IMMORTAL, stimmts? Der „Son Of A Blizzard“ im Mittelpunkt scheint eine Art Geschichte zu erzählen, welche?
Farblich eventuell. Das Cover wurde aber tatsächlich auf den Titelsong zugeschnitten, was uns sehr wichtig war, um der Scheibe den nötigem Hintergrund zu geben. Somit ist alles schlüssig.
Was du als Geschichte bezeichnest soll einen Zeitstrudel symbolisieren, dessen Inhalt erstmalig als Text im Inlay zu finden und nachzulesen ist. Nach zahllosen Anfragen zu den Texten bei den ersten beiden Scheiben haben wir uns entschlossen, den Wünschen gerecht zu werden.
Euer Album wird in Kürze veröffentlicht. Auch über Deutschland hinaus?
Ja gewiss. Der deutsche Markt ist zwar sehr ergiebig, aber all die letzten Jahre verblüffte es uns um so mehr, welche weiten Wege die CDs hinter sich gebracht haben müssen um Anfragen / Greetings aus fast allen Kontinenten der Welt zu bekommen. Was wir von Einheit Produktionen als Zusage bekommen haben, wird sicher auch wahr gemacht – was den Vertrieb über die deutschen Grenzen hinaus betrifft.
Habt ihr es als deutsche Black Metal-Band eigentlich schwerer als es eine schwedische oder norwegische Combo hätte?
Keine Ahnung. Den Skandinaviern eilt sicher immer ihr Ruf voraus. Der rührt ganz sicher noch aus alten Zeiten, als die großen Acts wie MAYHEM, GORGOROTH, EMPEROR oder AETERNUS und viele andere noch richtig kultig waren. Ich möchte an dieser Stelle keinen Vergleich zwischen uns den skandinavischen Bands aufstellen. Jede Band hat sicher ihre eigene Hörerschaft. Die eine mehr die andere weniger.
Mit welchen deutschen Bands seid ihr besonders befreundet? Kann man überhaupt von einer Szene sprechen?
Um von Freundschaft zu sprechen, gehört wohl etwas mehr dazu, als gelegentlich Gigs miteinander zu bestreiten, oder sich auf diversen Festivals oder Konzerten zu treffen.
Aber wir hegen engeren Kontakt zu unseren Labelgenossen von THRUDVANGAR, KATHAARIAN und HEYDNBLUT, wobei diese auch mit uns gemeinsam den „United Metal Maniacs“ beistehen. Auch ist die Freude groß, wenn wir die Jungs von MENHIR / ODROERIR, ZARATHUSTRA, DESASTER, FATAL EMBRACE (sehr gut! Anm. Stendahl), PESTIS, ETERNITY oder RECAPTURE treffen. Ich könnte die Liste aber noch beliebig weiterführen.
Könnt ihr uns noch was zu Touraktivitäten sagen? Gibts Konzerte, und wenn ja, doch hoffentlich auch hier in der Nähe?
Wir werden voraussichtlich am 16.Juni unsere Releaseparty in Annaberg Buchholz im „Asgard“ zusammen mit PESTIS und BLODARV (DK) bestreiten. Weitere Gigs sind noch unverhandelt. In Kürze werden wir jedoch mit der Planung der nächsten Europatour beginnen.
Wollt ihr noch was loswerden? Welche anderen Musikstile können euch sonst noch gefallen?
Danke für die offenen Fragen und weiterhin viel Kraft und Zeit um weiterhin solche gute Arbeit und Dienste für den deutschen Metal-Underground zu bewältigen. Thema Musikstile: darauf möchte ich nicht weiter eingehen, da uns das eh keiner glaubt- und weitestgehend zu surreal ist. Oder kennt jemand BLEDI MESEGE? Hehe….
Hail & Segen, Teutonnic
Danke für deine geduldigen Antworten, vielleicht sehn wir uns ja auf der „Son Of A Blizzard“-Tour.