Tribulation
"Pure Intuition" - Interview mit Adam Zaars zu "The Children Of The Night"
Interview
„The Children Of The Night“ ist das erwartet starke dritte Album der Schweden TRIBULATION – die vier Musiker sind dem einmal eingeschlagenen Weg unbeirrt gefolgt und haben nach „The Formulas Of Death“ ein weiteres durchgehend dunkles und atmosphärisches Album erschaffen. Klar, dass wir Gitarrist Adam Zaars ein paar Fragen zum Album und seinen Inspirationen fragen mussten – hier sind seine Antworten.
Der Unterschied zwischen Eurem neuen „The Children Of The Night“ und dem Vorgängeralbum „The Formulas Of Death“ ist diesmal nicht ganz so radikal ausgefallen wie zuvor zu „The Horror“. Habt Ihr Euch Gedanken darüber gemacht, was Ihr diesmal alles ändern wolltet?
Nein, überhaupt nicht. Wir überlegen uns auch im Vorhinein selten irgendetwas. Wir versuchen statt dessen so häufig wie möglich unserer Intuition zu folgen, statt dass wir irgendwelche großartigen Visionen aufzustellen, was in der Zukunft passieren soll. So haben wir aber schon immer gearbeitet. Im Moment geht es uns damit genauso wie in dem Moment, bevor wir mit „The Children Of The Night“ angefangen hatten. Wir wissen einfach nicht, wie die Reise weitergehen soll, und wenn wir darüber sprechen, führt das zu nichts. Das zeigt sich erst, wenn unsere Musik anfängt Gestalt anzunehmen.
Dieses Mal gibt es auch ein paar ziemlich deutliche IRON MAIDEN-Einflüsse, beispielsweise in „The Motherhood Of God“. Was hat Euch beim Komponieren besonders beeinflusst?
MAIDEN ist immer schon ein großer Einfluss auf die Band und uns als Musiker gewesen. Das ist einfach die Band, die ich in meinem Leben am häufigsten gehört habe und am meisten mag. Der Sound ist diesmal durchgängig Heavy Rock/Heavy Metal, weswegen es ganz natürlich war, gerade diese Einflüsse mehr zur Geltung zu bringen. Vor allem die letzten vier MAIDEN-Alben waren eine große Inspiration für TRIBULATION. Wir haben aber trotzdem versucht, so wenig wie möglich wie jemand anders zu klingen und haben uns eher von unserer eigenen Musik inspirieren lassen. Es ist klar, dass man ständig von Sachen, die man hört oder sieht, beeinflusst wird, aber es ist auch wichtig, diese Einflüsse in Grenzen zu halten.
Der Sound von „The Children Of The Night“ ist sehr atmosphärisch – Ihr habt sehr viel mit Reverb und Hall gearbeitet und die Gitarren nicht bis zum Maximum verzerrt. Hattet Ihr denn eine Vorstellung davon, wie das Album am Ende klingen sollte, als Ihr ins Studio gegangen seid?
Wir wussten, dass wir einen natürlich Klang haben wollten mit einem Schlagzeug, das sich wie ein schlagzeug anhört. Mehr war es aber eigentlich nicht. Die neuen Songs haben einfach weniger Verzerrung benötigt, deshalb gibt es auch weniger. Einige Songs erforderten wiederum Reverb und andere Effekte. Bei meinen Soli wiederum wollte ich, dass die Gitarre wie die von Adrian Smith auf „Somewhere In Time“ klingt. Vielleicht nicht exakt so, aber in dieser Richtung. Wir wollten aber insgesamt einen großen Sound haben, richtig breitwandig, ähnlich wie „Destroyer“ von KISS. Aber letztlich sind alle diese Referenzen nur Richtwerte, wir wollten natürlich schon, dass es wie etwas eigenes klingt.
„The Children Of The Night“ ist wieder ein sehr langes Album geworden. Hattet Ihr alle Songs fertig auskomponiert, als Ihr ins Studio gegangen seid?
Das meiste schon, ja. Das einzige, das vielleicht noch offen war, war ein Solo oder Teile des Gesangs. Wir haben auch ein ganzen Teil in „Cauda Pavonis“ offen gelassen, weil ich mich im Studio auch ein wenig herausfordern wollte. Letztlich haben wir für diesen Song aber auch nur zwei Stunden gebraucht, und er ist trotzdem gut geworden. Im Großen und Ganzen stand die Scheibe aber, bevor wir ins Studio gegangen sind. Es fühlt sich zwar immer so an, als wäre nichts fertig, aber wenn man einmal im Studio aufnimmt, fallen alle Teile auf seinen natürlichen Platz.
Wer sind die „The Children Of The Night“?
Das sind TRIBULATION und alle, die am Album teilhaben wollen und zu unseren Konzerten kommen. Diejenigen, die in unsere Musik eintauchen und sie nachempfinden.
Wo liegen die Unterschiede zwischen Jonathan und Dir als Gitarristen. Wie ergänzt Ihr Euch?
Bei den Soli halte ich mich eher an den klassischen Rock-, Blues- und Heavy-Metal-Sound, und Jonathan geht eher seinen eigenen Weg. Das mache ich natürlich auch, aber ich bin eher vom traditionellen Gitarrenspiel beeinflusst als er. Jonathans Soli sind häufig chaotischer. Das funktioniert dadurch natürlich hervorragend, weil wir durch unser sehr unterschiedliches Gitarrenspiel ein sehr weites Spektrum abdecken.
Ist es eigentlich Zufall, dass Ihr das Kreuz im aktuellen TRIBULATION-Logo wieder umgedreht habt? Auf „The Horror“ war es ja noch ganz klassisch umgedreht.
Das Kreuz ist ein sehr kraftvolles religiöses Symbol, das ich wegen mehrerer Gründe nicht mag, in beide Richtungen, aber aus irgendeinem Grund passt es gut in unser Logo. In gewissen Zusammenhängen funktioniert es. Es geht dabei nicht darum, dass wir Christen wären, es ist eher andersherum, aber diesmal passte es einfach besser. Bei TRIBULATION gibt es viele Dinge, die wir vorher und hinterher nicht erklären können. Wir machen das, was sich richtig anfühlt. Das ist eine Konsequenz aus unserer Arbeitsweise.
Johannes, Adam, Jakob und Jonathan – es ist schon bemerkenswert, dass Ihr alle biblische Namen habt – sogar Euer alter Drummer hieß Jakob. Das kann doch kein Zufall sein…
Eigentlich ist nichts ein Zufall. Das ist etwas, was wir zur Kenntnis genommen haben, worüber wir aber nicht weiter nachdenken. Letztlich sind es ja ganz gewöhnliche Namen.
Letzte Frage: Nosferatu – Murnau oder Herzog/Kinski? Welchen film bevorzugst Du?
Schwere Frage! Faktisch kann ich aber keinen vorziehen. Beide sind so unterschiedlich, und beide sind auf ihre eigene Weise sehr gut. Ich habe aber Herzogs Film häufiger gesehen, denke ich.
Danke für das Interview!