Trial
Bierdosen und Iron-Maiden-Poster
Interview
TRIAL sind einer der vielversprechendsten Namen, wenn es um klassischen, keinesfalls rückwärtsgewandten Edel-Heavy-Metal mit okkulter Schlagseite aus Schweden geht. Ihr neues Album “Feed The Fire” ist abermals ein ziemlicher Knaller mit Klassikerpotenzial geworden, was uns bewegte, Gitarrist Alexander Ellström auf den Zahn zu fühlen. Wollen wir ohne Umschweife zur Sache kommen …
Grüßt euch, Menschen von TRIAL. “Feed The Fire” ist ein ziemliches Monster geworden. Wie all’ eure Alben ehrt es, was wir alle an klassischem Heavy Metal schätzen und führt ihn trotzdem auf unbekannte Territorien. In ein paar Jahren spricht man darüber sicherlich, ähnlich wie bei eurem “Vessel”-Album von einem jungen Klassiker. Wie geht es euch mit der Veröffentlichung des Albums?
Wir freuen uns sehr, es bald rauszubringen und euch allen zu zeigen, woran wir die letzten Jahre so hart gearbeitet haben. Man könnte natürlich immer hier und da noch kleine Details ändern, aber so wie es ist, klingt das Album sehr energiegeladen.
Ohne an Tiefgang oder Originalität zu verlieren, habt ihr eure Arrangements im Vergleich zu “Motherless” etwas entschlackt. Der Fokus liegt mehr auf großen Hooks und eingängigen Chorus-Parts. War das Absicht?
Nicht lang, nachdem wir begannen, das Album zu schreiben, war uns klar, dass es ein sehr schnelles und geradliniges Album werden sollte als “Motherless”. Die ersten Songs, die wir schrieben, gingen mehr in diese Richtung, waren sozusagen eine logische Weiterführung dessen.
Mit der Zeit realisierten wir aber, dass das nicht das war, was wir als nächstes tun wollten. Wir wollten schnelle Drums, Twin Guitars, einen treibenden Bass und melodische Gesangslinien. Dieser Wunsch wuchs lang in uns. Es war also absolut Absicht, dass das Album sehr angriffslustig klingt und nicht viele Black- oder Death-Metal-Elemente hat.
Arthur W. Andersson singt nun seit drei Jahren bei TRIAL und er passt sehr gut zu euch. War es leicht, ihn in die Band zu integrieren? Wie arbeitet es sich mit ihm anders als mit Linus?
Es ist schon ein Unterschied. Wir brauchten einige Zeit, bis wir Arthurs wahre Stärken entdecken konnten. Während der Vorproduktion konnten wir erarbeiten, wie wir die meisten Gesangsmelodien gestalten sollten. Meist komme ich mit einer groben Idee an und wir arbeiten daran, wie es am besten mit Arthur funktioniert.
Arthur wiederum hat generell mehr Input bei den Gesangsparts als Linus. Anderer Sänger, andere Arbeitsweise. Als er sich bei uns vorstellte, hatten wir sofort eine Verbindung. Wir kannten ihn, allerdings nicht persönlich. Nun ist er schon eine Weile dabei und es fühlt sich an, als kennen wir uns schon ewig. Die ganze Dynamik ist eine andere, aber wenn überhaupt, würde ich sagen, es hat sich für uns verbessert.
Der erste Titel, das Quasi-Intro, heißt “Tria Prima”, was ich mir mit brachliegenden Latein-Kenntnissen mit ‘Die erste(n) Drei’ übersetzen würde. Ist das eine Art Ankündigung eines neuen Kapitels für TRIAL?
Es ist gewiss ein neues Kapitel und wir erleben erst den Anfang. Wir fühlen uns mit frischer Energie versorgt und wollen dies ausnutzen. Wir nutzten den Titel “Tria Prima”, um eine Verbindung zum ersten Song “Sulphery” zu schlagen. In “Sulphery” geht es um das männliche und weibliche Prinzip, Schwefel und Quecksilber [‘sulphur’ und ‘mercury’ im Englischen – Anm. d. Red.]. Der Titel ist eine Verschmelzung der beiden Vokabeln. Durch “Tria Prima” bekommst du die drei Triebfedern der Alchemie – die dritte ist Salz. Macht euch einen eigenen Reim darauf, aber für mich ist es ziemlich eindeutig …
Um mal ein wenig über die Songs zu sprechen: Ein Highlight des Albums ist “In The Highest”, welches ich als angriffslustigen Wink in Richtung Kirche oder Religion verstehe. Würdest du zustimmen, dass diese feindselige Haltung im klassischen Heavy Metal etwas typisch Skandinavisches, wenn nicht typisch Schwedisches ist – und falls ja, woher kommt das?
Religion, Okkultismus und Spiritualität sind für den Metal einfach wichtig. Wir sind von dieser düsteren Atmosphäre umschlungen aufgewachsen und wurden von ihr sehr inspiriert. Da ich natürlich auch an diesen Themen Interesse habe, schreibe ich persönliche Songs in religiösem Gewand. Es ist natürlich nichts grundsätzlich Neues, aber ich erzähle auch nie Geschichten oder bin strikt tatsachenorientiert in den Lyrics.
Die Texte bei TRIAL haben immer eine weitere Ebene, die auf meinen Erfahrungen und Überzeugungen beruht. Das Unbekannte zu entdecken bewirkt ein bestimmtes Mindset und deswegen ist es wahrscheinlich so populär im Metal. Für TRIAL muss es uns als Band und wofür wir stehen einfach repräsentieren.
Wie war es, mit einer Legende wie Tompa Lindberg zu arbeiten? Was sind deine liebsten Alben oder Bands von ihm?
Eine wahrhaft vorzügliche Erfahrung. Er ist ein Top-Profi und ein Top-Typ! Ihn auf unserem Album als Gast zu haben, ist eine unglaubliche Ehre. Eine echte Legende! Mit der “Incantation”-EP von GROTESQUE sind wir aufgewachsen, sie hat einen besonderen Platz im Herzen der meisten in dieser Band. “Blood Runs From The Altar” ist ein echter Klassiker! Das Gleiche gilt für speziell die älteren Sachen von AT THE GATES, vor allem “Slaughter Of The Soul”. Aktuell ist “Death, Madness, Horror, Decay” seiner Band THE LURKING FEAR auch ein Killer-Album. Die Auswahl ist riesig, aber das sind meine Faves!
Der kleine Chor-Part am Beginn des Titelsongs kam überraschend, ist aber sehr cool. Der Song ist auch ein Beispiel für das perfekt arrangierten Gitarren-Harmonien und -Soli. Sind TRIAL eine typische ‘Proberaumband’ mit ganz vielen Bierdosen und IRON-MAIDEN-Postern?
“Feed The Fire” ist der Song, bei dem wir wussten, in welche Richtung das Album gehen soll. Für uns war das irgendwie der Inbegriff des Albums, deswegen nannten wir es auch “Feed The Fire”.
Wir sind übrigens eine ganz herkömmliche Proberaumband. Deine Beschreibung passt viel zu gut, haha! Als uns Arthur beitrat, sind wir nach oben von unserem alten Proberaum gezogen. Wir hatten nämlich die Chance, den Ort zu bekommen, an dem wir unser Debüt “The Primordial Temple” und die “Malicious Arts”-EP aufgenommen haben. Es ist ein Zwei-Raum-Studio, also ist es inzwischen etwas “sauberer” als früher. Es gibt immer noch Bier, aber nicht mehr so viele Poster wie früher.
“Feed The Fire” ist nicht nur der Titel eures Albums, sondern offenbar auch die Inspiration für ein weiteres fantastisches Artwork von Costin Chioreanu. Ich interpretiere es als das Feuer in einer Person, das genährt werden muss, damit die Person sich von ihren Ketten bzw. Fesseln lösen kann.
Es ist wunderbar, wenn sich die Leute eigene Gedanken zu dem Thema machen. Nur dann kann es etwas Bedeutungsvolles werden. Für mich geht es lyrisch darum, alles Feuer der Göttin, die ich verehre, darzubringen. Diese Göttin ist etwas sehr Spezielles für mich und in meinem Kopf hat diese Vorstellung viele Aspekte. Es ist eine brennende Hingabe für alles, das mit Selbstzerstörung zu tun hat. Costins Werk gibt dem Ganzen eine zusätzliche Ebene und er hat es ein Mal mehr perfekt getroffen.
Ist das jetzt eine Langzeitpartnerschaft? Ich liebe es, wenn Bands eine Art kontinuierliche visuelle Identität erschaffen. Seine Werke repräsentieren das Seltsame und Tiefgründige von TRIAL perfekt.
Wir haben nun schon zum vierten Mal mit Costin gearbeitet und diese Zusammenarbeit wurde zu einer besonderen Beziehung für uns. Er versteht, worum es bei TRIAL geht, das macht ihn für uns zum perfekten Designer. Wir sind große Fans von ihm und sehr stolz, dass seine Kunst uns schmücken darf.
Das “Quadrivium” ist ein mittelalterliches Curriculum und sollte die Studenten in Mathematik/Arithmetik, Musik, Naturwissenschaften und Astronomie/Astrologie unterweisen. Ich sehe in einer metaphorischen Ebene eine Verbindung zu euch als Band. Mathematik und Wissenschaft für die Komplexität und intellektuelle Tiefe, Musik für die Leidenschaft und die Sterne für die spirituellen und okkulten Aspekte.
“Quadrivium” bedeutet ‘vier Wege’ und behandelt in unserem speziellen Fall den Ort, an dem sich vier Wege treffen, also eine Kreuzung. Ich nutze das Konzept, um die konstanten Veränderungen in meinem Leben zu beschreiben. Während der Arbeiten an “Motherless” war ich an einem Kreuzweg. Erst Monate später konnte ich darüber schreiben. Ich habe alles hinter mir gelassen, die Fesseln meiner Kreuzungen gesprengt. Meine Grundsätze waren gelegentlich am Wanken.
Es war der Anfang eines Endes, wie es im Chorus heißt. Es gab keinen Sinn mehr in mir und ich wurde verzweifelt. Ich spürte, dass ich die Ketten des Kreuzes brechen muss – den Kreuzungsweg. Es würde mich erschüttern, aber auch die Möglichkeit bieten, etwas Neues zu erschaffen. Wenn wir zum letzten Chorus gelangen, leiste ich mir und meinem neuen Weg einen Treueschwur, eine Wiedergeburt.
Danke auch, dass ihr eine der ersten Metalbands seid, die FLEETWOOD MAC covern, die ich in der Metalszene für völlig unterschätzt halte. “Sisters Of The Moon” ist natürlich eine perfekte Wahl für euch und das witzige ist, dass es nicht der einzige wäre, der Sinn ergeben hätte.
Ja, einige in der Band und ich waren eine Zeit lang komplett von FLEETWOOD MAC vereinnahmt. “Sisters Of The Moon” für die EP zu covern, war eine leichte Wahl. Es gibt einige feurige Live-Versionen des Songs, die ich als Vorbild für das Arrangement nahm. Es war einer dieser Songs, die wir sofort “gespürt” haben und ich hoffe, wir konnten ihm gerecht werden.
Was wäre dein ideales Tourpackage mit TRIAL?
Die ideale Tour hat eigentlich schon stattgefunden, haha. Die “Roadkill” Tour mit RAM und PORTRAIT 2018 war ein Killer und alle, die die Shows gesehen haben, finden das auch. Wer weiß, vielleicht schaffen wir das in der Zukunft noch mal. Davon abgesehen bevorzuge ich Bands, die eine ähnliche Vision und Attitüde wie wir haben. IN SOLITUDE waren für mich immer so ein Fall. Leider sind sie nicht mehr aktiv, aber eine gemeinsame Tour wäre wunderbar.
Welche sind sonst deine liebsten schwedischen Bands?
Von den genannten abgesehen, muss ich aufgrund ihrer historischen Relevanz DISSECTION, WATAIN und NIFELHEIM nennen. Außerdem sollten REPUGNANT gewürdigt werden.
Danke für das Interview und ein Album, das dieses Jahr gewiss ein bisschen besser macht. Die letzten Worte gehören dir.
Danke für das Interview und ich hoffe, wir sehen uns alle bald on the road. Ich freue mich darauf!