The Black Dahlia Murder
"Es gibt eine Lücke in den Metalmedien"
Interview
metal.de: Vermisst du das in der Musik ebenfalls? Also dieses neue, frische, ungestüme Etwas? Bei anderen Bands, aber vielleicht auch in eurer eigenen Musik? Was beispielsweise neue Bands angeht, vergleiche ich das immer gern so: Man muss durch 90% Scheisse waten, um die 10% Perlen zu entdecken.
Trevor: Ja, geht mir genauso, aber gleichzeitig liebe ich die Jagd dabei nach neuer Musik. Und es ist definitiv der kreativen Seite von THE BLACK DAHLIA MURDER zuträglich, zu hören, was diese anderen Bands da draussen machen und Ideen zu übernehmen. Das müssen nicht nur Metalbands sein. Ich fühle mich immer noch so als junge Band, obwohl wir schon relativ lange unterwegs sind in dem Sinne, dass ich uns noch so lange wie möglich weitermachen sehe und dass wir musikalisch noch längst nicht alles gesagt haben. Wir schreiben die beste Musik momentan, haben ein stabiles, tolles Line-up und ich habe mit THE BLACK DAHLIA MURDER definitiv auf eine lange Zeit heraus gearbeitet, in der wir noch tun können, was wir wollen.
metal.de: Gibt es noch so eine Art Bucketlist von Dingen, die ihr noch erreichen wollt? Ich meine mit „Verminous“ habt ihr Studioalbum Nummer 9, die Welt habt ihr gefühlt auch schon zig mal getourt, gibt es noch neue Überraschungen?
Trevor: Ja, es gibt immer noch Orte, an denen wir nicht gespielt haben, bislang ist da Südafrika auf unserer Liste nächste Woche. Jedes Album bietet uns neue Möglichkeiten, an Orte zu kommen, an denen wir zuvor noch niemals waren. Ich realisiere, dass wir schon an so vielen tollen Stellen auf der Welt gewesen sind, aber noch längst nicht alles gesehen haben. Wir probieren immer globalisierter mit unseren Touren zu werden. Es gibt also immer noch in den hintersten Winkeln Fans, von denen wir noch nichts wissen und zu denen wir gern kommen würden. Ich bin sehr gespannt auf Südafrika, die Fans sind auf Social Media sehr aktiv und laut. Ägypten wäre auch cool, falls sich die Gelegenheit ergibt, da dort ja allgemein nicht viele Metalbands auftreten.
Es geht darum, auf lange Sicht aufzubauen und die Fans halten zu können, ihnen das zu geben, was sie wollen, gleichzeitig aber auch unsere eigennützigen Interessen zu vertreten, denn wir haben ja auch was davon, all diese coolen neuen Orte kennen zu lernen. Mit der Musik ist es ebenso: Wir wollen neue Dynamiken, neue Überraschungen einbauen, uns erweitern. Ich sehe nicht wirklich, dass wir stagnieren, ich fühle, dass wir noch am wachsen sind. Dadurch, dass wir so viel auf Tour sind, können wir natürlich auch viel von anderen Bands mitnehmen, gerade auf den großen Festivals in Europa. Man sieht Menschen und hört Musik, mit denen man normalerweise nicht so viel am Hut hat, aber das kann auch inspirierend sein. Also, auch wenn du mir das nicht glaubst, aber Touren fühlt sich so immer noch „frisch“ und aufregend an.
metal.de: Südafrika… schon mal was von DIE ANTWOORD gehört?
Trevor: Ich kenne nicht besonders viele Bands aus Südafrika, aber ja, von DIE ANTWOORD hab ich schon gehört. Wenn wir bei Metalbands sind kenne ich eigentlich nur VULVODYNIA und BLEEDING SPAWN, zwei echt gute Bands!
metal.de: DIE ANTWOORD sind natürlich eine komplett andere Musikrichtung, aber sie haben auch einen sehr dunklen Touch in ihrer Musik, aber auch den Videos. Das ist echt lustig, denn wenn man das jetzt mit VULVODYNIA oder auch anderen Brutal-Death-Metal-Bands wie beispielsweise STILLBIRTH vergleicht, die sehr bunt und manchmal schrill auftreten (in Badehosen auf die Bühne), aber textlich explizit sind. Die Bands mit richtig brutaler und dunkler Musik sind meistens sehr freundliche, humorvolle, liebenswerte Menschen, ich denke das trifft auf euch genauso zu. Vor allem auch in Kontrast zu den Lyrics von dir, die ja oftmals sehr explizit sind. Wie erklärst du dir diese Dichotomie?
Trevor: Da stimme ich dir zu. Ich denke, das ist auch ein Alleinstellungsmerkmal von uns. Ich kann nicht raus auf die Bühne und vorgeben, dieser absolut böse Typ zu sein. Ich kann nur lachen da oben, wenn ich all die Menschen sehe, die uns sehen wollen. Es ist sehr infektiös. Wir haben, denke ich, eine spezielle Bühnenpersönlichkeit. Es ist definitiv locker und leicht, humorvoll. Auch dank der tollen Stimmung innerhalb der Band. Wir haben immer darauf geachtet, dass neue Zugänge nicht nur musikalisch überzeugen, sondern auch menschlich passen, die Fans gut behandeln und so weiter. Ich wollte früher eigentlich von allen als weitere Death-Metal-Band gesehen werden, aber das ist irgendwie nie so passiert. Wir waren von Anfang an irgendwie anders, alle diese nerdigen, bebrillten Jungs, wir wurden nie richtig ernst genommen und ich denke, dass hat uns vielleicht in sofern geholfen, dass wir interessant waren und Leute uns auschecken wollten.
metal.de: Vergib mir den folgenden schlechten Joke, aber sind THE BLACK DAHLIA MURDER auch so etwas wie „Vermin“? Ich meine, ihr seid nicht tot zu bekommen und macht das schon so lange und seid immer noch erfolgreich dabei und bringt wahrscheinlich auch in zehn Jahren noch das nächste Album raus.
Trevor: Das ist die perfekte Metapher, das mag ich. Das ist ungefähr das, was ich im Kopf hatte, als die Idee zu „Verminous“ reifte. Wir als dieses Ungeziefer, die Kakerlaken und Ratten die im Untergrund leben und sich ihr ganzes Leben nicht wirklich ändern mussten, aber immer noch da sind. Das Ungeziefer. Sie waren vor uns da, sie werden nach uns da sein.
metal.de: Das ist eigentlich eine schöne Vorstellung, denn Kunst überlebt ja meist immer den Künstler, wenn man da auch gerade im Rock/Metal an bestimmte Persönlichkeiten denkt, die nicht mehr da sind, aber auch heute noch mit ihrer Musik Leute erreichen und berühren.
Trevor: Ich denke, das ist ein spezielles Phänomen im Metal. In Popmusik hast du das nicht so häufig, vielleicht bei grossen Künstlern wie Michael Jackson, aber wer erinnert sich zehn Jahre später noch an einen Künstler, der 2010 mal populär war, weißt du was ich meine? Es ist mehr wie Wegwerfmusik. Auch in zehn Jahrern wird es noch Leute geben, die „Kill ‚Em All“ lieben, die „Peace Sells“ lieben, die echten Respekt für die Vorväter, für das was vorausgegangen ist, haben. Es lebt immer weiter. Die Kunst, die diese Menschen produziert haben, wird nie weggehen, die Künstler mögen verschwinden, aber die Musik lebt weiter und das ist wunderbar. Deine eigene Kunst überlebt dich. Das erhoffe ich mir auch für uns.
metal.de: Das ist doch ein schönes Schlusswort. Danke für deine Zeit, hast du vielleicht noch Empfehlungen für neue, hungrige Death-Metal-Bands? Wie sieht es mit Tourplänen aus?
Trevor: Checkt das Label Maggot Stomp aus! Es gibt eine Bandcampseite mit vielen neuen Bands, hauptsächlich Old-School-Death-Metal. FROZEN SOUL wäre eine, sie erinnern mich ein wenig an BOLT THROWER, MORTAL WOUND sind ein wenig mehr in Richtung CANNIBAL CORPSE. Wir haben erst einmal eine Tour mit TESTAMENT hier in den Staaten, danach geht es für ein paar Festivalauftritte nach Europa. Wir haben auch eine Clubtour geplant, da stehen die Daten aber noch nicht wirklich. Danach geht es weiter, aber wir haben noch keine festen Termine. Es bleibt spannend!
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Stile | Melodic Death Metal |
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