Trespass
"Der Toningenieur trug einen weißen Laborkittel!"

Interview

TRESPASS, eine alte Band aus seligen NWOBHM-Zeiten, gibt es eigentlich schon ewig lange, und doch erschien Anfang des Jahres mit „Footprints In The Rock“ ihr erst drittes Album. Wir sprachen mit Bandgründer und Gitarrist Mark Sutcliffe über die lange Geschichte der Band sowie natürlich über das aktuelle Album.

 

Zuerst möchte ich dich bitten, unseren Lesern die Geschichte deiner Band TRESPASS näherzubringen. Die Band wurde 1979 in Suffolk gegründet. Welche Erinnerungen hast du noch an die Anfangszeit? Wie habt ihr euch getroffen und was waren eure ersten Schritte, was eure wichtigsten Einflüsse damals?

Es war eine großartige Zeit, wir waren noch so jung und grün hinter den Ohren! Ich war 20 Jahre alt, als wir unsere erste Single „One Of These Days“ aufnahmen. Mein Bruder Paul war erst 18! Wir spielten immer unsere eigenen Songs, angefangen von der ersten Show im März 1979. Ich denke, das hat uns von den anderen lokalen Bands in dieser Zeit unterschieden, die nur Coversongs spielten. Das hatte die Aufmerksamkeit von einem neuen lokalen Independent Label auf uns gerichtet und der Rest ist Geschichte, wie sie sagen.

Als Band der NWOBHM, wie würdest du eure damalige Position innerhalb dieser Bewegung umschreiben? Mit welchen anderen Bands standet ihr im Kontakt und habt mit ihnen gespielt? Wie war die damalige Clubszene, wie die Atmosphäre in der Szene?

Wie die meisten Bands waren wir in Unkenntnis darüber, dass die NWOBHM gerade gestartet hatte und wir waren einfach am richtigen Ort zur richtigen Zeit. Der Anstieg von kleinen Plattenfirmen, die aus der Punkbewegung kamen, half kleineren Bands dabei, Aufmerksamkeit zu bekommen. Ich denke, TRESPASS waren eine wichtige Band innerhalb der Bewegung, so hatten wir zwei Songs auf dem Sampler „Metal For Muthas II“ und ich wünschte mir einfach, dass wir 1980/81 ein Album gemacht hätten. Wir kamen etwas spät in die Szene und die Bands, die den Durchbruch schafften wie IRON MAIDEN und DEF LEPPARD, die waren etwas älter, aus größeren Städten und mehr etabliert. Es war eine fantastische Zeit. Unsere Reise ging von kleinen Pubs im verschlafenen ländlichen Suffolk zum Marquee Club in Wardour Street London. Es war ein großer Schock für das System aber großartiger Spaß!

Ihr hattet dann bei Trial Records unterschrieben und drei Singles veröffentlicht. Wie war es für euch, die ersten Songs im Studio aufzunehmen?

Das war eine unglaubliche Erfahrung. Wir nahmen „One Of These Days“ in unserer allerersten Studiosession im Oktober 1980 auf.  Ich hatte unsere Musik vorher noch nie so klar gehört und das war sehr inspirierend. Ich habe das Aufnehmen von Musik immer genossen, das ist ebenfalls ein sehr kreativer Prozess, manchmal bekomme ich auf einmal zu viele Ideen in meinem Kopf!

Nach dem Tod eures Vaters Allan Sutcliffe lösten sich TRESPASS 1982 auf. Hattet ihr niemals darüber nachgedacht, in den Achtzigern nochmals zusammenzukommen und ein Debütalbum aufzunehmen?

Der plötzliche Tod meines Vaters mit gerade einmal 47 Jahren war ein großer Schock für uns alle und bei TRESPASS wurde es sowieso viel ruhiger. Tatsächlich hatten wir uns als TRESPASS 1984 reformiert und es gibt noch einiges ungehörtes Material aus dieser Zeit. Paul sprach mit mir darüber, den Namen und den Stil zu ändern, und zu meinem Bedauern wurden wir BLUE BLUD. Das ist eine andere Geschichte!

In den Neunzigern gab es dann doch die Reunion und 1993 erfolgte die Veröffentlichung eures Debütalbums „Head“. Wie kam es dazu?

Nachdem eher AOR Sound von BLUE BLUD wollte ich das Zeug von mir loswerden mit etwas mehr Heavy Stoff. Wir veröffentlichten die TRESPASS Compilation „Works“ die sich gut verkaufte und zeigte, dass es noch immer Interesse an der Band gab. Daher entschieden wir uns dazu, ein neues TRESPASS Album aufzunehmen. Das war eine Momentaufnahme wie wir zu dieser Zeit waren. Da waren neue Einflüsse und Paul schrieb zum ersten Mal in TRESPASS Songtexte. Das sorgte für einen anderen Sound. Da sind aber auch einige gute Songs auf dem Album und wir werden einige davon Live spielen.

Danach wurde es aber wieder still um TRESPASS… 2015 wurde ein zweites Album veröffentlicht. Alle Songs darauf sind klassische Stücke aber neu aufgenommen, richtig?

Ja, ich hatte mich dazu entschieden, dass die Stille nun lange genug angehalten hatte. Ich wollte ein neues Studioalbum mit neuem Material aufnehmen, da ich niemals aufgehört hatte, Songs zu schreiben. Aus einigen Gründen konnte ich die anderen Mitglieder nicht davon überzeugen, an neuen Songs zu arbeiten. Sie stimmten aber zu, das alte Material neu aufzunehmen, da viele existierende Versionen lediglich Demos waren. Ich wollte, dass die Songs gut klingen. Und einen moderneren Sound einführen.

Nun gibt es von euch ein neues Album namens „Footprints In The Rock“. Worin siehst du die Unterschiede, wo die Gemeinsamkeiten zu euren vorherigen Arbeiten?

Wir sind sehr glücklich dass Mighty Music hinter uns stehen und wir das Album rausbringen konnten, wofür ich ihnen danken möchte! Mein Geschmack ist nun etwas auf der heavier Seite und ich mag einen großen Sound und großes Feeling in meiner Musik. Zum Beispiel „Rising“ von RAINBOW ist eines meiner Lieblingsalben. Das neue Album ist sehr von der Gitarre getrieben und der Twin-Gitarren Ansatz ist noch immer da. Ich finde, die Songs sind eingängig und haben gleichzeitig Tiefgang.

Habt ihr hierfür nur neue Songs verwendet oder habt ihr auch noch auf altes Material zurückgegriffen? Was kannst du uns über das Songwriting und die Aufnahmen erzählen?

Der älteste Song auf dem Album ist von 1999, der jüngste ist brandneu! Den größten Teil des Materials schrieb ich in meinem Homestudio in der Mitte von Nirgendwo. Wir nahmen in Dannys Studio in Suffolk auf und es war wieder wie in den alten Tagen. Ich hatte versucht über Dinge zu schreiben, zu denen ich eine Leidenschaft habe.

Du hast auch eine STATUS QUO Tribute Band, richtig? Welchen Einfluss hatten sie auf dich?

Ich mache das nicht mehr länger, auch wenn ich ein großer Fan von STATUS QUO und Francis Rossi bin. Ich habe gelernt, dass ich es bevorzuge, lieber ich selbst zu sein und meine eigene Musik zu machen, als jemand anderes zu sein. Solche Tribute Arbeiten kann dazu dienen, den Lebensunterhalt zu verdienen, aber es macht nichts für deine Seele, was auch immer.

Dann interessiert uns natürlich, was ihr sonst noch in nächster Zukunft vor habt?

Ich danke dir für deine nachdenklichen Fragen! Ich bin sehr stolz auf das neue TRESPASS Album „Footprints In The Rock“ und ich hoffe aufrichtig, dass die Leute es genauso genießen das Album anzuhören, wie wir es genossen hatten, es zu machen. Ich schreibe bereits an einem neuen TRESPASS Album als auch an einem Solo-Album. Alles was ich immer machen wollte war es, meine Gitarre zu spielen und meine Songs zu singen. Wir fühlen uns geehrt und privilegiert, dass Menschen überall auf der Welt unsere Musik anhören und ihre Köpfe dazu bangen möchten!

26.02.2018

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

Exit mobile version