Tides From Nebula
Interview mit Maciej Karbowski

Interview

Tides From Nebula

Mit „Earthshine“ haben die polnischen Post-/Experimental-Rocker TIDES FROM NEBULA ein grandioses, vielschichtiges Instrumentalalbum geschaffen, das prall gefüllt ist mit sorgsam auskomponierten Klangräumen, die zwischen fragiler Empfindsamkeit und erhebender Ausdrucksfreude hin- und herpendeln. Um in Erfahrung zu bringen, was ein so junge Band zu solchen musikalischen Höhenflügen antreibt und zu verstehen,  unter welchen Umständen dieses Album entstanden ist nutzten wir die Gelegenheit, Gitarrist und Tastenmann Maciej Karbowski  ein paar Fragen zu stellen. Die Antworten zeichnen das Bild einer Band, die trotz der schwebenden, entrückenden Magie ihrer Musik im jeder Hinsicht bodenständig ist und ihre Pläne mit viel Ehrgeiz und Zielstrebigkeit anpackt. Doch lest selbst…

 

Hey! Ersteinmal Glückwünsche zu eurem großartigen neuen Album! Wie fühlst du dich im Moment?

Hallo! Vielen Dank, ich fühle mich ehrlich gesagt gerade ziemlich müde, wir sind letzte Nacht gerade von unserer Tour zurückgekehrt. Du weißt schon, ein Monat weg von der Heimat… Aber ich fühle mich auch sehr zufrieden, das Feedback ist hervorragend, die Leute mögen das neue Album.

Da ihr euch erst vor drei Jahren zusammengefunden habt und eure Musik ausgesprochen reif und professionell klingt nehme ich an, dass ihr alle bereits vor der Gründung von TIDES FROM NEBULA einiges an musikalischer Erfahrung gesammelt habt?

Natürlich, wir haben alle bereits vorher Musik gemacht. TIDES FROM NEBULA ist unsere reife Form von Musik.

Neben dem Aufnehmen von neuem Material verbringt ihr viel Zeit damit, zu touren und eure Musik zu verbreiten, was klar zeigt, wie ambitioniert ihr seid. Könntest du uns ein wenig von euren Inspirationsquellen und den Konzepten hinter eurer Musik erzählen?

Unser ganzes Leben inspiriert uns, nicht nur Musik.Wir lesen gerne Bücher, reisen, schauen uns Filme an und so weiter. Für mich persönlich ist die Natur eine riesige Inspiration, Ich lebe zwei minuten von einem Wald entfernt, den ich mehrmals die Woche besuche. Ich liebe es, dort zu zu spazieren. Mein Zuhause ist auch eine große Inspiration für mich, ich bin ein echter Familienmensch.

Lass uns nun ein wenig über „Earthshine“ reden, das wie ich finde ein beeindruckendes Beispiel dafür ist, wie schwebend und zugleich dramatisch oder gar erschüternd Gitarrenmusik sein kann. Wo siehst du die Hauptunterschiede im Vergleich zu eurem ersten Album „Aura“?

Ich denke, die Kompositionen sind besser und der Klang ist tiefer. Was die Emotionen anbelangt besteht die Hauptveränderung darin, dass das neue Album ein wenig düstere und viel trauriger ist. „Aura“ war ein wirklich positives Album, „Earthshine“ ist ziemlich trübsinnig. Und wir haben dieses mal viel mehr Keyboards benutzt, bei „Aura“ drehte sich alles um Gitarren.

Seid ihr in erster Linie von Post-Rock-Band beeinflusst? Wenn ich eure Musik höre, vernehme ich eine Menge verschiedener Nuancen, von denen mich viele an Ambient, bestimmte Arten klassischer Musik und andere Spielarten erinnern.

Nein, das sind wir nicht. Natürlich hören wir ein paar, wie PELICAN oder STARS OF THE LID, aber wir hören eine Menge mehr als bloß instrumentelles Zeug. Wir mögen Bands wie DEFTONES, OCEANSIZE oder RADIOHEAD, die alle Gesang benutzen, aber dennoch verdammt inspirierend sind.

Ich weiß nicht viel über Polens Post-Rock-/Alternative-Szene, aber soweit ich weiß, seid ihr eher eine Ausnahme in der polnischen Klanglandschaft. Wie würdest du den Status der polnischen Musikszene im Vergleich zu anderen europäischen Ländern einschätzen?Ich frage, weil viele Kritiker oftmals eure polnische Herkunft betonen.

Das ist wirklich schwer zu sagen. Ich kenne nur den polnischen, englischen und amerikanischen Markt gut, die anderen sind für mich ein großes Mysterium, so wie der polnische Markt es für dich ist. Ich denke, die polnische Szene ist ziemlich reichhaltig, aber es gibt nicht genug gute Labels (sprich: Geld) um sie zu fördern, weshalb sie auf natürliche Weise stirbt. Aber ja, es gibt eine Menge gutes Zeug hier in Polen!

Post-Rock ist ein ziemlich verbreiteter und gern gehörter Musikstil geworden, deshalb würde mich interessieren, was du über dessen Entwicklung denkst.

Wir sehen uns nicht als Post-Rock-Band, deshalb ist das schwer zu sagen. Alles, was ich sagen kann ist, dass die Zuhörer nun offener gegenüber Liedern sind, die nicht nach dem klassischen Strophe-Refrain-Schema aufgebaut sind, was ziemlich großartig ist. Wird instrumentelle Musik populärer? Hoffentlich, haha.

Während des Aufnahmeprozesses von „Earthshine“ verbrachtet ihr einige Zeit in den polnischen Bergen. Ich denke, das hatte einen gewaltigen Einfluss darauf, wie „Earthshine“ klingt: luftig, leicht, und doch robust und energetisch. Ich finde sogar, dass der Titel „Earthshine“ diese faszinierenden beiden Pole repräsentiert. Was sind deine Gedanken dazu?

Großartig, dass du das so siehst! Das Umfeld zu wechseln ist immer inspirierend, deshalb bin ich glücklich, wenn du in den Aufnahmen Berge fühlen kannst. Ich denke, mit diesem Album haben wir uns nahe an ein Konzeptalbum bewegt, aber auf musikalische Art und Weise. „Earthshine“ ist wie ein 50minütiger Trip, man sollte es als Ganzes anhören.

Wie man auf eurer Homepage sehen kann, werdet ihr während der nächsten Monate viele Touren antreten. Was sind eure Pläne für den Rest des Jahres?

Wir haben gerade mit RIVERSIDE in Europa getourt. Wir werden über die nächsten paar Monate auf einigen Festivals vertreten sein, um die 12 oder 13 Auftritte, unter anderem das Open’er Festival in Polen, das Wave-Gotik-Treffen in Deutschland, ein paar Auftritte in Österreich und anderswo. Dann werden wir diesen Herbst eine Tour durch Polen machen und definitiv noch eine andere Europatour (falls möglich). Wir werden sehen.

Könntest du uns etwas über den Ursprung des Namens TIDES FROM NEBULA sagen? Für mich klingt er sehr mysteriös und bildhaft. Was sind deine Assoziationen?

Es war ein perfekter Name für eine Art von Musik, die wir zu schreiben begannen. Wir denken immer noch so, es geht um die kosmische Stimmung und die Gefühle dabei.

Vielen Dank für deine wertvolle Zeit! Ich hoffe, dass „Earthshine“ die Aufmerksamkeit, die es verdient, erhalten wird und bin gespannt auf eure nächste Veröffentlichung. Die letzten Worte gehören dir.

Keine Ursache, es war mir ein Vergnügen! Grüße an alle Leser von metal.de!

31.05.2011
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