Thyruz
Interview mit Gitarrist Gorm zu "Northern Blasphemy"
Interview
Eine Band schiebt seit sieben Jahren regelmäßig Demos raus, die im Underground recht hoch gehandelt werden, bekommt aber keinen Deal, bzw. will (?) keinen Deal. Dann bringen sie ihr Debüt raus und klatschen einem ziemlich gepfefferten Black Metal um die Ohren. Das schrie natürlich nach einem kleinen Ausquetschspielchen, bei dem Gitarrist Gorm mein Opfer war. Das Ergebnis lest ihr in den folgenden Zeilen…
Zunächst einmal eine tiefe Verneigung vor eurem Donnerschlag „Northern Blasphemy“. Die Scheibe macht einen echt nieder. Genau solch ein Resultat werdet ihr euch sicherlich erhofft haben, korrekt? Ich meine, jede Band denkt über ihr aktuelles Album, dass es das Beste ist, aber ihr habt mit „Northern Blasphemy“ meiner Meinung nach nicht nur irgendein Black-Metal-Album vorgelegt, sondern eine beachtenswerte Forke in den Ring geworfen.
Hails! Zunächst einmal danke für das tolle Review und dieses herzliche Willkommen in eurem Webzine. Natürlich haben wir auf positive Reaktionen gehofft und sind deshalb sehr glücklich, dass unsere Arbeit bei so vielen Leuten gut ankommt. „Northern Blasphemy“ ist eine Zusammenstellung von Songs der ersten Ära von THYRUZ, und wir sind sehr froh darüber, dass sogar die ältesten Songs, die wir für die CD neu aufgenommen haben, so gut klingen.
Besonders hervorstechen tut natürlich sofort diese wirklich kompromisslose Art und Weise, mit der ihr vorgeht. Diese ballernden Drums, diese krank verspielten, aber trotzdem straighten Gitarren und dazu der wirklich höllische Gesang. Wirklich beeindruckend intensiv das Album. Erzähl mir bitte etwas über die Entstehung derart heftiger Musik. Wie geht ihr beim Songwriting voran, was treibt euch zu derart hasserfüllten Ausbrüchen?
Ich weiß, dass das wie ein Klischee klingt, aber der norwegische Winter ist nunmal sehr inspirierend. Bei minus 30 Grad würde niemand auf die Idee kommen, Hula-Hula-Rhythmen zu komponieren, mein Wort drauf. Gewöhnlich fangen wir zuerst mit den Gitarrenriffs an, dann kümmern wir uns um das Schlagzeug und zuletzt ist der Gesang an der Reihe.
Der Sound ist roh und gemein, aber trotzdem nicht unterproduziert. Wurde eure Vorstellung erfüllt, wie das Album hinterher klingen sollte, oder war das Ergebnis eine reine Überraschung?
Beides… wir waren zufrieden mit dem Mix, aber gleichermaßen überrascht von der hervorragenden Arbeit des Rosenquarz Tonstudios beim Mastering. Dafür sind wir den Jungs ein Bier schuldig.
Auch wenn es durchaus musikalische (und melodiöse) Unterschiede gibt, kam mir angesichts der Produktion und vor allem wegen dieser gewissen Art des Blast-Drummings ein bestimmter Name in den Sinn. KOLDBRANN. Kannst du das nachvollziehen?
Nein, eigentlich gar nicht. Das war keinesfalls so von uns geplant. Für mich persönlich sind THYRUZ und KOLDBRANN meilenweit voneinander entfernt, aber das kommt wohl ganz auf die Perspektive an, aus der man das betrachtet 🙂
Ich habe es mir in meinen letzten Interviews mit Black-Metal-Bands zur Gewohnheit gemacht, ein bis zwei Fragen über die Szene zu stellen.
Hat sich die Black-Metal-Szene und die Musik deiner Meinung nach verändert, oder ist es im Prinzip noch dasselbe wie zum Beispiel vor fünf oder zehn Jahren?
Wohin geht der Trend (falls man dieses Wort überhaupt benutzen darf)?
Die Musik hat sich in meinen Augen wirklich stark verändert. Viele Bands spielen deutlich weniger aggressiv als früher, und auch die Songtexte haben sich ziemlich gewandelt. Ich denke, sehr viele Bands sind, verglichen mit der Situation vor 10 Jahren, sowohl in ihrem Auftreten als auch in ihrer Musik kommerzieller geworden.
Ich stelle fest, dass auch im Black Metal die Grenzen immer weiter verschwimmen und zunehmend genrefremde Einflüsse Einzug halten. In Zeiten von Suicide Black Metal, Melodic oder Symphonic Black Metal, oder sonstigen (angesagten) Richtungen, denkst du, dass THYRUZ eine reelle Chance haben, mit derart extremer Musik den Geschmack der Leute zu treffen?
Ich hoffe, dass wir das erreichen, weil wir aus der Masse herausstechen, mit unserer Musik keinerlei Kompromisse eingehen, und uns weder irgendwelchen Stilen oder Charts anbiedern.
Worin liegen deiner Meinung nach die Werte des Black Metal? Ist es Hass, eine ehrliche Gesinnung oder nur ein rein musikalisches Mittel, um negative Elemente in Klängen auszudrücken? Was steckt dahinter?
Es ist der Hass gegen die christliche Gesellschaft, und Black Metal ist ein geeignetes Mittel, um diesen Hass und diese Überzeugung zu verbreiten, und in unserem Kampf gegen das Christentum stärker zu werden.
Ich lese in letzter Zeit immer häufiger von Bands, die sich einen Dreck darum scheren, ob ihre Alben gekauft werden oder nicht, denen es egal ist, ob Leute sie mögen oder hassen. Warum aber veröffentlicht man dann ein Album über ein Label?
Ist es euch egal, wie ihr bei den Leuten dasteht oder sind die Zahlen unterm Strich auch für eine Band wie THYRUZ wichtig?
Wir würden auch dann Musik machen, wenn uns keiner kennen würde, einfach um unsere Aggressionen und Hass in die Musik einfliessen zu lassen, um das Gefühl, welches Black Metal vermittelt, zu genießen. Wir haben das Album veröffentlicht um diese Gefühle mit anderen zu teilen, und um zum Krieg gegen die Kirche beizutragen.
Wieso hat es eigentlich so lange gedauert, bis ihr das erste offizielle Album veröffentlicht habt? Ihr habt seit 2000 im Jahrestakt fünf Demos veröffentlicht. Wieso erst jetzt das Album?
Mich wundert das doch sehr, zumal eure Musik verdammt gut ist und ordentlich Durchschlagskraft besitzt. Jeder Idiot, der drei Töne spielen kann, veröffentlicht heutzutage bereits nach der ersten ernstzunehmenden Probe ein Album, warum THYRUZ nicht?
Wir wollten nicht auf Teufel komm raus mit der erstbesten Plattenfirma ein Album veröffentlichen, so eilig hatten wir es dann doch nicht. Aber als sich dann Twilight bei uns gemeldet haben, hatten wir das Gefühl, nun einen Partner gefunden zu haben, dem es auch wirklich ernst war, unser Album zu veröffentlichen.
Bist du oder jemand anderes aus der Band eigentlich noch in weitere Bands oder Projekte involviert? Ihr klingt so professionell, dass ich kaum glauben kann, dass THYRUZ das einzige Betätigungsfeld sein soll…
Ich fing damals 1995 mit ALSVARTR als Gitarrist und Sänger an, aber momentan ist THYRUZ tatsächlich meine einzige Band; Mjølner spielt noch bei OPTOLETUM, aber die anderen haben keine Nebenprojekte.
Die Schwemme an Bands aus Norwegen scheint unaufhörlich zu sein. Immer wieder erscheinen bekannte Demo-Bands im Tages-, bzw. Mondlicht oder kriechen bisher vollkommen unbekannt hinter irgendeinem Stein hervor. Mittlerweile müsste doch jeder Dritte bei euch da oben in einer Black-Metal-Band spielen oder nicht? Auch wenn das natürlich zunächst mal scherzhaft gemeint war. Womit erklärst du diese Vielzahl an Bands aus Norwegen, die immer wieder Nachrücken und auch oft mit hochkarätigen Alben aufschlagen können?
Hier in Norwegen ist Black Metal nach wie vor sehr angesagt, auch wenn man nicht mehr soviele Leute mit Corpse Paint auf der Straße rumlaufen sieht. Wahrscheinlich ist es deshalb so einfach, hier eine Black-Metal-Band zu gründen, weil die ganze Welt auf unser Laut schaut. Wer möchte schon irgendwelchen XY-Metal spielen, wenn es hier hunderte von Black-Metal-Bands gibt, denen die ganze Aufmerksamkeit zuteil wird.
Welche noch nicht so bekannten norwegischen Bands kannst du mir und unseren Lesern sonst noch empfehlen?
Es gibt unzählige erwähnenswerte, aber ich persönlich würde NEBULAR MYSTIC empfehlen, eine wirklich großartige Band, mit der wir befreundet sind.
THYRUZ auf der Bühne! Wird es die Chance geben, oder haltet ihr nichts von Live-Präsenz?
Wir werden auf dem Barther Metal Open Air auftreten und haben auch vor, in naher Zukunft auf Tour zu gehen, also ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, uns demnächst mal live zu sehen.
Bevor wir das Interview beenden, möchte ich dir gerne noch jeweils ein paar Worte zu folgenden Bands entlocken. Deine Meinung über…
SATYRICON – Tolle Band, die aber ihren Zenit bereits mit „Nemesis Divina“ erreicht hat.
DARKTHRONE – Eine der klassischen Black Metal Bands, die ihre Highlights in der frühen Phase ihrer Karriere hatte.
LIMBONIC ART – Bei denen freue ich mich schon sehr auf neues Material diesen Herbst…
GORGOROTH – Kompromißloser und knochenzermahlender Black Metal, erste Sahne.
DøDHEIMSGARD – Großartig, dass sie wieder da sind, vor allem jetzt, wo unser alter Freund Valdr dort am Schlagzeug sitzt.
Ich danke dir für das bereitwillige Beantworten meiner Fragen. „Northern Blasphemy“ ist ein verdammt starkes Album geworden, das von jedem Black Metaller angecheckt werden sollte!
Wir werden sicherlich noch viel von THYRUZ hören, ich hoffe es jedenfalls! Thumbs up!
Danke nochmals für das tolle Review und dieses Interview! Cheers von THYRUZ!
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