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Interview mit Richard West zu "March Of Progress"

Interview

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Mit „March Of Progress“ ist den britischen Prog-Metallern THRESHOLD ein Meisterwerk gelungen, das die besten Elemente ihrer bisherigen Bandgeschichte zu überragenden Kompositionen verbindet. Dabei zahlt sich insbesondere die erneute Verpflichtung des brillianten Damian Wilson als Sänger aus, der die großen Fußstapfen des leider inzwischen verstorbenen Andrew „Mac“ McDermott scheinbar mühelos auszufüllen vermag. Wir sprachen mit Keyboarder und Produzent Richard West über den Rückkehrer, seinen Vorgänger und das zweifellos beste Prog-Album des Jahres.

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Hey Richard, danke, dass du dir die Zeit nimmst, uns ein paar Fragen zu beantworten. Ich warte nun schon ziemlich lange auf euer neues Album. Warum habt ihr euch für „March Of Progress“ so viel Zeit gelassen?

Alles war anders, nachdem unser damaliger Sänger Andrew „Mac“ McDermott die Band verlassen hatte. Wir hatten gerade „Dead Reckoning“ veröffentlicht, als er plötzlich und ohne Vorwarnung ausgestiegen ist. Wir haben dann unseren ehemaligen Sänger Damian Wilson angerufen und konnten dadurch unsere geplanten Tourtermine einhalten. Von diesem Zeitpunkt an haben wir damit begonnen, die Band neu aufzubauen und haben gelernt, wie wir in unserem neuen Line-Up klingen und zusammenarbeiten. Wir waren viel auf Tour, bis wir schließlich bereit waren, zusammen ein neues Album aufzunehmen.

 

Wo du gerade euren alten Sänger Andrew McDermott ansprichst: Weißt du, warum er THRESHOLD so plötzlich verlassen hat? Und wie beurteilst du die Situation heute rückblickend?

Ehrlich gesagt haben wir keine Ahnung, warum er gegangen ist. Er hat uns nur eine Nachricht geschickt, in der er schrieb, dass er mit seinem Leben weitermachen müsse, aber das ergab in meinen Augen keinen Sinn, weil wir so viel über „Dead Reckoning“ gesprochen hatten und wie sehr das Album ein Teil unseres Lebens war. Wir waren alle wirklich begeistert von dem Album, der Tour und dem Wechsel zu Nuclear Blast, so dass es für uns einfach überhaupt keinen Sinn machte. Natürlich bin ich sehr traurig darüber, weil er ein großartiger Sänger und ein wichtiger Teil der Band war, aber man kann Leute nicht zu etwas zwingen, was sie nicht tun wollen.

 

Im August letzten Jahres ist Mac dann ziemlich plötzlich gestorben. Hat sein Tod deinen Blick auf all die Jahre, die ihr gemeinsam in der Band gespielt habt, verändert?

Ja, ich wünschte, wir hätten mehr Zeit miteinander verbracht. Du kannst dir leicht einbilden, dass sich nichts jemals ändert, aber dann passiert so etwas und du merkst, wie du die Dinge hättest anders angehen können. Ich habe mir kürzlich einige alte Live-Videos mit Mac angesehen und es tut immernoch weh, ihn zu sehen. Ich kann immernoch kaum glauben, dass er von uns gegangen ist und das ist sehr traurig.

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Ich denke, es war eine ziemlich clevere Entscheidung, Damian Wilson als Sänger zurückzuholen. Mit der offiziellen Ankündigung habt ihr euch aber lange Zeit gelassen. War es schwierig, ihn davon zu überzeugen, als festes Bandmitglied zu THRESHOLD zurückzukehren?

Wir wussten, dass es entweder Damian Wilson oder Glynn Morgan sein müsste. Beide haben in der Vergangenheit bereits bei THRESHOLD gesungen und wir konnten uns wirklich nicht vorstellen, einen vierten völlig neuen Sänger in die Band aufzunehmen. Kurz bevor Mac uns verließ, hatte ich mit Damian für ein anderes Projekt zusammengearbeitet und er hatte mir erzählt, dass er es vermisste, ein Teil von THRESHOLD zu sein. Daher wussten wir bei Macs Ausstieg bereits, dass Damian nicht nur über die nötigen Fähigkeiten verfügte, sondern auch Lust darauf hatte. Er erklärte sich also bereit, uns bei der bevorstehenden Tour auszuhelfen, und wurde mit nur einer Woche Zeit, um das Set zu lernen, der Held des Tages. Anschließend setzten wir unsere Tour weiter fort und er wurde immer mehr ein Teil der Band. Es gab also nie den einen, bestimmten Tag, an dem Damian offiziell zu uns zurückkehrte, er ist einfach langsam wieder ein Teil von uns geworden.

 

Damian hat kürzlich erst mit HEADSPACE ein großartiges Album veröffentlicht und hat darüber hinaus sein Singer/Songwriter-Soloprojekt am Laufen. Gab es dadurch nicht Probleme mit Überschneidungen der verschiedenen Zeitpläne?

Das kann schon öfters mal ein Problem darstellen, wenn Leute in mehr als einer Band aktiv sind. Aber wir geben unser bestes, damit das alles trotzdem so gut wie möglich funktioniert.

 

THRESHOLD waren schon immer eine Band, die gesellschaftliche und politische Entwicklungen in ihren Texten verarbeitet hat. Welches sind die Hauptthemen, die ihr auf dem neuen Album ansprecht?

Wir beschreiben lediglich die Welt, die wir sehen, es steckt da keine Agenda oder politische Überzeugung dahinter. Bei diesem Album thematisieren wir den Aufstieg und Fall von Menschen, Beziehungen und Imperien. Es gibt da einige Parallelen im Bezug darauf, wie jemand oder etwas erfolgreich wird, eine Weile lang aufblüht, dann aber gleichgültig wird und alles durch seine Finger rinnen lässt. Dieses Grundthema taucht über das gesamte Album hinweg in unterschiedlicher Form auf.

 

Wenn wir uns in den „March Of Progress“ (engl.: „Marsch des Fortschritts“ – Anm. d. Red.) einreihen würden, welches wäre die wichtigste Veränderung, die das für den einzelnen und die Gesellschaft bedeuten könnte?

Der „March Of Progress“ entspricht eher einer Frage: Inwiefern entwickeln wir uns tatsächlich weiter? Setzen wir unseren Reichtum mit Bedacht ein oder werden wir immer selbstgefälliger und müssen zusehen, wie uns alles entgleitet? Vielleicht kann der „March Of Progress“ nur dann weitergehen, wenn wir uns daran erinnern, wie wir an diesen Punkt gelangt sind und auf die Weisheit derjenigen vertrauen, die uns hierher gebracht haben.

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Auf mich wirkt „March Of Progress“ etwas düsterer, schwermütiger und weniger zugänglich als „Dead Reckoning“. In gewisser Weise erinnerte es mich an den Schritt von „Hypothetical“ zu „Critical Mass“ vor zehn Jahren. Inwiefern habt ihr euch solche Entwicklungen beim Schreiben der Songs bewusst gemacht?

Das finde ich interessant. Es ist nicht so, dass wir so etwas gezielt planen, wir schreiben einfach die bestmöglichen Songs. Manchmal bestimmen schon so einfache Dinge wie die Songreihenfolge den Gesamteindruck eines Albums. Möglicherweise macht es bereits einen großen Unterschied aus, dass wir einen düstereren Song an die zweite Stelle gesetzt haben?

 

Wenn ich das richtig sehe, war es für Pete Morten und Steve Anderson das erste Mal, dass sie etwas zum Songwriting beigetragen haben. Macht es die Sache leichter für euch, wenn sich mehr Leute einbringen? Oder wird es dadurch möglicherweise sogar schwieriger, auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen?

Tatsächlich lief das alles ziemlich entspannt ab. Pete schrieb zwei komplette Stücke, wodurch das Album länger als gewöhnlich wurde. Steve schrieb viele coole Bass-Riffs und wir bauten einige davon in „The Hours“ ein.

 

Im ersten Moment vermisste ich auf „March Of Progress“ einen echten Hit wie „Pilot In The Sky Of Dreams“ vom Vorgängeralbum. Nach mehreren Hördurchgängen kann ich mich nun aber einfach nicht zwischen „Ashes“, „The Hours“ und „The Rubicon“ entscheiden. Hast du selbst ein Lieblingslied auf der Scheibe?

Wir haben „Ashes“ und „Staring At The Sun“ als Singles ausgewählt, aber ich stimme dir zu, dass „The Hours“ und „The Rubicon“ ebenfalls potentielle Hits sind. Ich mag auch „Colophon“. Es stellte einen etwas anderen Ansatz für uns dar, aber es war wohl das Stück, das zu schreiben am befriedigendsten für mich war.

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Natürlich freue ich mich auch darauf, euch bald wieder live auf der Bühne zu sehen. Kannst du uns schon etwas über die anstehenden Live-Aktivitäten erzählen?

Momentan sprechen wir über den März (engl.: „march“ – Anm. d. Red.) 2013, so dass es so aussieht, als ob dieser unser „March Of Progress“ werden könnte…

 

Da freue ich mich dann jetzt schon drauf! Das wäre es dann auch von meiner Seite aus an Fragen. Gibt es noch etwas, was du den Fans hier in Deutschland mit auf den Weg geben möchtest?

Ihr in Deutschland habt uns immer so sehr unterstützt, dass ich mich dafür einfach nur bedanken möchte und hoffe, dass ihr viel Spaß mit unserer neuen Scheibe haben werdet!

Galerie mit 22 Bildern: Threshold - Legends Of The Shires Tour 2018
31.08.2012

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