Three Trapped Tigers
Interview mit Matt Calvert zum aktuellen Album
Interview
Bereits Anfang April veröffentlichte die britische Band THREE TRAPPED TIGERS ihr neues Album „Silent Earthling„, auf dem das Trio einen sehr wilden, emotionalen und doch sehr progressiven Mix aus Electronic und Metal darbietet. Darüber hinaus treiben die Großkatzen ihren Stil weiter in Richtung Eigenständigkeit und Perfektion. Wir sprachen nun mit Gitarrist und Keyboarder Matt Calvert über das Album, die Band und die Einflüsse, die den Bandsound so geprägt haben.
Zunächst einmal: Danke für deine Zeit. Wie ist es euch in den letzten Wochen ergangen, speziell jetzt, wo euer Album erschienen ist?
Wir sind gleichzeitig froh und erleichtert, dass das Album endlich draußen ist. Wir haben das Material bereits im August 2014 fertig geschrieben, die Aufnahmen und das Mastering wurden dann noch im Dezember fertig gestellt. Es ist toll, zu wissen, dass man unsere Musik hört. Und natürlich freut es uns, wieder live zu spielen – wir haben erst kürzlich eine Tour durch das Vereinigte Königreich abgeschlossen, wo wir 14 Konzerte gespielt haben. Es hat sehr viel Spaß gemacht und wir haben vor einem großen (aber immer noch nicht riesigen) Publikum gespielt.
Wie ist „Silent Earthling“ denn so im Allgemeinen angekommen?
Wir sind wiederum erleichtert, dass die Platte so gut aufgenommen wurde. Die Presserückmeldungen, die wir bekommen haben, fielen insgesamt sehr positiv aus. Und ich habe natürlich die Rückmeldungen unserer Fans sowohl zum Album als auch zur Tour auf Twitter verfolgt – ich bin halt ein kleiner Narzisst (lacht). Im Großen und Ganzen scheinen die Fans beides wirklich zu mögen. Ich denke, dass wir dieses Album wirklich unseren Fans gewidmet haben.
Woher kommt euer Bandname THREE TRAPPED TIGERS?
Tom, auf dessen Initiative wir uns gegründet haben, las zu der Zeit ein Buch vom kubanischen Autor Guillermo Cabrera Infante mit dem Namen „Tres Tristes Tigres“, was eigentlich „Drei traurige Tiger“ bedeutet. Aber die Alliteration wurde in die englische Sprache übertragen. Jegliche Bedeutung dieses Namens ist darüber hinaus jedoch eurer individuellen Interpretation überlassen.
Wie würdest du euren Stil bezeichnen und wie ist er entstanden? Gabe es prägnante Einflüsse?
Ich weiß nicht, ob ich jemals eine passende Antwort auf diese Frage finden werde (lacht). Es ist im wesentlichen instrumentaler Heavy Rock mit großem Fokus auf Electronic, was viele Bands beschreiben könnte, die so gar nicht wie wir klingen, mit denen wir aber trotzdem immer in einem Atemzug genannt werden. Ich denke, dass unsere Musik zu gleichen Teilen melodisch und aggressiv ist.
Ein wesentlicher Unterschied, der uns von anderen Bands abhebt, ist, dass unsere Einflüsse nicht in der Rock-Musik liegen. Wir haben lange Zeit APHEX TWIN, SQUARE PUSHER und diverse andere Künstler aus dem Electronic-Genre adaptiert, die weder Gitarre noch Schlagzeug verwenden. Ich denke, dass FUCK BUTTONS unseren Umgang mit den Synthesizern maßgeblich beeinflusst haben – haufenweise Distortion, Noise und weitläufige Klangflächen. Auf „Silent Earthling“ haben wir uns glaube ich jedoch etwas von unseren ursprünglichen Einflüssen fortbewegt. Es ist das Ergebnis verschiedener Dinge, die über die Zeit in unseren Sound eingeflossen sind.
Auf eurem letzten Album „Route One Or Die“ habt ihr aggressiver und Noise-lastiger geklungen, während ihr auf „Silent Earthling“ einen progressiveren Ansatz gewählt habt. Wie kam diese Entwicklung zustande?
Auf „Route One Or Die“ wollten wir Musik kreieren, die sich so live wie möglich anfühlt, hin zum Punkt, wo wir fast nur pure Energie vertonen wollten. Und Noise-Elemente sind ein großartiges Mittel, um das zu erreichen: laute Drums, massiver Einsatz von Becken, verzerrte Gtarren, Feedback, enorme Synth-Wogen. Ich denke, dass wir mit „Silent Earthling“ einfach ein paar andere Dinge ausprobieren wollten. Die Betonung sollte auf Klang und tiefer gehende, anspruchsvollere Arrangements liegen, mehr Grooves und weniger Noise. Die mit “Route One Or Die“ etablierten Elemente wollten wir natürlich nicht über Bord werfen, nur eben unseren Sound erweitern.
Wie liefen die Aufnahmen?
Ich mache mir eigentlich nie Sorgen um die Aufnahmen. Das schwierigste an den Arbeiten ist eigentlich immer das Schreiben der Tracks. Wir haben vier intensive Tage in einem Studio verbracht, um dort die Drums aufzunehmen. Der Rest (einschließlich dem Mix) wurde in meiner Wohnung erledigt.
Auf mich wirkt „Silent Earthling“ passagenweise sehr spontan, explosiv, aber ich denke, dass es nie so einfach ist mit progressiver Musik. Die Dinge passieren nicht einfach so durch Zufall. Wie geht ihr also das Songwriting an und wie entsteht euer einzigartiger Sound?
Was das Songwriting betrifft, so begann dieses bei „silent Earthling“ oft mit den Drum-Parts, die ich geschrieben habe. Dazu kamen dann die Riffs und Melodien. Dieser Ansatz bestimmt üblicherweise das Feeling der Tracks. Insgesamt haben wir das Tempo der meisten Songs von „Silent Earthling“ etwas reduziert im Vergleich zu früheren Werken. Wir fügten auch krumme Takte ein, aber wollten diese nicht unnatürlich klingen lassen. Stattdessen wollten wir die Musik fließen lassen. Unser Material soll auch melodisch sein und emotionale, lebhafte Harmonien enthalten. Zuvor hatte Tom das meiste an Impulsen gesetzt, üblicherweise mit Keyboard-Melodien. Mit der Arbeitsweise änderte sich dementsprechend auch das Material.
Ich denke, dass wir bei einem Sound angekommen sind, den wir als den unseren bezeichnen können, auch wenn wir diesen Status erst allmählich erreicht haben. So viele Stile haben unsere Musik beeinflusst, viele elektronische Nuancen, ein Hauch von Jazz, Noise und Metal, sogar Elemente aus dem Funk. Ebenso wie wir Elemente integriert haben, mussten wir uns auch anderen Elementen bewusst verweigern, wobei diese wohl kaum der Rede wert sein dürften. Ich mag, dass unsere Musik so spontan klingt, aber ich möchte sie auch natürlich klingen lassen – nicht zu duldsam. Aber ich schätze das wirklich, dass sich dazu jeder seinen eigenen Teil dazu denkt.
Wie bringt ihr eure Musik auf die Bühne? Spielt ihr sie, wie auf dem Album oder lasst ihr euch Freiraum für Improvisationen?
Auch wenn unsere Produktion sehr vielschichtig ist, entsteht ein Großteil des Materials in einer Art und Weise, die sich live reproduzieren lässt. Das bedeutet natürlich auch, dass unsere Musik nicht sonderlich viel Raum für Improvisationen zulässt. Aber das wäre eine Herausforderung für ein kommendes Album.
Wie würdet ihr eure Bühnenpräsenz beschreiben?
Sehr laut, farbenfroh, weitläufig, visuell aufregend und – hoffentlich – unterhaltsam (lacht). Aber nicht zu ernst.
Habt ihr Pläne für die absehbare Zukunft?
Als Band haben wir nicht viel mehr als das Touren geplant. Allerdings hoffen wir, dass wir für ein drittes Album nicht so lange brauchen, wie für das zweite – hier waren es fünf Jahre!
Dann danke ich für das Interview, die letzten Worte gehören dir.
Kommt zu uns, wenn wir im Juni im Rahmen unserer Europatour nach Deutschland kommen!