Threat Signal
Threat Signal
Interview
Die Kanadier THREAT SIGNAL haben nach dem Beinahe-Bandtod 2007 in diesem Jahr mit "Vigilance" einen Vorschlaghammer von einem Comeback-Album abgeliefert. Jon Howard, das einzig verbliebene Gründungsmitglied, hat zu dieser harten Zeit einiges zu erzählen.
Seit dem letzten Album ist viel Zeit vergangen. Was ist während dieser Zeit passiert? Gab es bestimmte Ereignisse, die Einfluss auf die neuen Songs hatten? Die Zukunft der Band war lange unsicher, richtig?
Die lange Pause war nie geplant, ich habe allerdings ständig irgendein Bandmitglied verloren, bis ich als einziges Originalmitglied noch übrig war. Anfang 2007, als ich meinen Hauptsongwriter Kyle verloren hatte, dachte ich, THREAT SIGNAL seien am Ende und dass alles, wofür wir die Jahre zuvor gearbeitet hatten, auseinanderbrach. Ich habe viel Hass verspürt gegenüber all denen, die mich stehen gelassen haben, aber ich habe bald begriffen, dass manche Menschen einfach nicht dafür gemacht sind, in Bands zu spielen, und mit dem Lebensstil nicht zurecht kommen. Ich habe auch gelernt, dass alles aus einem gewissen Grund passiert, und dass ich ohne sie besser fahre. Ich gründete THREAT SIGNAL Ende 2007 neu und begann, Songs für die neue Scheibe zu schreiben. Ich habe schon immer unsere Demos aufgenommen und produziert, so konnten wir unseren Stil beibehalten und mit den neuen Songwritern Neues integrieren. Diese ganze Erfahrung hat viele Songs auf dem Album textlich und musikalisch beeinflusst. In “United We Stand“ geht es um die Neugründung der Band und darum, sich von dem, was wir so erlebt haben, nicht unterkriegen zu lassen. “Severed“ handelt davon, sich zu befreien, von den Leuten, die mich fertig machen wollen und davon, weiterzumachen und noch besser zu werden. THREAT SIGNAL war ein harter Trip bisher. Wir sind aber jetzt seit zwei Jahren zusammen und ich zweifle nicht daran, dass dieses Line-Up lange bestehen wird.
Wo liegen die Hauptunterschiede zwischen eurem Debüt und “Vigilance“?
Obwohl “Vigilance“ viele Elemente enthält, die auch auf “Under Reprisal“ zu finden waren, haben wie diese weiterentwickelt und die Musik damit verbessert. Ich bin als Sänger und Songwriter besser geworden, und diesen Fortschritt kann man auf der neuen Scheibe hören. Wir waren auch weniger engstirnig beim Aufnehmen und offen für neue Dinge. “Vigilance“ ist wesentlich dynamischer als unsere erste Scheibe.
“Vigilance“ bietet eine interessante Mischung aus harten und melodischen Momenten, scheint besser ausgearbeitet als der Vorgänger, vielleicht etwas erwachsener. War das beabsichtigt?
Ich habe viel seit gelernt seit den Aufnahmen zu “Under Reprisal“ Bei diesem Album hab ich nur gewusst, wie man singt, schreit und Songs schreibt, die gut fließen. Wir wollten eine laute, harte Band sein. Diesmal habe ich mich mehr darauf konzentriert, die schweren und melodischen Momente besser auszuarbeiten und Songs zu schreiben, die dynamischer sind. Ich glaube, die Platte klingt reifer.
Ich finde auch, dass die Produktion natürlicher klingt als die des Debüts. Hat das etwas mit einer gewisen “Back to the roots“-Einstellung zu tun, damit, dass ihr versucht habt, eine Scheibe zu veröffentlichen, die mehr nach Rock ’n‘ Roll klingt?
Ja, das war tatsächlich die Absicht. Wir hatten genug von den glattpolierten Metal-Alben, also gingen wir zurück zu unseren Wurzeln und haben ein rockigeres Album gemacht. Wir haben einen scharf klingenden Gitarrensound hinbekommen, der mehr nach Hard Rock als nach Metal klingt. Ich habe auch keinerlei Vocal-Tuning verwendet. Wir wollten alles zwar gut und fehlerfrei, aber auch rau klingen lassen, als ob wir live spielen würden.
Kannst du uns etwas über die textlichen Inhalte sagen?
Die Texte sind viel persönlicher. Es gibt einige, bei denen ich wirklich tief in meinen Emotionen und Erfahrungen gewühlt habe. Ich singe auch über die Welt, und wie ich sie aus meinen Augen sehe. Es gibt so viel Hass, Gewalt und Verzweiflung in der Welt, das macht mich krank. Ich glaube, wenn wir uns nicht ändern, werden wir uns selbst vernichten. Trotz all der negativen Aspekte versuche ich, immer positiv zu bleiben und ein bisschen Hoffnung durchschimmern zu lassen.
Entstehen die Songs bei euch eher im Teamwork oder kommt einer von euch mit fertigen Ideen an, die dann nur noch ausgearbeitet werden?
Die Band arbeitet meistens an Ideen und Riffs und schickt sie mir. Ich mache dann etwas daraus, arrangiere, schreibe etwas um, oder lasse sie so, wie sie sind. Ich agiere als Producer und gebe den Songs den Fluss und bereite sie für den Gesang vor. Jeder trägt Ideen bei, ich habe allerdings das letzte Wort, und entscheide, was gut ist für THREAT SIGNAL und was nicht.
Wie siehst du die heutige Metal-Szene? Findest du es gut, wie sich die jungen Bands an Extremen immer überbieten oder wird es allmählich zu viel?
Ich finde es ist vieeeel zu viel geworden. Dadurch, dass jeder extremer als der andere sein will, wurde dem Metal viel von seiner Emotionalität und seinem Feeling genommen. Jeder will schneller und lauter sein, es langweilt mich einfach nur. Es scheint als könne jeder, der ein Mikrofon halten und blöde rumschreien kann, Sänger werden.
Was wird die Zukunft für THREAT SIGNAL bringen? Können wir bald auf ein neues Album hoffen, ohne lange Pause? Jetzt wo du eine neue Band zusammen hast?
Ganz sicher! Wir haben bereits ein bisschen neues Material geschrieben und wollen Anfang nächsten Jahres die Demos aufnehmen. Ich wollte nie so lange warten. Aber wir sind jetzt eine Einheit und werden noch lange bestehen. –