Therion
Interview mit Christofer über "Sitra Ahra"
Interview
Ihr mittlerweile zwölftes Album präsentieren die Schweden von THERION mit “Sitra Ahra” und erneut verschafft die Kombo um Mastermind Christofer Johnsson ihren Fans ein episches Klangerlebnis der besonderen Art. Was genau dieses Album so spektakulär macht, woher die enorme lyrische Vielfalt auf dieser Scheibe rührt und warum “Sitra Ahra” in fast komplett anderer Besetzung als der Vorgänger “Gothic Kabbalah” aufgenommen wurde erklärt Christofer im Interview.
Hey Christofer, wie geht es dir heute?
Ausgezeichnet, vielen Dank.
Alles Gute zum Release eures neuen Albums “Sitra Ahra”, das im September erscheint. Wie fühlt ihr euch damit? Seid ihr zufrieden?
Ja, wir sind damit alle sehr glücklich. Im Übrigen hat bisher kein anderes Album mehr nach der Musik geklungen, die wir auch selbst hören.
Was bedeutet “Sitra Ahra”? Und warum dachtet ihr, es sei ein passender Titel für das Album?
Es bedeutet “Jenseits” auf Alt-Hebräisch und es bezieht sich auf die Qliphoth in der Kabbalah (Anm. d. Red.: Scherben, die die Grundlage des Bösen bilden). Wir nahmen bloß einen der Songtitel, der sich besser anfühlte als die anderen.
Besonders aufgefallen ist mir die inhaltliche Vielfalt von „Sitra Ahra“, das implizieren zumindest die Songtitel. Zwar spielt das Thema Kabbalah noch immer eine wichtige Rolle, doch „Unguentum Sabbati“ behandelt das Thema Hexen, „Cu Chulainn“ ist ein Held der irischen Mythologie, „Kali Yuga“ ist ein hinduistischer Begriff usw. Wie verbindet man all diese Themen zu einem stimmigen Konzept?
Das tue ich gar nicht, wir haben nie behauptet, dass es ein Konzept-Album wäre. Ganz im Gegenteil, das Album zieht seinen Nutzen aus der lyrischen Vielfalt, die zur musikalischen Vielfalt passt.
Ist diese Mischung von vielen kulturellen und religiösen Themen Symbol dafür, dass es nicht nur einen wahren Glauben gibt, sondern dass die Wahrheit auch im Zusammenspiel vieler verschiedener Aspekte liegen kann?
Ich glaube schon, dass ich so darüber denke (obwohl ich selbst nicht religiös bin).
Wo hast du dir das Wissen über all diese verschiedenen Themen angeeignet?
Ich selber schreibe die Texte zwar nicht, aber die Kenntnisse, die ich diesbezüglich habe, hab ich mir aus Büchern und Vorträgen angeeignet.
Seit eurem letzten Album „Gothic Kabbalah“ hat sich einiges in eurem Line-Up getan, außer dir ist niemand von der damaligen Besetzung mehr teil der Band. Wie kam es zu diesen radikalen Änderungen?
Wir hatten zusammen unseren kreativen Höhepunkt und wir fühlten, dass es von da an abwärts gehen würde. Wir hätten zusammen mehr Alben machen können, aber es ist schon immer unser Ziel gewesen, besser als nur gut zu sein, also war es an der Zeit, getrennte Wege zu gehen. Wir sind immer noch Freunde und es hat nie schlechte Stimmung gegeben, nur das Gefühl, dass wir zusammen unser Bestes bereits getan hatten. Es gibt zu viele Bands, die so lange dabei sind wie wir und die auch ein wenig den Schwung verloren haben, aber die trotzdem einfach Album um Album weiter machen. Für mich wäre es der schlimmste Albtraum, eine der Bands zu werden, die vor langer Zeit mal Klassiker gemacht haben und die weiterhin touren und hauptsächlich Songs von vor 20 Jahren spielen. Und das ist das, was passiert, wenn du den Schwung verlierst und trotzdem weitermachst.
Wie hast du die neuen Musiker gefunden und bist du zufrieden mit deiner Wahl?
Johan Koleberg hat uns gefunden, er hörte von der Situation und bekam den Job, bevor wir auch nur die Gelegenheit dazu hatten uns umzusehen. Thomas Vikström empfahl sowohl Nalle Pahlsson als auch Christian Vidal. Persönlich denke ich, dass wir nie besser geklungen haben, also ist es wirklich ein gutes Line Up.
Thomas Vikström ist der erst Sänger, der neben dir festes Mitglied der Band ist. Wieso hast du vorher nie einen Sänger fest bei THERION aufgenommen und was lässt gerade Thomas diese ehre zuteil werden?
Das ist eine gute Frage. Ich habe nie geglaubt, dass es passieren würde. Weist du, ich würde niemals einen Rock-Sänger permanent in der Band haben wollen, weil ich nicht mit bloß einer Stimme stecken bleiben oder in einer Situation enden will, in der ich die Songs geschrieben habe, die Songs aber nicht für den Sänger geschaffen sind. Aber Thomas ist auch ein klassischer Tenor, was den Unterschied macht. Es wird immer etwas geben, was er als klassischer Tenor singen kann und wenn es ein Album gäbe, wo es nichts gibt, was er als Rock-Sänger singen kann, wäre es keine große Sache. Die Tatsache, dass er eine unglaubliche musikalische und soziale Persönlichkeit ist, die perfekt ins THERION-Konzept passt, ließ mich glauben, dass ich wirklich Spaß daran haben würde, mit ihm auf lange Sicht Alben zu machen. Er ist zudem auch ein guter Songwriter für den Stil von THERION.
Ihr habt angekündigt, dass die Fans etwas sehr spektakuläres erwarten können. Kannst du uns mehr darüber sagen, was so besonders an diesem Album ist?
Kinderchöre, tibetanischer Gesang, ein Blinder, der Ziehharmonika spielt, französisches Akkordion auf demselben Album, sowie ein Song mit einer Mixtur aus SLAYER, Black Metal (der Sänger von OFERMOD hat die Vocals übernommen), eine 70er-Hammond Orgel und Gesang der Marke Rob Halford sind Beispiele dafür, dass das Album eines der spektakulärsten und vielseitigsten ist, das wir es jemals gemacht haben. Generell unterscheiden sich die Songs untereinander mehr als sie es je getan haben, es klingt fast nach einer Compilation verschiedener Bands. Aber ich denke, dass wir es geschafft haben, die Songs dennoch so zu miteinander zu verknüpfen, dass “Sitra Ahra” einen natürlichen Fluss hat.
Wie sehen eure Live-Pläne für den Rest des Jahres aus, besonders für Deutschland? Werdet ihr auf Tour gehen, um das Album bestmöglich zu promoten oder spielt ihr zumindest ein paar Festival-Shows?
Wir werden eine Welt-Tour vom ersten September bis zum elften Dezember machen. Es stehen bislang nur zwei Shows in Deutschland an, Frankfurt und München.
Wir haben für nächsten Sommer bisher keine Festivals gebucht, aber es ist möglich, dass wir einige spielen werden. Die meisten von uns in der Band haben heute kleine Kinder, also spielen wir weniger als wir es früher taten
Danke für das Interview. Die letzten Worte gehören dir.
Man sieht sich auf Tour! 🙂
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