The Stone
Interview mit Gitarrist Kozeljnik zu "Nekroza"

Interview

The Stone

Mit dem grimmigen, apokalyptischen „Nekroza“ veröffentlichen THE STONE ihr bereits siebtes Album und erfreuen ein weiteres Mal mit ihrem rauen, recht räudigen Black Metal im Stil der Neunziger. Was hinter der archaisch schwarzen Kunst der Serben steckt, klärten wir mit Gitarrist Kozeljnik.

The Stone

Wie sind die ersten Reaktionen auf euer neues Album „Nekroza“?

Es ist immer noch zu früh um über die Reaktionen im Generellen zu sprechen, aber die bisherigen gehen weit über unsere Erwartungen hinaus. Die Leute die das Album bisher gehört haben waren sofort infiziert von seinem Potenzial, und wenn man nach ihren Worten urteilt können sie nicht widerstehen, das „Nekroza“ immer wieder anzuhören. Auch die Kritiken in der Presse sind sehr positiv orientiert und geben dem Album die höchsten Bewertungen. Das ist richtig gut wenn man den Fakt berücksichtigt, dass die Kritiker mit Millionen an neuen Veröffentlichungen tagtäglich zu kämpfen haben, weshalb sie viel weniger Aufmerksamkeit auf die Details legen können als es in der Vergangenheit der Fall war. Daher sollten die Kritiken von heute mit einer Dosis Zurückhaltung betrachtet werden, da viele Journalisten ihre Eindrücke dadurch beurteilen, dass sie die Alben vielleicht einmal oder zweimal anhörten und wir wissen alle, dass das weit davon entfernt ist, die richtigen Kriterien zu setzen.

Das Cover zeigt ein totes Gesicht mit Hörnern, dessen Mund ein ein offenes Tor mit Stufen ist, aus welchem Geister fliegen. Welche Bedeutung steckt hinter dem Cover?

Das Konzept des Covers scheint einen stark rituellen Ansatz und seine Symbolität kulminiert in dem Prozess den wir Nekrose der Seele nennen. Ich vermute, dass wir alle wissen wofür Nekrose als medizinischer Aspekt steht, aber was wir hier machten ist eine metaphorische Transformation eines solch physischen Aufkommens in die transzendentale Erscheinung des Ablebens der Seele.

Ihr habt „Nekroza“ in Kanada und Belgrad aufgenommen, richtig? Was kannst du uns von den Aufnahmen erzhälen?

Das ist wahr. Es war das erste Mal, dass wir zwei verschiedene Studios für Aufnahmen verwendeten, und was es noch außergewöhnlicher machte ist der Fakt, dass die Studios auf zwei verschieden Kontinenten sind. Aufgrund der Tatsache dass unser Schlagzeuger für einige Zeit in Kanada lebt, hatten wir uns entschieden es wäre der effektivste Weg, dort das Schlagzeug aufzunehmen. Also wählten wir Rob Shallcross als Schlagzeugproduzent, der für seine Arbeit mit DARK ANGEL, TESTAMENT und Gene Hogland bekannt ist, im Down Under Studio, der einen großartigen Job machte. Der Rest der Aufnahmen inklusive dem Mix und das Mastering fanden in Belgrad im Citadela Studio mit dem jungen, extrem talentierten Produzenten Luka Matkovi? satt, dessen engagierte Arbeit so maßgeblich dafür ist, wie weit „Nekroza“ über unsere Erwartungen hinaus klingt.

Das Album zeigt eine größere Vielfalt an Stilen als in der Vergangenheit. Was hat euch zu „Nekroza“ inspiriert? Ihr hört sicher auch viele Sachen aus anderen Metal Genres, richtig? Wie würdest du selbst „Nekroza“ in einigen wenigen Worten beschreiben?

Die hauptsächliche Quelle der Inspiration lässt sich auf unsere eigenen Schritte zurückzuführen, welchen wir seit den Anfängen folgen, und wir sind uns der Tatsache voll bewusst, dass es uns im Laufe der Zeit gelungen ist, unseren eigenen Sound aufzubauen, den wir als antreibende künstlerische Kraft für alle unsere Kreationen nachweisen. Offensichtlich wollten wir dieses Mal einige Schritte weitergehen, um einen bösartig turbulenten Sound und all diese Stilvariationen der gespenstischen Substanz hinzuzufügen, aus welcher „Nekroza“ gemacht ist. Eine Art von geisterhafter Patina die um die Frequenzen herumgestreut wird und die böse Lebenskraft tiefer in die Dunkelheit drückt. 

Was sind die hauptsächlichen Einflüsse für THE STONE? Welche Bands schätzt ihr?

Musikalisch gesprochen sind wir nicht nur vom Black Metal beeinflusst, auch wenn dieser Stil die hauptsächliche Initiation beim Erschaffen hat. Wir sind genauso für andere Genres offen, was bestimmt eine Auswirkung auf unseren künstlerischen Ausdruck hat, das führt zu einer Kollision von Stilen was ziemlich charakteristisch für jedes Album von uns ist, aber definitiv seinen Höhepunkt auf „Nekroza“ erreicht hat.

Wie läuft bei euch eigentlich das Songwriting ab? Gibt es bei euch einen Anführer der das Ganze leitet, oder läuft bei euch alles demokratisch ab, und jeder nimmt darauf Einfluss?

Ich glaube nicht an die Demokratie als eine Form, mit der man die Angelegenheiten von Bands managen kann. Es muss eine Hierarchie mit einem Führer an der Spitze geben, der das letzte Wort hat. In THE STONE ist das meine Aufgabe, aber das ist weit davon entfernt dass die anderen Bandmitglieder Leibeigene wären. Tatsächlich ist unser Sänger Nefas das einzige ursprüngliche Mitglied von THE STONE seit den Anfängen, also haben wir beide mehr oder weniger die hauptsächliche Verantwortung die Band in die Richtung zu führen die wir immer verfolgten. Das bedeutet auch, dass ich die hauptsächliche kreative Kraft bin, was das Komponieren anbelangt, während Nefas für die lyrische Seite unserer Kunst verantwortlich ist. Alle anderen Bandmitglieder sind frei darin, an diesen Prozessen teilzunehmen so viel sie können. Aber die Essenz von THE STONE beizubehalten ist das primäre Ziel von jedem der in der Band involviert ist. 

Was ist die Botschaft von euren Texten und eurer Musik?

Die hauptsächliche Charakteristik der lyrischen Seite spricht über das zuvor genannte Konzept der Nekrose der Seele. Es ist die schwarze Leere der spirituellen Metamorphose, die Manifestation des Ablebens, Transformation zur dunklen Seite als die ultimative spirituelle Freiheit die in endloser Isolation verweilt, der Nullpunkt, eine Saat des Schwarzen gesehen als die Höhle von Teufeln. Die konstante Präsenz von sarkastischer Negativität dominiert die akustische und die prosaische Seite von „Nekroza“, wählt die Wörter und Noten als zerstörendes Gift für Geist und Fleisch. Es eliminiert die Perspektiven mit dem glühenden Pessimismus, der das Herz mit Eis und das Sehfeld des Auge mit weiter Schwärze fesselt. Es verursacht den konstanten Alptraum die Beine abgeschnitten zu bekommen, die Zukunft verdammt die zugrunde gegangenen Sterblichen einzuatmen.    

Die Texte sind in eurer Muttersprache gehalten. Weshalb hattet ihr euch bewusst dagegen entschieden, in Englisch zu singen, was sicherlich mehr Menschen auf der Welt verstanden hätten?

Von den ersten Anfängen an fühlten wir, dass es der beste Weg ist, unsere lyrische Seite mit unserer Heimatsprache zum Ausdruck zu bringen, weshalb die Mehrheit unserer Prosa in unserer Muttersprache geschrieben ist. Auf dem vorherigen Album „Golet“ haben wir drei Songs in Englisch, und kürzlich haben wir eine Vierfach-Vinyl-Split veröffentlicht, die ebenfalls englische Texte enthält. Wir haben also Englisch nicht für immer aufgegeben, aber unsere Heimatsprache passt einfach besser, um unsere Essenz und Philosophie zum Ausdruck zu bringen. 

Würdest du uns bitte deine religiösen oder antireligiösen Positionen erzählen? Was sind deine Glauben und Überzeugungen?

Spirituelle Isolation ist das, wohin meine Religiösität geht. Es ist der Übergang hinter allen spirituellen Formen und Ansichten, welche den Sterblichen bekannt sind, was meine eigene himmlische Essenz initiiert als das individuelle, distanziert von moderner Gesellschaftsheiligkeit, welche die Massen bindet, um in einem verkrüppelten Seelenzustand zu verweilen.

THE STONE existieren bereits seit den Neunzigern. Wie ist deine Sichtweise auf die heutige Black-Metal-Szene?

Es ist schwierig, die Zeiten der Neunziger mit dem Aktuellen zu vergleichen. Den Black-Metal-Bands der neueren Generation fehlt etwas. Sie kennen ein Rezept um technisch gesprochen gute Musik zu spielen, aber irgendwie vermisse ich die Essenz. Da sind keine spontanen erleuchtenden Momente wie es sie in der Vergangenheit gab. Heutzutage klingt alles so vorhersehbar, hochgestochen und meist langweilig. Die neuen orthodoxen Black-Metal-Trends, die unglücklicherweise auch einige ältere Bands beinhalten, erscheinen eher pathetisch als seriös und weit davon entfernt, um was es wirklich im Black Metal geht. Auf der anderen Seite denke ich, dass das Internet viel von dem zerstört hat, was einmal war und es gibt keine Umkehr, da viele Leute Black Metal als Spielwiese für kindische Ego-Wettkämpfe betrachten, und ihre leeren Gedanken und Sichtweisen über die omnipräsenten Sozialen Netzwerke des Internets teilen. Die neuen Generationen scheinen für immer von den alten Achtzigern und frühen Neunzigern weggelöst zu sein, es fehlt der Funke der Energie.

Meinst du dass ihr mal zu große Schritte macht und euch damit zu weit von euren Wurzeln entfernen könntet?

Nein, wir bleiben einfach auf dem Pfad den wir einst absteckten was Stil und unser Ausdruck anbelangt. Es entwickelt sich im Laufe der Zeit was ziemlich offensichtlich auf unseren Alben ist, aber wir haben keine Intention unsere Essenz zu verändern auf die Art wie THE STONE Black Metal atmen. Wenn du mich aber andererseits fragst, ob wir jemals größere Schritte machen und den Underground verlassen, in dem Fall dass wir die Chance bekommen unsere Kunst für ein größeres Publikum verfügbar zu machen, würde ich das bejahen.

Was habt ihr in nächster Zukunft mit THE STONE geplant?

Der Großteil unserer Pläne ist mit unsere Live-Aktivitäten verbunden, um das neue Album so viel wie möglich zu promoten. Weiter arbeiten wir an dem Plan für unsere Veröffentlichung zu unserem 20jährigen Jubiläum 2016.

Vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören dir!

Ich danke dir für das Interview! Checkt unser neues Album „Nekroza“ wenn ihr danach sucht, die Kunst gemacht aus vergifteten Dämpfen einzuatmen.

Galerie mit 9 Bildern: The Stone - De Mortem et Diabolum 2017
18.10.2014

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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