The Spirit
Von Entwicklung und Misanthropie

Interview

THE SPIRIT sind kurz davor, mit „Cosmic Terror“ ihr zweites Studioalbum zu veröffentlichen. Der Erstling „Sounds From The Vortex“ kam gleich zwei Mal raus: 2017 als auf 500 Stück limitierte Eigenproduktion und 2018 über Nuclear Blast. Es folgten Auftritte bei namhaften Festivals sowie eine Tour mit KATAKLYSM und HYPOCRISY. Mit dem neuen Album erfolgt nun ein Wechsel zu AOP Records. Als noch recht junge Band haben THE SPIRIT also schon einiges geschafft und erlebt. Fronter und Songschreiber MT nahm sich Zeit, mit uns über „Cosmic Terror“, Motivationen, Lernprozesse und die Zukunft der Band zu sprechen.

Bild The Spirit Logo

THE SPIRIT haben jetzt das zweite Album „Cosmic Terror“ in der Pipeline. Mit dem ersten habt ihr euch relativ schnell eine Anhängerschaft aufgebaut, wart auf großen Festivals und auch auf Tour mit KATAKLYSM unterwegs. Gibt es da jetzt Druck oder einen gewissen Anspruch an das neue Album? Habt ihr euch bestimmte Ziele dafür gesetzt?

MT: Der Erfolg – oder was man mit dem ersten Album erreicht hat – ist da eher sekundär. Es geht eher um die eigenen Ansprüche und den Druck, den man sich selbst mit dem ersten Album geschaffen hat. Der war definitiv da, das kann man nicht leugnen. Das erste Album war ziemlich stark, und das Level zu halten, oder sogar noch einen draufzusetzen, war das Ziel. Zu Anfang war dann doch etwas Druck da, ob das am Ende auch hinhaut. Jetzt, wo das ganze Ding im Kasten ist, ist man natürlich etwas relaxter, und auch etwas stolz, dass man es geschafft hat. Zumindest von unserer Seite aus. Wie es dann draußen ankommt und Leute wie du oder die, die dann später das Album kaufen, das sehen, ist natürlich noch mal was anderes.

Das erste THE SPIRIT-Album „Sounds From The Vortex“ habt ihr zwei Mal rausgebracht, es war aber beim zweiten Mal nicht remastert. Damit war ihr also zufrieden. Habt ihr jetzt trotzdem etwas anders gemacht?

MT: Sehr viel. So ziemlich alles. Aber die grundlegenden Sachen waren immer noch gleich. Zum Beispiel das Songwriting, die Art und Weise, wie die Songs geschrieben wurden, ist gleich geblieben. Wir haben aber natürlich unglaublich viel aus dem ersten Album gelernt. Im Nachhinein ist man natürlich immer schlauer. Wichtig ist, dass man die Sachen, die man hätte besser machen können, oder die man falsch gemacht hat, in Zukunft besser macht. Das konnten wir jetzt bei „Cosmic Terror“ einfließen lassen. Was den Sound angeht, haben wir bei den Aufnahmesessions einiges anders gemacht. Ich bin mit den Lyrics auf dem jetzigen Album zufriedener als noch auf dem Erstling. Das sind alles Kleinigkeiten, die später im Ergebnis das große Ganze ausmachen. Da hat sich auf jeden Fall einiges getan.

Galerie mit 14 Bildern: The Spirit - "Death... Is Just The Beginning"-Tour 2018

Lyrics sind an dieser Stelle ein gutes Stichwort. Ich zitiere mal eben den Promotext, den ich bekommen habe. „[THE SPIRIT] wollen nichts erklären. Sie wollen ihre von Misanthropie geprägten Texte nicht analysieren. Die Band möchte nur eins: Ihre Musik sprechen lassen“. Kann ich dir trotzdem ein paar Themen oder Ereignisse entlocken, die in die Lyrics auf „Cosmic Terror“ mit reingespielt haben? Gibt es etwas, über das du trotzdem sprechen würdest?

MT: Nicht wirklich. Ich mag es überhaupt nicht, über die Lyrics zu reden. Es ist Folgendes. Ich kann nicht über irgendwelche belanglosen Dinge singen. Auf dem ersten Album hatte zum Beispiel unser damaliger Gitarrist einen Text beigesteuert. Wenn ich diesen Text jetzt bei Liveshows singe, rattere ich halt einfach einen Text runter, habe aber keine emotionale Beziehung dazu. Das ist für mich aber extremst wichtig. Das ist auch etwas, was man meiner Meinung nach bei Musik hört. Wenn ich jetzt einfach nur über einen dämlichen Politiker, der mir zu viel in den News ist, abhate, oder eben irgendwelches belangloses Zeug, das hört man einfach am Ende.

Die Lyrics, die ich schreibe, sind deshalb zum Teil sehr private Geschichten. Sachen, mit denen ich mich beschäftige, wie ich die Welt sehe, was in meinem Kopf vorgeht. Die kann ich später ganz anders rüberbringen, auch live, weil ich einen ganz anderen Bezug dazu haben. Weil einfach mehr Feeling drin ist. Und ich will da nicht auf irgendwelche Einzelheiten eingehen, was mit einem bestimmten Text gemeint ist. Zumal die Texte auch recht vielschichtig sind. Ich baue sie so auf, dass nicht „in your face“ klar ist, dass damit dies oder jenes gemeint ist. Ich umschreibe die Sachen so, dass sich jeder, der sich damit beschäftigen will, sein eigenes Bild machen kann. Wie, wenn man ein Buch liest, oder einen Film anschaut, so zum Vergleich.

Ich bin auch nicht der Typ, der private Geschichten gerne preisgibt. Du würdest jetzt wahrscheinlich auch nicht in der Stadt jemanden Fremdes auf der Straße anhauen und ihm erzählen, dass es dir aus dem und dem Grund gerade schlecht geht, oder was dich gerade beschäftigt.

Bild The Spirit Bandfoto 2019

The Spirit sind (v.l.): AT, MT, MS.

Das Stichwort Misanthropie fiel ja aber schon im Text. Gibt es da etwas, dass dich an den Menschen am meisten stört?

MT: Ich bin niemand, der rumrennt und „ich hasse alle Menschen“ schreit, oder so einen Kindergartenkram. Das ist nicht der Fall. Es kommt aus der Lebenserfahrung und davon, wie dich das Leben eben geprägt hat. Wenn du lange genug hier auf diesem Planeten unterwegs bist, dabei nicht mit Scheuklappen unterwegs bist, offen für Sachen bist, dir nicht zu viel vorgeben lässt und Dinge hinterfragst. Die Nachrichten sind heutzutage ja absolut katastrophal, da kriegst du eine Schreckensmeldung nach der anderen. Es geht jetzt nicht in die Richtung, sondern darüber hinaus. Der Mensch war auch schon vor 50 Jahren schlecht, und er war auch schon vor 500 Jahren schlecht. Aber heute kann man davon mehr sehen und mitbekommen, auf globaler Ebene.

Auf der anderen Seite steckt da aber auch viel drin, was mir persönlich in meinem Leben widerfahren ist. Man kann sich natürlich immer denken, dass so was ja woanders passiert. Aber wenn einem diverse Sachen selbst widerfahren, fängt man irgendwann an, sich von Leuten abzuschotten. Ich habe schon vor Jahren meinen sozialen Kreis auf ein Minimum beschränkt. Auf Leute, die man wirklich Freunde nennen kann. Einfach, um mich vor diversen Sachen zu schützen. Da kommt so viel Scheiße auf einen zu. Menschen sind zum Großteil einfach dumm und egoistisch, und auf so einen Scheiß habe ich keinen Bock.

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Quelle: MT, The Spirit
31.01.2020

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