The Red Chord
Interview mit Guy Kozowyk zu "Fed Through The Teeth Machine"
Interview
THE RED CHORD haben wahrlich eine beachtliche Entwicklung aufs Parkett gelegt. Im Jahr 2005 mit „Clients“ bei Metal Blade begonnen, mit „Prey For Eyes“ deftig nachgelegt und nun mit „Fed Through The Teeth Machine“ den nächsten Brecher am Start. Über die Entwicklung, die Texte und das Songwriting hatte metal.de Sänger Guy Kozowyk im Gespräch.
Hey Guy! Lass uns doch direkt mit eurem neuen Album “Fed Through The Teeth Machine“ beginnen!
Sehr gerne, gefällt es dir denn?
Ja, auf jeden Fall! Bist denn du denn selbst mit Ergebnis zufrieden?
Selbstverständlich, ich kann mich nicht beschweren, haha.
Hast du auch schon weitere Eindrücke und Meinungen zur neuen Platte einholen können?
Wir befinden uns ja noch in einer ganz frühen Phase, was den Release von “Fed Through The Teeth Machine“ angeht, allerdings konnten wir das Teil schon einigen Freunden und zu bestimmten Anlässen vorspielen, wo es insgesamt sehr gut aufgenommen wurde.
Kannst du erklären, wo die Unterschiede zwischen “Prey For Eyes“ und eurer neuen Scheiblette liegen?
Das Album ist definitiv fokussierter, es ist gradliniger, heavyier und aggressiver. “Prey For Eyes“ hatte viele Experimente dabei und war insgesamt vertrackter.
In meinen Augen klingt die neue Scheibe in atmosphärischen und melodiösen Belangen deutlich düsterer als die Vorgänger, woher rührt diese Entwicklung? Sind THE RED CHORD ernster geworden?
Ich denke auf dem Album ist nicht viel zu finden, was THE RED CHORD nun wirklich derart viel ernster macht. Natürlich strahlt “Fed Through The Teeth Machine“ nicht die pure Fröhlichkeit aus, schließlich ist die Welt auch nicht unbedingt der fröhlichste Ort, wie man täglich im Fernsehen mitgeteilt bekommt. Wir werden niemals die ernsteste Band werden, aber dennoch inspirieren uns solche Dinge im Hinblick auf unser Songwriting. Womöglich ist das neue Album ernster als jene zuvor, aber gleichermaßen gehören dahingehend noch viele weitere Aspekte hinzu.
Daran knüpft auch meine nächste Frage an. Ihr hattet immer zynische und sarkastische Elemente in eurer Musik, wird dieser Trend auf dem neuen Langeisen fortgeführt?
Klar, die lyrische Bedeutung ist nicht immer genau so, wie sie oberflächlich erscheint, aber solche Passagen sind bei uns immer wichtig. Insgesamt möchte ich die Musik als Textschreiber und Sänger natürlich mehrdimensional gestalten, viele fokussieren sich zu sehr auf großartige Musiker, aber Lyrics werden oft außen vor gelassen. Ich habe immer versucht, meine Sache interessant zu halten. Ich möchte nicht der Typ sein, bei dem jedes Release denselben Inhalt hat und dazu sind solche Elemente natürlich sehr dienlich. Lyrisch achte ich sehr auf andere Bands und versuche unsere eigene Mache dahingehend etwas anders zu kreieren. Ich schreibe über verschiedene Themen und versuche sie irgendwie besonders herüberzubringen.
Im Vorfeld des Releases von “Fed Through The Teeth Machine“ habt ihr nicht von einem Konzeptalbum gesprochen, aber ihr meintet, die Platte beinhalte Parts dessen. Wo genau siehst du diese?
Ja genau, es ist faktisch kein Konzeptalbum, aber für uns hat es große Bedeutung, dass das Musikalische, das Lyrische und die einzelnen Songs einen gemeinsamen Zusammenhang haben. Angenommen du schreibst sechs Songs, die allesamt überhaupt nichts miteinander zu tun haben, dann ist das schlecht, dennoch muss man sagen, dass unser neues Release deutlich verschachtelter ist. “Fed Through The Teeth Machine“ erzählt verschiedene Geschichten, die aber allesamt irgendwie zusammengehören und letztlich auch irgendwo auf einen Nenner passen.
Magst du eigentlich Konzeptalben?
Wenn sie gut arrangiert ist und wirklich jedes Element wie ein Zahnrad ineinander greift, dann auf jeden Fall. Bei einem Album sehe ich es ähnlich wie bei einem Buch. Du hast verschiedene Kapitel, die an verschiedenen Orten mit verschiedenen Personen spielen, doch im Resultat willst du gewährleisten, dass alles einen logischen Zusammenhang hat. Man hat so viele Möglichkeiten, die Musik auszugestalten, das ist wie bei einem ausgefeilten Charakter – ich mag es einfach, wenn die Bedeutung einer erzählten Sache verschieden interpretiert werden kann.
Wie wichtig sind die Texte denn für dich, also viele Death Metal oder Grind-Bands legen da ganz offensichtlich keinen großen Wert drauf, bei dir scheint das allerdings anders zu sein, richtig?
Naja, du musst wissen, ich war schon immer eher der Hardcore-Typ und in dieser Richtung sind die Texte sehr viel zentralisierter. Death Metal ist natürlich von der instrumentalen Komponente viel komplexer, also es geht noch viel drum herum ab, als es beim Hardcore der Fall ist. Allerdings ist die musikalische Komplexität keine Ausrede um verdammt beschissene Lyrics zu schreiben. So sollte es nicht sein. Das ist doch das, woran sich der Hörer erinnert, woran er sich aufhängt. Aus diesem Grund gefallen mir primitive Texte wie etwa in die Gore-Richtung nicht so besonders. Ich behaupte von mir nicht, ein überaus genialer Schreiber zu sein, allerdings bin ich auch kann dummer Idiot. Also wenn ich über so einige Death-Metal-Texte lese…es ist eine Katastrophe…wir zersägen Köpfe von Babys Yeah…Mann das ist sowas von dumm! Ich weiß nicht, wem so etwas gefällt, aber ich bin ein Erwachsener und kein 15-jähriger Teenager, der sich von so einem Quatsch beeindrucken lässt. Für mich ist es schlichtweg scheisse, Texte ohne auch nur einen Ansatz von Intelligenz zu schreiben. Ich weiß nicht, ob die Bands allesamt nichts zu sagen haben, aber ich habe verdammt noch mal definitiv was zu sagen und nutze die Gelegenheit, dies in meinen Texten zu tun.
In der Regel arbeitet ihr mit ziemlich kurzen Stücken, also kaum sprengt mal einer eurer Songs die 4-Minutenmarke. Magst du es kurz und auf den Punkt oder warum verhält sich das bei euch so?
Für mich als Sänger ist es schon mal einfach praktischer, wenn ich neben den Strophen und dem Chorus nicht noch mit zig Bridge-Parts und so weiter arbeiten muss. Da ist es mir lieber, wenn ein Stück kurz ist und sich dafür auch schneller in die Köpfe der Hörer einbrennt. Ich finde es geil, wie es Bands wie etwa NASUM angehen. Die Jungs haben etwas zu sagen und sie sagen es verdammt noch mal, und zwar so schnell wie ihnen möglich. Es ist ja auch nicht so, dass THE RED CHORD überhaupt keine längeren Songs im Arsenal hätte, aber scheinbar ist es einfach nicht unsere Art, die Stücke in die Länge zu ziehen. Wenn wir einen Punkt machen, dann machen wir eben einen, kurz und prägnant.
Nun ja, schließlich funktioniert es. Die Stücke bleiben im Kopf hängen und sie killen, was will man mehr!?
Ja, ich bin einfach nicht unbedingt der Fan von langen Stücken. Ich kann dir auch gar nicht genau sagen, warum ein Hardcore-Song in der Regel um die drei Minuten lang ist und weshalb die Prozedur im Death Metal locker anderthalb Minuten länger dauert.
Wie entsteht ein Song im Hause THE RED CHORD? Wer schleppt neue Ideen an? Wer bastelt sie zusammen? Wer ist für die Texte verantwortlich?
Bei sämtlichen vorherigen Releases habe ich so ziemlich jedes Stück selbst geschrieben, unser neues Album ist in diesem Bezug etwas facettenreicher. Jeder hatte mal hier und da eine Idee, ein Arrangement oder schlichtweg ein paar Zeilen, die er gerne in einem Titel unterbringen wollte. Das Ganze ist ein kollaborativer Prozess gewesen, der sich in einer logischen Entwicklung zu dieser Platte fortgeführt hat.
Euer erstes Album unter dem Banner von Metal Blade Records war “Clients“, danach kam “Prey For Eyes“ und jetzt “Fed Through The Teeth Machine“. Inwiefern haben sich THE RED CHORD in dieser Zeit entwickelt?
Ich denke am Ehesten haben wir in dieser Zeit unsere eigene musikalische Identität gefunden. Als wir seinerzeit bei Metal Blade unterschrieben haben, wurden wir als typische moderne Death/Grind-Band gehandelt, wie jede andere eben. Mit der Zeit haben die Leute erkannt, dass wir mit dieser bunten Genre-Mixtur ein eigenes Gesicht haben, aber dazu gehört natürlich auch eine enorme Entwicklung unsererseits. Wir wollten eben auch immer eine selbstständige Band sein und kein zusammengefügtes Puzzle aus schon vorhandenen Gruppierungen. Heutzutage ist relativ klar, dass ein Album von THE RED CHORD kein Death Metal-Record, kein Hardcore-Record und kein Deathcore-Record ist, sondern etwas ziemlich Eigenständiges.
Damit magst du durchaus Recht haben, es ist auch für mich nicht einfach, euch irgendwo in eine Schublade zu schieben, die eurer Musik gerecht wird. Das spricht definitiv für euer Schaffen!
Stimmt, es ist eben wichtig für uns, die Hörer mit etwas Kreativem bei der Stange zu halten und das ist immer schwieriger, wenn man die Musik generalisierend zusammenfassen kann.
Ihr habt ja auf dem diesjährigen Summer Breeze Open Air gespielt. Wie war die Atmosphäre dort für euch? Wart ihr mit dem Slot im Party-Zelt zufrieden oder hättet ihr lieber die großen Bühnen geentert?
Auf dieser Tour war das zweifellos eine meiner favorisierten Shows. Die Atmosphäre war prima und alles war super organisiert. Jeder der Anwesenden schien überall seinen Spaß zu haben, völlig egal wer nun gerade auf der Bühne stand. Klar hätte ich gerne auf den großen Bühnen gespielt, aber dennoch war es auch so sehr gut, dass so viele Leute ins stimmungsgeladene Zelt kamen. Das hat mich echt gefreut. Daher liegt es mir fern, mich zu beschweren, sondern bin froh, dass wir überhaupt die Möglichkeit hatten, dort auftreten zu dürfen.
Hattet ihr auch Zeit, euch die oder andere Band anzuschauen?
Ja, ich habe PSYCROPTIC und MISERY INDEX gesehen und wollte mir auch gerne noch THE FACELESS anschauen, musste allerdings nach CARNIFEX dringend weiter. Es ist eben immer etwas Besonderes als Amerikaner in Europa zu spielen, du denkst dir “Cool Mann, hier kennen sie deine Scheibe ja auch!“.
Wenn du Amerika und Europa vergleichst, wo liegen denn die Unterschiede bezogen auf die Fanresonanz bei Konzerten? Geht die Menge hier oder in den USA mehr ab?
Da wir ja aus den USA stammen, haben wir dort natürlich auch so etwas wie einen Heimvorteil. In Deutschland ist es ziemlich gechillt finde ich, aber es kommt natürlich auf den genauen Platz an, wo man letztlich spielt. An vielen Orten in Europa war die Menge auch ziemlich crazy, etwa in Budapest – scheinbar freuen sich die Leute so sehr, wenn mal eine geile Band vorbeikommt. Das merkt man dann selbstverständlich.
Das war soweit alles. Danke dir für das Interview und die vielen Worte, ich wünsche dir alles Gute und noch einen angenehmen Abend! Falls du letzte Worte parat hast, darfst du diese jetzt gerne mitteilen.
Danke für deine Zeit! Wir versuchen Anfang 2010 wieder nach Europa zu kommen und hoffen euch dann alle bei unseren Shows begrüßen zu dürfen. Weiterhin hoffe ich, dass euch unsere neue Platte gefällt!
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Stile | Death Metal, Mathcore |
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