The Prior´s Diary
The Prior´s Diary

Interview

The Prior´s DiaryThe Prior´s Diary besteht nun schon seit 10 Jahren, wenn meine Informationen richtig sind. Trotzdem kam es erst 1996 zum Tape Demo „Adorned“. Warum dauerte das so lange und was ging in dieser Zeit vor sich ? Hattet ihr musikalische Schwierigkeiten, oder wurdet ihr vom „normalen“ Leben aufgehalten ?

Christian Obermüller:

Zuerst müssen wir uns erst einmal bei dir für die lange Wartezeit auf dieses Interview entschuldigen. Die letzte Zeit war beruflich bei uns etwas anstrengend. Aber jetzt zu den Fragen…

Deine Informationen sind richtig. The Prior´s Diary gibt es jetzt schon fast 10 Jahre. Wir haben uns im Jahr 1991 kennengelernt und haben mit musizieren begonnen. Unsere anfänglichen Songs entsprachen noch keinem bestimmten Musikstil. Als 1992 unser ehemaliger Keyboarder Bernd zu uns stieß, ging es langsam mit The Prior´s Diary los. Die ersten wirklichen Songs entstanden, und wir arbeiteten hart an unserem Material. 1994 waren wir dann endlich soweit. Es folgten kleinere Auftritte und die erste Aufnahme des Songs „Daydreamer“, der auf dem „Metal under Germany Vol. 2“ erschienen ist, in einem privaten Studio. Ende 1994 und das Jahr 1995 holte uns das allgemeine Leben ein. Die Hälfte der Band musste zur Bundeswehr oder musste Zivildienst ableisten. In dieser Zeit ging musikalisch nichts. Des weiteren verließ uns unser Bassist, und unser Keyboarder trat sein Studium in den neuen Bundesländern an. So standen wir wieder am Anfang. Die alten Songs waren schwer vom Keyboard beeinflusst, und da wir keinen neuen Mann an den Tasten fanden, wurden die Songs gekickt. Nachdem ein neuer Bassist gefunden war, setzten wir uns wieder in den Proberaum und arbeiteten die nächsten 2 Jahre am Demo „Adorned“, welches dann auch 1997 erschien. Und nach „Adorned“ ging es mit uns schwer aufwärts, so durften wir jetzt auch größere Acts supporten. 1998 und 1999 entstand dann das Material für „Harlekin“. Während den Aufnahmen zu „Harlekin“ verließ uns unser Schlagzeuger, was natürlich wieder ein schwerer Rückschlag für uns bedeutete. Zum Glück fanden wir einen neuen Schlagzeuger, der auch das Material sofort beherrschte und technisch besser war. Nach einem Jahr Studioarbeit erschien dann 2000 unser aktuelles Werk „Harlekin“.

Anfang 2001 war es dann soweit – eure erste CD „Harlekin“, die ihr schon Ende ´99 auf dem Ancient Spirit II Festival angekündigt hattet :), war geboren. Ich war, nunja, ziemlich irritiert, wie ihr euch entwickelt habt. Während auf „Adorned“ noch melancholisch getragener Death Metal (mit fürchterlichen Flötenparts *scnr*) gespielt wurde, herrschen auf „Harlekin“ sehr viel ruhigere Töne vor. Ich mag fast sagen, dass Death Metal inzwischen unzutreffend ist. Wie kommt dieser Gesinnungswandel zustande ?

Christian Obermüller:

Auf dem Ancient Spirit II Festival haben wir damals zum ersten Mal unsere neuen Songs präsentiert. Eigentlich wollten wir die Songs bis zum Release von „Harlekin“ für uns behalten und dann mit einem Paukenschlag das Werk veröffentlichen. Aber wir merkten, dass uns die Zeit davonlief. „Adorned“ war nun schon 2 Jahre her, und wir wollten den Leuten endlich unser neues Material vorstellen. In diesen 2 Jahren machten wir jetzt die Musik, mit der wir uns identifizieren konnten. War „Adorned“ noch von den ersten Jahren der 90ziger beeinflusst, so entwickelten wir uns jetzt langsam von den alten Strukturen weg. Und ich gebe dir recht, dass der Ausdruck Death Metal bei uns mittlerweile nicht mehr stimmt.

Chris Bungert:

Aber ich würde es nicht als „Gesinnungswandel“ bezeichnen, sondern vielmehr handelt es sich um eine normale musikalische Weiterentwicklung, die eigentlich jede Band durchleben sollte. Bei uns ging es eben einfach in diese Richtung, ohne dass wir uns vorher großartig Gedanken darüber gemacht hätten, wie das ganze denn klingen sollte. Es handelt sich schlicht und ergreifend um das Resultat unserer umgesetzten Ideen.

Wie steht ihr zu dem alten Material ? Es ist ja inzwischen schon mehrere Jahre alt. Könnt ihr euch noch ein wenig damit identifzieren ? Immerhin hattet ihr auf „Adorned“ so großartige Songs wie „Serenity“ oder „Lunar Eclipse“ (von dem göttlichen „God´s Army“ Intro mal ganz zu schweigen 🙂 ).

Christian Bungert:

Wir stehen nach wie vor zu unserem alten Material, immerhin war „Adorned“ unser erster kleiner Erfolg. Auf dem Tape befanden sich jede Menge klasse Songs, sie waren nur stilistisch etwas anders und noch nicht so ausgereift wie auf „Harlekin“.

Christian Obermüller:

Das alte Material wird noch zum Teil von uns gespielt. Mit allen Songs von „Adorned“ können wir uns sicher nicht mehr anfreunden, und ehrlich gesagt hatten wir auch keine Lust, unserem neuen Schlagzeuger alles beizubringen. Momentan blicken wir vorwärts. Für die Vergangenheit ist einfach keine Zeit mehr. Natürlich sind die Hammerlieder wie „Serenity“, „Loreena“, „Lunar Eclipse“ oder auch „Close after Midnight“ noch im Programm vertreten.

Wie ich gesehen habe, habt ihr „Harlekin“ im G.Knüppel Tonstudio bei Inner Grotesque aufgenommen. Wie war es so ? Sowohl die Produktion der letzten Inner Grotesque als auch eure neue Scheibe haben einen guten Klang. Ich nehme an, es war nicht nur reine Arbeit, in Markus‘ Studio aufzunehmen ?

Christian Bungert:

Es war zunächst einmal eine interessante Erfahrung, zum ersten Mal in einem Studio aufzunehmen. Da wir uns auch alle kennen, hatten wir bei den Aufnahmen natürlich auch jede Menge Spaß ( Hey Märkl….. sssibbe!!!).

Christian Obermüller:

Natürlich ist es für uns einfacher, bei jemandem aufzunehmen, den wir kennen. Deshalb hatten wir uns für Markus und sein G.Knüppel Studio entschieden. Wir kennen Markus schon ziemlich lange, und er hat einfach einen professionellen Draht zu solcher Musik. Und mit dem Inner Grotesque Release hat er bewiesen, dass er einfach ein Profi ist. Die Arbeit mit ihm im Studio war dann auch sehr professionell, aber trotzdem in lockerer Atmosphäre.

Solange ist die CD zwar noch nicht erhältlich, aber ihr habt bestimmt schon erste Reaktionen vernehmen können. Zumindest im Eternity habt ihr ganz gut abgeschnitten. Wie sehen Rückmeldungen der anderen Mags und der Fans aus ? Ist eventuell schon ein Angebot im Briefkasten gelandet, oder werdet ihr, wie etliche andere talentierte Bands, von den Labels gemieden, damit die 10te Dimmu Borgir/Mystic Circle gesigned werden kann ?

Christian Obermüller:

Die Rückmeldungen der Mags sind sehr, sehr gut. Wir hatten nicht mit so positiven Kritiken gerechnet. Für uns war es schwer einzuschätzen, wie das neue Material bei Freunden oder der Fachpresse ankommt. Trotz der Zeitspanne von 2 Jahren ist man bei den Fanzines nicht in Vergessenheit geraten. Wir konnten eigentlich alle Kritiken zu „Adorned“, die auch schon sehr positiv ausgefallen waren, noch verbessern. Angebote der Plattenindustrie lassen momentan noch auf sich warten. Aber wir haben uns erst diesen Monat die Plattenindustrie vorgenommen. Wir sind auf das Ergebnis gespannt.

Wie sieht es bei euch mit Liveauftritten aus ? Ich bin zwar nicht mehr so oft in eurer Gegend, aber es kommt mir so vor, als wäre im Umkreis von Offenburg/Freiburg nicht mehr so viel los. Ich erinnere mich da an die Tage, als ihr mit Evereve, Cursed Life oder anderen aus der Gegend aufgetreten seid.

Christian Obermüller:

Momentan sieht es bei uns mit Liveauftritten sehr schlecht aus. Wir waren die letzten 2 Konzerte im schönen Frankenland eingeladen gewesen. Und die haben eine Szene, das ist fantastisch. Da kommen zu einem Undergroundkonzert an die 100 Leute. Dagegen ist die Gegend zwischen Offenburg und Freiburg tot. Ich verspreche mir jetzt sehr viel von dem Lahrer „Schlachthof“. Mal schauen, ob wir da Fuß fassen können. Da dieser Club erst im Sommer seine Pforten öffnet, werden wir unsere Konzerte wohl auf den Herbst legen müssen. Ich bin mal gespannt, ob Lahr hier seine Musikkultur auch mal fördert, oder ob es ein großer Reinfall wird.

Christian Bungert:

Die Szene in der Umgebung macht gerade ein kleines Tief durch, d.h. außer bei uns ist es auch bei anderen Bands gerade etwas ruhig oder sie haben sich sogar aufgelöst.

Wie geht´s weiter ? Wartet ihr weitere 5 Jahre, bis ihr in die Gänge kommt und „Harlekin II“ einspielt ? Wie sehen eure Pläne aus – lässt euer Privatleben ein Full Time Engagement in der Band überhaupt zu, oder seid ihr mit Studium und/oder Job voll eingespannt ?

Christian Obermüller:

Ich kann jetzt natürlich nicht in die Zukunft sehen und sagen, wie lange wir für den Nachfolger von „Harlekin“ brauchen, aber ich hoffe, diesmal geht es schneller. Momentan arbeiten wir schon wieder an neuen Songs, und die ersten 3 sind schon fertig. Die Bandarbeit ist auch wieder im Lot. Aber gerade durch den Beruf muss man doch einige Abstriche machen. So kann es schon mal vorkommen, dass wir eine Woche aus beruflichen Gründen pausieren müssen. Leider kann man mit einer Band noch keine Gewinne einfahren, geschweige denn von der Musik leben, und wir sind froh, wenn wir die Kosten für „Harlekin“ wieder reinbekommen. Deshalb ist ein Full Time Einsatz für die Band sehr schwer zu verwirklichen. Aber falls diesmal ein Vertrag für ein Nachfolger rausspringen würde, hat sich die ganze Mühe schon gelohnt. Aber den Beruf ganz aufgeben wird wohl nie gehen.

Christian Bungert:

Hoffen wir, dass es bis zu unserem nächsten Streich keine 5 Jahre dauern wird, ich denke, da herrscht eine einstimmige Meinung in der Band. Da wir aber alle unsere Jobs haben, läuft die Musik nebenher, was natürlich zur Folge hat, dass alles etwas länger dauert als bei Full Time Musikern. Was zählt, ist im Endeffekt das Gesamtergebnis, ob es jetzt ein paar Monate länger dauert oder nicht.

Ich spielte ja gerade auf „Harlekin II“ an und unterstellte euch damit quasi, dass ihr den eingeschlagenen Weg weiterverfolgen werdet. Wie sehen eure Pläne dazu aus ? Werdet ihr weiter in die ruhige, melodische Richtung gehen – vielleicht sogar völlig vom Metal weg – oder legt ihr eher wieder ein wenig an Härte zu ?

Christian Obermüller:

Wir haben jetzt mit 2 Releases bewiesen, dass wir uns weiterentwickeln und dass wir uns nicht auf unseren Fähigkeiten ausruhen. Mit dem nächsten Release wird es sicher genauso werden. Momentan haben wir meiner Meinung nach wieder etwas an Härte zugelegt, aber mal schauen, wie sich die nächsten Songs entwickeln. Da ist noch alles offen… Was es sicher nicht geben wird, ist ein „Harlekin II“. Wir werden nicht zweimal das gleiche machen. Durch unseren neuen Schlagzeuger wird das neu entstehende Material sicher anders umgesetzt, als wir es noch vor 2 Jahren umgesetzt hätten.

Christian Bungert:

Also zunächst einmal möchte ich noch loswerden, dass auf „Harlekin“ keineswegs nur „ruhige“ Songs zu finden sind, sondern durchaus auch Material enthalten ist, das man durchaus zu unserem schnellsten und härtesten zählen kann (das würde sonst ein falsches Licht auf „Harlekin“ werfen).

Und zum Thema zukünftige Richtung musst du unseren Schlagzeuger fragen (hä, hä, hä)! Der ringt schön nach Luft, wenn wir unsere drei neuen Songs am Stück gespielt haben!! Really fast and hard stuff!!

Nun, ich bin gespannt. Am liebsten wäre es mir natürlich, wenn ich das neue Material auch mal live sehen könnte, ohne quer durch die Republik fahren zu müssen. Ok, da ihr mir noch ungefragt eure letzten Worte mitgebt, will ich die auch nicht unterschlagen. 🙂

Last words:

Wir möchten uns zuerst einmal bei dir für das Interview und deine Geduld für die Beantwortung bedanken. Auch ein riesiges Dankeschön an unsere Fans und die ganzen Zines, die uns unterstützen und uns die Treue gehalten haben. Falls jemand Lust auf „Harlekin“ bekommen hat, so kann er die CD unter meiner Kontaktadresse: Christian Obermüller, Gaswerkstr. 2, 77933 Lahr, Germany für 18 DM (inkl. Porto und Versand) ordern. Besucht auch unsere Homepage unter (Link). Desweiteren suchen wir noch einen Keyboarder, der offen für jede Musikrichtung ist und bei uns mitmachen möchte. Einfach unter meiner Kontaktadresse melden. Bands und Zines get in touch. Wir suchen noch Austauschkonzerte und spielen für Spritgeld und eine Mahlzeit.

30.03.2002

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