The Pretty Reckless
Es fühlte sich wie Heilung an
Interview
Lange war es still um THE PRETTY RECKLESS. Demzufolge kursierten zwangsläufig auch Trennungsgerüchte um die Band aus New York. Statt sich von Gerüchten aufhalten zu lassen, arbeiteten Taylor Momsen und Co. im Hintergrund, im Stillen an ihrer neuen Platte, welche mit dem Namen „Death By Rock N‘ Roll“ am 12.02.2021 veröffentlicht wurde. Ende der Stille. Zeit für Rock N‘ Roll. Mit einer Langscheibe, die diesmal weitaus tiefgründiger als seine Vorgänger zu sein scheint, und einen wichtigen Meilenstein in der Karriere von THE PRETTY RECKLESS markiert.
An einem Freitagabend setzten wir uns mit Taylor Momsen zusammen und ließen sie ihre Sicht der Dinge, ihre Meinung zum Album, erzählen:
Die neue Platte heißt „Death By Rock N´Roll“ und präsentiert ein Statement: „Wir sind zurück! Wir sind hier!“ Wie fühlst du dich mit der neuen Veröffentlichung?
Ich bin unfassbar stolz auf dieses Album. Ich weiß gar nicht wie ich es beschreiben soll. Alles was wir zugeben hatten, haben wir in dieses Album gesteckt. Schweiß, Tränen und Blut. Alle Emotionen, ob physisch oder psychisch. Meine persönliche Meinung ist, dass „Death By Rock N`Roll“ eines der besten Alben ist, die wir jemals veröffentlicht haben. Wir freuen uns, dass die Scheibe nun endlich erschienen ist und wir es mit der ganzen Welt teilen können.
Für mich sticht ein Track ganz stark ins Auge: „So It Went“. Hast du persönliche Lieblinge auf „Death By Rock N´Roll“?
Danke dir. Ich kann eigentlich nicht sagen, welcher Song mein Liebling ist. Es ist, wie wenn man unter seinen Kindern ein Lieblingskind bestimmt. Das ist merkwürdig. Sie sind alle meine Babys, meine Kinder. Jeder einzelne Track ist wichtig, sie bauen aufeinander auf. Eines davon als wichtiger zu benennen ist unmöglich.
„…..sie sind alle meine Babys“
„Death By Rock N`Roll“ ist erstmals ein Album ohne euren Produzenten Kato, welcher vor einigen Monaten verstorben ist. Wie hat sich das angefühlt mit einem komplett „neuen“ Produzenten zu arbeiten?
Kato zu verlieren, war ein harter Schlag für uns alle. Er war mehr als nur ein Produzent, er war mein bester Freund auf der ganzen Welt. Er war ein Teil der Band, Teil der Familie. Ihn zu verlieren war ziemlich hart, zu lernen, wie man ohne diesen Menschen weiter machen soll. „Death By Rock n‘ Roll“ ist definitiv eine Hommage an Kato. Nach dem wir das Album fertig geschrieben hatten, waren wir ziemlich verloren und stellten uns immer wieder die Frage, mit wem können wir das am besten im Studio umsetzen. Einer meiner Freunde ist Jonathan Wyman, ebenfalls ein unfassbarer Produzent. Also rief ich ihn an mit den Worten: „Hey Buddy, hast du Bock unsere neue Scheibe aufzunehmen?“ Und er sagte zu. Jonathan ist toll, eine absolut liebenswerte Person, wie ein großer Teddybär (lacht). Man kann Jonathan nicht nicht mögen. In der Zeit der Aufnahmen war er fantastisch und hat uns durch eine harte Zeit begleitet und geholfen. Weil es für uns immer noch merkwürdig war, nicht mit Kato aufzunehmen.
„…So eine Art von Kunst möchte ich nicht machen..“
Auf welche Art hat der Verlust dieses geliebten Menschen Einfluss auf „Death By Rock N‘ Roll“ gehabt. Hat es dich dadurch noch weiter gepusht bzw. die Art der Entstehung der Platte verändert?
Wenn ich mich hinsetze und beginne einen Song zu schreiben ist das die nackte Wahrheit, die ich niederschreibe. Der Song muss sich aber auch langsam entwickeln. Wenn du mir jetzt sagen würdest: „So schreib‘ mir einen Song“, das könnte ich durchaus, aber er wäre nicht besonders gut. So eine Art von Kunst möchte ich nicht machen. Der quälende Part beim Schreiben ist es, auf Inspiration zu warten. Inspiration ist etwas, was du nicht forcieren kann, erzwingen kannst. Du weißt nie, wann die Inspiration dich trifft, weißt nie wie lange es anhält und ob sie wiederkommen wird. Mit diesen immer wiederkehrenden Schreibblockaden habe ich, wie jeder andere Künstler, dann auch zu leiden. Bei „Death By Rock N‘ Roll“ war es das komplette Gegenteil. Ich hatte so viele Ideen und Gedanken in meinem Kopf. Wir haben so vieles erlebt in der Vergangenheit: Tragödien, Verluste, Dramen, Negativität. Wie eine Abwärts-Spirale, die es zu vertonen galt. Diese Emotionen durch das Schreiben und die Aufnahmen zu verarbeiten war wichtig. Es fühlte sich an wie ein Heilung an. Es sprudelte einfach so aus mir heraus. Es fühlte sich einfach gut an, und das macht dieses Album am Ende wahrscheinlich so besonders für mich.
„..wie eine Abwärtsspirale, die es zu vertonen galt…“
Auf der Platte befindet sich ein Track. Sehr zerbrechlich, ruhiger, eine Ballade: „Standing At The Wall“. Was hat dich dazu inspiriert?
Viele der Songs handeln vom Verlust und dem Umgang damit. Es ist einfach ein Stück dieser „Death By Rock N’Roll“-Geschichte. Es ist quasi ein Sinnbild dafür, was alles um dich herumgeschieht, was dich umgibt.
Sind deine Texte grundsätzlich sehr persönlich? Handeln sie oft von deinem Leben, deinem Weg?
Ja, vieles entsteht aufgrund meiner Emotionen, die Dinge, die ich sehe, schmecke, fühle. Es kann aber auch vorkommen, dass ich eine Art Geschichte schreibe, in deren Mittelpunkt ich gar nicht stehe. Fiktionales nimmt manchmal auch einen Teil beim Songwriting ein.
Du hast für „Death By Rock N‘ Roll“ mit Matt Cameron, Kim Thayil sowie Tom Morello zusammengearbeitet. Welche Künstler stehen noch auf deiner Liste: „Künstler, mit denen ich gerne arbeiten würde“?
Ich habe auf diese Frage nie die passende Antwort. Ich meine, es gibt so tolle Künstler, mit denen ich gerne mal zusammenarbeiten würde. Aber auf der anderen Seite ist das nicht der Weg, wie Kollaborationen funktionieren. Eigentlich kommt es zuerst auf den Song an. Ich schreibe nicht und mein Kopf sagte „ich schreibe jetzt einen Song, den ich mit Toma Morello machen kann“. Nein, ich schreibe und dann kommt der Punkt, wenn der Track fertig ist, wo es mir in den Sinn kommt, hierzu eine Kollaboration zu machen, einfach weil der Track dafür perfekt gemacht ist. Also zusammengefasst: die Person kommt erst nach dem Song. Natürlich wäre es für mich cool mal mit Noel oder Liam Gallagher (OASIS) zusammenzuarbeiten, aber dazu braucht es den passenden Song.
„.. erst der Song, dann die Person…“
Was war denn für dich bisher dein bester Live-Moment?
Haha. Oh es gibt so viele. Aber einen speziellen Moment gibt es doch: Wir haben das erste Mal in London und haben dort in einem kleinen Club gespielt. Es war so ein richtig grungig, kleiner, angeranzter Laden. Es war so dermaßen ausverkauft. Die Leute stapelten sich draußen förmlich. Die Fans waren so krass drauf. Kannten jeden einzelnen Song auswendig. Es war so laut, alle waren sofort durchgeschwitzt. Die Fans waren sogar lauter als wir, so dass wir mit unserer Anlage mit unserer Lautstärke gegen die verloren haben. Ein unglaubliches Gefühl. Ich hatte sofort den Gedanken: Das ist Rock n‘ Roll!
„…Das ist Rock n‘ Roll… !!
Und welcher Moment hat dich auf der Bühne aus der Fassung gebracht?
Ein Auftritt lief ziemlich aus dem Ruder. Auf einmal waren alle am Tanzen, am Moshen, die Mädels zogen ihre Tops aus. Es wurde fast schon beängstigend. Fans zogen an meinen Haaren, ich hab schon meinen blutigen Skalp in der Hand eines Fans gesehen. Da waren ziemlich viele Menschen auf einmal etwas sehr aufgekratzt. Haha. Wir achten da jetzt mehr auf die Sicherheit für alle, haben Security, die sich kümmern. Aber zum Anfang der Karriere von THE PRETTY RECKLESS waren das echt immer heiße Partys. Ich hoffe, das wir etwas davon wieder zurückbringen können, wenn die Pandemie vorbei ist. Wir vermissen den Kontakt mit den Fans, die Shows, schon echt sehr. Und jetzt regelt die Security auch alles… Hahaha.
Wenn euch jemand nicht kennen würde, wie würdest du THE PRETTY RECKLESS beschreiben?
Oh ok. Wenn mich jemand fragt, sage ich immer, wer Rock n‘ Roll mag, kann sich gerne mal anhören, was wir so machen. Wer gute Songs, rockigen Gitarrensound mag, sollte uns mal aus checken. Aber im Endeffekt muss diese Erfahrung jeder für sich selber machen. Wir machen Rock, der nicht gradlinig ist, sondern viele Aspekte berücksichtigt und mit ihnen spielt. Wer Bock drauf hat, kommt dazu!
So wir sind fast durch Taylor. Danke dir. Die letzten Sätze überlasse ich dir.
Danke an euch da draußen, danke für eure Unterstützung. Wir wissen, wir würden nicht mehr hier sein, wenn es nicht unsere Fans geben würde. Wird sind darüber unfassbar glücklich und sehr stolz. Wir sind auch sehr stolz auf „Death By Rock N‘ Roll“. Also holt euch die Platte. Hört sie und ich hoffe ihr genießt sie sehr.