The Ossuary
"Wir haben noch längst nicht alles gesagt!"

Interview

Die Italiener THE OSSUARY zelebrieren auch mit ihrem neuen Album „Southern Funeral“ die alten Tage – Doom mit psychedelischen und rockigen Einflüssen steht an der Tagesordnung – und das bereits seit dem Debüt „Post Mortem Blues“ (2017). Durch einige Probleme kam es zu einer Verzögerung der Veröffentlichung. Während das Review bereits im November letzten Jahres erfolgte, kam das Album erst Ende Januar 2019 heraus. Warum dem so ist, woher THE OSSUARY ihre Inspiration nehmen und ob sonst alles „la dolce Vita“ ist, erfahrt ihr im folgenden Austausch mit Drummer Max Marzocca.

The Ossuary Southern Funeral

Das aktuelle Album von The Ossuary: „Southern Funeral“ (2019)

(metal.de) Grüße aus Deutschland! Zunächst einmal, Gratulation zum Release von „Southern Funeral“, welches wir rückblickend vielleicht etwas früh reviewed haben. Wie kam es zur Verzögerung der Veröffentlichung?

(Max Marzocca, Drums) Hi, wie gehts? Danke für die warmen Worte, „Southern Funeral“ sollte ursprünglich im Sommer 2018 erscheinen, aber es gab Probleme beim Mastering und dem Layout, also mussten wir den Release intern öfters nach hinten verschieben. Dann kam November und mit Hinblick auf die Weihnachtsfeiertage haben wir uns für einen Release im Januar entschieden, um gut in das neue Jahr zu starten. In der Zwischenzeit war die Promotion aber schon auf dem Weg und deshalb kam es zu dieser komischen Situation mit bereits vielen vorliegenden Rezensionen aber keinem Albumrelease.

Fast alle von euch waren vorher auch in der Death-Metal-Band NATRON aktiv, die musikalisch doch schon sehr verschieden von THE OSSUARY sind. Wer hat entschieden ein neues Projekt zu starten und wie seid ihr dann letztendlich bei Doom mit 70er-Jahre Rockeinflüssen gelandet und nicht etwa bei Hardcore Punk oder Folk statt dessen?

Bevor THE OSSUARY geboren waren, haben Domenico (Gitarrist) und ich mit ein paar anderen Freunden schon in einer anderen Heavy-Rock-Band gespielt, aber das Projekt hat sich nach etwa 6 Jahren aufgelöst, während wir immer noch Material geschrieben haben. Im Sommer 2014 hatten wir ein paar neue Songs die wir mit einer neuen Band aufnehmen wollten. Deshalb hab ich Stefano (Sänger) gefragt, ob er bei uns als Sänger einsteigen wollte, da ich bereits mit ihm in einer IRON MAIDEN-Coverband gespielt habe und mir ziemlich sicher war, dass er perfekt auf unser neues Material passen würde. Nach ein paar Proben Ende Oktober desselben Jahres waren wir bereit um ins Studio zu gehen und haben Dario, der bei uns mit in NATRON spielte, gefragt, ob er ein paar coole Basslinien beisteuern kÖnnte – was er sofort tat. Letzten Endes wurde er dann auch ein vollwertiges Mitglied. Wir haben das sehr vermisst, solch eine alte Art von Musik zu spielen – Doom, Heavy Metal, dunkles Zeug, psychedelisches aus den 70ern und 80ern. Wir wollen einfach nur dunkle, coole Musik machen und das ist das, was letzten Endes dabei heraus kommt. Zusammengenommen schreiben wir Alben die in den 60ern, 70ern oder 80ern zwar nicht existiert haben, die wir aber gerne aus solch einer Zeit gehört hätten.

 

Auch mit der Verzögerung, ein neues Album nur etwa 2 Jahre nach Release des Debüts zu veröffentlichen ist beeindruckend. Gab es noch Restmaterial nach den Arbeiten an „Post Mortem Blues“ oder findet sich nur neues Material auf „Southern Funeral“?

Nach den Aufnahmen von „Post Mortem Blues“ im Februar 2016 hatten wir plötzlich viel Freizeit vor dem Release, der dann irgendwann im frühen Jahr 2017 kommen sollte. Wir haben die letzten zwei Jahre mit dem Schreiben neuer Songs und dem Produzieren von ersten Demos dazu, sowie einer Europatour verbracht. Ich denke es ist gut, Ideen und Riffs aufzunehmen und mit ihnen zu arbeiten wenn die Zeit dafür vorhanden ist. Wir konzentrieren uns sehr darauf, die Zeit zwischen den „toten“ Momenten der Aufnahme und dem eigentlich Albumrelease optimal zu nutzen. Deshalb ist bei Erscheinen eines Albums das Songwriting fürs nächste schon längst angebrochen. Um die Wahrheit zu sagen, wir sind momentan schon bereits wieder an neuem Material.

Seid ihr glücklich mit Supreme Chaos Records als Label? Wie kam es zum Kontakt?

Ja, wir sind sehr glücklich. Nach zwei Demos haben wir für ein Label zum Release unseres ersten Debütalbums gesucht und ich bin mit Robby (Robby Beyer, Inhaber von Supreme Chaos Records – Anm. d. Redaktion) über einen gemeinsamen Freund in Kontakt gekommen. Robby ist auf dem Sprung Fan unserer Musik gewesen und hat angeboten es bei ihm zu veröffentlichen. Seitdem ist er zu einem Freund der Band geworden und hat auch uns auf unserer ersten Tour durch Europa unterstützt, etwa durch das Booking von einigen Shows in Deutschland, kam sogar live bei den Gigs vorbei. Natürlich war es klar, dass er auch „Southern Funeral“ veröffentlichen würde.

Die Albumtitel nehmen es schon vorweg: Ihr habt eine Faszination mit dem Tod, Trauer, „Vanitas“. Wo kommt das her?

Wir sind wahrscheinlich alle depressiv, auf eine gute Weise, hehe… Im Ernst, ich bin persönlich sehr viel interessierter an den dunklen Dingen im Leben und beschäftige mich ständig mit Fragen wie dem Sinn des Lebens, dem Konzept von Zeit und Tod als Ende aller Dinge, die „Conditio humana“ also endet das einfach auch mit in unserer Musik und in den Lyrics. Unter diesem Aspekt können wir glaube ich auch am ehesten als Doomband klassifiziert werden, mehr noch als nur durch unsere Musik allein.

Die Lyrics beschäftigen sich unter anderem mit der Historie und italienischer Folklore aus eurer Region. Ist das ein ungewöhnliches Hobby von euch oder gab es einfach nur einen guten thematischen Background für die Musik?

Lokale Geschichte und Folklore ist definitiv ein Interesse von mir außerhalb der Musik. Es ist ein sehr passioniertes Hobby seit meiner Kindheit. Ich bin interessiert an der Geschichte des „Schwarzen Todes“ (Die Pestepidemie, welche in Europa von 1346 bis 1353 gewütet hat – Anm. d. Redaktion), den Kreuzzügen, selbst den Invasionen der Wikinger und Normannen in der lokalen Umgebung, auch der Geschichte im Steizeitalter, der Okkupation durch die Römer, Griechen und selbst Araber in dieser Region ebenfalls. Und natürlich der lokalen Folklore. Italien hat in dieser Hinsicht sehr viel zu bieten, die Geschichte fast jeden Ortes hat eine Menge cooler Geschichten, besonders im Süden, da hier so viele verschiedene Kulturen, Imperien, Epidemien, Kriege und Zivilisationen ihre Spuren hinterlassen haben. Selbst die Hexerei hat hier eine lange Geschichte.  Wann immer ich ein wenig Freizeit habe, springe ich ins Auto und besuche verlassene Dörfer, Kirchen, Monasterien, Gräber und Ruinen und probiere das alles zu dokumentieren. Ich lese auch viele Bücher zu diesen Themen, aber mag das Reisen mehr, also habe ich dadurch eine Ausrede zum häufigen Reisen. So plane ich auch meine Urlaubsausflüge, da mir der Urlaub sonst wahrscheinlich zu langweilig wäre.

Ich kann mir vorstellen, dass ihr vielleicht schon vom Malta Doom Festival gehört habt. Das Festival ist in der Hinsicht besonders, dass in einer speziellen Nische (Doom) in einem speziellen Genre (Metal) ein einschlagendes und erfolgreiches Festival im Süden Europas auf die Beine gestellt werden konnte, was nun nicht gerade als Festivalhochburg bekannt ist. Gibt es bei euch in der Nähe etwas ähnliches? Ist generell die Szene gut vernetzt?

Malta ist nur eine Stunde und einen halben Flug von Bari entfernt, wo ich lebe. Es wäre definitiv cool da mal hinzukommen und dort zu spielen, ich hab gesehen das dort eine Menge coole Bands spielen. Bari hat eine allgemeine eine Metal/Rock Szene mit einigen Bands und Bars und Clubs. Sie ist nicht sehr groß, wir kennen uns alle persönlich und probieren so gut es möglich ist zu kooperieren, etwa bei Auftritten. Wir haben auch Festivals, zwar keine eigens für Doom ausgerichtet, aber wir haben trotzdem manchmal coole Doom/Stoner Clubshows.

Könntet ihr euch eure Musik in einem Giallo-Film  ( speziell italienisches Thriller-Genre  – Anm. d. Redaktion) vorstellen? Oder können wir beim nächsten Album mit einem Ennio-Morricone-Cover rechnen ?

Das wäre fantastisch, ich mag italienische Filmmusik, speziell  Morricone und Fabio Frizzi, welcher die Musik für mehrere Filme von Fulci geschrieben hat. Es wäre killer, eine alte italienische 70er Prog-Band wie GOBLIN, OSANNA, TRIP  oder BALLETO DI BRONZO zu covern, aber es würde einige Zeit brauchen und auch ein Label was willens ist so etwas mitzumachen. Deshalb konzentriere ich mich momentan lieber auf unsere eigene Musik, wir haben noch längst nicht alles gesagt!

Habt ihr bereits Tourpläne?

Wir werden sehen, natürlich wollen wir wieder in Europa spielen und sind in Gesprächen. Momentan sind es lediglich ein paar einzelne, ausgewählte Gigs. Das neue Album ist gerade erst draußen, wenn die Leute es gut annehmen und uns sehen wollen können wir uns realistisch Gedanken über eine größere Tour machen.

Das wäre es von mir, danke fürs Interview. Berühmte letzte Worte?

Danke fürs Interview und die Unterstützung, wir hoffen bald nach Deutschland zurück zu kommen! Genießt das neue Album und bleibt heavy/doomy !

 

 

Quelle: The Ossuary, Metal Promotions
05.02.2019

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