The Order
Interview mit Sänger Gianni Pontillo zu "Metal Casino"
Interview
Mit „Metal Casino“ trafen die Schweizer von THE ORDER genau ins Schwarze, denn auf diesem Album wird lupenreiner Hard Rock der Extraklasse zelebriert und geht nebenher sogar als eines der besten Alben 2007 in diesem Genre in die Musikgeschichte ein. Aus diesem Grund habe ich bei Gianni Pontillo um Audienz gebeten und einen richtig gut gelaunten Sänger angetroffen, der von seinen Bandkollegen in höchsten Tönen, aber wenig begeistert über Britpop sprach.
Hi Gianni! „Metal Casino“ tritt richtig Arsch und ist für mich bis jetzt das beste Hard-Rock-Album in diesem Jahr! Was mich auch positiv überrascht hat ist, dass ihr die modernen Metal-Einflüsse eures Debüts zurückgeschraubt habt und eigentlich gar nicht mehr verwendet. Warum habt ihr euch für diesen straighten Weg entschieden?
Hallo, Jens. Danke, freut mich sehr, dass dir unser Album gefällt. Wir haben uns nicht für den straighten Weg entschieden, sondern die Songs sind so gekommen, und so wurde automatisch der Stil ein wenig beeinflusst. Ich finde als Musiker sollte man sich keine grossen Gedanken machen wohin man stilistisch will. Der Vibe muss einfach stimmen, dann kommt’s gut. Ich persönlich finde es auch sehr interessant mal was anderes zu machen anstatt mich zu wiederholen. Also kann’s auch gut sein, dass es bei unserem nächsten Album wieder einen kleinen Stilbruch gibt…wohin, keine Ahnung…
Da bin ich ja mal gespannt. OK, ich geb’s ja zu, dass ich beim ersten Hören des neuen Albums zunächst gar nicht auf den Bandnamen geschaut habe und dann total baff war, als ich THE ORDER im CD-Player hatte. An Schweizer Edelmetall denkt man ja zuerst nun wirklich nicht, denn „Metal Casino“ klingt schon ziemlich amerikanisch. Seid ihr stolz darauf oder wäre es euch lieber, wenn man sofort erkennen könnte, dass ihr Schweizer seid?
Haha, also ich bin ja eh Italiener…von dem her…I don’t care! Aber mal ganz ehrlich, die Reviews, die mit „Im Land der Kühe, Schokolade, Uhren oder Käse“ beginnen, gehen mir schon ein wenig auf den Sack. Wir reden hier über Musik und nicht darüber, was bei uns gegessen oder verkauft wird. Von dem her bin ich froh wenn’s amerikanisch klingt, und sowieso kann ich dir höchstens zwei Schweizer Bands nennen, die mir gefallen, mehr nicht. Ich lasse mich von englischen, australischen oder eben amerikanischen Bands inspirieren.
Was hat es eigentlich mit der Casino-Idee auf sich? Kannst du das bitte mal etwas näher erklären?
Na klar. Als wir die Songs geschrieben haben bemerkten wir, dass alles in eine andere Richtung ging als der Vorgänger. Also wollten wir was riskieren und gingen so auf’s Ganze. Entweder ihr mögt das Album oder ihr mögt es nicht und so hat man dann, wie in einem Spiel, Glück oder Pech. Das Wort „Metal“ ist eine Anspielung auf das, was dich eben nicht erwartet und klang auch viel besser…oder hätten wir das Album „Classic Hard Rock Casino“ nennen sollen? Ein bisschen Fantasie sollte man als Zuhörer auch mitbringen.
Gut, da hast du natürlich recht… Du bist als letzter zur Band gestossen, denn die anderen drei kannten sich ja schon durch GURD. Wie hat man dich eigentlich „gefunden“ und für THE ORDER „ködern“ können?
Gefunden? Die Jungs waren schon riesige Fans von mir bevor ich überhaupt geboren wurde! *lacht* Nein, das Schicksal hat uns zusammen geführt.
Aha…und, wie würdest du deine Bandkollegen charakterisieren?
Willst du, dass ich mich jetzt mit ihnen verkrache, oder was? Das ist ’ne sehr intime Frage! *lacht* Ich würd‘ mal so sagen, wir sind im selben Einklang zueinander, aber jeder hat seinen eigenen Charakter.
War es denn schwer dich in die Band zu integrieren, oder lagt ihr auf Anhieb auf der gleichen Wellenlänge?
Man muss sich nicht in eine Band integrieren. Entweder es klappt auf Anhieb oder nicht. Wir sind keine Fussballer, die untereinander Machtkämpfe führen. Wir sind Musiker, die zusammen Spass haben und falls wir keinen Spass mehr haben würden, würde es nicht klappen, auch wenn ich sehr viel Geld verdienen würde. Vielleicht glaubst du mir das jetzt nicht, aber ich hatte Angebote von Bands die richtig gutes Geld verdienen. Aber ich kann solche Angebote nicht annehmen wenn ich das Gefühl habe dass es nicht klappen wird.
Also gibt es kaum Unstimmigkeiten zwischen euch innerhalb der Band?
Genau! 🙂
Du bringst ohne Zweifel die perfekte Hard-Rock-Stimme mit ein. Machst du ein spezielles Gesangstraining oder wie hälst du deine Stimmbänder fit?
Ich praktiziere Yoga, gehe mindestens dreimal täglich joggen und trinke sehr viel Sauerkraut-Tee; der ist sehr gesund und entlastet die Stimme wenn sie angeschlagen ist.
Welches ist denn dein persönlicher Lieblingssong auf dem neuen Album und welcher Track gefällt dir textlich am besten?
textlich: „Down With The Rain“
musikalisch: „Mama I Love Rock’n’Roll“
gesanglich: „Little Wings“
Bass-technisch: „In the Heat Of The Lonely Night“
Drum-technisch: „Satisfaction“
Guitar-technisch: „Welcome To The Metal Casino“
von der Produktion: „Broken Days“
vom Spass-Faktor: „Bridge’s Burning“
live zu performen: „Forever“
von der Komposition: „My Last Goodbye“
*grinst* Hab ich was vergessen? Ich glaub, ich finde alle Songs auf eine eigene Art und Weise gut, denke ich…
He He. Ich hab‘ auf eurer Website gesehen, dass ihr demnächst fast auschliesslich in der Schweiz unterwegs seid. Habt ihr auch vor durch Deutschland zu reisen oder sogar ’ne kleine Europa-Tour zu machen?
In Deutschland gibt’s ja fast keine Auftrittsmöglichkeiten, deswegen bleiben wir lieber hier. 🙂 Neee… Klar würden wir bei euch spielen, wir haben aber kein Geld um zu reisen…nicht alle Schweizer sind reich! 🙂
Bist du eigentlich auch noch mit PURE INC. unterwegs, oder konzentrierst du dich jetzt ausschliesslich auf THE ORDER?
PURE INC. ist momentan im Studio…mehr möchte ich aber nicht dazu sagen, da es sich hier um ein THE ORDER Interview handelt. *grinst*
Oh well… OK, wie schaut’s eigentlich in der Schweizer Musikszene so aus? Was meinst du, gibt es bei euch mehr Hard-Rock-Acts als zum Beispiel Black- oder Death-Metal-Bands? Was ist denn grad‘ in der Schweiz so angesagt?
In der Schweiz ist dieser Scheiss Britpop nicht unter zu kriegen. Ich hasse diesen Stil, Sorry! Vor allem hier in Basel ist es eine Qual…Hilfeeeee. Gut, ich mag wirklich sehr vieles, wie auch JAMES BLUNT…aber Britpop…oh Gott!
An Hard-Rock-Bands? Ich kenne fast keine…oder ist GOTTHARD ’ne Hard-Rock-Band? *lacht*
Death-Metal-Bands? In der Schweiz? Ich sag‘ nur: „Wer hat’s erfunden?“ Obwohl das eigentlich nicht grad mein Stil ist, aber immerhin besser als Britpop…aber… Hey, ich liebe England…aber ich kann Britpop einfach nicht ausstehen…so, ich glaub jetzt hab ich’s oft genug gesagt. 🙂
Was hörst du sonst noch so für Musik…neben Britpop? *lacht* Hast du evtl. einen Tipp für uns?
Also wenn ihr das ultimativste hören wollt, dann kauft euch COHEED & CAMBRIA. Liebe macht man nur zu JAMES BLUNT oder MAROON 5, nicht zu verwechseln mit MAROON, sonst bringt man sich danach noch um…
Besten Dank für diesen Reim und das Interview. 🙂 Dann weiterhin viel Erfolg mit eurem neuen Album und den anstehenden Gigs!
Thanx mate, see ya!
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