The Order
Interview mit Gitarrist Bruno Spring zu "Rockwolf"
Interview
Konnte „Metal Casino“, das zweite Album der Schweizer Hard-Rock-Band THE ORDER, auf ganzer Linie und auf Anhieb überzeugen, so benötigt das aktuelle Werk „Rockwolf“ gleich mehrere Durchläufe, bis sich die zum Teil komplexeren Songs entwickeln. Trotz allem hat der ein oder andere weiterhin Probleme damit, sich ins neue Album hineinzuhören. Warum das so ist, welche Geschichte hinter dem Austausch des Cover-Artworks kurz vor Release des Albums steht und warum die Hard-Pop-Formation GOTTHARD keine Konkurrenz ist, haben wir mit Gitarrist Bruno Spring versucht zu ergründen.
Ciao Bruno. Jetzt ist er also unterwegs, der „Rockwolf“. Wie zufrieden seid ihr mit dem Album?
Hallo Jens. Wir sind sehr zufrieden mit unserem „Rockwolf“ und vor allem sehr glücklich darüber, dass das Album jetzt endlich in den Läden steht. Wir hatten im Vorfeld der Veröffentlichung ja einige Probleme zu meistern und mussten den Release ein paar Mal verschieben. Das größte Problem war wohl die Pleite von SPV, die waren der weltweite Vertriebspartner von Dockyard 2, unserer Plattenfirma. Da dauerte es natürlich eine gewisse Zeit, bis unser Label ein neues Setup mit neuem Vertrieb zusammen hatte. Wir sind jetzt bei Soulfood untergekommen und darüber sind wir sehr glücklich, zumal unsere ersten beiden Alben ja auch von Soulfood vertrieben worden sind und wir mit der Arbeit immer zufrieden waren.
Ich habe das Album als Schaf im Wolfspelz betrachtet. Das hört sich schlimmer an als es ist, aber ganz ehrlich gesagt fehlt mir einfach der Biss, der auf „Metal Casino“ allgegenwärtig ist. Was meinst du, warum habe ich diesen Eindruck?
Das ist für mich schwierig zu sagen, da mir die nötige Distanz wohl etwas fehlt. Ich jedenfalls finde „Rockwolf“ um einiges ausgereifter und abwechslungsreicher als „Metal Casino“, auch wenn ich unser letztes Album nach wie vor sehr geil finde. Ich habe schon von einigen Leuten gehört, dass der „Rockwolf“ ein/zwei Hördurchgänge mehr braucht, bis er sich im Gehör festbeißt, dafür aber auch länger dort hängen bleibt als der Vorgänger. Das Feedback der Fans jedenfalls ist durchweg sehr positiv. Geschmäcker sind nun mal verschieden und das ist ja auch gut so.
Ich habe natürlich darüber nachgedacht und denke, dass „Rockwolf“ nicht ganz so spontan klingt wie die Vorgänger, und deshalb auch nicht mehr ganz so viel Spaß macht. Sind die Songs denn komplexer?
Ich gebe dir recht, einige Songs wie z.B. „This Song Is For You“ oder „Rockwolf“ sind tatsächlich etwas komplexer ausgefallen als man das bisher von uns gewohnt war. Genau diese Songs sind es jedoch, die von vielen Journalisten als Highlights gewertet und besonders hervorgehoben werden. Auf der anderen Seite haben wir ja auch extrem eingängige Songs wie „Love Ain’t A Game To Play“ oder „Angel In Disguise“ auf dem Album, welche locker auch auf „Metal Casino“ hätten Verwendung finden können. Überhaupt haben wir diesmal viel Wert auf Abwechslungsreichtum gelegt – vielleicht störst du dich ja daran? „Metal Casino“ war halt eine 100%ige Partyscheibe, während „Rockwolf“ in meinen Augen etwas mehr Tiefgang hat. Wir jedenfalls haben absolut keinen Bock, immer das Gleiche zu machen und nehmen uns die Freiheit, auch mal was Neues zu probieren.
Was allerdings einmal mehr deutlich wird ist, dass THE ORDER diesen gewissen 80er Spirit aus- und auch wiederbeleben. Was hat euch persönlich an den 80ern gefallen bzw. was gefällt dir an dieser Zeit?
Nun gut, mit Ausnahme von Gianni sind wir halt einfach alte Säcke und mit dieser Musik groß geworden. Ha Ha Ha… Nein, im Ernst. Wir alle lieben Bands wie WHITESNAKE, AC/DC, MÖTLEY CRÜE oder VAN HALEN. Ich finde sowieso, dass die besten Hard-Rock-Alben allesamt zwischen 1984 und 1988 aufgenommen worden sind. Und Giannis Stimme ist einfach super geeignet für diese Art von Musik. Vor allem beim Debutalbum hatten wir ja auch verstärkt Modern-Metal-Elemente verarbeitet, aber schlussendlich haben wir gemerkt, dass uns die Hardrock-Schiene einfach besser liegt und uns mehr Spaß macht. Und darum geht’s uns in erster Linie auch.
Vereinzelt hört man in Songs wie „Reorder The Disorder“ frühe JUDAS PRIEST oder im Titelsong auch schon mal SAXON heraus. Ist das auch als eine Art Hommage an die 80er zu sehen?
SAXON kenne ich eigentlich nicht so gut, aber ich bin ein riesiger PRIEST-Fan und von daher werte ich den Vergleich als Kompliment. Und THE ORDER ist eine einzige, große Hommage an die 80er. HaHaHa!
Im Vorfeld zu „Rockwolf“ gab’s übrigens noch eine rechtliche Sache betreffend dem Artwork, so dass ihr kurzerhand das Cover ändern musstet. Was genau ist denn da geschehen?
Das war in der Tat ziemlich Scheiße: Ich kümmere mich neben der Musik auch ums Artwork für unsere Scheiben. Bereits im Frühling habe ich mir also ein paar Gedanken darüber gemacht und bin zum Schluss gekommen, dass sich ein Werwolf auf dem Cover ziemlich gut machen würde. Also habe ich im Internet nach einem geeigneten Motiv gesucht und habe schließlich einen Screenshot gefunden, den ich in meiner grenzenlosen Naivität einem uralten Schinken zuordnete und als copyrighttechnisch bedenkenlos einstufte. Ich habe das Bild in Photoshop bearbeitet und das Ergebnis hat uns allen sehr gut gefallen. Gleich am ersten Tag, als die Plattenfirma die Promo für „Rockwolf“ gestartet hat, meldete sich ein deutscher Journalist und meinte, dass der Wolfskopf aus einem brandneuen Film namens „Wolfman“ aus den Universal-Studios stamme! Als ich im Frühling nach einem Werwolf gesucht habe, bin ich wohl auf einen Vorab-Screenshot aus eben diesem Film gestolpert. Das ging natürlich gar nicht und es musste innerhalb eines Tages ein neues Motiv her. Nach stundenlanger Suche bin ich schließlich auf iStockphoto fündig geworden und habe die Lizenz für das neue Cover hochoffiziell erworben. Wie heißt es doch so schön: „Du sollst nicht stehlen“…
Ha Ha! GOTTHARD haben übrigens auch ein neues Album auf dem Markt. Seht ihr euch eigentlich als direkte Konkurrenz, oder besteht da doch ein Unterschied zwischen euch und GOTTHARD? Gianni meinte jedenfalls im letzten Interview vor zwei Jahren, dass er GOTTHARD nicht als Hard-Rock-Band bezeichnen würde…
Da kann ich Gianni eigentlich nur zustimmen. Seit dem dritten Album würde ich GOTTHARD auch nicht mehr als Hardrock-Band bezeichnen, eher als harte Pop Band. Nichtsdestotrotz finde ich die neue GOTTHARD sehr geil, die Beste seit vielen Jahren. Und ein kleiner Unterschied zwischen uns und GOTTHARD besteht wohl darin, dass wir ein Album für 3.000,00 EUR produzieren, während unsere Kollegen von GOTTHARD mal locker 300.000,00 EUR im Studio verbraten… Das sind einfach ganz andere Dimensionen. Aber… Ich sehe in GOTTHARD absolut keine Konkurrenz, wieso auch. Wir machen ja Musik und keinen Spitzensport. Ich jedenfalls freue mich immer wenn ich sehe, dass unsere Freunde von SHAKRA große Erfolge feiern und GOTTHARD oder KROKUS auf Platz 1 in die Schweizer Charts einsteigen. Das beweist mir, dass gute Rockmusik nach wie vor gefragt ist. Jetzt müssen die Leute nur noch begreifen, dass THE ORDER mindestens ebenso gute, zeitlose Rockmusik machen, unsere Alben kaufen und uns zu Ruhm und Reichtum verhelfen. HaHaHa!
Ich danke dir für das Interview.
Auch dir vielen Dank, Jens.
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