The Offenders
Interview mit Sänger, Gitarrist und Songwriter Valerio zu "Generation Nowhere"

Interview

The Offenders

Für jemanden der jetzt nicht mit eurer Diskografie vertraut ist, was hat sich über die Jahre im Sound von THE OFFENDERS verändert?

Ich denke es gibt einen riesigen Unterschied zwischen unserem ersten Album „Hooligan Reggae“, welches noch komplett von 2-Tone beeinflusst war und unserem aktuellen Album „Generation Nowhere“, welches sich komplett an dem Mix aus Offbeat und 77er Punk orientiert. Mehr Distortion, viel mehr Gitarren und weniger Hammond-Riffs, ich meines es klingt mehr nach Rock als nach Ska, wenn wir uns jetzt mal ohne Details festlegen müssten.

Was ist denn dein ganz eigenes Verständnis von Ska, welche persönliche Einstellung und welchen Lebensstil verbindest du damit?

Wie gesagt, es kam ursprünglich von den Jamaikanern, die in England arbeiteten, der Arbeitsklasse also. Sie brachten diese Offbeat-Shuffle-Musik in die ganze Welt und auch zu den weißen Menschen. Aus den jamaikanischen Rudeboys wurden die Skinheads, die Mods, die Suedeheads, Herberts und all die kleinen Sub-Kulturen, die sich aus den Arbeiterklassen bildeten. Die erste Sub-Kultur übrigens, die sich bis dato aus Menschen verschiedener Herkunft ergab. So ist also hinter dem „Ska“ eine Geschichte einer Sub-Kultur, das nennen wir „den Geist von 1969“. Besonders als der Mods-Style und dann der Skinhead-Style erst in England und dann in der ganzen Welt bekannt wurde. Das verbinde ich damit.

Ich hab garantiert ein paar Pfunde verloren, während ich euer Album gehört haben, weil es mich einfach zum Bewegen und zum Tanzen motiviert. Was ist denn eure Motivation überhaupt Musik zu machen?

Danke dafür, ich nehme das als Kompliment, wobei ich keinen Ärger mit diversen Fitness-Studios will (lacht). „Generation Nowhere“ ist ja nicht wirklich ein Party-Album, besonders wenn man die Texte beachtet. Besonders der Titeltrack, dann „Youth Payed“, „Heil Angela“ und „Stay True“…ich meine, wir sprechen nicht über Sonne, Cocktails und jointrauchende Raste-Leute, wir sprechen über Alltägliches und was uns umgibt, und das ist leider nicht immer spaßig. Womit ich nicht sagen will, dass wir eine Art dunkle oder Emo-depressive Loser sind. Wir wollen eher sagen, dass zwar alles schlecht ist, aber es noch Leute gibt die etwas dagegen tun, anders denken und anders handeln. Und in der Art und Weise schafft es auch eine gewisse Hoffnung. Wobei, je älter ich werde, umso mehr verliere ich den Glauben an die Menschheit. Das ist wohl normal und ich bin sicherlich nicht der Erste, dem es so geht und unglücklicherweise ganz sicher auch nicht der Letzte.

Verfolgt ihr denn die Kommentare der Hörer, deren Reaktionen in den Sozialen Netzwerken und ist dies etwas, worüber ihr innerhalb der Band sprecht?

Manchmal tun wir das, also über Kritiken und auch über Komplimente. Aber wir sprechen da sehr wenig darüber, im Vordergrund steht zu spielen und unterwegs zu sein. Von Angesicht zu Angesicht Kritik oder Lob zu erhalten, ist ein wärmeres Gefühl und man kann besser reagieren.

„Berlin Will Resist“ ist ein Song über die Aufruhr, die 1987 in Berlin zwischen der Polizei und einigen Besuchern entstand. Viele wurden, auch ohne Grund, eingesperrt und es endete mit dem Selbstmord des inhaftierten Norbert Kubat. Bitte erzähl uns, warum ihr diese Begebenheit gewählt habt?

Vor Jahren, als wir bei Destiny Records unterschrieben, hing ich mit unserem Produzenten Jacho ab und wir sprachen darüber, was damals passiert. Denn wir waren ziemlich nah an der Moschee, als der Supermarkt in Brand gesteckt wurde und großer Aufruhr entstand. Als ich nach Hause kam, hatte ich diesen Refrain sofort im Kopf, nahm die Gitarre und alles kam ganz einfach… es ist mein kleines Geschenk, an die Stadt die mich vor fünf Jahren mit offenen Armen empfangen hat, an meinen Bezirk Kreuzberg und die Erinnerungen an eine vergangene Zeit, die sich noch in vielen Herzen der Berliner weiterlebt.

2013 habt ihr sehr viel in der ganzen Welt getourt. Machen sich da, zum Beispiel in China, Unterschiede bemerkbar?

Also wir lieben wir es auf Tour zu sein und mal ganz abgesehen davon, dass Deutschland unsere „erste Heimat“ ist, wächst die Fanbase von Tag zu Tag. Wir waren wirklich beeindruckt von unserer ersten Tour in Russland, wir wurden wirklich stark bejubelt. Genauso in der Tschechische Republik, dort spielten wir im letzten Sommer an der Seite von BAD RELIGION auf dem Pod Parou Fest, genauso in Australien und jedes Mal wenn wir seit 2008 in Wien spielen, ist der Club voll. Wenn die Leute Spaß haben, dann sind sie überall gleich verrückt. Sogar in China war es so, ich erinnere mich an eine wilde, verrückte Nacht in Peking nach der ersten Tour der Show war das. Oder in Wuhan, als wir nach der Show mit den lokalen Punks abhingen, wir waren betrunken wie die Hölle, denn deren Likör ist seeehr gefährlich. Meine Fresse, war das ein Fest! Ich weiß nicht so genau wie man es schreibt aber es klang wie „Ginjo“ oder sowas…

(Anmerkung der Red.. Schaut’s euch doch einfach selbst an, was in China abging!)

Und welche Tourpläne habt ihr für 2014?

Die Tour startet jetzt und wir werden sicherlich auch viele Gigs in Deutschland spielen, besonders auf den Sommerfestivals. Bestätigt ist schon das Might Sounds in der Tschechische Republik und das This is Ska-Festival hier, wir werden wieder nach Griechenland gehen im April, im März nach Russland und im Mai nach Frankreich. Wir sind immer auf dem Sprung, irgendwo, irgendwie und wir lieben es. Das ist unsere Art „Werbung“ zu machen solange wir nicht zu irgendwelchen Tv-Shows eingeladen werden (lacht).

Vieleln Dank für das Interview!

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27.01.2014

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