The Ocean
Von unaussprechlichen Albentiteln
Interview
Hast du nicht mal Lust über tagesaktuelle Sachen zu schreiben?
Es gibt ja genug Bands, die das machen und ihr habt ja ursprünglich eure Wurzeln auch im Hardcore. Hardcore war schon immer politisch, mal mehr, mal weniger, mal direkter, mal indirekter. Und es gibt genug Musiker, die sagen, ich hab was auf der Zunge und das muss raus und wenn ich auch nur eine Person damit ändern kann. Oder ist es eure Vorgehensweise wie du sie eben angesprochen hast, die Leute subtil ändern zu wollen?
Robin: Du hast ganz recht, wir kommen ursprünglich aus der Hardcore-Szene und für mich ist das Umfeld extrem prägend gewesen, sowohl was die Musik, aber auch was die Texte angehen. Trotzdem habe ich es immer als sehr schwierig empfunden gute politische Texte zu schreiben. Für mich gibt es einen Grundwiderspruch, das Politik auf einer rationalen Ebene funktionieren sollte, Musik aber grundsätzlich auf einer emotionalen Ebene. Das geht nicht immer gut zusammen und oft sind politische Texte dann oft pathetisch und nicht emotional und kalt. Umgekehrt verliert Kunst, die sich solche Texte zu eigen macht, ihren Wirkungsgrad. Das ist eine schwierige Sache und es gibt nur ganz wenige Bands, die das gut machen wie TRAGEDY oder HIS HERO IS GONE. Die schreiben gute Texte, die es in wenigen Worten auf den Punkt bringen, was man fühlt. Da gibt es echt nicht viele Bands, die das können. ROHRSCHACH gehörten noch dazu oder auch GROUNDWORK, unbekannte politische Hardcore Bands aus den 90er Jahren, die mir jetzt so einfallen.
Paul: Extrem schmaler Grad zwischen Bevormundung und Kritik.
Robin: Genau, da kommt dann ganz schnell die Keule und das wollte ich für THE OCEAN nie. Mich haben nämlich andererseits auch immer Bands fasziniert, die mehrdeutige Texte hatten, wo man sich selbst Gedanken machen musste und wo man viel Spielraum hatte. Solche Bands haben mich für meine eigenen Texte dann mehr geprägt. Bands wie BREACH oder NEUROSIS, die viel mit Naturmetaphorik arbeiten. Es gibt beides bei uns, war aber auch auf jedem Album ein wenig anders.
Im Interview im Jahr 2010 zu „Heliocentric“ sagtest du, ihr seid gerade im Wandel von einem Kollektiv zu einer richtigen Band.
Paul: Fast zehn Jahre vor gespult…
Fast zehn Jahre später, seid ihr jetzt eine Band? Seid ihr noch ein Kollektiv oder Robin mit Mitmusikern?
Robin: Wir sind sowohl Band als auch Kollektiv, mehr Kollektiv denn je und auch mehr Band denn je. Für uns ist das kein Widerspruch. Das Kollektiv war früher mal ein Begriff, der entstanden ist, weil wir viele verschiedene Leute dabei hatten und es kein richtig festes Line-Up gab. Das ist jetzt nicht mehr so, es gibt ein festes Line-Up für die Band und das auch schon seit ein paar Jahren. Wir haben sechs feste Bandmitglieder und da ändert sich momentan auch nichts und das bleibt hoffentlich auch so. Gleichzeitig ist das Kollektiv aber auch sehr aktiv. Wir haben es auf dem neuen Album auch wieder in den Bandnamen reingebracht. Das liegt daran, dass es immer einen Pool von Leuten gab, die sehr wichtig waren und sind für die Band, die aber nicht unbedingt auf der Bühne stehen. Leute, die auf den Platten spielen, wie unsere Cellistin Dalai, die auf den letzten vier Platten war. Oder auch Pianist Vincent Membrez, mit dem haben wir noch ein Konzert gespielt, aber er hat auf „Pelagial“ und „Phanerozoic“ Klavier eingespielt. Martin Kvamme, der seit „Aeolion“ die Artworks macht und Craig Murray, der den Videoclip zu „Cambrain II: Eternal Recurrence“ und den Film für „Pelagial“ gemacht hat, das sind alles Leute, die irgendwie zur Band dazugehören, aber nicht mit uns auf der Bühne stehen. Die sind Teil des großen Ganzen und um ihnen die Ehre zu erweisen haben wir uns wieder dazu entschieden das Kollektiv aufs Albumcover zu bringen. Es ist eine Band mit festen Leuten auf der Bühne, aber gleichzeitig ist es nicht nur die Band sondern mehr als das.
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Stile | Post-Metal, Post-Rock |
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