The Mist
The Mist
Interview
THE MIST aus Trier haben in den vergangenen Jahren eine kontinuierliche Steigerung ihrer musikalischen Leistung hingelegt. Nach verschiedenen Besetzungswechseln steht die Band Anno 2008 in einer gestärkten Position da und ist bereit, den Underground aufzumischen. Gitarrist Richard Pöschel stand für einen interessanten Plausch bereit.
Nach verschiedenen Besetzungswechseln stehen THE MIST Anno 2008 endlich in einer Formation, die für eure musikalische Entwicklung bestens geeignet zu sein scheint. Wie kam es zu dem jetzigen Line Up?
(lacht) Na ja, wie du schon sagtest, durch Besetzungswechsel. Unser erster Bassist musste die Band aus beruflichen Dingen bzw. wegen des Studiums verlassen. Darauf kamen erst mal diverse Ersatzbassisten, die für unsere Belange aber einfach nichts getaugt haben, bis wir durch Zufall Danny (Reeves, Anm. d. Red.) kennen gelernt haben, der sich super integriert hat und bestens bei uns rein passt. Oliver Baumann, der Vorgänger von Holger Noll unserem jetzigen Sänger, war oft krank, so dass eine weitere Zusammenarbeit keinen Sinn mehr machte und man sich einvernehmlich und freundschaftlich getrennt hatte. Holger hat sich aufgrund einer Anzeige gemeldet, da er von Frankfurt nach Trier gezogen ist und ebenfalls nach einer Band gesucht hat. Und so kam ein CIRCLE OF TYRANTS Sänger zu THE MIST.
Ihr arbeitet momentan ja an einem neuen Longplayer. Werden da ausschließlich neue Stücke enthalten sein oder auch Songs, die bereits erschienen sind, wie z.B von der EP „Cemetary Gates“?
Es werden ein, zwei ältere Stücke enthalten sein. Und zwar in der Qualität, welche die Stücke verdienen und vor allem mit einem um Welten besseren Gesang. Die Resonanz auf die Songs war wahnsinnig hoch, weswegen wir den Hörern diese auch gerne zur Verfügung stellen möchten. U.a. da die angesprochene EP ja vergriffen ist.
Die neuen Songs klingen jedenfalls alle definitiv nach THE MIST und euer Sänger Holger setzt den Tracks noch so einen richtig rockigen Stempel drauf. Habt ihr gezielt darauf hin gearbeitet, dass er so klingt oder war das seine Intention zu den Stücken?
Bislang hab ich bis auf wenige Ausnahmen alle Songs und Texte geschrieben und die waren thematisch und Gesanglich im Gesamtkonzept auf einander abgestimmt. Dem entsprechend waren auch die Gesangslinien bis zu einem gewissen Punkt von mir vorgegeben. Holger hat einfach diese Rockröhre, die wie eine Faust aufs Auge genau zu den Songs reinpasst.
Also kann man schon sagen, dass du der kreative Kopf hinter der Band bist?
Ja, kann man im Großen und Ganzen schon sagen.
Wie ich gehört habe, habt ihr euren alten Gassenhauer „Resist“ für das neue Album mit Holger am Mikro neu aufgenommen. Das Stück wird dadurch noch etwas aufgewertet.
Auf jeden Fall, auch die anderen Songs klingen jetzt so, wie ich sie mir ursprünglich vorgestellt hatte.
Und vor allem kann Holger variabler singen.
Ja, das war uns auch sehr wichtig. Wir waren auf der Suche nach einem vielseitigen Sänger, da wir doch schon ziemlich abwechslungsreich unterwegs sind. Mit Holger sind wir sicher, den richtigen Mann in der richtigen Position zu haben. Er ist eben stimmlich flexibel, hat einfach eine klasse Stimme und weiß diese richtig einzusetzen.
Was ich auch sagen kann ist, dass die Stücke „Shadows Fall“ oder „Insomnian Nights“ schon arg von den alten Stücken im positiven Sinne unterscheiden. Die Qualität und die Ausdrucksweise, das Arrangement sind einfach besser geworden. Würdest du sagen, dass sich die Band einfach weiterentwickelt hat oder dass sich die aktuelle Besetzung hier bemerkbar macht?
Also ich würde sagen, dass wir uns alle weiterentwickelt haben. Ob das musikalisch, instrumental, kompositorisch oder wie auch immer ist. Das führt schon zwangsläufig zu einer Musikalischen Weiterentwicklung… Man haut einfach nicht mehr immer auf dieselbe Kacke (lacht) und macht auch mal was Neues. Es wäre ja auch schlimm, wenn man stehen bleiben würde. Es gibt bekanntere Bands, die in ihrer Entwicklung stehen geblieben sind, sich darauf ausruhen und sich damit begnügen immer wieder „neue“ Alben raus zuhauen, die genauso klingen wie das vorangegangene.
Tja, Stagnation ist natürlich nicht gut, gerade in der Musik macht sich das doch oft bemerkbar.
Genau, Stillstand bedeutet Rückschritt und Rückschritt bedeutet…na ja…irgendwie tschüss.
Wie schaut es denn mit der Produktion zur neuen Scheibe aus. Beruflich gehst du ja in diese Richtung…wirst du das Teil aus diesen Gründen produzieren oder werdet ihr jemanden von außerhalb ins Boot holen, der etwas mehr Abstand zu den Songs hat?
Wenn wir ein finanzkräftiges Label im Rücken hätten, würde ich es vorziehen, dass Album bei einem anderen Produzenten aufnehmen zu lassen. Der Abstand zu der Musik ist einfach enorm wichtig. So kommen ja auch wieder neue Ideen und neue Vorschläge rein, die man vorher vielleicht nicht beachtet hat. Ansonsten werden Marc und ich das Album aufnehmen…mal sehen, ob wir das alles alleine durchziehen, da möchte ich mich noch nicht festlegen.
Klar, von dieser Situation hängt natürlich vieles ab. Aber habt ihr schon ein Studio ins Auge gefasst, in dem ihr gerne aufnehmen würdet?
Nein, bisher noch nicht. Ich kenne einige sehr gute Studios und Produzenten und bin mit einigen befreundet. Aber jeder muss von etwas leben und das ist am Ende letztendlich ganz klar eine finanzielle Entscheidung. Wir hätten aber das nötige Equipment um es alleine durchzuziehen und sind damit auch in der Lage andere Bands aufnehmen.
Jawohl, an dieser Stelle die Werbung für andere Bands! Ihr könnt eure Sachen bei Ritchie aufnehmen lassen. Um noch mal zum Thema Songwriting zu kommen. Wie wir erfahren haben, seid Marc und du dafür verantwortlich. Aber wie läuft das ab? Jeder für sich im Kämmerlein oder im Proberaum oder hockt ihr euch zusammen, um ein Stück zu schreiben?
Hm, ich kann eigentlich nur für mich sprechen. Grundsätzlich entstehen die Songs vollständig in meinem Kopf, strömen in meine Hände und dann spiele ich’s denn Jungs vor und bespreche es mit ihnen. Wenn einer der Jungs aber eine Idee hat, eine Stelle anders zu spielen, bin ich durchaus kompromissbereit (zumindest manchmal, lol). Soll heißen, ich lasse der Band schon ihren Freiraum. Z.B. überlasse ich Holger bei den neueren Stücken wie er was singen möchte, es sei denn, ich habe eine ganz klare Vorstellung wie der Gesang in dem Stück klingen muss um einen bestimmten Effekt zu erzielen. Genauso verhält es sich mit den Texten.
Arbeitest du zu Hause auch mit Pro Tools oder ähnlichen Programmen?
Ich arbeite viel mit Logic, aber auch mit Pro Tools oder anderen DAWs. Je nach Anforderung und Arbeitsplatz.
THE MIST ist ja so eine Band, die aufgrund ihrer musikalischer Vielfalt nur schwer zu kategorisieren ist. Zum einen kann man sagen, dass ihr eine Melodic-Metal-Band seid, zum anderen habt ihr aber auch Growls und härtere Parts in den Stücken. Wie würdet ihr euren Stil beschreiben?
Uh, das ist eine schwierige Frage. Gerade als subjektiv betroffener Musiker ist es schwer, darauf eine Antwort zu finden, die zufriedenstellend wäre. Deshalb mache ich mir erst gar nicht die Mühe darüber nachzudenken, das sollen andere machen. Wir sind schon mit so vielen bekannten Bands verglichen worden, die sich nun wirklich nicht nach uns anhören bzw. wir uns nach denen. Da fielen Namen wie RAGE, AXEL RUDI PELL…alles mögliche. Ich denke THE MIST ist halt THE MIST.
Ihr zockt doch eigentlich das, worauf ihr bock habt, oder?
Wir machen nur das, worauf wir Bock haben!
Wenn man sich eure Homepage www.themist.de bzw. www.myspace.com/themistofficialsite anschaut, fällt auf, dass ihr größtenteils positive Resonanzen aus dem Ausland habt. Da fragt man sich doch, warum es in Deutschland noch nicht so richtig geklappt hat. Liegt das deiner Meinung nach an die Vielzahl der Bands und Veröffentlichungen in Deutschland, oder sind die Deutschen noch nicht so richtig reif für THE MIST?
Also ich bin der Meinung, dass die Metalfans im Ausland offener für deutsche Bands sind, als man es im eigenen Land ist. Leider vergisst man hierzulande zu leicht, dass aus Deutschland Bands hervorgegangen sind, die Weltberühmtheit erlangt haben und an denen sich heute noch sehr stark orientiert wird. Ich will damit ausdrücken, dass es in Deutschland sehr gute Bands jeglicher Stilrichtung gibt, die mit Sicherheit nicht schlechter als die Massengesignten Bands aus anderen Ländern sind. Die aber von den Labeln und Leuten leider fast keine Chance erhalten, da man lieber den tausendsten Abklatsch anhört, als offen für neues zu sein. Da geht’s einem wie der Prophet im eigenen Land, dem niemand zuhört. Wobei es aber auch viele Leute in Deutschland gibt, die uns gut finden und uns unterstützen, wofür wir sehr, sehr dankbar sind.
Mit den Jahren hat sich ja auch einiges getan im Hause THE MIST.
Stimmt, es war schon viel Arbeit, aber von nichts kommt nichts. Und wer ein Ziel hat, hat auch einen Weg.
Eine Sache, mit der ihr in der Vergangenheit sicherlich manchmal Stress hattet, ist euer Bandname, der in gerade in Deutschland einige zum schmunzeln bringt und worauf Kritiker vielleicht auch direkt verweisen würden. Wie geht ihr mit so etwas um?
Wir haben schon alles gehört. Von „Mistjungs“, „Wo Mist draufsteht ist auch Mist drin“ über „…da kommt der Mist…“ da stehen wir allerdings drüber. Die meisten meinen es im Scherz und da kann man keinem böse sein, viel mehr lachen wir – wenn’s denn originell ist – dann zusammen mit den Leuten. Es gibt aber auch diejenigen die den Unsinn ernst meinen, in dem Glauben uns runterzuziehen.(lacht). Na ja, die meisten sind Neider und der Rest scheint zu dumm zu sein, um Englisch zu können. Wenn die meinen das machen zu müssen und sich damit nur selbst dem lächerlichen preisgeben ist das Ihr Ding. Ich mach es nicht zu meinem.
Na ja, ein Bandname wir IRON MAIDEN, zu deutsch EISERNE JUNGFRAU, lässt ja auch Platz für Interpretationen.
Eben, denn derjenige, der sich mit dem Mittelalter beschäftigt weiß ja, dass die Eiserne Jungfrau ein beliebtes Folterinstrument war.
Also die Dummheit stirbt ja leider nicht aus…
Ja, aber wir machen uns da wie gesagt gar nichts draus.
Eure Live-Aktivitäten habt ihr mit den Jahren ja enorm gesteigert. Ihr spielt mittlerweile sehr häufig und in ganz Deutschland. Gibt es in Deutschland eine Region, in der ihr gerne mal spielen würdet, bisher aber noch nicht hingekommen seid?
Es gibt da so eine entfernte Provinzstadt namens Österreich (lacht).
Oh je, böse böse!
(lacht) Man munkelt es sei ein kleines Bergvölkchen. Spaß beiseite, wir spielen überall dort, wohin es uns verschlägt. Da wir sehr gerne auf der Bühne stehen Wir haben da keine besonderen Vorlieben.
Ihr steht ja allesamt im Berufsleben bzw. ihr arbeitet darauf hin. Wird es nicht zunehmend schwerer, Zeit für die Band zu finden?
Es kann schon mal sein, dass die ein oder andere Probe ausfällt, weil z.B. unser Schlagzeuger ne eigene Firma hat oder aufgrund der räumlichen Distanz von Marc, der in Köln wohnt und wir in Trier proben. Das hat bisher aber kein größeres Problem dargestellt. Wir schicken in diesem Falle dann z.B. Soundfiles hin und her.
Also kann man mit den heutigen Mitteln schon global arbeiten?
Ja, so was ist heute eigentlich ja auch schon Standart. Es gibt ja Bands, deren Musiker in ganz Europa oder auf der gesamten Welt verteilt sind und dann schickt man die Files hin und her und/oder nimmt in verschiedenen Studios auf.
Du bist ja immer noch Betreiber des Labels Ruptured Silence. Wie ich gehört habe, sind ja bereits verschiedene Plattenfirmen an THE MIST interessiert. Habt ihr schon mal mit dem Gedanken gespielt, dass ihr euer neues Album vielleicht auf deinem Label veröffentlichen könntet? Oder stand das gar nicht zur Debatte?
Jein. Ich persönlich möchte es eigentlich nicht. Man könnte dadurch u.a. den Vorwurf bekommen, dass man Entscheidungen für sich trifft und nicht für die Band. Das könnte zu internen Problemen führen und das möchte ich einfach nicht. Wenn ich als Label denke, dann muss ich auch manchmal als Geschäftsmann Entscheidungen treffen, die für die Band eventuell nicht immer nachvollziehbar sind. Da bleibt meist keine Zeit für großartige Erklärungen. Das sind einfach zwei verschiedene Welten.
Klar, wenn du an der Band Geld verdienst und dir je nachdem die Taschen voll machen kannst, würden das deine Kollegen wohl nicht so gerne sehen.
Das kostet erst mal ein Haufen Asche, weit mehr als man sich vorstellt, bevor Geld reinkommt. Das sieht aber keiner. Nur wenn Geld in Form von Gewinn am Ende anfällt. Meist sind es erfahrungsgemäß dann diejenigen, die absolut nichts für eine Band getan haben, die ersten die „ihren“ Einsatz vergütet haben wollen.
Habt ihr denn für das neue Album schon ein Veröffentlichungsdatum im Fokus oder einen Wunschtermin?
Wir wollten zum Ende des Jahres die Scheibe rausbringen, legen uns dabei allerdings noch nicht fest, denn es ist uns wichtig eher auf die Qualität achten anstatt auf den Release-Termin. Das Album kommt erst raus, wenn die Stücke zu 100% klingen. Wir wollen, dass ein ordentliches Produkt auf den Markt kommt, denn jeder, der dafür Geld ausgibt, kann das erwarten und sind wir auch jedem der uns mit dem Kauf der CD unterstützt schuldig. Dementsprechend wollen wir die Leute auch nicht enttäuschen.
Habt ihr denn bereits eine Spruchreife Anzahl von Songs fertig?
Bisher haben wir vier bis fünf Songs im Kasten. Wir wollten insgesamt 12 Songs schreiben und davon die besten neun aufs Album packen. Lückenfüller wird es definitiv keine geben und damit folgen wir auch nicht der Firmenpolitik von diversen Labeln Hauptsache ein Album rauszuhauen (lacht).
Steht denn schon ein Titel für das Album fest?
Wir haben den Arbeitstitel „Between The Islands“. Wobei diese Inseln natürlich vielseitig und philosophisch interpretierbar sind. Auf näheres werden wir aber nicht eingehen, damit sich die Leute ihre eigenen Vorstellungen davon machen können.
Das Cover von „Cemetary Gates“ war ja noch sehr geheimnisvoll gestaltet. Werdet ihr den gleichen Künstler für das neue Album nehmen?
Wir würden diesmal gerne einen professionellen Künstler engagieren, der unsere Ideen richtig umzusetzen weiß. Mein Geldbaum ist aber leider eingegangen (lacht).
Wenn es jemanden gibt, der für wenig Geld gute Arbeit leistet, der kann sich ja bei euch melden.
Es sollte allerdings schon jemand sein, der es wirklich drauf hat, denn wir sind in letzter Zeit u.a. auch mit Webmastern, an Leute geraten, die einem immer zugesagt haben. Wir haben dann Monatelang gewartet, immer wieder nachgefragt und sind vertröstet worden. Am Ende kam außer heißer Luft leider nichts dabei raus. Mit solchen Leuten kann man nicht arbeiten und kann kein Mensch gebrauchen.
Der Sommer steht ja kurz bevor. Seid ihr schon für irgendwelche Festivals eingeplant?
Das nächste wäre das Tartarus Open Air in Euskirchen, im September spielen wir auf dem Meating Of Generations Festival, gefolgt vom Baden Metal Festival. Es werden jedoch noch mehr Termine folgen, schaut einfach ab und zu mal auf unsere Homepage www.themist.de.
Gibt es noch etwas, was du loswerden möchtest, dir aber bisher die Möglichkeit fehlte?
Die obligatorische Frage! Die kommt in jedem Interview. Ich bedanke mich bei dir und bei www.metal.de für das Gespräch. Danke auch an alle Leute, die uns auf ihre großartige Weise unterstützen, Hut ab! Besucht mal unsere Webseite, kommt zu unseren Konzerten und trinkt mit uns ein Bierchen. Support the Underground! Ach ja, jeder der uns gut findet rockt! (lacht)
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