The Midnight Ghost Train
Interview mit Steve Moss zu "Cold Was The Ground"
Interview
Eine tolle Überraschung in diesem Monat sind THE MIDNIGHT GHOST TRAIN, welche auf ihrem bereits dritten Album „Cold Was The Ground“ mit einer kauzig-kruden Mischung auf fiebrig düsterem Delta-Blues, staubtrockenem Stoner und gediegenem Southern Rock mit dezenten Gospel- sowie American Gothic Einflüssen um die Ecke kommt. Um mehr über das Trio aus Kansas zu erfahren, sprachen wir mit Gitarrist und Sänger Steve Moss.
Bitte stelle zuerst deine Band unseren Lesern vor! Wann und wie kam es zur Gründung von THE MIDNIGHT GHOST TRAIN? Wer sind die Mitglieder?
Wir fingen 2008 an, nachdem mein bester Freund John Goff an einem Asthmaanfall starb. Sein Tod inspirierte mich zur Gründung einer Band. Ich realisierte dadurch, wie vieles ich im Leben als selbstverständlich annahm und wie langweilig und unmotiviert ich war. Also verkehrte ich alles ins Gegenteil und seither habe ich niemals pausiert oder innegehalten. Ich kündigte meinen Job als Lehrer, fing an Musik für THE MIDNIGHT GHOST TRAIN zu schreiben und tourte wie verrückt. Wir spielen um die 300 Konzerte im Jahr, das hält uns am Leben. Ich habe mir selbst keinen Plan B gelassen und alle Brücken hinter mir verbrannt, daher kann ich niemals zurückkehren. Wir sind ein Trio, waren es immer und werden es immer sein. Am Schlagzeug haben wir Brandon Burghart, Bass spielt Mike Boyne und ich spiele Gitarre und singe. Als Trio zu agieren funktioniert für unseren Sound und wir mögen es so zu spielen.
Weshalb der Name THE MIDNIGHT GHOST TRAIN? Woher stammt er?
Ich kam auf die Idee zu diesem Namen von einem alten Hank Williams Song. Mehr oder weniger hörte ich eine Aufnahme von Hank Williams in welcher er „The Midnight Train“ sagt. Wir fügten noch den Geist hinzu und Boom war unser Name geboren. Namen für Bands, Songs oder Alben zu suchen ist ein ermüdender Prozess. Die meiste Zeit sind die Titel welche wir wählen eine Hommage an Künstler oder Schriftsteller zu welchen wir aufblicken.
Was waren eure Einflüsse, als ihr die Band gegründet habt? Hattet ihr vorher in anderen Bands gespielt?
Yeah, wir hatten vorher alle in anderen Bands gespielt, aber keine war so ernsthaft und wir waren in keiner so engagiert, wie wir es in THE MIDNIGHT GHOST TRAIN sind. Meine persönlichen Einflüsse liegen hauptsächlich zwischen Blues und Jazz. Aus diesen stammt unser Sound. Diese Art von Musik hat für mich immer viel Bedeutung gehabt. Als die zuerst Band anfing wollte ich, dass es eine direkte Blues-Band wird, aber als wir mit den Touren anfingen und immer mehr auf den Bühnen spielten, veränderten wir uns organisch und wurden viel heavier und schneller. Es war einfach viel mehr Spaß, auf der Bühne verrückt zu spielen. Wirklich heavy zu spielen erlaubte uns, das volle Gefühl und die volle Seele herauszukehren von dem, was wir tun wollten. Es war einfach so aufregend. Wir sind Performer und lieben es auf der Bühne alles raus zu lassen.
Bitte erzähle uns mehr über die Geschichte von THE MIDNIGHT GHOST TRAIN! Was habt ihr seit der Bandgründung alles durchlebt?
Harte Arbeit! Das ist mit Sicherheit das, worum es alles geht und worauf wir uns konzentrieren. Was immer wir tun müssen stellen wir sicher, dass es gemacht und zwar auf die am besten mögliche Weise. Wir werden nie nachlässig, machen niemals eine Pause und drücken alles vorwärts. Manchmal läuft es ins Leere, aber wir werden niemals aufhören, da wir keine anderen Möglichkeiten haben. Die eine oder zwei Stunden die wir auf der Bühne verbringen dürfen ist es, wofür der Stress und die harte Arbeit sind. Mein Vater war ein irrsinnig harter Arbeiter. Er arbeitete zwei Fulltime Jobs um die Familie durchzubringen, und er hat diese Art von Entschlossenheit und Arbeit in mich installiert. Ich danke Gott, dass ich zwei weitere Typen gefunden habe die bereit sind, dieselbe Anstrengung in die Band zu stecken und die dieselben Ziele wie ich haben.
Ist das Songwriting bei euch eine Leistung der gesamten Band oder habt ihr einen Hauptsongwriter? Was inspiriert euch?
Wir schreiben alle die Teile. Manchmal schreibt der Schlagzeuger die Basslinie, oder ich schreibe den Schlagzeugbeat, oder der Bassist schreibt das Gitarrenriff. Wir finden einfache gemeinsam heraus, was am besten für den Song funktioniert. Das ist wichtig für uns. Es geht bei uns nicht darum, spielerische Fähigkeiten zu zeigen, wir konzentrieren uns darauf den bestmöglichen Song zu schreiben. Es war nie eine Art Wettbewerb für uns sondern immer eine kollektive Leistung. Wenn also der Bassist eine Idee für einen Drumbeat hat, wird er sie uns zeigen und der Song wird besser, wenn wir uns darauf einlassen. Wie ich bereits sagte haben wir alle dieselben Ziele und Visionen, daher teilen wir uns das Schreiben gemeinsam. Drei Köpfe haben sich nahezu immer besser bewährt als seiner. Die Inspirationen kommen hauptsächlich von jedem selbst und unseren gemeinsamen Erfahrungen. Der Schlagzeuger inspiriert mich besser zu spielen und zu schreiben, der Bassist inspiriert den Schlagzeuger, wir pushen uns gegenseitig jeweils das Beste zu geben.
In welchem Zeitraum habt ihr die Songs für euer neues Album „Cold Was The Ground“ geschrieben? Was kannst du uns von den Aufnahmen erzählen?
Wir schrieben dieses Album wie auch die Aufnahmen davor während wir auf Tour waren. Wir denken uns eine Idee aus, versuchen sie auf der Bühne und je nachdem wie das Publikum reagiert ändern wir sie, behalten sie oder entsorgen sie. Wir sprechen nach den Konzerten darüber, wie wir darüber denke wie der gesamte Song lief und welche Dinge geändert werden müssen und wie wir das machen. Das Konzert ist unser Schlachtfeld auf welchem alles was wir trainiert haben getestet wird.
Der Aufnahmeprozess für dieses Album machte viel Spaß. Es wurde zu 100% auf analoges Band aufgenommen, gemixt und gemastert. Es wurde für die Entstehung des Albums nicht ein Computer verwendet. Wir nahmen alles in einem Zug auf, alles Live, im selben Raum gemeinsam. Es wurde an dem Album nichts getrickst, was wir spielten ist das was du bekommst. Keine extravaganten digitalen Computertricks, keine lächerlichen Bearbeitungen oder Overdubs, einfach direkter Heavy Rock n Roll.
Da ich eure vorherigen Veröffentlichungen nicht kenne, inwiefern unterscheidet sich „Cold Was The Ground“ von diesen?
„Cold Was The Ground“ ist bei weitem unser Lieblingsalbum. Es ist schneller, heavier und das musikalische Können sowie die Songstrukturen ist viel fortgeschrittener als bei unseren vorherigen Veröffentlichungen. Das neue Album ist viel ehrlicher in dem was wir sind als Band und wie wir leben. Das in dieses Album involvierte handwerkliche Können war auf einer Stufe auf der wir vorher nie waren. Ein wirklich großer Beitrag, was dieses Album so faszinieren macht ist unser neuer Bassist. Das ist das erste Album das Mike mit uns aufgenommen und geschrieben hat, und die Arbeit die er auf dieser Aufnahme machte ist absolut überwältigend. Das macht wirklich das Album aus und bringt alles zusammen. Mike ist mein Lieblingsbassist aller Zeiten. Ich sage das nicht, weil ich befangen bin. Ich sage das, weil da niemand da draußen ist, der diese Gefühle, Emotionen und Passion auf diese Weise in sein Spiel bringt wie er es macht. Alles in allem kamen wir richtig zusammen und arbeiteten sehr hart für dieses Album und das machte sich letztendlich bezahlt.
Das Album hat ein bluesiges, altes Soul Feeling in den Riffs und in deinem Gesang. Wie viel Inspiration ziehst du aus dem Blues und welche Künstler sind da für dich im Laufe der Jahre hervorstechend?
Du hast den Nagel direkt in den Kopf getroffen. Ich könnte jetzt den Streber raushängen und ein gesamtes Buch darüber schreiben, wie mich der Blues inspiriert und die Musik die wir spielen. Aber ich möchte euch nicht damit langweilen. Alle unsere Riffs und die Strukturen kommen in gewisser Hinsicht aus dem Blues. Auch wenn das was wir spielen wie Metal klingt, wenn man es langsamer spielt und man die Verzerrung rausnimmt, hättest du direkt erkennbare Blues Songs, Riffs und Rhythmen. Ich spreche nicht über 70er Britisch Blues Rock. Unsere Einflüsse kommen von Muddy Waters, Skip James, Lightin Hopkins, John Coltrane, Leadbelly, Charlie Patton, BB King, Howlin Wolf, Ray Charles, Robert Johnson, Bukka White, Big Bill Broonzy, selbst der Titel unseres Albums stammt aus einem Blind Willie Johnson Song namens „Dark Was The Night – Cold Was The Ground“. Das ist mein Lieblingssong aller Zeiten, es ist ein kraftvoller und passionierter Song der einfach zum Feeling des Albums passt, daher haben wir ihn verwendet. Der Blues macht einfach Sinn für uns und der Blues ist die heavieste Musik von allen. Wie kann man mehr heavy werden als die Seele eines Mannes. Andere Einflüsse als direkter Blues sind Tom Waits, Nick Cave, Chicago und Broken Social Scene, sie haben eine Platte namens „You Forgot It In People“ die meiner Meinung nach ein Meisterwerk ist.
Wovon handeln die Texte?
Nun, um wieder zurück zum Blues zu kommen, viele der Texte sind eine Art Hommage an die großartigen Blues Musiker. Viele der Referenzen werden die Leute nicht aufgreifen aber einige schon, und das macht mich immer so glücklich zu hören. Der Song „The Little Sparrow“ ist Edith Piaf gewidmet, dessen Spitzname so war. In diesem Song singe ich die Wörter „Padem Padem Padem“ welche aus einem ihrer berühmtesten Songs stammen. Der Track im Speziellen handelt davon, wie die Musik dein Leben und deine Seele bis zu jenem Punkt übernimmt, in dem sie dir alles stiehlt, aber du liebst sie so sehr, dass du bereit bist mehr und mehr von dir zu geben. Ich bin mir sicher dass viele Musiker sich damit verbunden fühlen. Neben diesem Song schwanken die Texte in verschiedenen Themen, nicht ein spezieller Gegenstand, eher eine chaotische Reise in unsere Köpfe.
Du hast gesagt, dass ihr sehr viele Konzerte spielt. Hast du ein paar interessante Geschichten von euren Touren auf Lager, Lieblingsorte wo ihr gespielt habt, andere Bands?
Definitiv die beste Band mit der wir bisher gespielt hatten waren THE BLACK DIAMOND HEAVIES. Sie haben uns umgehauen. Es machte viel Spaß mit ihnen zu spielen und ihnen dabei zuzusehen. Wir lieben das alles, solange da eine Bühne ist und ein Ort um einzustöpseln, werden wir dorthin kommen und unsere Herzen raus spielen. Es ist ein Segen die Chance zu haben überall in die Welt zu reisen und unsere Musik zu verbreiten, wir lieben das alles.
Yeah, wir haben viele Geschichten, einige sollten vielleicht hier nicht besprochen werden, aber eine die mir im Augenblick heraussticht ist folgende. Wir wurden einmal in Deutschland in einen Unfall verwickelt. Wir mussten an einer roten Ampel anhalten und plötzlich fuhr ein Auto rückwärts in uns rein. Wir sahen es auf uns zukommen aber es gab keine Möglichkeit auszuweichen und wir konnten uns nicht vorstellen dass er in uns kracht. Aber natürlich knallte es in uns rein und zerstörte unser Auto. Der Fahrer hatte ein Baby auf dem Rücksitz und Gottseidank war es in Ordnung. Er sprach Arabisch und nicht ein Wort Englisch oder Deutsch. Die Polizei kam und sie sprachen kein Englisch und dann musste ich ans Telefon mit der Autovermietung die Französisch sprach. Also in diesem chaotischen Durcheinander wurden wir in Arabisch, Deutsch und Französisch angeschrien und wussten nicht was los ist und schrien in Englisch zurück. Es war ein internationales Desaster. Aber letzten Endes wurde alles geordnet und der Typ musste für die Beschädigungen zahlen und wir erhielten ein neues Auto. Aber es dauerte Stunden.
Was habt ihr in nächster Zukunft geplant? Werdet ihr wieder auf Tour nach Deutschland kommen?
Oh yeah, tatsächlich fliegen wir in vier Tagen für eine große Europatour über den Teich und spielen einige Shows in Deutschland. Wir werden viel auf Tour sein um das neue Album zu promoten. 2015 wird für uns so geschäftig sein wie immer, wir werden drei Europatouren machen, drei USA Touren und eine Südamerika Tour. Wir haben große Pläne für dieses Jahr. Wir glauben wirklich an dieses Album und wollen unsere Musik so weit wie möglich verbreiten.
Vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören dir!
Es war ein Vergnügen mit dir zu sprechen. Jeder da draußen, haltet die Augen nach uns offen da wir in eurer Stadt eher als später sein werden. Wir werden unsere Tourdaten immer wieder auf unserer Internetseite updaten. Unser neues Album „Cold Was The Ground“ wird Ende Februar über Napalm Records veröffentlicht, ihr könnt es dort bekommen oder bei unseren Konzerten. Danke!
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Stile | Blues Rock, Doom Metal, Sludge, Southern Rock, Stoner Rock |
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